Preview: Regular Season 2020 (Week 12) – Seahawks @ Eagles

Preview Week 12, 2020 Philadelphia Eagles

It’s always sunny in Philadelphia. Außer halt an diesem Montagabend (Ortszeit), während die Seattle Seahawks bei den dort heimischen Eagles gastieren. Wenn im Lincoln Financial Field die Flutlichter angehen, trübt laut Wetterbericht mäßiger Regen die Perspektive von Quarterback Russell Wilson. Dass er dann trotz Wind und Nässe den Durchblick behält, ist Grundvoraussetzung für den Erhalt von Seattles Pflichtsieg-Serie.

Die Ausgangsposition ist gut für die Seahawks. Sie bekommen Center Ethan Pocic, Running Back Chris Carson und Cornerback Shaquill Griffin nach Verletzungen zurück. Sie hatten nach Thursday Night Football in Week 11 eine kleine Bye Week und sie brennen darauf, mit vier Siegen in vier vermeintlich einfachen Spielen die heiße Schlussphase der Regular Season einzuleiten und sich eine hervorragende Ausgangsposition – Platz 1 in der NFC – für die Playoffs zu sichern.

Beim Stichwort Playoffs hätten die Eagles mit einem Record von 3-6-1 normalerweise weggehört. Normal aber ist in dieser Corona-Saison überhaupt nichts in der National Football League. Weil sich in der NFC East Woche für Woche vier Teams unterbieten, steckt Philadelphia mittendrin im Playoff-Kampf. Vielleicht fehlte deshalb bislang der Mut zum Wechsel auf der Quarterback-Position. Und so bleibt die vielschichtige Frage, die auch am Dienstagmorgen über dem Lincoln Financial Field schweben wird: Was tun mit Carson Wentz?

Das Spiel:

  • Kickoff: Dienstag, 2.15 Uhr
  • Austragungsort: Lincoln Financial Field (Freiluft/Naturrasen)
  • Wettervorhersage: 13 Grad Celsius, Regen
  • Schiedsrichter: Brad Allen
  • Empfang: NFL GamePass, DAZN
  • Wettprognose: Seahawks -5,5
  • Schnellcheck: Philadelphia Eagles
  • Hashtag: #SEAvsPHI

Der Injury Report:

Alles deutet darauf hin, dass die Seahawks auf Right Tackle Brandon Shell (Sprunggelenk) verzichten müssen. Für ihn käme wohl erneut Backup Cedric Ogbuehi zum Einsatz. Center Ethan Pocic kehrt indes in die Startformation zurück, wodurch Rookie-Guard Damien Lewis wieder auf die rechte Seite rückt.

In der Secondary feiert Cornerback Shaquill Griffin sein Comeback – und prompt droht ein anderer Verteidiger auszufallen. Slot-Cornerback D.J. Reed, der in Week 11 souverän die Außenbahn deckte, hat Probleme mit dem Fuß. Neben Griffin wird demnach Tre Flowers als Cornerback auflaufen, während Nickel Ugo Amadi den Slot verteidigt.

Bei den Gastgebern fällt derweil Right Tackle Lane Johnson (Sprunggelenk) sicher aus. Seine Saison ist eigenen Angaben zufolge gelaufen. Sein O-Line-Kollege Jason Peters wechselt nach großen Schwierigkeiten in der Vorwoche (3 Sacks, 3 Quarterback-Hits, 7 Pressures) von Left Tackle zurück auf Right Guard. Wir werden also in Philadelphia eine umgestellte Eagles-Angriffslinie sehen am frühen Dienstagmorgen.

Die Matchups:

Seahawks-Passverteidigung vs. Eagles-Receiver: „Ich habe ein schlechtes Play gegen Stefon Diggs gemacht und plötzlich denken die Leute, ich kann nicht covern“, sagte Jamal Adams am Freitag ein wenig irritiert. Noch vor einem Jahr sei er in den landesweiten Schlagzeilen der Spieler gewesen, der Tight Ends komplett ausschalte (wenn er nicht gerade den Quarterback jagte). Der Strong Safety der Seahawks ist überzeugt, dass eine Leistungen in der Passverteidigung in Ordnung sind. Während seine Noten bei Pro Football Focus (PFF) eine andere Sprache sprechen (Coverage 2019: 87,5/100; Coverage 2020: 44,5/100), bekommt Adams gegen die Eagles eine weitere Chance, die öffentliche Meinung positiv zu beeinflussen.

Der Hoffnung auf die Rückkehr von Tight End Zach Ertz in Philadelphias Kader verpasste Cheftrainer Doug Pederson am Freitag einen Dämpfer. Somit bliebe es wohl die Aufgabe von Dallas Goedert und Richard Rodgers, die Seahawks-Verteidigung im 12-Personnel zu attackieren. Die Rückkehr zu ihrem beliebtesten System aber sollten die Eagles um eine weitere Woche verschieben, den Seattle war im bisherigen Saisonverlauf gegen 11-Personnel anfälliger. Daher sollte eher Receiver Travis Fulgham im Fokus der Offensivbemühungen stehen, wenngleich der nach furiosen Wochen seit der Bye Week nicht mehr so richtig in die Spur findet (12 Targets, 2 Receptions, 16 Yards).

Kurzer Ausflug noch zum Pass Rush, der es in den vergangenen Wochen auch der Secondary leichter gemacht hat. Seit drei Spielen wütet Defensive End Carlos Dunlap bei den Seahawks. In diesen drei Begegnungen sammelte Seattle mehr Sacks (13) als in den sieben vorherigen Spielen (12). Daher: noch sparsamer blitzen, auf den regulären Pass Rush vertrauen und die Passverteidigung so entlasten.

Seahawks-Quarterback Russell Wilson vs. Eagles-Secondary: Einen Tag nach seinem 32. Geburtstag tritt Wilson bei den Philadelphia Eagles an – in seinem 139. Profispiel in Serie. Trotz seines „stolzen“ Alters und trotz der meisten kassierten Hits in den vergangenen neun Spielzeiten (857) dürfte er auch an diesem Tag für einige Yards auf dem Fußweg sorgen. Seine Stand jetzt 367 Rushing-Yards führen nicht nur die Seahawks an, sie sind hochgerechnet auf eine gesamte Saison auch sein zweitbester Karriere-Wert in der NFL.

Die Eagles sind wie die Seahawks gut darin, Running Backs zu stoppen, doch mit laufenden Quarterbacks haben sie so ihre Probleme. Mit seinen Füßen wird Wilson gegen die Pass Rusher Brandon Graham, Derek Barnett, Josh Sweat und Fletcher Cox Spielzüge am Leben halten – um dann zum tödlichen Pass anzusetzen. Der könnte in Week 12 wieder vermehrt Wide Receiver Tyler Lockett finden. Sein Kollege DK Metcalf bekommt es mit Passverteidiger Darius Slay zu tun – ein Matchup für Liebhaber, denn Slay gehört wie Jalen Ramsey und Patrick Peterson zur Gattung der aggressiven, physischen Cornerbacks.

Seahawks-Cheftrainer Pete Carroll vs. Eagles-Cheftrainer Doug Pederson: Auf dem Papier ist die Angelegenheit eine glasklare. Von vier Aufeinandertreffen der zwei Head Coaches gewann alle vier der NFL-Oldie Carroll. Aber das ist nicht der Punkt. Beim Blick auf Carson Wentz‘ Vertragssituation wird deutlich, dass er Philadelphia wohl kaum so schnell verlassen wird. Der Stuhl seines Trainers wackelt hingegen mit jeder Niederlage stärker. Wie lange kann Doug Pederson es sich noch erlauben, an seinem Spielmacher festzuhalten, bevor er Rookie Jalen Hurts eine Chance geben muss?

Ein Auszug aus der Wentz-Misere: Er hat die meisten Interceptions der Liga (14), sieben Ballverluste bei Sacks, desolate PFF-Noten und Effizienzwerte in direkter Nachbarschaft zu Drew Lock und Sam Darnold. Auf dem Spielfeld sieht das dann so aus:

Der Starter heißt am Sonntag wohl Wentz, aber sollte es aber ähnlich laufen wie vor einer Woche gegen die Cleveland Browns oder zumeist in dieser Saison, muss spätestens nach der Pause Hurts auf dem Feld stehen. Dann zeigt sich, ob Pete Carrolls Defensive besser auf einen Backup eingestellt ist als in Week 8 gegen die San Francisco 49ers.

Nicht nur darum geht’s für Carroll am Dienstagmorgen. Gegen die Arizona Cardinals liefen die Seahawks in Person von Rückkehrer Carlos Hyde bei den frühen Downs in neutralen Spielsituationen wieder öfter als in den Vorwochen. Der #LetRussCook-Zeiger drehte nicht mehr ganz so heiß. Ob das eine speziell auf den Gegner in Week 11 zugeschnittene taktische Maßnahme oder nach zwei schwachen Spielen von Wilson eine Trendwende war, zeigt nun womöglich die Partie in Philadelphia.

Hierbei durchaus eine zu berücksichtigende Variable: Carrolls Lieblings-Running Back Chris Carson kehrt gegen die Eagles zurück in den Kader. Zur Erinnerung: In der Regular Season 2019 erlief Carson gegen Philly bei acht Carries lediglich 26 Yards (Rashaad Penny zündete), in den Playoffs fehlte er verletzt. Philadelphia dürfte dankbar sein für jeden Ball, der aus Russell Wilsons Händen in die von Carson (oder eines anderen Läufers) wechselt.

Der X-Faktor: 17:9 again?

  • Spieler des Spiels: Tight End Will Dissly hat freie Bahn, Richtung Snap-Leader bei den Tight Ends – und vielleicht auch Richtung Endzone. Durch den Ausfall von Veteran Greg Olsen dürfte Dissly endlich wieder in die Rolle rutschen, die ihn 2018 und 2019 jeweils zu Saisonstart auszeichnete als zuverlässige Anspielstation (58 Targets, 45 Receptions, 581 Yards, 7 Touchdowns, 0 Drops). Nur diesmal hoffentlich ohne schwere Verletzung.
  • Statistik des Spiels: In der Primetime stehen die Seahawks seit Beginn der Saison 2010 bei einem Record von 32-­8-­1. In diesem Zeitraum gewann Seattle zehn von zwölf Montagsspiele. Kein Team hat – seit es diesen Primetime-Slot gibt – eine bessere Monday-Night-Football-Bilanz als die Seahawks: 26-10.
  • Anekdote des Spiels: Das letzte Aufeinandertreffen von Eagles und Seahawks anlässlich Monday Night Football gab es in Week 13 der Saison 2005. Seattle zerlegte die Gastgeber in Philadelphia nach allen Regeln der Verteidigungskunst, ohne in der Offensive groß mit Raumgewinn aufzutrumpfen. Beim 42:0 erzielten die Seahawks gleich drei Defensiv-Touchdowns nach Ballverlusten der Eagles. Das letzte Duell überhaupt zwischen den zwei Teams war in Wild-Card Round der Saison 2019 und endete mit 17:9 für die Seahawks. Genau wie das Regular-Season-Spiel sechs Wochen zuvor. Was ist diesmal wahrscheinlicher – ein Shutout oder das dritte 17:9 in Serie?

Der Hype-Faktor: Cable Thanos does it again

Die Seahawks sind unkaputtbar.

Das Fazit:

Es bedarf keiner Floskel, um den Status dieses Spiels als Pflichtsieg zu untermauern. Die Seattle Seahawks treffen in den nächsten vier Partien auf Gegner, deren kombinierter Record 10-30-1 ist. Die Begegnung bei den Philadelphia Eagles muss der Auftakt einer Vier-Spiele-Serie sein, in der das Team aus dem Pacific Northwest keinen Zweifel am Ausgang der Partien lässt. Die Belohnung dürfte dann ein Endspiel um die NFC West gegen die Los Angeles Rams sein.

Dennoch darf man nicht vergessen, dass die Eagles zwar bei 3-6-1 stehen, aber keinen Grund haben, die Saison aufzugeben. In der grottenschlechten NFC (L)East sind sie mit diesem Record mitten im Playoff-Rennen. Präziser noch: Auch für die Eagles ist das ein Must-Win-Spiel, wenn sie nicht hinter das Washington Football Team zurückfallen. Doug Pedersons Offensive dürfte das Aufeinandertreffen mit der Seahawks-Defense als die große Chance sehen, endlich produktiver zu werden (besonders bei Third Downs) und dem eigenen Quarterback ein wenig Leben einzuhauchen.

Es gibt wenige Gründe, die in der Nacht von Montag auf Dienstag für die Gastgeber sprechen. Die Seahawks-Defense ist im Aufwärtstrend, die Eagles-Offensive weiter identitätslos. Seattle hat noch nie im Lincoln Financial Field verloren, Philadelphia in den vergangenen vier direkten Duellen nie mehr als 15 Punkte erzielt. Carson Wentz ist extrem ineffizient, Russell Wilson das krasse Gegenteil davon.

Kurzum: Die Eagles können dieses Spiel unter Normalbedingungen kaum gewinnen. Aber die Seahawks können es verlieren.

Prognose: Die Seahawks werden ihrer Favoritenrolle gerecht und fliegen mit einem 31:17-Sieg im Gepäck nach Hause.