Recap: Regular Season 2020 (Week 14) – Jets @ Seahawks

Recap Week 14, 2020 New York Jets

„Abbauen, einpacken, abfahren!“, so die Drohung eines nicht näher benannten GSH-Redaktionsmitglieds im Podcast, sollten die Seattle Seahawks auch die Partie gegen die New York Jets verlieren. Glücklicherweise spielte das Team aus dem Pacific Northwest aber sein komplettestes Spiel der Saison gegen den wahrscheinlich mit Abstand schwächsten Gegner in dieser Regular Season.

40:3 war das Endergebnis eines überraschend früh entschiedenen Spiels. Quarterback Russell Wilson und seine Offensive fanden endlich wieder zurück zu ihrem Groove aus den Anfangswochen und die Defensive konnte die harmlose Offensive der Jets nahezu problemlos lahmlegen. Dieses Spiel war ein Pflichtsieg. Nicht mehr und nicht weniger. Aus diesem Grund sollte das recht deutliche Ergebnis auch nicht überbewertet werden. Ein Schritt in die richtige Richtung war die Partie jedoch allemal.

Der Spielverlauf:

  • 1. Quarter: Gleich im ersten Drive der Jets punkten die Gäste aus New York. Sergio Castillo bringt die ersten drei Punkte aufs Scoreboard. Während die Offensive der Jets bis zum Ende dieses Viertels zahnlos bleibt, wirft Wilson zwei Touchdowns auf Freddie Swain und DK Metcalf. Zwischen diesen beiden Drives unterwirft Wilson Metcalf Richtung Endzone leicht, sodass Marcus Maye mit einer überragenden Interceptions dem Quarterback der Seahawks einen weiteren Turnover beschert. Einer der ganz wenigen Fehler, die Wilson an diesem Abend machen sollte.
  • 2. Quarter: Seattle punktet per Field Goal und Carson-Touchdown, während Jets-Kicker Castillo gleich drei Field Goals in einem Viertel verschießt.
  • 3. Quarter: Im dritten Viertel erzielen die Seahawks mit ihren ersten beiden Drives wieder jeweils einen Touchdown. Dieses Mal sind es Will Dissly sowie David Moore, die Russell Wilson in der Endzone findet.
  • 4. Quarter: Im inzwischen langweiligen, weil schon lange entschiedenen Spiel dürfen nochmal die Backups der Seahawks ran. Geno Smith führt die Offensive der Seahawks noch einmal so weit über das Feld, dass Kicker Jason Myers gegen sein Ex-Team auf den Endstand von 40:3 stellen darf.

Die Hauptdarsteller:

QB Russell Wilson: So viel der Quarterback in den vergangenen Wochen gerügt wurde: Das war diesmal ein astreines Spiels des Seahawks-Spielmachers. Nach der unfassbar schwachen Leistung gegen die New York Giants war das genau die richtige Reaktion, die Wilson auch im Hinblick auf den Schwung in Richtung Playoffs zeigen musste. Sein vierter Touchdown war im übrigens die Nummer 36 in dieser Saison im lediglich dreizehnten Spiel. Damit stellte Wilson nicht nur seinen Karriere-Höchstwert, sondern natürlich gleichzeitig auch einen neuen Franchise-Rekord auf. Chapeau!
Wilson spielte auch deshalb besser, weil er sich sichtlich wohler in der Pocket fühlte, seiner Offensive Line mehr vertraute und schneller durch seine Reads ging. War das Big Play nicht da, fand Wilson schneller zu seinen Checkdowns und konnte so haarsträubende Raumverluste in Form von Sacks verhindern.
In den knapp drei Vierten, in denen er auf dem Feld stand, standen letztendlich vier Touchdowns bei einer Interception sowie 206 Yards zu Buche. 21 von 27 Bällen brachte Wilson bei einer starken CPOE von 10,8 Prozent an. Sein QBR betrug 88 (von 100). Nach Expected Points Added (EPA) erreichte Wilson ebenfalls überragende Werte. Pro Dropback addierte Wilson im Schnitt 0,6 virtuelle Punkte für seine Offensive auf. Bis auf den zweiten Drive mit der Interception war das das erhofft starke Bounce-Back-Spiel von Wilson.

Play Calling Offensive: Der Sieg darf natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Seahawks zum Teil mit mehreren Flaggen in der Offensive viel Glück hatten. So wurden Drives, die ansonsten keine Punkte eingebracht hätten, am Leben gehalten. Auch wenn Pete Carroll in der Pressekonferenz laut eigener Aussage „glücklich“ darüber war, wie viele Läufe eingestreut wurden und dass dies der sogenannte „Seahawks-Football“ sei, den er sich wünsche, ließen die Seahawks einiges liegen.
Das liegt daran, dass die Passverteidigung der Jets vogelwild wirkte und gegen die Pässe von Wilson fast ausschließlich chancenlos blieb. Gegen die Laufattacke der Seahawks konnte sich die Jets-Defense besser behaupten. Und aus diesem Grund rettete Wilson bei Third Downs mehrmals Drives. Am Ende des Tages lief Seattle in neutralen Spielsituationen zum ersten Mal in dieser Saison öfter (28 Mal, 0,1 EPA/Play), als dass sie Wilson den Ball in die Hand gaben (22 Mal, 0,24 EPA/Play). Wünschenswert wäre gewesen zu erkennen, dass es an diesem Tag durch die Luft wieder eindeutig besser funktionierte, als mit den Running Backs häufig die Offensive in schwierige Situationen zu bringen. Daher ist geboten: Bloß nicht die falschen Schlüsse aus diesem Spiel ziehen.

Die Nebendarsteller:

Ehrenvolle Erwähnung: Die Passverteidiger der Seahawks spielten ein insgesamt sehr gutes Spiel. Einziger Kritikpunkt: Die drei fallen gelassenen Interceptions dürfen gegen stärkere Gegner nicht passieren. CB Ugo Amadi und SS Jamal Adams rutschten ein Pick durch die Hände und K.J. Wright war sich in einer Situation nicht mit DT Poona Ford einig, wer denn nun den Ball fangen darf. Die beiden Rookie-WR Penny Hart und Freddie Swain scheinen fast immer das beste daraus zu machen, wenn sie den Ball in ihre Hände bekommen. Swain fing einen Touchdown während Hart bei einem End Around seinen Speed zeigen konnte. Für die Tiefe auf Wide Receiver sind beide gute und verlässliche Ergänzungsspieler. TE Will Dissly konnte ebenfalls mal wieder den Weg in die Endzone finden. Schön zu sehen!

Stets bemüht: QB Geno Smith ist eigentlich nur der Coin-Toss-Spezialist bei den Seahawks. Im letzten Viertel durfte er dann auch mal ran und zeigte sich eher durchschnittlich. So viel sei gesagt: Seahawks-Fans können sich über die Unkaputtbarkeit von Russell Wilson sehr glücklich schätzen.

Meh: Entfällt ausnahmsweise.

Die Highlights:

Route Running? Ja, auch das kann DK Metcalf ziemlich gut.

Will Dissly punktet für den guten Zweck!

„Get off me!“ he said to Folorunso Fatukasi.

Die Randnotizen:

  • WR DK Metcalf fing seinen zehnten Touchdown in dieser Saison. Seine Rolle als Nummer-eins-Receiver in dieser Offensive zementiert er Woche für Woche. Mit sechs Passfängen für 61 Yards war er mal wieder die Lieblings-Anspielstation von Russell Wilson. Und das nicht einmal ausschließlich auf langen, sondern auch auf den kurzen und mittleren Passrouten.
  • Trotz aller Spekulationen um die Frage, inwieweit Größe kleinere Quarterbacks wie Russell Wilson beim Bespielen der Mitte des Feldes limitiert, attackierte der Seahawks-Spielmacher genau dieser Bereich des Feldes aggressiv. Es scheint also doch kein Problem und eine kleine Overreaction gewesen zu sein. Laut eigener Aussage des Quarterbacks kommt es sowieso viel mehr darauf an, durch die Lücke der Offensive Line hindurchzusehen. Da ist es nahezu egal, ob man so groß wie Wilson oder Ben Roethlisberger ist, solange die O-Liner davor allesamt etwa zwei Meter groß sind.
  • SS Jamal Adams konnte einen weiteren Sack verbuchen. Mit nun 8,5 in dieser Saison hat er die meisten Sacks eines Defensive Backs aller Zeiten in einer Saison erzielt. Und das, obwohl die Saison noch nicht einmal vorbei ist und er erst neun Spiele absolviert hat. Weltklasse.
  • QB Russell Wilson ist der erste Spielmacher in der NFL-Geschichte, der seine ersten neun Spielzeiten mit einem positiven Record beendet.

Die Verletzten:

Lediglich für Brandon Shell war nach der ersten Halbzeit Schluss. Er verletzte sich erneut am Sprunggelenk – genau da, wo er in den Vorwochen schon angeschlagen war. Es ist zu hoffen, dass das nichts Ernstes ist, da der Right Tackle der Seahawks-Offensive spürbar gut tat und mehr Sicherheit verlieh. Gegen das Washington Football Team kommenden Sonntag wäre seine Anwesenheit enorm wichtig.

Das Zitat:

„Los, hol dir einen!“ -Jets-Cheftrainer Adam Gase wünschte seinem Ex-Spieler Jamal Adams nach dem Spiel den Gewinn eines Super-Bowl-Rings

Der Tweet:

Wie Pete Carroll in Zukunft seinen Spielern wohl erklärt, dass man Spiele lediglich im vierten Viertel gewinnen kann? NBC-Reporter Joe Fann  stellte dem Seahawks-Cheftrainer eine ähnliche Frage auch bei der Zoom-Pressekonferenz nach dem Spiel – doch Carroll verstand den Witz nicht.

Das Fazit:

Nein, man kann aus diesem Spiel nicht mitnehmen, dass nun alles wieder in Ordnung ist mit den Seattle Seahawks. Dazu müssen sie ihre gute Leistung gegen bessere Gegner als die New York Jets wiederholen. Nichtsdestotrotz hat das Team aus dem Pacific Northwest die Erwartungen endlich einmal wieder erfüllt.

Auch gegen die New York Giants war ein solcher Pflichtsieg eingeplant und ähnlich schwach ist der Lokalrivale. Und trotzdem taten sich die Seahawks in diesem Spiel bedeutend leichter und dominierten von Anfang bis Ende. Im Vergleich mit den Vorwochen war dies ein Schritt in die richtige Richtung. Pünktlich zu den Wochen der Wahrheit und den anstehenden Playoffs müssen die Seahawks genau an dieser Leistung anknüpfen und weiter zurück in die Spur finden.

Ausblick: In Woche 15 gastieren die Seahawks am 20. Dezember um 19 Uhr deutscher Zeit beim Washington Football Team.