Der neue Coaching Staff: Offensiv-Koordinator Ryan Grubb

Offensive Coordinator Ryan Grubb auf einer Pressekonferenz zum Sugar Bowl

Foto: Screenshot

Nachdem die Seattle Seahawks mit der Verpflichtung von Mike Macdonald personell alles auf „links“ drehten, komplettierten John Schneider und Jody Allen nun auch eine der wichtigsten Positionen im Coaching Staff mit der Verpflichtung von Ryan Grubb (47 Jahre alt). Grubb ist in Seattle, bzw. Washington, kein Unbekannter, war er doch zuletzt zwei Jahre lang für die Washington Huskies tätig. Mit dieser Verpflichtung könnte sich auch die Gretchenfrage stellen, die da heißt: Wie hältst du es eigentlich mit dem Quarterback? Oder geht das Front Office im kommenden Draft ganz andere Wege? Die Offensive wird sich verändern, so viel scheint klar. Doch wie tickt Ryan Grubb und was ist zu erwarten? Lest hier mehr in der folgenden Vorschau.

Wofür soll die neue Offensive um Ryan Grubb stehen?

Grubb selbst war bei den Nachbarn in „Purple“ nicht nur als offensiver Stratege tätig, sondern auch als Assistant Head Coach sowie als Quarterback Coach. In seiner, zugegeben recht kurzen, College Karriere als Spieler für Buena Vista, spielte er sowohl als Runningback, als auch als Wide Receiver – die Offensive liegt ihm also im Blut. Passend dazu hat er als Coach sowohl für South Dakota State, wie für Sioux Falls, Eastern Michigan und auch Fresno State fast alle offensiven Positionsgruppen trainiert und könnte glatt als Allrounder durchgehen.

Spätestens als er mit Kalen DeBoer bei den Huskies trainierte wurde klar, für welchen Art von Football Grubb eintritt: eine „heavy Passing“ Offensive, welche die Statistiken in Passing Yards pro Spiel, erzielte First Downs sowie konvertierte dritte Versuche anführte. Dazu Rang zwei in der Offensive insgesamt und Platz sieben in Punkte gesamt.

  • Durchschnittliche Punkte pro Spiel: 36,0
  • Punkte insgesamt: 540 (Rang sieben)
  • 69 Touchdowns, davon 38 über den Pass
  • 345 First Downs
  • Passing Yards insgesamt: 5.155
  • 12 Interceptions
  • 1.766 Rushing Yards (28 Touchdowns)
  • Ballbesitz: 30:09 Minuten:Sekunden

Quelle: ESPN NCAA

Anhand dessen lässt sich schon erahnen, dass die vorhandenen Spieler im Roster, insbesondere die Receiver um Jaxon Smith-Njigba, DK Metcalf und co. von einer Abkehr des Prinzips von Pete Carroll profitieren sollten. Unbestritten positiv hat sich unter Grubb der Quarterback der Huskies, Michael Penix Jr. entwickelt, welcher auch im diesjährigen Draft einsteigen wird. Dabei stellt sich natürlich unweigerlich die Frage, ob Grubb seinen ehemaligen Schützling draften will oder John Schneider mit neuerlichen Machtbefugnissen eigene Pläne verfolgt. QB Geno Smith hatte immerhin bereits beweisen können, dass auch er für risikoreiche und erfolgreiche Pässe in die Tiefe der richtige Mann sein könnte.

Welche personellen Veränderungen sind möglich?

Natürlich ist American Football zunächst ein Teamsport und nichts für Solisten; auch die Washington Huskies Offensive wäre ohne eine gewisse Vielseitigkeit nicht so weit gekommen, um Macdonald und die Seahawks entsprechend zu beeindrucken. Denn: Insbesondere die Leistung der eigenen Offensive Line aus den letzten beiden Jahren und das permanente Einbinden der jeweiligen Tight Ends halfen, die Statistiken aufzuwerten und sie zu einer „Handschrift“ zu entwickeln.

Spannend dürfte hier also sein, ob es gelingt TE Noah Fant zu halten, eventuell den (zugegeben teuren Vertrag) von TE Will Dissly neu zu gestalten und eben auch Verstärkungen auf der Posititon des Centers und Guards zu gewinnen. Dabei sollte auch die Verpflichtung von Scott Huff helfen, welcher sich um die Offensive-Line kümmern soll. Huff und Grubb haben bei den Huskies bereits erfolgreich zusammen gearbeitet und ein Hauptaugenmerk auf den Schutz des eigenen Quarterbacks gelegt. Jene Positionsgruppe dürfte auch im kommenden Draft forciert werden:

Man sollte, trotz aller Vorfreude, nicht erwarten, dass Grubb das Rad neu erfinden wird, denn auch in den letzten zwei Jahren sah man in seiner Offensive – Achtung: Screens, pre-snap-Motion oder eben auch jede Menge Bewegung Richtung „Downfield“. Macdonalds Philosophie scheint mit Grubb zu harmonieren, denn dem Beispiel folgend, eine physisch starke Einheit zu sein, den Ball (auch) zu laufen und Lösungen für den Quarterback zu haben, ist eine gute Grundlage für erfolgreichen Football im Nordwesten der USA.

Besonders freuen dürfte sich JSN, denn dieser darf hoffen, nun endlich von der Kette gelassen zu werden und so an seine Zeit bei Ohio State anzuknüpfen, wo es en Masse tiefe Bälle auf den Receiver zu sehen gab. Denn alleine für den Slot ist der Erstrundenpick von 2023 zu wertvoll.

Was wird aus den Runningbacks?

Wenn man Spieler wie WR Rome Odunze (der als sicherer Erstrundenpick gehandelt wird), Jalen McMillan oder Ja`Lynn Polk in seinen Reihen hat, wäre man mit der Kneifzange gepudert, diese nicht passend einzusetzen. Also über den Pass, der auch sicher und erfolgreich von QB Penix kam. Dennoch hat auch diese Medaille zwei Seiten, denn das Laufspiel der Huskies schwächelte gewaltig: Rang 65 in Yards pro Versuch, Rang 69 im Laufspiel insgesamt (2022) und zuletzt 2023, Rang 106. Immerhin stehen ihm mit dem aufstrebenden RB Kenneth Walker einer der besseren seiner Zunft zur Verfügung, insbesondere wenn es um gebrochene Tackles geht oder eben RB Zach Charbonnet, welcher in seine zweite Saison geht und seine Wendigkeit noch etwas verfeinern muss.

Der Mensch Ryan Grubb

Geboren am 16. April 1976 in Kingsley, Iowa erreichte er neben seinem sportlichen Werdegang einen Bachelor of Business Admistration an der Buena Vista University 1999, später folgten noch der Master of Sciencefiction-Film in Sport und Pädagogik an der South Dakota-Universität. Grubb ist verheiratet und hat eine Tochter.

Schlagzeilen machte Grubb kurz vor seiner Unterschrift und Zusage bei den Seahawks, als er für kurze Zeit als Offensiv Koordinator bei den Alabama Crimson Tide zusagte und diese Vereinbarung kurz darauf wieder löste, um mit Macdonald zu arbeiten.

Fazit

Vieles verleitet dieser Tage zu einer gewissen Euphorie im Staate Washington, obschon auch ein Auge der Ära um Pete Carroll nachweint. Nichtsdestotrotz galt schon dereinst bei seiner Verpflichtung, dass man sich weniger um den Namen, als um das richtige Konzept kümmerte. Galt damals noch, den Lauf zu etablieren und zu kontrollieren auf beiden Seiten des Balles, so kehrt künftig eine zupackende Defensive, eine gewisse Physis und mit Grubb ein ausgeprägtes Passspiel zurück ins Lumen Field. Freilich lesen sich seine Erfolge auf dem Papier gut, doch müssen diese auch in die Welt und Realität der NFL umgesetzt werden. Gelingt es, die eigene Offensiv Linie zu stärken und die Receiver mit dem passenden Schema einzusetzen, dürfen sich die Fans am Puget Sound auf eine unterhaltsame Saison freuen.