Head Coach Mike Macdonald – Zur Person

Neuer Seahawks Head Coach: Mike Macdonald, bisher Defensive Coordinator der Baltimore Ravens

Foto: Todd Olszewski/Getty Images

Die Seahawks haben einen neuen Head Coach! Michael – „Mike“ – Macdonald übernimmt mit erst 36 Jahren das Ruder in Seattle. Das tagelange Warten auf die Neubesetzung des Postens hat damit ein Ende. Nachdem einige Kandidaten, darunter Ben Johnson und Bobby Slowik, verkündeten, dass diese bei den Lions bzw. Texans bleiben werden, überzeugte Mike Macdonald die Verantwortlichen wohl so sehr, dass er direkt nach seinem zweiten Interview einen Sechs-Jahresvertrag in Seattle unterschreiben durfte.

High School/College und aktive Zeit

Mike Macdonald ist kein klassischer Coach. Keiner, der wie Kyle Shanahan das Talent und die Leidenschaft bereits in die Wiege gelegt bekommen hat. Eigentlich wollte sein Vater Hugh nie, dass er Football spielte – zu groß waren die Verletzungssorgen. Macdonald spielte trotzdem. Zuerst nicht besonders erfolgreich, aber dann entdeckte er das Tape für sich. Sein Vater wurde dazu genötigt, Videos von seinen Spielen aufzunehmen, die Mike in der Nachbereitung schauen konnte und so viel dazulernen konnte. Bereits nach einem Jahr im High School-Team konnte er seinen Teamkollegen Tips geben, wie sie individuell besser auf ihren Positionen werden konnten.

Einige Nacken- und eine schwerere Knieverletzung später musste er allerdings einsehen, dass eine aktive Karriere so wohl nicht zustande kommen würde.Die Knieverletzung beeinträchtigte zudem seine Baseball-Saison. Eigentlich hatte er im Baseball das viel größere Talent, als hart schlagender dritter Baseman hatte er Angebote von verschiedenen Colleges, doch durch die Verletzung wurden seine Pläne zunichte gemacht.

Er wollte nicht ein Jahr warten um mit dem Studium zu beginnen, sondern tauchte an der University of Georgia in den BWL-Studiengang ein. Nachdem er schon an der High School nur Einsen auf dem Zeugnis hatte, absolvierte er seinen Bachelor mit Summa Cum Laude (Bestnote). Direkt anschließend entschloss er sich für den Masterstudiengang Sportmanagement, den er ebenfalls in Georgia studierte und mit einem GPA von 4.0 bewertete (im deutschen System eine 1,0). Das ist übrigens auch alles in seinem LinkedIn-Profil zu finden.

Geboren in Boston, Massachussets wuchs er größtenteils in Georgia in der Nähe von Athens auf, die Wahl der Universität war also folgerichtig. Sein Vater, ebenfalls in der Wirtschaft tätig, versuchte ihm zudem auszureden, eine Karriere im Football-Coaching anzustreben. Ein erstes Praktikum in der Finanzberatung hatte Mike ein gutes Gehalt eingebracht, doch es machte ihn nicht glücklich. Er sagte sich: Wenn ich irgendwann mit 40 da sitze und mich frage – warum hab ich es nie versucht? – dann werde ich mir das ewig vorhalten. Und so startete seine Coaching-Karriere durch. Im Nachhinein betrachtet sagt sein Vater über ihn: Mike trifft einfach nicht viele falsche Entscheidungen.

Der Coaching-Werdegang

Als Coach trat Mike Macdonald das erste Mal mit Football in Kontakt, als er das Cedar Shoals High School Team in Athens, Georgia, als Linebacker und Running Back Coach trainierte. Den Schritt zum College Football machte er, als er dem Staff von Mark Richt beitrat, welcher damals die Georgia Bulldogs coachte. Erst als College Graduate und dann als Defensive Quality Control Assistant durchlief er einige Positionen im College Football bevor er den Sprung in die NFL schaffte.

2014 wurden die Baltimore Ravens auf ihn aufmerksam und stellten ihn als Praktikant an, nur um ihn kurze Zeit später zum Defensive Assistant zu machen. Innerhalb von sechs Jahren durchlief Macdonald weitere Positionen wie Defensive Backs und Linebackers Coach nur um dann schließlich wieder zurück ans College zu gehen. Unter Head Coach-Legende Jim Harbaugh trat er die erste Stelle als Defensive Coordinator an. Er schlug direkt ein und half der Defense der Michigan Wolverines dabei, eine Top 10 College Defense zu werden und die Big Ten Conference Championship zu gewinnen.

Der Kontakt zu den Baltimore Ravens riss dabei nie ab und nach nur einer Saison, im Alter von 35 Jahren, bekam er die Chance als jüngster Defensive Coordinator der NFL-Geschichte unter John Harbaugh zu arbeiten. Er gilt als sehr analytischer Mensch, der sich schon früh in Game Tapes verlor und Strategien und Konzepte entwickelte, um gegnerische Offensiven zu stoppen.

Mike Macdonald gilt als Defensives Mastermind, was er diese Saison unter anderem gegen die Seahawks, Dolphins, Texans, Lions und 49ers zur Schau stellen konnte. Dabei musste er in große Fußstapfen treten um Coachinggrößen wie Rex Ryan, Chuck Pagano, Dean Pees und Wink Martindale zu ersetzen. Dies tat er mit Bravour, sodass die Seahawks sich von seinem kreativen Defensivspiel eine Konstante versprechen, die in der Defense der Seahawks in der vergangenen Saison nicht wirklich erreicht werden konnte.

Was andere über ihn und seine Defense sagen

„Mike ist einer der klügsten Menschen, die ich je getroffen habe,“ sagt sein High School Coach Xarvia Smith. „Natürlich habe ich ihn in meinen Trainerstab aufgenommen. Er ist nicht nur clever, er arbeitet auch hart. Ich habe meinen Spielern gesagt: Nimm etwas aus jedem Play mit. Du kannst aus jedem Spielzug lernen. Er hat das auch als Coach wörtlich genommen.“

„Du merkst sofort, wie schnell er fertig mit seinen Aufgaben ist und schon an etwas neuem arbeitet. Er saß da in unserem Praktikantenbüro und hat den gesamten Gameplan quasi so vorbereitet, als würde er selbst die Plays callen,“ erinnert sich Chris Horton, ein ehemaliger NFL-Safety, mit dem er gemeinsam als Coaching-Praktikant bei den Ravens startete. „Dieser Typ hat einen scharfen Verstand. Ich wusste schon früh, dass er etwas ganz besonderes ist.“

John Harbaugh, sein langjähriger Head Coach bei den Baltimore Ravens, beschreibt den Interviewprozess für den Defensive Coordinator vor zwei Jahren wie folgt: „Ich hatte einige sehr erfahrene Kandidaten vor Ort, die alle einen wirklich guten Job im Interview gemacht haben. Aber Mikes analytischer, smarter Plan, das defensive Schema aufzubauen, war es, was mich überzeugt hat. Und ihm den Job eingebracht hat.“

Eine undurchsichtige defensive Spielweise, die schon vor dem Snap für Verwirrung bei der gegnerischen Offense sorgt. Spieler, die in der Secondary nahezu jede Position bekleiden können. So beschreibt Defensive Back Marlon Humphreys die Defensive der Ravens. Das ist genau das, wonach sich jeder Seahawks-Fan sehnt. Mit den abwechslungsreichen Packages und Spielzügen, brachte die Ravens Defense, unter anderem durch das Playcalling von DC Mike Macdonald, die gegnerischen Offenses regelmäßig zur Weißglut. Hierbei gibt es aber auch noch genug Löcher in der Defense der Seahawks zu stopfen.

Mit der Anstellung des kreativen Coaches versucht das Front Office dabei eine Antwort auf Kyle Shanahan (49ers) und Sean McVay (Rams) zu finden, um in der Division vorne angreifen zu können. Das Spielermaterial dafür ist definitiv vorhanden, mit einem jungen Kern und auch älteren Spielern, die ihr Potential noch nicht vollständig ausgeschöpft haben. Klar heißen die Spieler auf Seite von Seattle nicht Roquan Smith oder Kyle Hamilton, jedoch hat Seattle mit dem guten Draft der vergangenen Saison und der Anstellung von Macdonald die Chance, zur Spitze aufzurücken und nächste Saison für Überraschungen zu sorgen.

Hier geht es weiter mit der Analyse der defensiven Spielweise von Coach Mike Macdonald.