San Diego, wir kommen: Der Ausverkauf bei den Seattle Seahawks beschränkt sich aktuell nicht nur auf Spieler wie Russell Wilson und Bobby Wagner. So muss sich der Pacific Northwest jetzt auch auf eine Zukunft ohne eine eigene NFL-Franchise einstellen! Einen knappen Monat vor Beginn des Drafts wird Besitzerin Jody Allen in der kommenden Woche zuverlässigen Quellen zufolge den Verkauf des Teams verkünden! Der neue Owner wird einer der reichsten Menschen der Welt sein: Amazon-Gründer Jeff Bezos. Und der hat große Pläne mit seinem neuen Team. Die sehen unter anderem vor, dass die Seahawks nach Kalifornien umziehen und in San Diego eine neue, permanente Heimat finden.
Über den Verkaufspreis ist bislang noch nichts bekannt. Allerdings wurde in der Vergangenheit darüber spekuliert, dass die Allen-Familie mindestens 4 Milliarden US-Dollar aufgerufen hatte, bevor man über einen Verkauf der Seahawks nachdenken würde. Zum Vergleich: Als David Tepper 2018 die Carolina Panthers kaufte, musste er für eine NFL-Franchise, die an ihrem Standort an der US-Ostküste einen ähnlich begrenzten Markt wie Seattle im Nordwesten der USA bespielt, 2,3 Milliarden US-Dollar an die Vorbesitzer überweisen. Insgesamt schätzt das Branchenmagazin Forbes, dass jedes NFL-Team mindestens einen Wert von 1,9 Milliarden US-Dollar hat. Für den Fall, dass Bezos für die Seahawks wirklich mehr als 4 Milliarden US-Dollar überweist, dürfte der Seattle-Deal als einer der größten der Geschichte der ohnehin schon überdimensionalen US-Sportwelt eingehen.
Abgesegnet wurde der Verkauf vor einigen Tagen wohl auf dem jüngsten Meeting der 32 NFL-Owner, auf dem auch die Änderung der Overtime-Regel beschlossen wurde. Bei der Wahl hinter verschlossenen Türen erhielten Bezos Pläne eine überwältigende Mehrheit von 31 zu 1. Teilnehmer des Meetings ließen am Ende durchblicken, dass einzig Cowboys-Besitzer Jerry Jones gegen die Übernahme stimmte. Seine angebliche Begründung: Kein NFL-Owner solle eine größere Yacht haben als er. Jones habe sich für das Nein entschieden, nachdem berichtet wurde, dass für Bezos neue Segelyacht in Rotterdam extra eine historische Brücke demontiert werden muss, da das Schiff zu hoch ist, um das Bauwerk zu passieren.
Seattle Seahawks ziehen wohl 2023 nach San Diego um
Der Verkauf der Seahawks ist ein Schritt, über den bereits seit dem Tod von Besitzer Paul G. Allen im Oktober 2018 spekuliert wurde. Anders als ihr Bruder galt die Schwester des Co-Gründers von Microsoft schon immer eher als eine Art Nachlassverwalterin und damit als Ownerin, die ihre Finger aus den sportlichen Angelegenheiten weitgehend herausließ. So konzentriert sie sich in der Führung von Vulcan Inc., der Firma, die sie zusammen mit ihrem Bruder im Jahre 1986 gegründet hat, auf die wissenschaftlichen, künstlerischen und philanthropischen Unternehmenszweige. Die Führung der Vulcan Sports and Entertainment-Gruppe, unter deren Dach neben den Seattle Seahawks und den Portland Trail Blazers aus der NBA auch das Lumen Field betrieben wird, überließ Allen nach dem Tod von Paul den CEOs Peter McLoughlin und Chris McGowan.
Wann und wie der Umzug der Seahawks nach San Diego vonstattengehen soll, ist zurzeit noch unklar. Laut Insidern könnte es hier aber sehr fix gehen. So will Jeff Bezos als neuer Besitzer so schnell wie möglich mit dem Team nach Kalifornien, um den dortigen Markt nicht zu lange alleine den beiden Teams aus Los Angeles zu überlassen. Sicher ist, dass das Team die Saison 2022 noch am Puget Sound absolvieren wird. Für die neue Ownership sei das genug Zeit, um auch mit der NFL alle nötigen Details zu klären, damit der Transfer der Franchise schon im folgenden Jahr über die Bühne gehen kann. Bis dahin haben die 12s in Seattle nun Zeit, sich mit einer Realität anzufreunden, vor denen sie ausgerechnet Paul Allen vor 25 Jahren gerettet hatte. 1997 hatte der damalige Teambesitzer Ken Behring große Teile der Seahawks-Organisation bereits nach Anaheim, Kalifornien, umziehen lassen, um dort in der Region Los Angeles eine neue Franchise aufzubauen.
Auch er strebte damit in den lukrativen Sportrechtemarkt im Sunshine State. Doch hier machte ihm zunächst die Liga einen Strich durch die Rechnung, da die Pläne nicht mit der NFL abgesprochen waren. So drohte man Behring mit einer Strafe von 500.000 US-Dollar pro Tag, an denen die Seahawks nicht zurück in Seattle waren. Am Ende war es dann Allen, der als Hometown-Hero nach wilden Protesten der 12s gegen die alte Ownership in die Bresche sprang und die Seahawks für damals noch 200 Millionen US-Dollar kaufte. Vorausgegangen war der Transaktion ein Bürgerentscheid im King County, der Heimatgemeinde der Seahawks, in dem sich die Bevölkerung mit einer knappen Mehrheit für den Bau eines neuen Stadions, dem heutigen Lumen Field, ausprach. Dies war die Bedingung, die Allen gestellt hatte. Denn ohne die Zustimmung der Menschen in seiner Heimatstadt Seattle hätte der Milliardär sein Vorkaufsrecht wieder abgetreten.
In San Diego selbst soll die Franchise als Teambasis und Trainings-Facility zunächst den alten Chargers-Park an der Murphy Canyon Road nutzen. Nach dem Umzug der Chargers nach LA im Jahr 2017 steht der Komplex, der sich aktuell noch im Besitz der Stadt San Diego befindet, bis heute leer. Er soll aber innerhalb weniger Monate wieder in einen NFL-würdigen Zustand gebracht werden können. Für die Zukunft will Jeff Bezos an gleicher Stelle offenbar eine neue, hochmoderne Facility aufbauen. Dafür sollen zurzeit erste Verkaufsverhandlungen mit der Stadt laufen, die bereits ein Immobilienmakler-Konsortium engagiert hat, um den Wert des Geländes schätzen zu lassen. Bei der Stadion-Frage macht der Amazon-Gründer und baldige Besitzer der Seahawks ebenfalls Druck.
So soll die Gemeinde die Pläne für einen Stadionbau in Downtown San Diego, der 2016 von einer Mehrheit der Bürger zunächst abgelehnt wurde und deshalb zum endgültigen Umzug der Chargers nach LA führte, wieder aus der Schublade holen. Um die Einwohner von San Diego zu überzeugen, plant Jeff Bezos einige Maßnahmen. Dazu gehört zum Beispiel, dass das Stadion gerade in Richtung der Bucht von San Diego offen gestaltet sein soll – ganz nach dem Vorbild des Husky Stadium in Seattle direkt am Lake Washington. Ganz uneigennützig ist diese Idee wohl nicht, schließlich ist der exzentrische Multi-Milliardär dafür bekannt, besonders gern Zeit auf seiner Luxusyacht zu verbringen. So könnte er die Spiele direkt vom Wasser aus verfolgen und müsste nicht in die Owner’s Lounge umziehen. Wie das aussehen könnte, haben wir einmal hier für euch montiert:
Das Stadion soll zudem das erste vollkommen von Robotern betriebene und nach dem Vorbild eines Amazon-Verteilerzentrums gestaltete der USA werden – so kommen die Speisen und Getränke vollautomatisch an den Platz. Bis das neue Stadion fertig ist, dürften allerdings noch einige Jahre ins Land ziehen. Deshalb wird sich die ehemalige Franchise aus Seattle zunächst mit dem College Football-Team der San Diego Aztecs das neue Snapdragon Stadium teilen. Dieses wird 2022 dort eröffnet, wo bis vor drei Jahren mit dem Qualcomm Stadium noch die alte Heimspielstätte der San Diego Chargers stand.
Werden aus den Seattle Seahawks die San Diego Amazons?
Und da es in Kalifornien keine Seeadler, sondern eher Möwen gibt, scheinen auch die Tage des Namens „Seahawks“ in San Diego gezählt zu sein. Wie das Team zu einem neuen Namen kommen soll, ist aktuell noch ein großes Rätsel. Jeff Bezos soll angeblich ein Fan davon sein, nicht etwa die Bürger der Stadt, sondern die Amazon-Kunden auf der ganzen Welt über den neuen Teamnamen abstimmen zu lassen. Dabei sollen sie bei der ersten Amazon-Bestellung, die sie ab dem 1. Juni 2022 abschließen, neben der Option, eine Geschenkverpackung, auch einen von fünf Namen für einen neuen Franchise-Titel der dann ehemaligen Seahawks auswählen können. Die zur Wahl stehenden Namen sollen sich die vier Kinder von Bezos gemeinsam aussuchen.
Der Gründer des weltweit erfolgreichsten Internetversandhandels ist aber offenbar auch einer anderen Idee gegenüber nicht abgeneigt. So soll bereits nach den ersten Interessensbekundungen von Bezos für einen Kauf der Seahawks vor einigen Jahren das Gleichstellungskomitee der NFL auf ihn zugekommen sein und den Milliardär gebeten haben, ob er sich nicht vorstellen könnte, die Franchise nach einer erfolgreichen Übernahme in „Amazons“ umzutaufen. Mit der Wahl eines weiblichen Namens wolle die Liga, mit dem ausdrücklichen Segen von Commissioner Roger Goodell, ein weitreichendes Zeichen dafür setzen, dass man gerne einer der größten Advokaten für Frauenrechte in den USA sein möchte. Eine Entscheidung für die San Diego Amazons könnte auch bedeuten, dass ein Team in der NFL mit einer Amazone zum ersten Mal in der Geschichte der Liga ein weibliches Maskottchen bekommt. Damit hätte dann auch leider der beliebte Blitz ausgedient.
Der Verlust der Seahawks bedeutet für Seattle übrigens nicht, dass die Familie Allen auch das Lumen Field verkauft. Neben Konzerten und anderen Sportveranstaltungen sollen sich das Stadion ab dem Jahr 2023 die MLS-Fußballer der Seattle Sounders mit dem NHL-Team der Seattle Kraken teilen. Damit wird die ehemalige Heimat der Seahawks das erste Freiluftstadion, das in der Geschichte der größten Eishockey-Liga der Welt zu einer permanenten Heimspielstätte eines Teams wird. Geschweige denn, mit einer Kapazität von fast 70.000 Zuschauern die größte, permanente Arena der NHL-Geschichte. Den kurzfristigen Auszug der Kraken aus der gerade erst frisch sanierten Climate Pledge Arena wollen die Stadt Seattle und der Inhaber der Namensrechte, Jeff Bezos, mit einer neuen alten Sportfranchise kompensieren. So soll die Rückkehr der Seattle SuperSonics zur NBA-Saison 2024 mittlerweile in trockenen Tüchern sein.
Was die Spieler der Seahawks zum Umzug sagen, könnt Ihr hier nachlesen.