Preview: Regular Season 2014 (Week 13) – Seahawks @ 49ers

Oxford gegen Cambridge (Rudern), Manchester City gegen Manchester United, Borussia Dortmund gegen Schalke 04, Real Madrid gegen den FC Barcelona (alle Fußball), Muhammad Ali gegen Joe Frazier (Boxen), Boston Red Sox gegen New York Yankees (Baseball), Los Angeles Lakers gegen Boston Celtics, Roger Federer gegen Rafael Nadal… das alles sind große Rivalitäten im Sport.

Die Rivalität zwischen den Seattle Seahawks und den San Franciscon 49ers – ausgetragen Donnerstagnacht (Freitag, 2.30 Uhr)  in Santa Clara – kann zwar noch nicht in einem Atemzug genannt werden mit den aufgelisteten, ist aber auf dem besten Weg, sich einen Platz in dieser Aufzählung zu erspielen. Auch diesmal könnte die Ausgangslage vor dem Duell der beiden NFC West-Größen kaum brisanter sein, zumal zwei Teams mit momentan ähnlichen Stärken und Schwächen aufeinandertreffen.

Sowohl die Seahawks als auch die 49ers überzeugten offensiv in der Saison 2014 bislang nicht. Beide Mannschaften können sich auf eine überdurchschnittlich gute Defense (#1 und #2) verlassen, obwohl sie schwerwiegende Ausfälle kompensieren müssen. Beide Teams stehen mit einem Record von 7-4 momentan hinter den Arizona Cardinals (9-2) und bangen um die Playoffs. Die zwei Rivalen leben von ihrem Running Game, Marshawn Lynch und Frank Gore sind die Stützen ihrer Teams. So überrascht es auch nicht, dass SEA und SF in Sachen Passing Yards Per Game sehr weit hinten im Ranking aufzufinden sind.

Die spannendste Tatsache – weder Seattle noch San Francisco kann sich eine weitere Niederlage erlauben.

Auf diese Matchups kommt es im „Sunday Night Football“-Spiel am Thanksgiving-Donnerstag an:

1) O-Line vs. 49ers-Front Seven:

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Seahawks-QB Russell Wilson freut sich auf ein Festmahl nach der Partie: „Ich hoffe, ich komme nach dem Spiel noch dazu, ein Truthahn-Sandwich zu essen… mit ein bisschen Mayonnaise.“ Nach einem Sieg würde es definitiv besser schmecken. (Bild: M. Charwat)

Die O-Line hat gegen die Arizona Cardinals am Sonntag mit Sicherheit keine Glanzleistung abgeliefert und ist in der derzeitigen Verfassung immer ein Faktor. Doch dafür, dass Starting Center Max Unger fehlte und Arizona permanent blitzte und Druck ausübte, konnte man am Ende ganz zufrieden damit sein, dass Russell Wilson „nur“ sieben Mal gesacked wurde und dabei keinen Ball verlor oder Pick warf.

Der Druck der 49ers wird Donnerstagnacht ein anderer sein. Weniger Blitz, mehr herkömmlicher Pass Rush. Es wartet die auch ohne die Linebacker Patrick Willis und Navorro Bowman noch zweitbeste Defense der NFL auf die Seahawks, in der ein Rookie mit 88 Tackles (trotz Backup-Rolle in den ersten sechs Spielen) heraussticht: LB Chris Borland, eine alter Bekannter von Russell Wilson aus Wisconsin Badgers-Zeiten, den auch die Scouts in Seattle 2011 auf dem Schirm hatten.

Marshawn Lynch wird nach seiner Magenverstimmung am Donnerstag wieder hungrig sein, auf ein paar Touchdowns und nach dem Spiel einen leckeren Truthahn. Er hatte es gegen die Cardinals zuletzt schwer, auch weil seine O-Line zu sehr mit anderen Aufgaben beschäftigt war. Gegen San Francisco wird wieder ein größerer Fokus auf das Blocken für die RBs vorhanden sein. Welches Team das bessere Running Game aufzieht, ist eine entscheidende Frage. Beide Mannschaften sind stark abhängig von ihrem Laufspiel, Seattle ist pro Spiel aber durchschnittlich 60 Rushing Yards produktiver. sollte dieses nicht funktionieren, muss das deutlich schwächere Passspiel herhalten.

2) Front Seven vs. müde Beine:

Dies dürfte am Ende der kurzen Woche sowohl für die Seahawks als auch die Niners gelten. Beiden Teams fehlen in dieser Saison wichtige Spieler in der Defense. Nose Tackle Brandon Mebane (fällt bis Saisonende aus) war der Führungsspieler in Seattles Line, Cris Clemons, Red Bryant und Clinton McDonald sind nicht mehr da, um ihn zu ersetzen. Patrick Willis und Navorro Bowman das Herzstück in San Franciscos Verteidigung. Das bedeutet für alle anderen Spieler mehr Snaps.

Die Seahawks müssen dort anknüpfen, wo sie gegen die Arizona Cardinals aufgehört haben. Cliff Avril und Bobby Wagner führten eine insgesamt sehr präsente Defense an und sorgten dafür, dass beim Gegner lediglich ein Field Goal auf dem Scoreboard stand. Wichtig wäre es, direkt im ersten Drive wieder ein Statement zu setzen, wie es DT Kevin Williams gegen die Cardinals am Sonntag tat. Gefährlich wird es nur dann, wenn Colin Kaepernick wieder die Beine in die Hand nimmt.

Der Blick auf die Statistiken lohnt sich. Beide Mannschaften haben in den meisten Kategorien sehr ähnliche Werte.

3) Defense vs. Colin Kaepernick:

San Francisco-Quarterback Colin Kaepernick ist schwer einschätzbar in dieser Saison. Seine Statistiken lassen keinen Schluss darüber zu, ob er sich insgesamt besser präsentiert als in den vergangenen Jahren. Sein Passer Rating von 92.1 ist etwas verbessert zum vergangenen Jahr (91.6), aber schlechter als 2012 (98.3). Er wurde schon 34 Mal gesacked und hat sechs Interceptions geworfen (2013 insges. 8). Er bringt 62,7% seiner Pässe an den Mann und liegt damit im unteren Mittelfeld der Liga (Platz 23). Und dennoch zeigt er, dass er noch der Faktor sein kann, der ein Spiel entscheidet – mit seinem starken Arm und seinen flinken Füßen. Zusammen mit Steve Young hält er seit Sonntag den Franchise-Rekord für aufeinanderfolgende Spiele mit einem Touchdown-Pass. Außerdem sind seine 336 Rushing Yards in diesem Jahr bislang nur von einem Quarterback getoppt – Russell Wilson (644).

Höchste Priorität hat es, Kaepernick die Gefahr als laufender Quarterback zu nehmen. Diese können Seattle am meisten verletzen. An seinen Pässen zu Anquan Boldin (meiste Catches; 65 Rec, 825 Yards, 4 TD), Michael Crabtree und Steve Johnson muss sich die LOB messen.

4) Richard Sherman vs. Michael Crabtree:

Nur ein Matchup am Rande, doch das Duell der beiden Streithähne war in den vergangenen Jahren ein sehenswertes. Zuletzt jedoch mit dem besseren Ende für Sherman, der im NFC Championship Game in einer spielentscheidenden Aktion einen Pass auf Crabtree abwehrte und mit The Tip in die Geschichtsbücher einging.

Die erwartete Kampfansage bei der Pressekonferenz Shermans vor dem Spiel blieb diesmal jedoch aus. Der All Pro-Cornerback sprach sich stattdessen seinen Ärger über ein anderes (wichtigeres) Thema von der Seele:

Injury Report:

James Carpenter kehrte in dieser Woche zurück auf den Trainingsplatz. Cooper Helfet pausierte wegen seiner Knöchelverletzung aus dem Arizona-Spiel.

Did not practice
TE Cooper Helfet (ankle)
LB Kevin Pierre-Louis (shoulder)
C Max Unger (knee/ankle)

Limited in practice
RB Marshawn Lynch (back)
CB Jeremy Lane (glute)

Full participation
CB Marcus Burley (hamstring)
OG James Carpenter (ankle)
DE Demarcus Dobbs (knee)
WR Jermaine Kearse (ankle)

Notizen zum Spiel:

+++ Das Duell Seahawks vs. 49ers ist ausgeglichen (15:15), doch San Francisco hat zu Hause momentan eine Siegesserie von fünf Spielen. Vielleicht ändert sich das im neuen Stadion in Santa Clara. +++ Im neuen Levi’s Stadium haben die Niners bislang einen Record von 3-2. +++ 22 Turnovers haben die 49ers in dieser Saison forciert, davon 16 Picks. Die Seahawks haben erst sieben Interceptions auf dem Konto, Tendenz in den vergangenen Partien jedoch steigend. +++ Anquan Boldin hat 20 3rd Down Receptions auf dem Konto. Sicher nicht falsch, ihn in 3rd Down-Situationen besonders im Auge zu behalten. +++ Will Tukuafu wurde erstmals von den 49ers als Fullback eingesetzt. Davor war er nur als Defensive End aktiv. Mit den Seahawks trifft er am Donnerstag auf sein ehemaliges Team. +++