Schnellcheck: 10 Themen rund um Rams @ Seahawks

Schnellcheck Lead Blogger 2020

Zum dritten Mal in dieser Saison treffen die Seattle Seahawks und die Los Angeles Rams aufeinander. Welches NFC-West-Team erreicht die Divisional Round? Der Schnellcheck ist diesmal ein Verweis auf einen Artikel, der ursprünglich bei Lead Blogger erschienen ist.

In der Sunday Watch zur Wild-Card Round deutete Thomas Psaier bereits an, dass Spiele zwischen den Los Angeles Rams und den Seattle Seahawks zuletzt von starker Defensive geprägt waren. Runde 1 ging an Sean McVay, Runde 2 an Pete Carroll. Am Samstag folgt im Lumen Field um 22.40 Uhr deutscher Zeit (DAZN, ran, ProSieben, NFL Game Pass) Runde 3. Hier kommen zehn weitere Storylines rund um das wohl attraktivste NFC-Duell des Wochenendes.

1 – Leere Lazarette

Von gesunden Spielern mag man nach 17 Wochen Regular Season nicht wirklich sprechen. Doch die Tatsache, dass die Injury Reports beider Teams am Donnerstagabend recht leer in den sozialen Medien auftauchten, deutet darauf hin, dass hier zwei Mannschaften in Bestbesetzung aufeinandertreffen.

Bei den Rams dürfte Rückkehrer Andrew Whitworth der O-Line nach seiner verletzungsbedingten Pause auf der linken Seite wieder mehr Stabilität verleihen (er hatte sich im Regular-Season-Hinspiel gegen die Seahawks am Knie verletzt). Quarterback Jared Goff warf mit seinem erst vor knapp zwei Wochen operativ wiederhergestellten Daumen bereits unter der Woche munter seine Pässe (wenngleich er weniger Snaps bekam als sein Backup). Die Covid-19-Reservisten Cooper Kupp und Michael Brockers sind ebenfalls zurück im Kader.

Bei den Seahawks machte Jamal Adams in Week 17 nach einer Schulterverletzung böse Miene. Wenige Tage später posaunte er aber bei der Pressekonferenz in die Mikrofone, er sei vollkommen fit – nur um dann mit dem Arm der verletzten linken Schulter nach dem Kaffeebecher zu greifen und ihn vor laufenden Kameras demonstrativ lässig nach oben Richtung Mund zu führen. Die Energie beim linebackernden Strong Safety ist bereits auf Playoff-Level. Die Bluffs sind es bei allen Beteiligten auch.

2 – Metcalf vs. Ramsey wird heiß

Nein, nicht so heiß wie die Aufeinandertreffen von Josh Norman und Odell Beckham Jr. seinerzeit. DK Metcalf und Jalen Ramsey respektieren sich – wobei der Respekt beim Receiver noch größer sein dürfte als beim Cornerback. Die direkten Duelle gingen bislang an den erfahreneren Ramsey, obwohl Sophomore Metcalf den Franchise-Rekord für die meisten Receiving-Yards in einer Saison brach. Dazu sei gesagt, dass Metcalf in der zweiten Saisonhälfte, als er auch zweimal gegen Ramsey und die Rams antrat, nur ein einziges Mal mehr als 80 Yards schaffte. Zusammengerechnet kam Metcalf in den zwei Partien gegen LA auf acht Fänge für 87 Yards und keinen Touchdown (bei zwölf Targets).

Im direkten Duell (53 von 77 Routen) der zwei Leistungsträger schaffte Metcalf nur einen Catch für elf Yards. Das dürfte der Hauptgrund sein, warum der Seahawks-Receiver in Week 16 22 Snaps im Slot spielte, so oft wie nie zuvor in seiner NFL-Karriere. Am Samstag knackt er diese Marke möglicherweise erneut, um dem All-Pro Jalen Ramsey (309 Yards in 581 Coverage-Snaps) aus dem Weg zu gehen.

3 – Das letzte Playoff-Duell hinterließ bedroppelte Seahawks

4th & 4 kurz vor der gegnerischen Endzone, Matt Hasselbeck bekommt den Snap, weicht dem Druck aus, wirft per Side Arm zum Ausgleich und…

4 – Pete Carroll scheint endlich eine Lösung für Sean McVays Offensive gefunden zu haben

Seit Jahren (präziser: seit ihrer der Super-Bowl-Pleite) haben die Los Angeles Rams genau dann Probleme in ihrer auf die Außenbahnen verlagerten Offensive, wenn ihnen Verteidigungen mit Bear Fronts begegnen. Knapp zwei Jahre später scheint das auch endlich bei Seahawks-Cheftrainer Pete Carroll angekommen zu sein. Mit vielen voluminösen Spielern direkt an der Line of Scrimmage, beweglichen Edge-Jägern und einem durchs gegnerische Backfield wirbelnden Jamal Adams schaffte er es in Week 16 nach vier Jahren endlich mal wieder, LA bei weniger als zehn Punkten (drei Field Goals) zu halten.

5 – Die Seahawks verpennen in den Playoffs regelmäßig den Start

Nur dreimal* haben die Seahawks seit Super Bowl XLIX in den Playoffs in der ersten Halbzeit einen Touchdown erzielt. Die vollständige Liste des Schreckens:

  • 2015 @ Minnesota Vikings – 0 Punkte
  • 2015 @ Carolina Panthers – 0 Punkte
  • 2016 vs. Detroit Lions – 10 Punkte*
  • 2016 @ Atlanta Falcons – 10 Punkte*
  • 2018 @ Dallas Cowboys – 6 Punkte
  • 2019 @ Philadelphia Eagles – 10 Punkte*
  • 2019 @ Green Bay Packers – 3 Punkte

Dazu passt unschönerweise, dass Seattle in den vergangenen sechs Partien nur ein einziges Mal einen Touchdown im ersten Viertel erzielte und in den vergangenen zwei Partien keinen einzigen Touchdown in der ersten Halbzeit. Ein träger Start wird den Seahawks in den Playoffs irgendwann das Genick brechen. Vielleicht schon an diesem Samstag.

Vielleicht aber zittern Fans auch diesmal wieder bis zum letzten Spielzug. Seit dem 42:7 für die Los Angeles Rams im Rückspiel der Saison 2017 war nur ein Spiel zwischen den zwei Kontrahenten eine richtig deutliche Angelegenheit:

  • 07.10.2018: 33:31 Rams
  • 11.11.2018: 36:31 Rams
  • 03.10.2019: 30:29 Seahawks
  • 08.12.2019: 28:12 Rams
  • 15.11.2020: 23:16 Rams
  • 27.12.2020: 20:9 Seahawks

6 – Krankenschwestern sind die Honorary Flag Raisers

Unabhängig vom Sinn dieser Massentests (während viele Zivilisten ewig auf ihre warten): Die wahren MVPs bei den Seahawks sind in dieser Saison die Krankenschwestern, die tagtäglich Staff, Presse und Spieler auf Covid-19 testen. Seattle hatte bis heute als einziges NFL-Team keinen positiven Fall im Kader (nur Fälle von engem Kontakt mit einer positiv getesteten Person). Während der Zusammenhang zwischen Testpersonal und negativer Testquote (Faktoren Glück und Disziplin) bestreitbar ist, darf man die Arbeit der vielleicht wichtigsten Menschen im NFL-Zirkus durchaus loben. Am Samstag dürfen die Frauen und Männer, die sonst mit kleinen Stäbchen hantieren, deshalb am großen Fahnenmast im Lumen Field die 12s-Fahne hissen.

7 – Die zwei Quarterbacks bekämpfen Dämonen

Auf die Frage nach Jared Goffs Gesundheitszustand antwortete Rams-Cheftrainer Sean McVay unter der Woche, er wisse nicht einmal, was “Limited” genau bedeute. Nun ja, sein Quarterback wird’s es ihm im Spiel vielleicht zeigen. Und wenn nicht Goff, dann hilft ihm eben Russell “Mr. Unlimited” Wilson auf die Sprünge – denn auch dessen Leistungen waren in den vergangenen Wochen ziemlich limitiert.

Das Aufeinandertreffen am Samstagabend ist nach aktuellsten Erkenntnissen kein Quarterback-Leckerbissen – und wird vielleicht gerade deshalb über die wichtigste Position im American Football entschieden.

Bei Russell Wilson muss irgendwann in der Saisonmitte etwas kaputt gegangen sein. Der Spielmacher, der einst vereinzelt schwache Spiele mit einer Leichtigkeit wieder abschüttelte, kam plötzlich nicht mehr aus dem Formtief heraus. Ja, Gegner haben sich auf #LetRussCook eingestellt, tiefe Pässe sind gegen zwei tiefe Safetys keine Alleinlösung mehr. Und ja, Gegner stellen Wilson mit versteckten Deckungsformationen immer wieder vor Probleme. Aber das größte Hindernis ist und bleibt der Quarterback selbst. Er vertraut seinen Reads nicht mehr, agiert zögerlich, lässt damit cleane Pockets ungenutzt und hat die Chemie mit seinen Deep Threats Tyler Lockett und DK Metcalf verloren. Zum Saisonende hin stabilisierte sich Wilson bei einer weniger auf Tiefe ausgelegten Strategie der kleinen Raumgewinne gegen starke Defensiven etwas, doch vom Meisterkoch ist er auch jetzt noch weit weg.

Jared Goff demgegenüber brachte seinen Trainer in den vergangenen Wochen immer wieder mit waghalsigen Aktionen gegen großen Druck zur Verzweiflung. Er ist im Vergleich zum mobilen Backup John Wolford der bessere Werfer. Doch davon war zuletzt nicht mehr viel zu sehen, weil auch er inzwischen zu eindimensional für viele Verteidigungen ist. Selbst wenn Goff spielt, sollten die Rams nicht ganz auf Wolford verzichten, um so für den ein oder anderen Überraschungsmoment à la Taysom Hill aus der Shotgun zu sorgen. Die Seahawks müssen sich auf zwei Quarterback-Typen vorbereiten, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Die Stärken beider Spieler zu kombinieren, könnte der immer noch nicht vor Coverage Busts gefeiten Seattle-Defense Schwierigkeiten bereiten.

8 – Wolkig mit Aussicht auf Fake Punts

Johnny Hecker und Michael Dickson sind nicht nur zwei der besten Punter der NFL, ihre Position steht historisch bei diesem Duell auch für Tricksereien ohne Ende. Was bei Punts zwischen den Rams und Seahawks in den vergangenen Jahren ablief, geht auf kein Lammfell. Pass statt Punt, optische Täuschung – und dieser verrückte K.-o.-Lauf von Jon Ryan:

9 – Der Weg in die Playoffs

Wie die Rams das #SuperWildCard Weekend im Superwahljahr erreichten:

Wie die Seahawks das #SuperWildCard Weekend im Superwahljahr erreichten:

10 – Leeres Lumen

Playoff-Spiele im Lumen Field (bis 2020 CenturyLink Field) waren immer Football-Feiertage, an denen die Erde bebte, die Legion of Boom ihre Kreise zog oder Russell Wilson mit Wunder-Pässen spiele drehte. Zumindest als noch Fans im Stadion waren. Es ist keine Übertreibung zu behaupten, dass all diese Dinge den Seahawks aktuell fehlen. Marshawn Lynch schaute vergangene Saison nochmals kurz und ohne nennenswerten Impact vorbei. Die letzten Überbleibsel der LOB sitzen zum Zuschauen verdonnert zu Hause in Seattle (Richard Sherman) und mutmaßlich in Houston in der Area 29 (Earl Thomas), falls die während der Pandemie als essenziell eingestuft wird. Russell Wilson sucht seine Form. Und das Lumen Field ist leer.

Das letzte Heimspiel, das Seattle in den Playoffs verlor, war doch tatsächlich das in Punkt 3 angesprochene 20:27 gegen die Rams. Seither gewannen die Seahawks in der Postseason im eigenen Stadion zehn Partien in Serie. Die Gesamtbilanz zu Hause in den Playoffs: 12-2. Jedoch war vom Heimvorteil in der NFL 2020 nicht viel zu spüren (Gastgeber-Record: 127-128-1). Die Seahawks aber waren mit 7-1 neben den Green Bay Packers, Pittsburgh Steelers und Buffalo Bils am heimstärksten.

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