In den 60er Jahren lag der Spitzensport in Seattle noch brach. Obgleich ein großes Interesse vorhanden war, fand sich in der Stadt im Nordwesten der USA kein Major-Team, also keine Franchise, die ihren Platz in einer der großen Ligen NFL, MLB, NHL oder NBA hatte (später kam dann noch die MLS dazu).

In diesen Tagen war Baseball die Sportart Nummer eins – auch in Seattle. Um aber ein Team in der Major League Baseball platzieren zu können, war die Voraussetzung ein Stadion, das den Anforderungen entsprach. Das vorhandene Sick’s Stadium, ein Baseballstadion mit 11.000 Plätzen, entsprach diesen jedoch nicht. Im Jahr 1967, als Seattle endlich einen Franchise-Vertrag für ein MLB-Team in der American League erhielt, wurde von der Liga ein entsprechender Aus- und Umbau auf mindestens 30.000 Plätze verlangt. Da das Sick’s Stadium allerdings dermaßen marode war, explodierten die Kosten so sehr, dass die Eigner bereits nach der ersten Saison Pleite waren und das Team, die Seattle Pilots, 1970 nach Milwaukee wechselte (Brewers).

Trotzdem hatten Entscheider und Fans in Seattle nun Blut geleckt und obwohl die Stadt wieder ohne Team war, forcierten die Verantwortlichen den Neubau eines 40-Millionen-Stadions (letztendlich kostete es dann 67 Millionen US-Dollar). Der Kingdome wurde 1976 eröffnet und bot Platz für über 60.000 Besucher, bei Sportveranstaltungen und Konzerten kamen teilweise über 70.000 Menschen.

Noch im selben Jahr erhielt die Stadt den Zuschlag für ein American Football-Team – die Seahawks waren geboren und zogen als erstes Major-Team in den Kingdome ein. Die höchste Zuschauerzahl bei einem NFL-Spiel wurden 1976 bei der Partie gegen die Los Angeles Rams gezählt, als 62.532 Besucher die Drehkreuze der Mehrzweckarena passierten. Schon zu dieser Zeit machte sich die Spielstätte in Seattle einen Namen als eine der lautesten im ganzen Land. Außerdem ist der Kingdome bis heute das einzige Stadion, in dem die All-Star-Spiele der drei großen Ligen NFL, NBA und MLB ausgetragen wurden.

Über die Jahre sollte sich zeigen, dass bei der Konstruktion und Fertigung der Kuppel des Kingdome Konstruktions- und Verarbeitungsfehler dazu geführt hatten, dass Wasser eintrat und Steinplatten sich lösten. Die Kosten für die Instandhaltung wuchsen Jahr für Jahr auf am Ende über 50 Millionen US-Dollar.

Diese Flickschusterei würde wohl heute noch weitergehen, wenn sich in den 90er Jahren nicht zwei aus sportlicher Sicht entscheidende Dinge ereignet hätten:

  • 1995 erreichten die Seattle Mariners (MLB) die Vorschlussrunde der Championship Series und sorgten damit für die nachhaltige Untermauerung ihres Anspruchs, ein eigenes, zeitgemäßes Baseballstadion zu bekommen.
  • Ein Jahr später kündigte der damalige Besitzer der Seattle Seahawks, Ken Behring, an, dass er die Franchise unter anderem wegen Sicherheitsbedenken (Erdbebengefahr) nach Los Angeles umsiedeln wolle. Eine entscheidende Wendung in der Geschichte des NFL-Teams. Der Umzug scheiterte nur daran, dass die Seahawks nicht vor 2005 aus dem Kingdome-Mietvertrag gekommen wären. Behring bot daraufhin das Team zum Verkauf und Microsoft-Mitbegründer Paul Allen übernahm in letzter Sekunde – die Umzugswägen waren schon beladen – die Franchise, nachdem  er die Behörden überzeugen konnte, einen Stadionneubau zu unterstützen. Der Kingdome war 2000 Geschichte.

Fortan trugen die Seattle Seahawks ihre NFL-Heimspiele im CenturyLink Field (zuvor Seahawks Stadium und Quest Field) aus und tun das bis heute. Die Seattle Mariners empfangen gegnerische MLB-Teams im T-Mobile Park (zuvor Safeco Field) direkt nebenan.