Kurz erklärt: Wie funktioniert eigentlich der Salary Cap?

General Manager John Schneider denkt über das Salary Cap nach

Foto: Seattle Seahawks

Kurz vor Beginn des neuen Ligajahres Mitte März kommen die Diskussionen in der NFL regelmäßig auf ein für die Teams unangenehmes Thema: den Salary Cap, zu Deutsch, die Budgetobergrenze für Gehälter. Es handelt sich hier um die verpflichtende Größe, wie viel Teams für die Gehälter ihrer Spieler pro Jahr maximal ausgeben dürfen. Neben dem Draft ist der Salary Cap die wichtigste Maßnahme, um die Liga ausgeglichen zu gestalten und ausreichend unterschiedliche Super Bowl-Sieger zu gewährleisten. Sehr gute Spieler wollen möglichst viel Geld verdienen – durch diese Budgetobergrenze wird vermieden, dass alle sehr guten Spieler in einem sehr finanzstarken Team landen.

Mit den Safeties Jamal Adams und Quandre Diggs, Tight End Will Dissly sowie Defensive Tackle Bryan Mone wurden in den vergangenen Tagen vier hochbezahlte Spieler entlassen, um Platz auf der Gehaltsliste zu schaffen. Für uns als German Sea Hawkers genau der richtige Moment, einmal auf die Technik hinter der Budgetobergrenze zu schauen und brennende Fragen für Seahawks-Fans zu beantworten: Was bedeuten die verschiedenen Gehaltsbestandteile? Was ist garantiert, was nicht? Welche Form von Entlassungen gibt es und wie wirkt sich ein Trade oder ein Karriereende aus? Auf all das wollen wir hier im Artikel schauen.

Wie berechnet sich der Salary Cap?

Die Höhe ergibt sich aus dem Umsatz, den die Liga in der abgelaufenen Saison erzielt hat. Rund die Hälfte des Umsatzes steht dabei für Spieler zur Verfügung, davon etwa 70 Prozent für Gehälter, der Rest für andere Gehaltsbestandteile wie eine Kranken- und Invalidenversicherung oder eine Altersvorsorge. Für 2024 ergibt sich so eine Gehaltsobergrenze von 255,4 Millionen US-Dollar pro Team. Diese liegt um rund 15 Prozent höher als im letzten Jahr. Ob das also wohl schon der Taylor Swift-Effekt ist?

Allerdings unterscheidet sich der Salary Cap leicht pro Team, da Teams ungenutztes Kapital mit in die folgende Saison nehmen können. Zusätzlich gibt es noch bestimmte Formen von Prämien (Incentives), die den Salary Cap geringfügig reduzieren oder erhöhen können. Diese fallen allerdings kaum ins Gewicht und werden daher hier nicht weiter betrachtet.

Welche Spieler werden mit dem Salary Cap bezahlt?

Während der Offseason zählen die 51 Spieler mit dem höchsten Gehalt beim Salary Cap. In dieser Zeit können die NFL-Kader bis zu 90 Spieler umfassen – so würden es die Teams allerdings nie schaffen, die Grenze einzuhalten. Da aber nur die 51 bestbezahlten Spieler gezählt werden, gibt es hier keine Probleme. Ab Beginn der Saison zählen dann alle Spieler im 53-Mann-Kader, auf allen Verletztenlisten (Injured Reserve oder PUP) sowie im Practice Squad. Nur die NFL-Exempt/Commissioner-Permission-Liste ist hier ausgenommen.

Auch Spieler, die mit einem Franchise Tag oder einem Tender (spezielle Free Agents) belegt wurden, zählen weiterhin beim Salary Cap. Selbst Draft-Picks werden von der ersten Sekunde an gezählt – hier wird das Minimalgehalt für Rookies angesetzt, welches später der tatsächliche Vertragswert ersetzt. Nur echte (unrestricted) Free Agents zählen nicht weiter gegen die Gehaltsobergrenze.

Wie setzt sich das Gehalt eines Spielers zusammen?

Es gibt verschiedene Gehaltskomponenten – die Wichtigsten sind: Grundgehalt (Base Salary), Unterschriftsbonus (Signing Bonus), Vertragsjahresbonus (Option Bonus) und Kaderbonus (Roster Bonus). Zusätzlich gibt es noch Prämien (Incentives) und den Trainingsbonus (Workout Bonus), beide sind allerdings in den meisten Fällen für die Höhe der Verträge nicht entscheidend und werden daher hier nicht weiter betrachtet.

Der Unterschriftsbonus wird bei der Unterschrift wirksam und überwiegend innerhalb der ersten zwei Vertragsjahre ausgezahlt. Das ändert allerdings nichts daran, dass dieser Bonus über die gesamte Laufzeit des Arbeitspapiers aufgeteilt (proratiert) wird. Selbiges gilt für Vertragsoptionen und die damit verbundenen Boni. Diese werden meist erst in den späteren Jahren eines Vertrags ausgelöst und ausgezahlt, aber trotzdem auf die gesamte Vertragslaufzeit aufgeteilt. Die Aufteilung ist hier immer gleich auf alle Jahre (max. 5) verteilt.

Der Kaderbonus wird ausgezahlt, wenn ein Spieler sich zu einem bestimmten Zeitpunkt immer noch im Kader eines Teams befindet (meist ist das der fünfte Tag des neuen Ligajahres, Mitte März). Genauso wie das Grundgehalt zählt diese Summe in dem Jahr gegen den Salary Cap, in dem sie ausgezahlt wird. Das Grundgehalt wird auf die 18 Wochen (inkl. Bye Week) einer Saison aufgeteilt und ausgeschüttet, wenn der Spieler in der jeweiligen Woche nicht gesperrt wurde.

Schauen wir uns also als Beispiel einmal den Vertrag von DK Metcalf aus dem Jahr 2021 an. Die Zeitungen hatten damals getitelt: DK unterschreibt einen Dreijahresvertrag mit einem Gesamtvolumen von 72 Millionen US-Dollar. 30 Millionen davon entfallen auf einen Unterschriftsbonus und 12 Millionen auf Team-Optionen. Diese Boni werden auf die Vertragsjahre verteilt (wobei 7,5 Millionen des Unterschriftsbonus noch ins Jahr 2022 geschoben werden konnten) und das Grundgehalt steigt über die Jahre stark an.

Was sind Garantien und wie wirken sich die Vertragsoptionen aus?

Oft wird bei Vertragsverlängerungen von Spielern über die Vertragshöhe und die Garantien gesprochen. Die Vertragshöhe ist dabei meist gar nicht entscheidend, denn eine Entlassung kann diese noch massiv verändern. Die Garantien sind allerdings – wie das Wort schon sagt – dem Spieler als Auszahlung und dem Team als Belastung des Salary Cap garantiert.

Garantiert sind üblicherweise der Unterschriftsbonus und der Vertragsjahresbonus, daher müssen beide auch über die Vertragslaufzeit aufgeteilt/proratiert werden. Auch der Kaderbonus kann garantiert sein und muss dann auch proratiert werden. Seltener wird auch das Grundgehalt garantiert. Eine Garantie kann folgende drei Fälle absichern: Leistung (ein Spieler wird aufgrund mangelnder Leistung vom Team entlassen), Salary Cap (ein Spieler wird vom Team entlassen, weil das Team nicht ausreichend Platz unter der Budgetobergrenze zur Verfügung hat) und Verletzung (ein Spieler wird vom Team entlassen, weil er nicht mehr spielfähig ist). In Realität werden allerdings meist nur Verletzungen im Vertrag abgesichert. Wird ein Spieler also aus einem der anderen beiden Gründe entlassen, so tritt auch die Garantie nicht ein.

Vertragsjahresoptionen liegen größtenteils in der Hand der Teams und verstehen sich als Optionen, die eintreten, wenn die Teams die Spieler weiter behalten wollen. Der Wortsinn einer Option ist hier oftmals für die Teams nicht erfüllt, da diese meist durch andere Garantien abgesichert sind. Es kommt daher kaum dazu, dass die Optionen vom Team nicht gezogen werden. Falls dieser Fall doch eintreten sollte, werden die entsprechenden Vertragsjahre in nichtige Jahre (Void Years) umgewandelt und die jeweilige Garantie sofort ausgezahlt.

Dieses Konstrukt der nichtigen Jahre wird in der modernen NFL immer häufiger eingesetzt, um kreativ mit dem Salary Cap umzugehen. Hierbei werden gerade bei kürzeren Verträgen noch zusätzliche Jahre an den Vertrag dran gehangen und der Bonus so auf die Zukunft verteilt. Zum Glück haben die Seahawks diese Spielereien bisher nie mitgemacht und dadurch nicht die Zukunft der Franchise für den kurzfristigen Erfolg geopfert.

Aber zurück zum DK Metcalf-Vertrag, denn es gibt hier noch weitere wichtige Zahlen. In den Pressemitteilungen stand damals auch, dass 58,2 Millionen Dollar insgesamt garantiert sind, darunter fallen alle Bestandteile bis auf das Grundgehalt 2025. In der Spalte garantierte Summe wird jeweils nur der Teil des Grundgehalts und des Kaderbonus ausgewiesen, der ebenfalls garantiert ist. Bei den anderen Boni ist dies inbegriffen.

Wie wirken sich Entlassung, Retirement und Trade auf den verfügbaren Salary Cap aus?

Wird ein Spieler von einem Team entlassen, so entfällt ab diesem Zeitpunkt die Verpflichtung, das Grundgehalt auszuzahlen. Zudem muss auch kein Kaderbonus mehr gezahlt werden (der Spieler ist ja von diesem Zeitpunkt an nicht mehr Teil des Kaders). Beides ist natürlich trotzdem weiterhin der Fall, wenn der Spieler entlassen wird, obwohl diese Bestandteile garantiert waren. Es werden nun alle Gehaltsbestandteile, die bisher erst in den Folgejahren fällig gewesen wären, aufaddiert und direkt ausgezahlt und gegen den Salary Cap gerechnet.

Zurück zum Metcalf-Beispiel: Würde Seattle DK in diesem Sommer entlassen (Gott bewahre, dass das wirklich passiert!), so müssten die Seahawks neben den aktuell bereits anfallenden Kosten zusätzlich noch die beiden Boni für 2025 aufnehmen. Dies liegt daran, dass diese garantiert sind. Befreit wären sie im Gegenzug von der Grundgehaltszahlung für 2025 – die für 2024 müsste allerdings trotzdem geleistet werden, da sie im Vertrag ebenfalls garantiert war.

Dies würde dazu führen, dass die Seahawks in diesem Jahr totes Kapital (Dead Money) in Höhe von 28 Millionen US-Dollar für einen Spieler mit sich herumschleppen müssten, der nicht mehr für sie spielt. Statt Salary Cap einzusparen, müssten sie noch 3,5 Millionen US-Dollar zusätzlich in die Miesen gehen. Anders sieht es bei einer potenziellen Entlassung im nächsten Jahr aus: Dort könnte die Einsparung des Grundgehalts dafür sorgen, dass nur 7,5 Millionen Dollar totes Kapital übrig bleiben bei einer zeitgleichen Einsparung (Cap Savings) von rund 22 Millionen.

Geht ein Spieler in Rente, so gelten dieselben Regeln wie im Falle einer Entlassung. Gegebenenfalls bislang nicht ausgezahlte Boni werden sofort gegen den Salary Cap gerechnet. Bei einem Trade müssen existierende Verträge immer vom jeweils anderen Team übernommen werden. Dies macht es gerade für teure und/oder ältere Spieler schwer, einen Trade-Partner zu finden. Jamal Adams und Quandre Diggs sind dabei prominente Beispiele der letzten Zeit für genau einen solchen Fall.

1. Juni-Regel und Restrukturierungen

Eine Entlassung ab dem 1. Juni eines Jahres sorgt dafür, dass das Gehalt eines Spielers nicht sofort beim Salary Cap berücksichtigt wird, denn hier kann dieser Beitrag über zwei Jahre gesplittet werden. Die Kosten fallen daher so nicht alle direkt an, sondern halb auch in der kommenden Saison. Dies macht vor allem Sinn, wenn kurzfristig finanzieller Spielraum geschaffen werden muss, um einen neuen Spieler in Free Agency zu verpflichten oder den Vertrag eines anderen Spieler zu verlängern. Der eigentliche Cut muss dabei nicht nach dem 1. Juni stattfinden, viel mehr kann der auch bereits vorab der NFL als solcher gemeldet werden.

In dem DK-Vertrag würden so statt zusätzlichen -3,5 Millionen US-Dollar Salary Cap weitere 4 Millionen US-Dollar geschaffen werden. Der Unterschied von 7,5 Millionen US-Dollar resultiert aus dem Signing Bonus, der ein Jahr später gegen das Cap zählen würde. So wäre die Belastung jetzt nicht so hoch und es könnte Geld gespart werden, dafür hätten die Seahawks eine zusätzliche Belastung im kommenden Jahr. 2025 würde dann alles beim Gleichen bleiben, weil das Vertragsende bereits erreicht ist.

Nun gibt es immer wieder auch Restrukturierungen, bei denen Salary Cap „eingespart“ werden kann. Tatsächlich verzichten Spieler dort meist nicht auf Gehalt zum Wohle des Teams, sondern es werden nur technische Änderungen der Gehaltsbestandteile vorgenommen. Klassischerweise wird etwa das Grundgehalt eines Spielers nicht als solches ausgezahlt (und wäre damit sofort fällig), sondern wird in einen Unterschriftsbonus umgewandelt (und kann so auf die kommenden Jahre verteilt werden).

Würde Seattle dieses Szenario für das Jahr 2023 auf den DK Metcalf-Vertrag anwenden, so wird das Grundgehalt auf ein Minimum reduziert (2 Millionen Dollar im Beispiel) und die verbleibenden 11 Millionen werden auf die beiden verbleibenden Vertragsjahre verteilt. Die Belastung des Salary Cap wäre damit im aktuellen Jahr um 5,5 Millionen US-Dollar niedriger und diese Summe könnte dann eben anderweitig verwendet werden. Stattdessen wäre die Belastung des Salary Cap im kommenden Jahr allerdings um dieselbe Summe höher.

Wer sich noch weiter mit diesem Themenkomplex auseinandersetzen oder die Regeln noch weiter vertiefen möchte, findet hier sehr gute FAQs und auch die NFL stellt einen guten Übersichtsartikel zur Verfügung (allerdings beide leider in Englisch). Zahlen zum Salary Cap aller 32 NFL-Teams stellen verschiedene Portale zur Verfügung, darunter finden sich Over The Cap und Spotrac.com.