Recap: Regular Season 2022 (Week 12) – Raiders @ Seahawks

Regular Season 2022 Las Vegas Raiders Seattle Seahawks Week 12

Raiders in der Stadt, Sonne am Himmel. Nach der Bye-Week hätten die Voraussetzungen für die Seattle Seahawks nicht besser sein können. Vor ausverkauftem Haus im Lumen Field wollte das Team von Head Coach Pete Carroll in Week 12 seine unerwartet erfolgreiche Saison um einen weiteren positiven Aspekt erweitern. Im Duell mit Las Vegas standen die Chancen dafür nicht schlecht. Mit einer Bilanz von 3-7 stand die Truppe um QB Derek Carr vor dem Kickoff am unteren Ende des 2022er NFL-Spektrums. Zwei der drei Siege wurden dabei gegen den Divisions-Rivalen Denver Broncos und Russell Wilson geholt.

Aber die Seahawks sind am Ende halt noch immer die Seahawks und können einfach keine „normalen“ Footballspiele abliefern. Denn auch am Sonntag war es von Anfang an nur wild. Beide Defenses präsentierten sich in gewissen Bereichen – Seattle in der Laufverteidigung und Las Vegas in der Secondary – teilweise indiskutabel. Gepaart mit Interceptions, Fumbles, Touchdowns, 4th Down-Stopps un der Verlängerung war alles dabei. Wie das Ganze am Ende ausging, haben wir im nächsten Absatz versucht zusammenzufassen:

Der Spielverlauf:

  • 1. Quarter: Ganze 28 Sekunden dauerte es, bis die Seahawks den ersten Touchdown des Spiels erzielten und dabei ging der Kickoff an die Raiders. Doch Carr warf beim allerersten Snap eine Interception zu S Quandre Diggs, bevor Rookie-RB Ken Walker III wenig später einen exquisiten Sprint in die Endzone hinlegte: 7:0 Seahawks. Der nächste Drive der Gäste entwickelte sich gut, bevor OLB Uchenna Nwosu den Raiders-QB mit einem schweren, aber fairen Hit in den Boden drosch. Wenig später war Derek Carr aber wieder da, um RB Ameer Abdullah für den Touchdown in der Endzone zu finden. Zwischenstand: 7:7. Und als ob das Spiel nicht schon absurd genug war, leistete sich Carr nach einem Seahawks-Punt die nächste Interception. Den getippten Ball von LB Cody Barton sicherte dabei schon wieder Diggs! Seattle näherte sich in der Folge schnell der Endzone, doch QB Geno Smith hatte großes Glück, dass Raiders-S Duron Harmon eine Interception fallen ließ und K Jason Myers zum Field Goal antreten durfte: 10:7 Seahawks. Im Anschluss meldete sich dann auch der Passrush der Gastgeber wieder an und forcierte das erste 3&out.
  • 2. Quarter: Am Ende des ersten Spielabschnitts und zu Beginn des zweiten war es WR DK Metcalf, den Smith als Anspielstation suchte. Eine erfolgreiche 4th Down-Conversion wurde aber durch eine Flagge gegen G Phil Haynes zurückgepfiffen und so war es wieder Myers-Zeit: 13:7 Seahawks. Dass die Raiders im nächsten Drive vom Ergebnis her im Spiel bleiben wollten, bewiesen sie mit einem Trick Play, an dessen Ende ein vollkommen ungedeckter WR Mack Hollins mit dem Ball in die Endzone marschierte: 13:14 Raiders. Besser wurde es für die Seahawks nicht, denn nur wenige Plays später war dann wirklich die Smith-Interception da. Die ausgezeichnete Position auf dem Feld nutzte Las Vegas‘ RB Josh Jacobs, um wenig später ebenfalls fast unberührt in die Endzone zu spazieren: 13:21 Raiders. Ein Spielverlauf, den Geno Smith und die Seahawks-Offense nicht auf sich sitzen lassen wollten. So sammelte Seattles QB im nächsten Drive seine offensiven Waffen Walker, Metcalf und WR Tyler Lockett zusammen, bevor dieser schließlich den tiefen Ball zum Touchdown herunter pflückte: 20:21 Raiders. Mit der Halbzeit in Sicht, marschierten die Raiders gegen eine sehr weiche Defense der Seahawks das Feld herunter, bevor K Daniel Carlson nach „interessantem“ Zeitmanagement der Gäste das Flied Goal kickte: 20:24 Raiders.
  • 3. Quarter: Fuß aufs Gas und ab dafür! Das war wohl die Ansage an die Seahawks-Offense während des Pausentees. Während Geno Smith die Mitte des Feldes über Lockett und WR Marquise Goodwin attackierte, erfolgte in der Redzone wieder einmal die Ballübergabe an Ken Walker. Der wurde zwar schon vier Yards vor der Goalline gestoppt, aber dank seiner Offensive Line bekam er am Ende doch noch den mächtigen Schubs zum Touchdown: 27:24 Seahawks. Auf der anderen Seite des Kickoffs passte sich die Defense der Seahawks in Sachen Leitung an die der Raiders an. Anders als Las Vegas ließ Seattle den Gegner allerdings auf dem Boden machen, was er wollte. Erst kurz vor der Endzone kam dann schließlich der Stopp und das Field Goal: 27:27. Lust auf Punkte hatte die Offense der Gastgeber danach allerdings nicht und ging mal wieder 3&out. Unangenehm, dass sich auch die Seahawks-Defense weiter löchrig wie ein Schweizer Käse präsentierte und nur ein fallengelassener Ball von Raiders-TE Foster Moreau bei 3rd Down einen Punt nötig machte.
  • 4. Quarter: Und alle 12s, die sich auf einen „normalen“ Schlussabschnitt eingestellt hatten, wurden schon während des ersten Seahawks-Drives enttäuscht. Zwar verwandelte Seattle dank Geno Smith und RB Travis Homer ein 2nd Down und 23 Yards, bevor einige Snaps später eine Ballübergabe zwischen Smith und Walker vollkommen misslang und DE Chandler Jones den Fumble für die Raiders sicherte. Nutzen konnten die den Turnover aber nicht, im Gegenteil. Denn als die Seahawks einen dritten Versuch endlich einmal verteidigt bekamen, versuchten die Gäste das 4th Down auszuspielen und scheiterten dabei. Eine Vorlage, die die Gastgeber dank des Glücks des Tüchtigen verwerteten. Nach einem Sack und einer unglücklichen Flagge gegen die Raiders, sorgte RB Travis Homer mit einem Catch and Run für die erneute Seahawks-Führung: 34:27 Seahawks. Dadurch musste Vegas punkten, um im Spiel zu bleiben und in dieser Situation verließ sich Carr auf WR Devante Adams. Inklusive eines aberwitzigen Einhand-Fangs, ging es bis in die Endzone, wo die Schiedsrichter einen Fumble durch die Seahawks zu früh abpfiffen und so den Gästen die Chance auf den Touchdown ließen. Den fing dann Moreau: 34:34. Mit knapp zwei Minuten auf der Uhr hatte Seattle die Chance noch einmal zu punkten, doch durch eine knappe Schiedsrichterentscheidung ging der Ball zurück an die Raiders, die dann auf die Verlängerung setzten.
  • Overtime: Die Gäste entschieden den Münzwurf für sich und bekamen als Erstes den Ball. Glück brachte das Las Vegas aber nicht, da Carlson nach einem 3rd Down-Stopp der Seahawks das Field Goal aus über 50 Yards verschoss. So weit kamen die Seahawks aber noch nicht einmal. Stattdessen gingen sie 3&out. Eine allerletzte Einladung, die der überragende Josh Jacobs dankend annahm und den Ball für 86 Yards in die Endzone lief. Endstand: 34:40 Raiders.

Die Hauptdarsteller:

Seahawks-QB Geno Smith: Kann er sein Topniveau halten? Auch in Week 12 der NFL-Saison 2022 stand diese Frage mit Blick auf Geno Smith wieder im Raum und erneut dürfte die Antwort „Ja“ lauten. Zumindest wenn es um die blanke Statistik geht. 27 von 37 Würfen für 328 Yards und zwei Touchdowns hört sich gut an. Beleuchtet man seine Leistung gegen die Raiders genauer, fallen zwar drei Sacks auf, die aber alle nicht auf Smith‘ Konto gehen. Hier kapitulierte er entweder vor der Coverage aus Las Vegas oder seine O-Line vor dem Passrush der Gäste. Negativ hingegen war, dass Smith zu Beginn des Spiels bei zwei aufeinanderfolgenden Pässe eine Interception in der Endzone geworfen hätte, bevor im das Malheur dann doch noch passierte. Wobei in diesem Fall auch die Abstimmung zwischen Lockett und Metcalf auf ihren Routen suboptimal war.

Raiders-QB Derek Carr: Im ersten Viertel zwei Interceptions werfen und am Ende trotzdem als Sieger vom Platz gehen sowie fast das gesamte Spiel plus Verlängerung mit angeschlagenen Rippen zu überstehen, verdient Respekt. Außerhalb dieser Fehler, war die Art und Weise, wie Carr seine beiden besten offensiven Waffen mit Davante Adams (74 Receiving Yards) und Josh Jacobs (303 Scrimage Yards und zwei Touchdowns) die gesamte Spielzeit über und vor allem in den entscheidenden Momenten einsetzte, bemerkenswert.

Seahawks-S Quandre Diggs: Seine schwere Beinverletzung im letzten Saisonspiel 2021 zerriss den meisten 12s das Herz. Umso erfreuter waren sie, als Diggs in der Offseason einen neuen Mehrjahresvertrag unterschrieb und somit ein wichtiger Anführer der Defense in Seattle gehalten werden konnte. Doch seitdem war von dem Pro Bowl-Safety auf dem Feld nur wenig zu sehen. Angesichts vieler verpasster Tacklings und keiner einzigen Interception, fragte sich der Anhang der Seahawks, ob der „alte“ Quandre auch in 2022 noch da war. Die Antwort liefert er direkt im ersten Offensiv-Snap der Raiders, als er erstmals in dieser Spielzeit einen Ball abfing und dieses Kunststück im ersten Viertel dann direkt noch einmal vollbrachte.

Die Nebendarsteller:

Ehrenvolle Erwähnung: Seahawks-WR DK Metcalf ist Seattles Nr. 1-Receiver und das bewies er gegen die Raiders. 11 Catches für 90 Yards und ein 12er, beinahe Wunder-Fang, der am Ende wahrscheinlich zu Recht nicht gegeben wurde, sprechen eine eindeutige Sprache. Der Rest der Seahawks-Anspielstationen trug dazu bei, dass Geno Smith für über 300 Yards werfen konnte. Tyler Lockett fing einen Touchdown, Marquise Goodwin ist ein zuverlässiger Nr. 3-Receiver und die TEs Will Dissly und Noah Fant sammelten auch zuverlässig ihre Anspiele ein.

Stets bemüht: Seahawks-RB Ken Walker III erlief, unter toller Mithilfe der O-Line, zwei Touchdowns. Bei seinen anderen zwölf Runs erzielte er dagegen – aufgepasst – genau: 0 Yards! Seahawks-DT Poona Ford als „Aktivposten“ eines quasi nicht existenten Passrush der Gastgeber zu bezeichnen, ist schon hoch gegriffen. Am Ende holte er Seattles einzigen Sack und zwei von teamweit insgesamt nur vier QB-Pressures.

Meh: Die Seahawks-Laufverteidigung zeigte nach einem unterirdischen Saisonanfang und einem ernüchternden Spiel in München erneut ihre hässliche Fratze. 283 Yards am Boden, inklusive des spielentscheidenden 86 Yard-Laufs von Jacobs zuzulassen, ist schlicht indiskutabel. Seahawks-OT Abe Lucas hatte wie die meisten Rookies aus Seattle keinen guten Abend. Dass er sich aber mit noch 40 Sekunden auf der Uhr im vierten Viertel von DE Maxx Crosby wortwörtlich überrumpeln ließ und so durch den Sack die Chance auf entscheidende Punkte verwehrte, wird ihm wohl eine schmerzhafte Lehre sein. Die Schiedsrichter spielten in den wichtigen Momenten mal wieder eine Rolle und alleine das ist kein gutes Zeichen. Einen Catch von DK Metcalf nach langem Videostudium kurz vor dem Spielende nicht zu geben, ist vielleicht noch nachzuvollziehen. Kurz vorher aber einen Lauf von Jacobs abzupfeifen, nachdem er den Ball gefumblet hatte und den Spielzug damit nicht mehr überprüfbar zu machen, gehört einfach abgeschafft.

Die Highlights:

Quandre Diggs beim ersten offensiven Snap des Spiels so: Lasst mich doch auch einmal mitspielen!

Da war doch was gegen die Giants! Smith mit dem Regenbogen-Pass auf Lockett.

Travis Homer schnappt sich den Ball und läuft einfach los …

Die Randnotizen:

  • Seattle ist eine Sportstadt, die ihre Teams liebt und auch die Franchises selbst können gut untereinander. So durfte vor dem Spiel mit Cal Raleigh, seines Zeichens Catcher der Seattle Mariners, die vor ein paar Monaten zum ersten Mal nach 21 Jahren wieder die Playoffs der Baseball-Liga MLB erreicht hatten, vor dem Kickoff die 12s-Flagge hissen.

Die Verletzten:

S Ryan Neal blieb kurz vor Ende der Verlängerung unter starken Schmerzen auf dem Feld liegen und hielt sich den Arm. Dass auch Head Coach Pete Carroll schnell zu seinem Verteidiger rannte und sich bei den Physiotherapeuten nach dessen Zustand erkundigte, lässt nichts Gutes vermuten.

Das Zitat:

„Every aspect of our game we didn’t do well today (…) and that goes right down to me. I’m the one who has to get this stuff all organized.“ – Seahawks-Head Coach Pete Carroll bilanzierte nach dem Spiel frustriert, dass gegen die Raiders aus seiner Sicht fast alles schief lief und er dafür persönlich verantwortlich ist.

Der Tweet:

Lange haben sich die 12s danach gesehnt und jetzt wird es endlich Realität: Im Jahr 2023 werden die Seahawks in Retrotrikots spielen!

Das Fazit:

Sind sie dahin, die Playoff-Hoffnungen der Seattle Seahawks? Wer vor der Saison diese Frage gestellt hätte, der wäre von dem meisten 12s wahrscheinlich für verrückt erklärt worden. Aber in der Tat ist es so, dass die unerwartet guten Leistungen der NFL-Franchise aus dem Pacific Nothwest wirklich eine Chance auf die Postseason ermöglicht haben. Aber das wir im Konjuktiv sprechen, liegt auch daran, dass das Team vom Puget Sound immer wieder Niederlagen in Spielen kassiert, die eigentlich zu gewinnen waren. Einzig die saftige Abreibung durch den San Francisco 49ers in Week 2 gilt es als eben solche anzuerkennen.

Alle anderen Spiele, bei denen die Seahawks nicht als Sieger vom Platz gingen, waren eigentlich durchaus zu gewinnen. Egal ob gegen die Buccaneers in München, auswärts gegen die Saints, daheim gegen die Falcons oder eben jetzt nach Verlängerung gegen die Raiders. Und genau dieses Spiel hat erneut einen fundamentalen Fehler offengelegt, der ganz besonders dem Defensiv-Guru Pete Carroll wehtun wird. Während die Offense immer wieder (bis auf das Spiel in Santa Clara) ordentlich Punkte auf die Anzeigentafel bringt, ist es die Defense, die das Team „im Stich“ lässt. Denn so hart es auch klingen mag: Eine Mannschaft, die in der NFL in einem Spiel fast 300 Laufyards zulässt, hat in den Playoffs in diesem Zustand leider nichts verloren. Dass die anderen Teams, die in der NFC um die Wildcard-Position kämpfen dann im dritten Drittel der Saison ihre Spiele größtenteils gewinnen und der NFC-West-Titel gegen San Francisco schon fast außer Reichweite ist, tut hier sein Übriges dazu.

Ausblick: In Week 13 gastieren die Seahawks am 4. Dezember 2022 um 22.05 Uhr bei den Los Angeles Rams.