Tellerrand: NFL Week 3

Das Highlight auf dem Spielplan für die dritte Woche war natürlich die Neuauflage des letzten Super Bowl und das Spiel hat auch alles gehalten, was man sich vorher davon versprochen hatte. Doch es gab noch weitere Spiele am vergangenen Wochenende und um die geht es wie gewohnt in unserem wöchentlichen Blick über den Tellerrand:

  • San Francisco 49ers @ Arizona Cardinalsgsh-tellerrand rund links2

Das erste Divisionduell der NFC West stand an, als die Niners zu Gast bei den Cardinals waren. Arizona konnte seine Siegesserie fortsetzen und bleibt weiter ungeschlagen. Waren die Niners zur Halbzeit noch mit 14:6 in Führung, so brachen sie offensiv in der zweiten Hälfte stark ein und konnten keinen einzigen Punkt mehr erzielen, während die Cardinals den Rückstand aufholten und am Ende zu einem 23:14-Sieg kamen.

Unter Jim Harbaugh waren die Niners vor der aktuellen Saison 22-0, wenn sie zur Halbzeit mit mindestens sieben Punkten geführt hatten. Diese Saison haben sie schon zwei Spiele nach einer Führung abgegeben (das aktuelle Spiel gegen die Cards sowie letzte Woche gegen die Bears, als sie zehn Punkte Vorsprung hatten und am Ende dennoch verloren). Dass die Niners momentan ein Problem haben, untermauern diverse Statistiken. So haben sie in dieser Saison in den zweiten Halbzeiten gerade mal drei Punkte erzielt, jedoch 52 kassiert. Die Third Down Conversions sanken von 68,8% in der ersten Spielhälfte auf 45% in der zweiten. Ebenso sanken die Werte im Rushing (von 4.9 ypc auf 3.5 ypc) und im Passing (von 7.9 ypa, 4 TD auf 6.8 ypa, 0 TD).

Müssen wir uns also Sorgen um unseren Rivalen aus der Bay Area machen? Nun, es bleibt abzuwarten, ob sie ihr früher so dominantes Run Game wieder richtig in Gang bekommen. Vor allem in der zweiten Halbzeit, wenn es darauf ankommt etwas Zeit zu gewinnen, um die Führung zu halten. Außerdem scheint auch die O-Line der Niners Probleme zu haben je länger das Spiel dauert, denn die Sack Rate steigt in dieser Saison von 2% auf 10.2% im Vergleich der beiden Halbzeiten und Colin Kaepernick ist ja eigentlich ein Quarterback, der der gegnerischen Defense ausweichen kann.

Doch nicht nur in der Offense hat San Francisco zur Zeit ein Problem. Auch die Statistiken der Pass-Defense sind etwas erschreckend. Erlaubte man in der ersten Halbzeit 246 yards, 4.8 ypa, 1 TD, so steigert sich das in der zweiten Hälfte auf 455 yards, 8.6 ypa und 6 TD.

Diese Daten haben wohl auch die Cardinals analysiert und die eklatanten Schwächen in der 49ers-Defense, vor allem beim Passing, eiskalt ausgenutzt. Ersatz-Quarterback Drew Stanton kam auf 14.9 Yards pro Pass, das ist ligaweit der beste Wert seit dem 6. Spieltag 2012, als Russell Wilson gegen die Pats auf 15.2 Yards kam.

Das wird aber vermutlich kein Dauerzustand sein und ich gehe davon aus, dass die Niners sich im Laufe der nächsten Spiele stabilisieren werden, die meisten Fehler abstellen können und vor allem wieder einige verletzte oder suspendierte Spieler zurückbekommen. Außerdem sind die Niners auch letzte Saison mit 1-2 in die Saison gestartet und standen am Ende im NFC Conference Championship Game. Eine 12-4-Saison wie vergangenes Jahr wird vermutlich schwer (es kommen ja auf jeden Fall bereits zwei Niederlagen gegen die Hawks hinzu ;-) ), aber sie dürften am Ende bei der Vergabe der Playoffplätze ein Wörtchen mitzureden haben.

Umgekehrt dürften auch die Cardinals nicht so stark sein, wie es im Moment den Eindruck macht. Alle drei Siege kamen mit etwas Glück zustande und hätten mit etwas Pech auch drei Niederlagen sein können. Das soll den momentanen Erfolg von Arizona nicht schmälern (vor allem vor der Cardinals-Defense von Todd Bowles sollte man sich in Acht nehmen), aber wir müssen uns jetzt keine Sorgen machen, dass wir mit unseren beiden härtesten Rivalen (sorry Rams, aber ihr fallt da wirklich momentan raus) nicht mithalten könnten. Es wird auf jeden Fall wieder spannend diese Saison in der NFC West.

  • St. Louis Rams (vs. Dallas Cowboys)

Die Cowboys waren in der Stadt und haben ihren Colt etwas spät gezogen, dafür dann aber umso schneller getroffen.  Mit 21 Punkten gingen die Rams in Führung, dann kam aber das Comeback der Cowboys und am Ende gab es für St. Louis mit einem 31:34 die zweite Heimniederlage. Drei Fehler der Rams entschieden am Ende das Spiel: Der erste Drive der Cowboys im dritten Quarter endete mit einem 68 Yard Pass von  Tony Romo auf Dez Bryant und einem Touchdown. Bryant stand dabei viel zu frei und wurde am Ende von fünf Abwehrspielern verfolgt, die ihn scheinbar alle beim Pass übersehen hatten. Knapp sechs Minuten vor Spielende warf dann der für den verletzten Sam Bradford auflaufende Austin Davis eine Interception kurz vor der eigenen Endzone und Dallas konnte seine Führung auf 10 Punkte ausbauen.

Der letzte große Fehler war dann erneut eine Interception von Davis, die gut eine Minute vor Spielende die letzte Chance auf einen Sieg zunichtemachte. Für die Cowboys war es übrigens das größte Comeback in ihrer Geschichte.

Doch auch wenn er zwei entscheidende Interceptions warf, Austin Davis ist nicht das größte Problem für die Rams, die trotz ihrer eigentlich starken Defensive noch nicht überzeugen konnten. Die kommenden Spiele nach der Bye Week dürften auch nicht gerade Hoffnung auf viele Siege in St. Louis machen (@Philadelphia, 49ers, Seahawks, @Chiefs, @49ers, @Cardinals, Denver, @San Diego).

  • Die Tabelle der NFC West nach dem 3. Spieltag:
  1. Arizona (3-0-0 /1.000)
  2. Seattle (2-1-0 /0.667)
  3. San Francisco (1-2-0 /0.333)
  4. St. Louis (1-2-0 /0.333)
  •  Was sonst noch so in der NFL passiert ist:
    • Beim TNF zwischen den Bucs und den Falcons fühlte man sich an einen unausgeglichenen Boxkampf erinnert. Ihr kennt das vielleicht, wenn der Gegner schon zwei Mal direkt in der ersten Runde zu Boden geschickt wird und man ihm wünscht, dass er einfach liegen bleibt und nicht versucht wieder aufzustehen, doch er tut es dennoch und ist schneller wieder auf den Brettern, als er die Fäuste zur Verteidigung hochnehmen kann. Genau so war auch das Footballspiel am Donnerstag, als die Bucs in den ersten drei Quartern ohne Gegenwehr 56 Punkte über sich ergehen ließen. Zwar konnten sie mit zwei Touchdowns im letzten Quarter noch etwas Ergebniskosmetik betreiben, zu dem Zeitpunkt hatten die Falcons aber schon fast alle ihre Starter gegen Ersatzleute ausgetauscht. Quarterback Matt Ryan durfte sich zum Beispiel schon ab Mitte des dritten Quarters ausruhen. Auf Seiten der Bucs musste vor der Halbzeit Quarterback Josh McCown verletzt raus. Mike Glennon kam rein und machte seinen Job ganz ordentlich, so weit das bei einem Rückstand von 0:35 möglich ist.
    • Wer übrigens im Detail mal sehen will, wie schlecht der Saisonstart der Bucs ist, der kann bei Grantland vorbeischauen.
    • Bleiben wir kurz bei Teams aus Florida: Auch die Dolphins und die Jaguars haben ihre Partien verloren. Die Jaguars wurden von den Colts mit 44:17 aus dem Stadion gefegt, erwähnenswert eigentlich nur, weil Blake Bortles seine erste Action zu sehen bekam und von Coach Gus Bradley auch gleich zum Starter für die Zukunft ernannt wurde (sein Vorgänger Chad Henne hatte in der ersten Halbzeit 55 Yards, die Colts auf der Gegenseite 330). Die Dolphins unterlagen den verletzungsgeplagten Chiefs mit 15:34 und ich kann nicht mehr aufhören mir das Vine von „Happy Andy“ Reid anzuschauen.
    • Nicht nur Blake Bortles hatte sein Debüt, auch bei Minnesota kam Rookie Teddy Bridgewater als Quarterback ins Spiel und übernahm für den verletzten Matt Cassel. Da Cassel mit mehreren Knochenbrüchen im Fuß für längere Zeit ausfallen wird, ist Bridgewater in Zukunft als Starter aktiv. Doch auch mit Bridgewater under Center konnten die Vikings den ersten Saisonsieg der Saints nicht verhindern (9:20).
    • Wenn Ihr Euch gerne viel Quarterback-Action anschaut, dann könnte eine Wiederholung vom Spiel des Footballteams aus Washington bei den Eagles ein Tipp sein. Meiner Meinung nach das unterhaltsamste Spiel am Wochenende (natürlich abgesehen vom Superbowl-Rematch). RG III-Ersatz Kirk Cousins kam auf 427 Yards und 3 TDs, Nick Foles auf der Gegenseite auf 325 Yards und ebenfalls 3 TDs. Die Eagles schafften es im dritten Spiel in Folge einen Rückstand von mehr als zehn Punkten aufzuholen und die Partie zu drehen. Das ist schon beachtlich, man fragt sich aber was passiert, wenn sie auf Gegner treffen, die das eben nicht so zulassen wie Jags, Colts und Washington.
    • Beim „New England Kowskis-Bowl“ zwischen Raiders und Patriots erzielten folgende Spieler alle Punkte für beide Teams: Sebastian Janikowski, Rob Gronkowski und Stephen Gostkowski. Die Raiders waren bei ihrer 9:16-Niederlage übrigens überraschend nahe an einem Upset dran, aber dafür müsste dann vielleicht doch noch jemand anderes punkten, als nur der Kicker.
    • Es scheint so, als käme in New York die neue Offense von OC Ben McAdoo langsam in Gang. Den Eindruck konnte man zumindest beim starken 30:17-Sieg der Giants gegen die Houston Texans gewinnen. Eli Manning sah ja schon im letzten Spiele nicht so schlecht aus, diesmal haben aber auch seine Receiver, die O-Line, RB Rashad Jennings (34 Runs für 176 Yards gegen die überraschend schlechte Run-Defense der Texans) und die eigene Defense mitgespielt und so konnte man ungefährdet den ersten Sieg der Saison einfahren. Bei den Texans wünscht man sich, dass statt Ryan Fitzpatrick jemand anderes Quarterback spielen würde, der die starken Receiver Hopkins und Johnson richtig füttern kann. Ob aber Backup Ryan Mallett der richtige Mann ist, wage ich zu bezweifeln.
    • Erneut wurde ein Spiel der Browns kurz vor dem Ende durch ein Field Goal entschieden, diesmal war Cleveland allerdings der Verlierer, als Justin Tucker für die Ravens den 23:21-Sieg in dem nicht immer schönen, aber immerhin spannenden Division-Duell, einfuhr. Brian Hoyer machte für Cleveland erneut ein solides Spiel (19/25, 290 Yards, 1 TD), so dass die Fans der Browns vermutlich noch eine Weile auf Johnny Football als Starter warten müssen. Gar nicht hinschauen wollte man, als Ravens TE Dennis Pitta ohne Fremdeinwirkung einfach das Bein versagte und er umkippte. Wie sich später herausstellte, hat er sich erneut an der bereits in der letzten Saison operierten Hüfte verletzt und wird den Rest dieser Saison verpassen.
    • Wer wie ich bei der Partie Green Bay @ Lions auf ein Shoot Out gehofft hat, wurde leicht enttäuscht. Die Lions ließen Aaron Rodgers und seiner Offense keine Luft zum Atmen und erlaubten ihm gerade mal 162 Yards und einen TD. Der TD für die Packers kam bereits im ersten Quarter, danach kamen keine weiteren Punkte hinzu, so dass die Partie mit einem 19:7 für Detroit endete.
    • Das heißeste Team der AFC – wenn nicht sogar der Liga – dürften momentan die Bengals sein. Die Defense ist dominant und die Offense zeigt kreative und vor allem erfolgreiche Spielzüge. Der beste Quarterback in Cinnci ist übrigens mit Mohamed Sanu momentan ein Wide Receiver mit perfekten 4/4 Pässen, 166 Yards und zwei Touchdowns. Einer seiner Pässe landete am Sonntag sogar in den Armen vom eigentlichen QB Andy Dalton, der es mit dem Ball bis in die Endzone schaffte. Am Ende fuhren die Bengals einen beeindruckenden 33:7-Sieg über die Titans ein und sind mit 3-0 das einzige ungeschlagene Team der AFC.
    • Ansonsten bezwangen die Steelers etwas überraschend die Panthers mit 37:19, die Chargers gewannen bei den Bills mit 22:10 und die Bears schlugen am Montag die Jets mit 27:19. Der Sieg von Chicago wirkt gleich noch beeindruckender, wenn man weiß, dass sie am Ende des Spiels eigentlich fast keine gesunden Spieler in ihrer Secondary mehr hatten. Ryan Mundy, Chris Conte und Danny McCray mussten alle mit Verletzungen raus und dennoch ließ man am Ende kein Comeback der Jets zu.
  • Auf den Playoffplätzen sind momentan:
    • National Football Conference
      • Arizona (1st seed, first round bye)
      • Philadelphia (2nd seed, first round bye)
      • Atlanta (3rd seed)
      • Detroit (4th seed)
      • Carolina (5th seed, Wildcard)
      • Seattle (6th seed, Wildcard)
    • American Football Conference
      • Cincinnati (1st seed, first round bye)
      • Denver (2nd seed, first round bye)
      • Houston (3rd seed)
      • Buffalo (4th seed)
      • San Diego (5th seed, Wildcard)
      • Baltimore (6th seed, Wildcard)
  • Die Seahawks müssten in der NFC Wild Card Round bei den Atlanta Falcons antreten.
  • In Week 4 haben folgende Teams ihr Bye:
    • Cincinnati, Cleveland, Denver, St. Louis, Arizona, Seattle
  • Der nächste Spieltag der NFC West-Teams:
    • Philadelphia @ San Francisco (So, 28.09. – 22:25 MESZ)
    • Arizona, St. Louis und Seattle haben ihre Bye Week

Das war es mit dem Blick über den Tellerrand, bis nächste Woche und Go Hawks!


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Als Vorlage wurde dieses Bild von ghelm 4747 verwendet, es ist CC BY-NC-SA 2.0