Kopfsache: Dr. Ulrich Grünwald

Dr. Ulrich Grünwald ist seit 2018 unser German Football Doc und spricht mit uns über die medizinischen Aspekte der Sportart American Football. Als ehrenamtlicher Verbandsarzt beim American Football Verband Deutschland (AFVD) beschäftigt er sich täglich mit den Gefahren der Sportart, die er einst auch selbst aktiv ausübte.

Mit uns hat er während eines Lehrgangs der Frauen-Auswahl des nordrhein-westfälischen Verbandes über Gehirnerschütterungen und CTE gesprochen und uns seine Einschätzungen zu verschiedenen Aspekten gegeben.

Grünwald hospitierte in der Preseason 2015 in der medizinischen Abteilung der Seattle Seahawks, wo er Einblicke in die Praktiken des Ärzte- und Physiotherapeutenstabs erhielt.

Wenn Grünwald über Kopfverletzungen im American Football spricht, differenziert er.

Relevant sei im Zusammenhang mit Langzeitfolgen besonders die frühe Erkennung von Gehirnerschütterungen. Betroffene Spieler ohne Diagnose wieder aufs Spielfeld zu schicken, sei riskant. Prominentes Beispiel war 2014 der deutsche Fußball-Nationalspieler Christoph Kramer, der im WM-Finale trotz Gehirnerschütterung noch mehrere Minuten auf dem Spielfeld stand und so der Gefahr einer zweiten, folgenschwereren Erschütterung ausgesetzt war.

Bei der Krankheit CTE, die nach neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft nicht unbedingt durch Gehirnerschütterungen, sondern eher durch häufige Kopfstöße mit hoher Geschwindigkeit hervorgerufen wird, ist eine Diagnose schwierig.

Der Ansatz bei der Verhinderung von CTE liegt daher neben der Früherkennung von Gehirnerschütterung in der Verbesserung der Spielsicherheit. Ob dabei neue Regeln, die es verbieten, einen Quarterback mit voller Wucht in den Boden zu rammen, mehr als Aktionismus um den Star des Spiels sind, darf hinterfragt werden. Als effizienter dürfte sich ein Umdenken beim Tackling erweisen, indem der Kopf aus der Bewegung heraus genommen wird.

Fast täglich gibt es im Bereich Kopfverletzung neue Erkenntnisse. Für Grünwald ist klar, dass Spätfolgen von Kopfverletzungen nicht an einem einzigen Faktor festgemacht werden können.

Ein Blick in die Praxis in Deutschland: Die Arbeit am Spielfeldrand fokussiert sich auf die Erkennung von Schädel-Hirn-Traumata. Wie geht der Doc vor, wenn er eine Gehirnerschütterung vermutet?

Die im Vergleich zur NFL geringere Geschwindigkeit im deutschen American Football ist für die Häufigkeit von Kopfverletzungen laut Grünwald kein Faktor.

Immer wieder wird Doc Grünwald innerhalb dieses Projekts Aspekte kommentieren, die in unserer Sammlung zur Sprache kommen. So äußert er sich beispielsweise zu Russell Wilsons Wunderwasser, „Hawk Tackling“, und für die Diagnose von Gehirnerschütterungen eingesetzte Scat-Karten.

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