Preview: Regular Season 2020 (Week 4) – Seahawks @ Dolphins

Preview Week 4, 2020 Miami Dolphins

Die Seattle Seahawks reisen mit einer makellosen 3-0-Bilanz zu den Miami Dolphins, die in diesem Jahr eines der schwächsten Roster in der NFL stellen. Ein Sieg beim Team von Head Coach Brian Flores ist also trotz der mutmaßlich vielen verletzungsbedingten Ausfälle Pflicht. Will die Mannschaft von Cheftrainer Pete Carroll ihren Status als eines der Topteams der NFC wahren, sollte sie dieses Spiel ohne Schwierigkeiten gewinnen.

Die Mannschaft aus Miami um Quarterback Ryan Fitzpatrick hat jedoch nach ihrem 31:13-Sieg gegen die Jacksonville Jaguars viel Selbstvertrauen getankt. Nichtsdestotrotz scheint die einzige Möglichkeit für Miami, dieses Spiel spannend zu machen darin zu liegen, mit der Offensive rund um Fitzpatrick und Wide Receiver Davante Parker gegen die dato erschreckend schlechte Secondary in einem Shootout viel zu punkten. Dabei stellt sich nur die Frage, ob der Dolphins Quarterback sich von seiner guten oder schlechten Seite präsentieren wird. Die High-Flying-Offense der Seahawks wird auf die Angriffsabteilung aus Miami jedenfalls nicht warten. Deshalb könnte das Spiel so verlaufen, dass Fans der Seahawks die Schlussminuten ausnahmsweise einmal mit niedrigerem Blutdruck verfolgen können.

Das Spiel:

  • Kickoff: Sonntag, 19 Uhr
  • Austragungsort: Hard Rock Stadium (Freiluft)
  • Wettervorhersage: 30 Grad Celsius, Regen
  • Schiedsrichter: Scott Novak
  • Empfang: NFL GamePass, ran, ProSieben MAXX
  • Wettprognose: Seahawks -6
  • Schnellcheck: Miami Dolphins
  • Hashtag: #SEAvsMIA

Der Injury Report:

Die Seahawks werden am definitiv auf Strong Safety Jamal Adams (Leiste), Cornerback Quinton Dunbar (Knie) und Linebacker Jordyn Brooks (Knie) verzichten müssen. Alle drei könnten in ein, zwei Wochen aber wieder fit sein. Die Secondary bilden somit wohl Cornerback Tre Flowers und Safety Ryan Neal gemeinsam mit den Stammkräften Quandre Diggs, Shaquill Griffin und Ugo Amadi.

Griffin ist zwar mit fünf weiteren Spielern als fraglich gelistet, soll aber laut Head Coach Pete Carroll nur eine leichte Schulterblessur haben und spielen können. Gleiches gilt wohl für Damien Lewis und seine Sprunggelenksverletzung. Bei den restlichen Questionables entscheidet sich erst am Spieltag eineinhalb Stunden vor Kickoff, ob sie spielen können.

Die Matchups:

Seahawks-Quarterback Russell Wilson vs. Dolphins-Secondary: Wilson spielt die Quarterback-Position in diesem Jahr bisher so gut wie nie zuvor in seiner Karriere. Wenngleich viel von Rodgers oder Mahomes geredet wird, spielt Wilson in dieser Saison noch einmal in einer höheren Liga. Seine Statistiken sind schlichtweg historisch gut. Beim Heimsieg über die Dallas Cowboys legte Wilson abermals fünf Touchdown-Pässe auf und zog mit Touchdown Nummer 14 an Mahomes für die meisten Passing-Touchdowns in den ersten drei Saisonspielen einer NFL-Saison vorbei. Die Verbindung mit Offensive Coordinator Brian Schottenheimer scheint in diesem Jahr wunderbar zu funktionieren und die Play-Designs sind wie in Teilen auch im Jahr 2018 und 2019 überragend.

Vor allem aber legt Seattle früher den Ball in die Hände seines Star-Quarterbacks. Nach deprimierenden Jahren in Sachen Passspiel bei den frühen Downs (First und Second) in den ersten beiden Jahren mit Schotty als Offensive Coordinator muss man sich als Seahawks-Fan ziemlich die Augen reiben. Denn man entdeckt verwundert, dass die Seahawks nach bislang drei Spielen bei First und Second Downs, also den Downs im Spiel, bei denen der Pass das effektivste Mittel ist, mit über 60 Prozent Pass-Frequenz nur knapp hinter den Kansas City Chiefs auf dem 2. Rang liegen. Und wie erwartet: Wilson liefert zusammen mit starkem Support und einer verbesserten O-Line ab und scheint unaufhaltsam zu sein.

Nun trifft die Offense um MVP-Favorit Wilson auf eine der schwächsten Coverage-Units der NFL, die Pro Football Focus (PFF) nur auf Platz 31 unter allen NFL-Teams einstuft. Dazu ist der Pass Rush auch ziemlich suspekt. Möglicherweise muss Miami verletzungsbedingt auf der Cornerback-Position auf Starter Byron Jones verzichten. Und auch der Einsatz von seinem starken Cornerback-Kollegen Xavien Howard ist nicht gänzlich sicher. Starten wird also definitiv Rookie Noah Igbinoghene, der mit Lockett oder Metcalf einige Probleme bekommen sollte. Der diesjährige Erstrundenpick ist nach drei Spielen bei PFF auf Rang 100 von 109 benoteteten Cornerbacks eingestuft.

So sollte die Seahawks-Offensive hier eigentlich mit dem Backfield der Dolphins ein absolutes Missmatch vor der Brust haben, dass es auszunutzen gilt, um wieder über 30 Punkte aufs Board zu legen.

Dolphins-Quarterback Ryan Fitzpatrick vs. Seahawks-Secondary: Der Quarterback der Dolphins ist ein wahres Phänomen. Brillante Momente mit unglaublichen Pässen folgen manchmal im nächsten Play plötzlich, teilweise hanebüchene Entscheidungen. Fan eines von Ryan Fitzpatrick geführten Teams zu sein, ist daher eine wahre Achterbahn der Gefühle.

Aber: Schafft Miami es, ihm gegen den Pass Rush aus Seattle immer wieder genügend Zeit zu verschaffen, ist der Harvard-Absolvent auch in der Lage im Stile eines Wilson oder Mahomes, die Secondary der Seahawks auseinanderzunehmen. Und darin liegt die große Chance der Dolphins.

Es ist zwar zu hoffen, dass sich die Leistung der Secondary durch bessere Eingespieltheit im weiteren Verlauf der Saison verbessert, hiervon auszugehen dürfte jedoch schwierig sein. Da hilft es auch nicht, dass Strong Safety Jamal Adams in diesem Spiel höchstwahrscheinlich verletzungsbedingt pausieren muss. Nichtsdestotrotz ist dies langfristig gesehen die richtige Entscheidung, um keine Verletzung über mehrere Wochen zu riskieren.

Eine der größten Schwachstellen in der Passverteidigung der Seahawks waren jedoch nicht die Safeties, sondern die Cornerbacks. Und diese werden in Person der beiden Wide Receiver Davante Parker und Preston Williams eine schwierige Aufgabe haben. Die beiden Passempfänger der Dolphins werden höchstwahrscheinlich nicht nur im Fantasy-Football in dieser Woche Punkte im wahrsten Sinne des Wortes aufs Board bringen. Ebenfalls aufpassen müssen die Seahawks auf Tight End Mike Gesicki, der in Woche 2 gegen die Buffalo Bills acht Pässe für 130 Yards sowie einen Touchdown fing.

Doch wenn es die Defensive diesmal jedoch auf wundersame Weise einen Turnaround schafft oder Fitzpatrick einen seiner schwachen Tage erwischt, dann kann dieses Spiel durch die offensive Firepower der Seahawks zu einem Schützenfest werden.

Seahawks-Pass-Rush vs. Dolphins-O-Line: Das Problem der Miami Dolphins ist, dass ihre Offensive Line zu den absoluten Kellerkindern der Liga gehört. In nahezu allen Kategorien ist diese Einheit am statistischen Ende der NFL angesiedelt und hat auch bei PFF keinen einzigen Starter, der auch nur Liga-Durchschnitt ist. Schafft Seattle es, Fitzpatrick immer wieder unter Druck zu setzen, könnten sie ihn zu folgenreichen Fehlern zwingen. Denn so gut der Mann mit dem Voll-Vollbart bei einer sauberen Pocket ist, so schwach ist er, wenn er Druck bekommt. Genau da grenzen sich Quarterbacks wie Wilson oder Mahomes von Spielern wie Fitzpatrick ab, die bei einem gutem gegnerischen Pass Rush einbrechen.

Im Spiel gegen die Cowboys feierte Rookie Alton Robinson sein Saisondebüt. Der Defensive End lieferte mit einem wichtigen Sack gegen Dallas‘ Quarterback Dak Prescott in den Schlusssekunden direkt ab. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob er an sein gutes Debüt anknüpfen kann. Gegen eine schwache O-Line der Dolphins wäre eine gute Leistung von Robinson, Collier und Co. jedenfalls ein Grundstein für eine gute Defensiv-Performance.

Der X-Faktor: Welcher Fitzpatrick darf’s heute sein?

Wie bereits angeklungen, wird entscheidend sein, ob die Dolphins in einem Shootout mithalten können. Dafür muss Fitzpatrick jedoch liefern. Ob er sein Turnover-Gesicht zeigt, oder spielt wie Ryan „Fitzmagic“, wird hinsichtlich der Spannung des Spiels von großer Bedeutung sein.

  • Spieler des Spiels: Seahawks-Quarterback Russell Wilson, der seinen MVP-Anspruch gegen die schwache Secondary der Miami Dolphins weiter unterstreichen wird.
  • Statistik des Spiels: Die Seahawks-Offensive erzielte in den ersten drei Saison Spielen durchschnittlich 37 Punkte. Die Defensive kassierte 28,7. Die Offensive der Dolphins brachte bislang im Schnitt lediglich 23,3 Punkte aufs Scoreboard, kassierte aber auch nur 21,7 Punkte.
  • Anekdote des Spiels: Zuletzt traf Seattle im Jahr 2016 in Woche 1 auf die Miami Dolphins. Die 12s erinnern sich an diese Partie nur ungern. Wide Receiver Doug Baldwin drehte das Offensiv-Schneckenrennen mit einem Game-Winning Touchdown kurz vor Schluss. Endstand – 12:10.

Der Hype-Faktor: Seattles Ziegen

Seattle hat bekanntlich schon eine GOAT – und die hört auf dem Namen Sue Bird und bestreitet in diesen Tagen die WNBA-Finalserie mit den Seattle Storm. Doch Russell Wilson wandelt auf ihren Spuren. Legt er auch in Week 4 wieder entsprechende GOAT-Zahlen auf?

Das Fazit:

In der NFL darf generell kein Team unterschätzt werden. Doch ein Sieg bei den Miami Dolphins ist absolute Pflicht. Der Knackpunkt in diesem Spiel besteht aus zwei Fragen. Erstens: Kann die Offensive der Seattle Seahawks genau dort weitermachen, wo sie im Spiel gegen die Dallas Cowboys aufgehört hat? Und zweitens: Können die Dolphins mit der Offense von Quarterback Russell Wilson mithalten? Sieht es im Backfield der Seahawks-Defense wieder ähnlich wild aus wie an den Spieltagen 1 bis 3 – darauf deutet auch verletzungsbedingt alles hin –, kann dieses Spiel den 12s einige Kopfschmerzen bereiten.

Am Ende des Tages hat Seattle jedoch um einiges mehr an Talent auf seinen Seiten. Spätestens dadurch entscheidet der Favorit normalerweise das Spiel für sich. Und: Die Seahawks sind inzwischen echte Early Birds. Sieben Spiele im frühen Zeitfenster (10 Uhr an der Pazifikküste) gewannen sie zuletzt in Folge. An der Ostküste sind sie eine Macht, am Sonntag folgt deshalb Seriensieg Nummer acht.

Prognose: Die Seattle Seahawks gewinnen bei den Miami Dolphins mit 42:28.