Seahawks Defense 2025 – Der nächste Schritt?!

Seahawks-NT Brandon Pili celebrates a safety he forced against the Kansas City Chiefs in week 2 of the 2025 NFL-Preseason - Seahawks Defense 2025 Preview

© IMAGO/Joe Nicholson

Ab geht es für die Seahawks Defense 2025 und so haute D-Liner Jarran Reed gleich zu Beginn des Training Camp´s mal einen raus: „Wir können die beste Defense der Liga stellen“, so der Lineman. Dazu ergänzte er: „So lange wir hart und physisch spielen, dabei rennen und hitten“. Klingt erstmal logisch, oder?

Ein Schlüsselspieler auf dem Wege dorthin könnte DE DeMarcus Lawrence werden. Der Ex-Cowboy bringt mit 33 Jahren jede Menge Erfahrung mit und wird als Veteran Player nicht nur geschätzt, sondern auch gebraucht. Vier Pro Bowl-Nominierungen, 61,5 Sacks in 141 Spielen hat er bereits in seiner Vita stehen. Trotz seiner Verletzungshistorie trauen Seahawks-GM John Schneider und Co. dem Pass Rusher noch einiges zu und statteten ihn in der Offseason mit einem Dreijahresvertrag über 32,5 Millionen US-Dollar aus. Sein Auftrag? Den Anführer geben und den Lauf stoppen.

Und das klingt gleich nach der Art von Defensive, die Head Coach Mike Macdonald bereits etablieren wollte und zum Teil 2024 auch schon gestartet hatte. Den Trend dazu konnten die 12s bereits in der Vorsaison erkennen: Vor der Bye-Week notierten die Statistiker 139,4 Yards, die Seattle pro Spiel dem Gegner erlaubte und nach der freien Woche stand das Team dann nur noch bei „nur“ 95,1 Yard im Schnitt. Ein Schritt nach vorne also. Gleiches galt für die Rushing Touchdowns: neun ließ die Macdonald-Defense vor Week 8 zu, und nur drei danach.

Und was geht außer Lawrence auf Spielerseite? Hier dürfen die Fans auf Rookie-Safety Nick Emmanwori gespannt sein, den die Fragen nach der Legion of Boom 2.0 sicher auch nerven dürften. Eine weitere Frage ist zudem, wie Veteran-Pass Rusher Uchenna Nwosu nach seiner Knieverletzung zurück ins Team startet. Für den Rest schauen wir jetzt auf die Seahawks Defense 2025 im Detail:

Seahawks Defense 2025: Es ist Macdonald’s Team

In der Vorsaison startete der ehemalige Defensive Coordinator der Baltimore Ravens und heutige Seahawks-HC Mike Macdonald mit reichlich Vorschusslorbeeren am Puget Sound und endete im Mittelmaß. Knapp vorbei an den Playoffs und seine Kernkompetenz „Defense“ landete ligaweit in Sachen Rushing auf dem 16. Platz, denn sein Team ließ im Schnitt 120,8 Yards pro Spiel zu. Im bereich Yards pro Lauf (4,6 Yards) waren die Seahawks 23. und bei Tackles for Loss (74) nur 25.

Doch in 2025 gibt es klare Gründe, warum Seattle jetzt erfolgreicher werden könnte: zum einen ist da die Konstanz. So kehren 10 der 11 Starter aus der Vorsaison (außer DE Dre`Mont Jones) zurück, die die Vorgaben ihres Chefs mitunter ganz genau kennen und den Trend aus der zweiten Hälfte der letzten Saison mitnehmen könnten. Aber es geht natürlich nicht nur um Statistiken, sondern vor allem um die Akteure, die es auf dem Gridiron umsetzen müssen.

Da ist allen voran natürlich CB und Starspieler Devon Witherspoon zu nennen, der sein Potential oft genug andeutete. Seine Aufgabe wird es 2025 sein, vermehrt zu blitzen und seine Produktivität zu steigern (3 Sacks und 4 QB-Hits in 2024). Außerdem ist da noch der letztjährige Erstrundenpick, DT Byron Murphy. Er muss mehr zum Faktor der Defense werden und seine Handschrift erkennen lassen. Nur 0,5 Sacks und 1 QB-Hit in 2024 lassen noch viel Luft nach oben. Nichtsdestotrotz konnte Defensive Coordinator Aden Durde mit seiner Truppe zum Start des Training Camps auch mehr in die Tiefe gehen und Spielzüge sowie Systeme installieren. Dabei ging es viel mehr die „Warum? Wieso? Weshalb?“-Fragen“ zu klären, was zu mehr Verständnis im Team sorgen sollte.

Seahawks Defense 2025: Der Coordinator bleibt ein Brite

Apropos Durde: der gebürtige Brite geht in seine zweite Saison im pazifischen Nordwesten. Unter ihm war der Start der Seahawks Defense vielversprechend und so werden die Erwartungen auch bei den 12s langsam größer. Speziell vom Carroll`schen Cover 3-Scheme zum einem System mit zwei hohen Safeties. Die ligaweit praktizierten Veränderungen benötigen zum einen die Vielfalt im Playbook und zum anderen, das entsprechende Personal. Insbesondere bei den Safeties hat Durde hier nun die Qual der Wahl. Entweder Rookie Nick Emmanwori, Julian Love oder das Schweizer Defense-Taschenmesser Coby Bryant, hier heißt es ganz klar: die Mischung macht’s!

In der defensiven Front ist der ehemalige Cowboys-D-Line-Coach nun wieder vereint mit seinem ehemaligen Schützling Lawrence, den er als „elitären“ Pass Rusher bezeichnete. Die treffende Analyse von Durde über die Entwicklung seiner Defensive: „Wir wissen wer wir sind und noch mehr, wer wir werden wollen.“ Hier gibt ihm der Trend aus der zweiten Saisonhälfte 2024 dabei den entsprechenden Rückenwind.

Seahawks Defense 2025: Das Scheme für den Erfolg?

Im zweiten Preseason-Spiel gegen die Kansas City Chiefs konnte nicht nur die Fans bereits gut erkennen, zu was die Seahawks defense fähig ist oder vielmehr sein könnte. Ja, es war „nur“ die Preseason, doch die Performance konnte durchaus als dominant bezeichnet werden. Im Großen und Ganzen kann Macdonalds-Defense als eine „modernere und zonenorientiertere“ Defensive als die seines Vorgängers Pete Carroll bezeichnet werden. Garniert mit innovativem „Blitz Design“, dass natürlich auch manchmal schief ging.

Und auch wenn die Sehawks „Man Coverage“ können, so spielten sie in 2024 vermehrt die Zone Coverage, was dem ligaweit Trend entsprach. Macdonald setzte dabei seine Arbeit aus Baltimore fort, als er einen ziemlich hohen Anteil an „Split Field-Coverage“ spielen ließ. 2025 sollte Vielseitigkeit allerdings weiter das Ziel von Seattles HC sein, denn für die gegnerischen Offensivreihen soll seine Defense in der kommenden Saison komplexer zu lesen sein, mit einer Vielzahl an Optionen. Das Personal betreffend hat er hier mit S Julian Love, CB Devon Witherspoon, S Coby Bryant und S Nick Emmanwori eine Vielzahl an Möglichkeiten.

Seahawks Defense 2025: Diese Spieler sollen es richten

Die im folgenden vorgestellten Spieler sind nicht DIE Stammspieler, sondern jene, die am ehesten für die Positionen in Frage kommen, mit Eindrücken aus der Vorsaison und jeweils den Erwartungen an die Spieler:

Die Interior Defensive-Line

Starter: Leonard Williams (31), 11. NFL-Saison – Byron Murphy II (22), zweite NFL – Saison

Dem Erstrunden Pick aus der Vorsaison und selbst bezeichneten Seahawks-Fan, Byron Murphy attestierten die Coaches noch Luft nach oben. Seine Schnelligkeit deutete er bereits an, von Vergleichen zum ehemaligen Rams D-Liner, Aaron Donald, ist er aber noch weit entfernt.

Bei Leonard Williams schaut die Sache schon anders aus. Der Veteran spielte eine gute Vorsaison und kam in 16 Spielen auf eine Interception, 11 Sacks, 64 Tackles und 28 QB-Hits. Im ligaweiten Top 100-Ranking der Spieler landete er immerhin auf Rang 99 und galt als einer der Fixposten im System von Macdonald und Durde.

Die Pass Rusher

Starter: Uchenna Nwosu (28), 8. NFL-Saison – Boye Mafe (26), 4. NFL-Saison, DeMarcus Lawrence (33), 12. NFL-Saison

Nwosu kommt mit dem Handycap seiner Knieverletzung aus der Vorsaison in die Vorbereitung und das der Heilungsprozess bis zum Start der Saison abgeschlossen ist, gilt als unwahrscheinlich. So ist der Druck auf den „Neuzugang“ und Durde-Vertrauten DeMarcus Lawrence groß. Verletzungsbedingt kam er in Dallas in 2024 nur auf vier Spiele, dabei gelangen ihm aber auch drei Sacks, 14 Tackles und ein Forced Fumble. Die Gefahr einen Verletzten durch einen Spieler zu ersetzen, der sich von einer Blessur kurierte ist natürlich da, somit kommt voraussichtlich auch auf Boye Mafe viel Arbeit zu. 15 Spiele letztes Jahr, 40 Tackles, 6 Sacks und ein Forced Fumble.

Die Linebacker

Starter: Ernest Jones IV (25), 6. NFL Saison, Tyrice Knight (24), 2. Saison.

Ankerspieler und Fixpunkt der Unit im Jahr 2024 war eindeutig Ernest Jones IV. Nach seinem Trade aus Nashville, von den Titans zu den Seahawks, konnte jeder seinen Impact für das Spiel Seattles gleich sehen.

Mit ihm machte die Defense gegen das Laufspiel den erhofften Schritt nach vorne (siehe Stats zwischen der ersten und der zweiten Saisonhälfte) und Jones machte seine jungen LB-Mitspieler Tyrice Knight und Drake Thomas im gleichen Zuge besser, indem er ihnen Stabilität und Sicherheit gab. Und so erzielte Jones erzielte in zehn Spielen im Vorjahr 94 Tackles, 0,5 Sacks und einen Fumble, sowie eine Interception.

Knight wird jetzt allerdings mit einer Knieverletzung noch einige Wochen ausfallen. In der letzten Saison war er aber wie gesagt schon fester Bestandteil als Linebacker und verbuchte in 16 Spielen 88 Tackles, 1,5 Sacks. Ersetzen könnte ihn Thomas, der zwar in 2024 17 Einsätze verbuchte, jedoch bei weitem nicht die Produktivität aufwies, wie seine beiden Kollegen.

Die Cornerbacks

Starter: Devon Witherspoon (24), 3. NFL-Saison – Josh Jobe (27), 4. NFL-Saison – Riq Woolen (26), 4. NFL-Saison

Der zweimalige Pro Bowler, Devon Witherspoon hat die natürliche Aggressivität, blitzte jedoch entweder nicht so produktiv, wie gewünscht oder eben an der Action vorbei. Der Nr. 5-Pick des NFL-Drafts 2023 hinterließ 2024 dennoch seine Duftmarken und kam sowohl mit Physis, als auch mit Härte auf 17 Spiele, 98 Tackles, einen Sack und eben jede Menge Potenzial, was für seine Coaches eine Herausforderung darstellt.

Riq Woolen hatte seinerseits eine fantastische Debutsaison in 2022 und eine umso schwerere zweite Saison in 2023. In 2024 brachte er es in 15 Spielen auf 46 Tackles, und einen Forced Fumble und konnte – zumindest teilweise – an seine Form aus seiner Rookie-Saison anknüpfen und seine Rolle im Team wieder finden. Jobes Zahlen und Produktivität haben sich dagegen im Vergleich zu seiner Zeit in Philadelphia fast verdoppelt: in 2024 schaffte er es auf 37 Tackles in 10 Spielen, während es bei den Eagles in zwei Jahren nur 28 Spiele und 23 Tackles waren. Zudem gelang ihm letzte Spielzeit die erste Interception seiner Karriere.

Die Safeties

Starter: Coby Bryant (26), 4. NFL Saison – Julian Love (27), 7. NFL-Saison – Nick Emmanwori (21), Rookie

Coby Bryant kann Cornerback und eben Safety spielen, vermehrt Strong Safety, während sich Love und Rookie Emmanwori um die Position des Free Safeties „battlen“ werden oder die Seahawks Defense eben mit mehreren Safeties agiert. Bryant entwickelte sich unter Macdonald weiter und erzielte 2024 in 17 Spielen 73 Tackles, einen Fumble und 3 Interceptions.

Julian Love erzielte in der abgelaufenen Saison in 17 Spielen seinerseits 109 Tackles und verpasste nur knapp seinen Bestwert aus 2023 (123), zwei Fumbles, einen Fumble Recovery und eben auch 3 Interceptions. Seit seinem Wechsel von den New York Giants in Richtung pazifischer Nordwesten ist Love ebenfalls gesetzt. Auf Nick Emmanwori dürfen die 12s getrost gespannt sein, denn der athletisch starke Safety aus der zweiten Draftrunde 2025 war zu seiner College-Zeit bei den South Carolina Gamecoks Tackle-Leader und kommt aus der Uni-Saison 2024 mit 4 Interceptions (2 für einen Touchdown returniert) in die Seahawks Defense.

Seahawks Defense 2025: Es könnte ein gutes Jahr werden

Schaut man auf die Entwicklung in der Vorsaison, als insbesondere gegen den Lauf die richtigen Lehren gezogen wurden und mit Ernest Jones ein „verlängerter Arm“ auf dem Spielfeld stand, so können die Fans getrost mit Optimismus in die neue Saison gehen. Defense-Coordinator Aden Durde hat den Kern seiner Truppe beisammen halten dürfen und mit DeMarcus Lawrence einen Vertrauten aus seiner Zeit in Dallas dazubekommen.

Alles in Allem lebte die junge Seahawks Defense in der Offseason von Stabilität, Vertrauen und vor allem dem unerschütterlichen Spirit der Chefs. Das System ist bekannt, das Konzept der Coaches nun etabliert. Jetzt gilt es „nur“ noch, die bestehenden Schwächen abzustellen und als Team den nächsten Schritt, hin zu einer dominanten Spielweise fortzuführen.