Preview: Regular Season 2020 (Week 5) – Vikings @ Seahawks

Preview Week 5, 2020 Minnesota Vikings

Erst das Heimspiel gegen die Minnesota Vikings und dann ist für die Seattle Seahawks durchatmen angesagt. Doch bevor es in die Bye Week geht, können Russell Wilson und Co. noch einmal über 60 Minuten beweisen, warum sie aktuell mit an der Spitze der NFL stehen. Mit einer Bilanz von 4-0 ist der Start in die Saison 2020 für das Team aus dem Pacific Northwest schon jetzt historisch gut.

Genau wie die Leistungen von Seattles Quarterback. Mit 16 Touchdown-Pässen in den ersten vier Spielen egalisierte Russell Wilson auswärts bei den Miami Dolphins den NFL-Rekord von Peyton Manning. Im Duell mit den Vikings geht es für den Seahawks-Spielmacher darum, mit einer weiteren Spitzenleistung seine Ambitionen auf den Titel des MVP zu unterstreichen. Unterstützung braucht es dabei auch von der eigenen Defense. Für die Verteidigung um Linebacker Bobby Wagner gilt, sich weiter einzuspielen und dabei gleichzeitig eine der explosivsten Angriffsreihen der Liga zu stoppen.

Mit Running Back Dalvin Cook, den Wide Receivern Adam Thielen und Justin Jefferson sowie Tight End Kyle Rudolph hat Minnesotas Quarterback Kirk Cousins reichlich Anspielstationen zur Auswahl. Ob er dieses Potenzial auch abrufen kann, ist aber nicht sicher. Richtig erfolgreich waren die Vikings nämlich nur gegen die Houston Texans. Nach zuvor drei Niederlagen fuhr das Team von Head Coach Mike Zimmer hier erst in Week 4 den ersten Saisonsieg ein.

Das Spiel:

  • Kickoff: Montag, 2.20 Uhr
  • Austragungsort: CenturyLink Field (Stadion, Kunstrasen)
  • Wettervorhersage: 13 Grad Celsius, Regen
  • Schiedsrichter: Tony Corrente
  • Empfang: NFL GamePass, DAZN
  • Wettprognose: Seahawks -7
  • Schnellcheck: Minnesota Vikings
  • Hashtag: #MINvsSEA

Der Injury Report:

Nachdem zu Beginn der Trainingswoche das halbe Roster der Seattle Seahawks auf dem Injury Report auftauchte, haben sich die Reihen kurz vor dem Wochenende erwartungsgemäß gelichtet. Der einzige Spieler der auf jeden Fall für das Spiel gegen die Minnesota Vikings ausfällt, ist Strong Safety Jamal Adams (Leiste).

Fraglich, aber nicht ausgeschlossen sind auf Seiten der Seahawks-Defense die Einsätze von Safety Lano Hill (Hüfte), Linebacker Jordyn Brooks und Cornerback Quiton Dunbar (beide Knie). Auf der offensiven Seite des Balls wackelten am Freitag Running Back Carlos Hyde (Schulter) und Guard Mike Iupati (Knie/Rücken).

Beim Gegner, den Vikings, fällt bisher nur Wide Receiver K.J. Osborn (Oberschenkel) definitiv aus. Ob Head Coach Mike Zimmer am Sonntag zur Primetime auf die beiden Cornerbacks Holton Hill (Fuß) und Kris Boyd (Oberschenkel) zurückgreifen kann, ist hingegen noch unklar.

Die Matchups:

Seahawks-Wide-Receiver vs. Vikings-Secondary: Russell Wilson hat einen Saisonstart aus dem Bilderbuch hingelegt. So weit, so bekannt. 1.282 Passing Yards, 75 Prozent angekommene Pässe und ein Passer Rating von 136,9 (Maximum 158,3) hat der Quarterback der Seattle Seahawks selbstverständlich nicht alleine geschafft. Um solche Zahlen zu produzieren, braucht es natürlich auch entsprechende Anspielstationen. Und genau hier heißt es dann „Bühne frei“ für: Tyler Lockett, DK Metcalf und David Moore.

Alle drei Wide Receiver spielten sich im Laufe des ersten Saisondrittels auf ihre Art und Weise ins Rampenlicht. Metcalf ist in seinem zweiten Jahr in der NFL fast schon Wilsons zuverlässigster Passempfänger. In allen vier Spielen fing er Pässe für jeweils über 100 Yards und scheut dabei auch nicht vor direkten Duellen mit Elite-Passverteidigern wie Stephon Gilmore und Xavien Howard zurück. Locketts Qualität blitzte vor allem gegen die Dallas Cowboys auf, als er drei Touchdowns in einer Halbzeit fing. Moore lieferte hingegen zunächst mit einem Wunder-Touchdownfang gegen die Patriots ab, bevor er gegen die Miami Dolphins mit einem 57 Yard-Catch und einem weiteren Zehenspitzen-Touchdown glänzte.

Für die Vikings gilt es dieses Offensiv-Arsenal der Seahawks zu stoppen. Doch gerade die Passverteidigung war für Minnesota 2020 bisher ein Problem. Auf der Safety-Position können die beiden Co-Defensive Coordinators Andre Patterson und Adam Zimmer mit Anthony Harris und Harrison Smith auf jede Menge Erfahrung bauen.

Die Cornerbacks Cameron Dantzler, Jeff Gladney (beides Rookies) und Mike Hughes (First Round-Pick 2018) zahlen dagegen in dieser Saison ordentlich Lehrgeld. Die Folge: Bei Pro Football Focus (PFF) liegt die „Höchstnote“ der Coverage der Vikings in dieser Saison bisher bei einer mittelmäßigen 65,0 (von 100). Dazu kassierte die gesamte Minnesota-Defense in vier Spielen 125 Punkte und liegt damit ligaweit auf dem 26. Platz.

Seahawks-Laufverteidigung vs. Vikings-Running Back Dalvin Cook: Von „offen wie ein Scheunentor“, nach: „Fast so sicher wie Fort Knox“. So lässt sich die Entwicklung der Laufverteidigung der Seattle Seahawks von der Saison 2019 zur Spielzeit 2020 ziemlich gut beschreiben. In bisher vier Spielen ließ die Run-Defense von Defensive Coordinator Ken Norton Jr. im Schnitt nur 3,4 Yards pro Lauf und insgesamt nur 303 Rushing Yards (beides 3. NFL-Rang) zu. Dabei machen in der Mitte der Defensive Line die beiden Defensive Tackles Jarran Reed und Poona Ford dicht. Dahinter sind die Linebacker Bobby Wagner und K.J. Wright wachsam und sicher im Tackling.

Davor dürfte auch Dalvin Cook – der im neuesten Ballhawks-Podcast DAS Thema war – Respekt haben, mehr aber auch nicht. Denn egal gegen welche Defense der Running Back der Minnesota Vikings in dieser Saison angetreten ist, er persönlich ging immer als Sieger vom Platz. Mit bisher 424 Rush Yards hat Cook schon 50 Yards mehr erlaufen, als der zweitbeste Running Back der Liga. Auch seine sechs Rushing-Touchdowns sind nach Week 4 Ligaspitze. Nach eine etwas zaghaften Start, „explodierte“ Minnesotas Nr. 33 in den letzten beiden Spielen mit 181 und 130 Rushing Yards.

Ob das auch gegen die Seahawks klappt, ist nicht sicher. Denn in bisher zwei Duellen mit Seattle erlief Dalvin Cook jeweils 55 und 29 Yards sowie nur einen Touchdown. Damit das nicht nur bei Cook, sondern auch bei den anderen Top-Running Backs der Liga in dieser Saison so bleibt, holte General Manager John Schneider unter der Woche Verstärkung. Mit Defensive Tackle Damon „Snacks“ Harrison läuft einer der besten Laufverteidiger der letzten Jahre jetzt im Pacific Northwest auf.

Fraglich ist jedoch, wie effizient die offensive Philosophie der Minnesota Vikings in dieser Saison ist. Mit nur 42,2 Prozent Passfrequenz sagt Offensive Coordinator Gary Kubiak mit Abstand die wenigsten Passspielzüge bei neutralen Spielsituationen an.

Im Moment erinnert die Offensive der Vikings sehr an die der Seahawks im Jahr 2018. Denn wenn die Vikings Quarterback Kirk Cousins bei den „Early Downs“ passen lassen, sind sie die effizienteste Offensive der Liga. Mit 0,486 EPA/Play sind die Vikings bei dieser Metrik absolute Liga-Spitze, nutzen diese Stärke aber wie die Seahawks im Jahr 2018 zu wenig aus. Stattdessen bekommen die Running Backs öfter den Ball, die jedoch in diesen Situationen sogar für ein negatives EPA/Play von -0,102 EPA/Play nach vier Spieltagen sorgen.

Umso unverständlicher wird die Herangehensweise, wenn man in Betracht zieht, dass die Vikings in den Wide Receivern Adam Thielen und Justin Jefferson die Passempfänger Nummer 1 und 2 bei PFF in dieser Saison bis dato haben. Seattle sollte also darauf hoffen, dass Minnesota Cook den Ball wieder häufig in die Hände gibt und mit ihrem explosiven Passspiel nicht die Schwäche der Seahawks (die Passverteidigung) attackiert.

Seahawks-O-Line vs. Vikings-Pass-Rush: Wie gut können die Seahawks ihren Quarterback Russell Wilson beschützen? Dies war eine der drängendsten Fragen der Offseason in Seattle. Nach dem Verlust von drei Startern in der Offensive Line waren diese Sorgen nicht unberechtigt, dass Wilson weiter viel Druck kassieren würde. Doch das erste Saisonviertel offenbarte erstaunliches: Die Line aus Veteranen, einem Rookie und einem Free Agent hält solide.

In der Pocket bekommt Wilson ordentlich Zeit, um seine Receiver anzuvisieren. Das Ergebnis: „Nur“ elf Sacks und 9,4 Yards pro Versuch. Damit stellen die Seahawks die aktuell beste Passing-Offense der NFL. Und auch der Laufangriff ist nicht zu unterschätzen. Hier erlaufen die Running Backs Chris Carson, Carlos Hyde, DeeJay Dallas und Travis Homer 4,4 Yards pro Versuch – Rang 9 in Liga. Im Pass Blocking, wo vor allem Rookie-Guard Damien Lewis abliefert, bewertet PFF Seattles O-Line mit einer Note von 74,1 (6. Rang in der NFL).

Ob die Vikings das Offensivspiel der Seahawks effektiv unterbinden können, hängt natürlich vom Pass Rush ab. Im Gegensatz zu den letzten Jahren hat Minnesota hier allerdings 2020 Probleme. Erstens: Vor der Saison wurde Defensive End Everson Griffen Free Agent und schloss sich den Dallas Cowboys an. Zweitens: Für Griffens ehemals kongenialen Partner Hunter ist die Saison so gut wie vorbei (siehe X-Faktor). Selbst mit dem Trade für Yannick Ngakoue können der Abgang und der Ausfall wohl nicht gänzlich kompensiert werden.

Mit drei Sacks lieferte der Neuzugang von den Jacksonville Jaguars zwar schon einen ordentlichen Arbeitsnachweis ab. Verbessern konnte der Defensive End Minnesotas Pass Rush damit aber nicht – im Gegenteil. Mit einer PFF-Note von 57,0 (aus 100) liegt man ligaweit auf dem 30. Rang und damit immer noch einen vor den Seahawks (56,0 – 31. Platz).

Der X-Faktor: Die Verletzten

Der 2. Spieltag der Saison 2020 hätte für die NFL kaum schlimmer kommen können. In der ganzen Liga kam es zu einer ganzen Reihe von Kreuzbandrissen und anderen schweren Verletzungen. Dabei kamen auch die Seattle Seahawks nicht ungeschoren davon. Gegen die New England Patriots verlor das Team mit Linebacker Bruce Irvin und Nickel Corner Marquise Blair zwei Starter für den Rest der Spielzeit. Eine Woche später erwischte es auch Safety Jamal Adams. Er zog sich zwar nur eine Leistenverletzung zu, fällt laut Head Coach Pete Carroll aber auch gegen die Minnesota Vikings weiter aus.

Bei den Gästen aus dem Norden der USA begann die Verletztenmisere hingegen schon vor Saisonbeginn. Wegen einer Nackenverletzung landete mit Defensive End Danielle Hunter der beste Pass Rusher der Vikings hier bereits auf der Injured-Reserve-Liste. Ungewollte Gesellschaft bekam er hier nach dem 1. Spieltag von Guard Pat Elflein, einem weiteren Starter. Nur eine Woche später, am unrühmlichen Verletzungs-Sonntag, riss sich Linebacker Anthony Barr schließlich den Brustmuskel und fällt ebenfalls für den Rest der Saison aus.

Und so kommt es im Duell der Seattle Seahawks mit den Minnesota Vikings auch darauf an, diese Verletzungen zu kompensieren. Wem es am Ende besser gelingt, den Aderlass in den jeweiligen Startformationen zu kaschieren, der wird mit hoher Wahrscheinlichkeit als Sieger vom Platz gehen.

  • Spieler des Spiels: Tight End Will Dissly, der nach seiner zweiten schweren Verletzung wieder sein Potenzial zeigt und erstmals in 2020 über 100 Yards sowie zwei Touchdowns fängt.
  • Statistik des Spiels: 17 Mal trafen die Seattle Seahawks bisher in ihrer Franchise-Geschichte auf die Minnesota Vikings. Die Bilanz spricht dabei mit 12 Siegen bei fünf Niederlagen eindeutig für Seattle. Das erste Duell am 14. Dezember 1976 gewannen allerdings die Vikings (21:27).
  • Anekdote des Spiels: Es war erst das zweite Regular-Season-Spiel im neuen Seahawks Stadium (heute CentruryLink Field) und fand direkt den Weg in Seattles vereinseigene Rekordbücher. Am 29. September 2002 waren die Minnesota Vikings im Pacific Northwest zu Gast und mussten sich mit 48:23 geschlagen geben. Hauptdarsteller bei dem Schützenfest war Seahawks-Running Back Shaun Alexander (2005 NFL-MVP). Er erlief in der ersten Halbzeit gegen die Vikings vier Touchdowns und fing einen weiteren!

Der Hype-Faktor: Russ lädt hoch

In Person von Dalvin Cook bringen die Minnesota Vikings zwar ihren eigenen Gourmet mit. Doch in Seattle gibt es nur einen wahren Koch und der heißt Russell Carrington Wilson. Dass der Seahawks-Quarterback Woche für Woche auf dem Spielfeld ausgezeichnet „kochen“ kann, ist bekannt. Doch auch am Rechner hat Russ es richtig drauf:

Das Fazit:

Sich Woche für Woche auf die MVP-Leistungen von Quarterback Russell Wilson zu verlassen, könnte sich für die Seattle Seahawks als Spiel mit dem Feuer entpuppen. Dass er auch mal einen schlechten Tag hat, ist nicht ausgeschlossen und macht Russ menschlich. Hier muss ihn dann seine Defense zur Seite springen und das Spiel gewinnen. Gegen die Minnesota Vikings kommt es aber nicht dazu.

Im Duell mit einer ersatzgeschwächten Verteidigung werden Wilson und seine Receiver die Lücken in der Coverage wieder mit chirurgischer Präzision sezieren und ordentlich Punkte auf die Anzeigetafel bringen. Die Vikings werden ihrerseits mit einer schlagkräftigen Offense dagegenhalten. Am Ende wird das gegen eine Defense aus Seattle, die sich immer besser zu finden scheint, aber nicht reichen. Und so gehen die Seahawks mit einer Bilanz von 5-0 in die wohlverdiente Bye-Week.

Prognose: Die Seattle Seahawks gewinnen 34:20.