Endlich steht Woche eins an! Die Rückkehr der NFL in unser aller Leben, endlich wieder eine sinnvolle Beschäftigung am späten Sonntagabend und unser Lieblingsteam am Werk. Zum Home Opener empfingen die Seahawks ausgerechnet die San Francisco 49ers, den Erzrivalen aus Kalifornien, der uns in den letzten Jahren leider doch deutlich dominiert hatte. Die Voraussetzungen waren aber etwas besser, nachdem die 49ers doch einige Stars verloren und schon letzte Saison vor allem aufgrund von Verletzungen nicht so gut aussahen.
An den Seitenlinien standen mit Mike Macdonald und Kyle Shanahan zwei der wohl kreativsten Head Coaches auf ihrer jeweiligen Seite des Balles, mit Sam Darnold startet zudem ein neuer Quarterback in Seattle. Auch das Receiver-Corps der Seahawks kommt nach den Abgängen von DK Metcalf, Tyler Lockett und Noah Fant runderneuert daher. Wie schafft es die Offense mit ihrem neuen Coordinator Klint Kubiak mit der Defense der 49ers klar zu kommen?
Die Ausgangslage:
Woche eins heißt auch immer: Standortbestimmung. Zwei Siege der 49ers in der Preseason stehen ein Sieg und ein Unentschieden der Seahawks gegenüber. Beide Teams verloren zudem je ein Spiel. Die Preseason hat zwar keine hohe Aussagekraft, die Offseasons beider Teams, Berichte aus den Training Camps etc. ließen allerdings auf ein spannendes Spiel auf Augenhöhe hoffen. Eine echte Rarität, wenn man auf die letzten zehn Jahre Rivalität schaut, in denen eines der beiden Teams doch meist deutlich stärker als das andere war.
Das Spiel:
Das erste Quarter beginnt mit einem kurzen Drive der Seahawks, der leider direkt in einem Punt endet. Die 49ers machen es auf der anderen Seite besser, legen einen sehr langen Drive über 17 Plays und fast 10 Minuten hin – am Ende findet Brock Purdy seinen Tight End George Kittle in der Endzone zum ersten Touchdown des Spiels. Nun machen es auch die Seahawks besser, kriegen das Laufspiel gut eingebunden und am Ende hilft eine Pass Interference dabei, Zach Charbonnet in die Endzone zum Ausgleich laufen zu lassen.
Das zweite Quarter wird dominiert von den Defenses, die keine längeren Drives mehr zulassen – stattdessen gibt es viele Punts und ein Missed Field Goal des 49ers-Kicker Moody. Die Vorlage nutzen die Seahawks, um vor der Halbzeit selbst noch einen Zwei Minuten-Drill hinzulegen und Jason Meyers bringt unser Team erstmals in Führung. Nach der Halbzeit wird es wild: Purdy wirft eine Intervention, die Seahawks können die Vorlage jedoch nicht verwerten. Zudem blockt Julian Love einen weiteren Field Goal-Versuch der 49ers, es bleibt also bei der knappen Führung.
Die nächste Vorlage liefert Jaxon Smith-Njigba, der den Ball fumbled – das lassen sich die Niners diesmal nicht nehmen und kommen durch ein Field Goal zum Ausgleich. Purdy wirft danach eine weitere Interception, die die Seahawks zur erneuten Führung durch ein weiteres Field Goal nutzen. Im Drive danach lässt die Defense durch zwei katastrophale Plays von Riq Woolen letztlich einen Touchdown zu und die 49ers gehen erneut in Führung – mit nur noch 90 Sekunden auf der Uhr. Der Drive der Seahawks funktioniert zu Beginn gut, bei einem Pressure verliert Darnold jedoch den Ball, die 49ers recovern und das Spiel ist vorbei.
Die Highlights:
Der erste Touchdown der Saison: Zach Charbonnet läuft heiß – und direkt durch die Mitte in die Endzone.
First of the game. Here we goooo 🗣️
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— Seattle Seahawks (@Seahawks) September 7, 2025
Geblockte Field Goals sind eine Spezialität von Julian Love – das konnten wir schon letzte Saison beobachten. Jetzt macht er damit direkt weiter.
Julian Love, playmaker pic.twitter.com/Q5fZipA19f
— Dugar, Michael-Shawn (@MikeDugar) September 7, 2025
Eine tolle Interception von Josh Jobe im vierten Quarter hätte das Spiel noch deutlicher in Richtung Seahawks laufen lassen können.
The @Seahawks defense! Josh Jobe with the INT
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— NFL (@NFL) September 7, 2025
Das Wichtigste:
- QB Sam Darnold: In seinem ersten Spiel als Seahawk machte Darnold einen guten ruhigen Job. Er versuchte keine verrückten Dinge und traf die Receiver der Seahawks bei vielen Versuchen gut. Vorwerfen kann man ihm dass er doch recht lange den Ball hält und so Sacks riskiert und dass er bei zwei oder drei Momenten offene Spieler übersah oder die Bälle nicht akkurat an den Mann brachte. Das kostete insgesamt zwei Drives. Darnold war kein spielentscheidender Faktor – weder im positiven noch im negativen Sinne. Vielleicht braucht er aber auch einfach noch etwas Zeit, die Offense ans Rollen zu bekommen.
- Die Seahawks-Defense: Es macht hier keinen Sinn, einen besonderen Mannschaftsteil in der Defense auszumachen – das war einfach eine an vielen Stellen sehr runde Sache der Verteidiger der Seahawks. Gerade in der ersten Halbzeit konnte die Defensive Line durch einen super Passrush auf sich aufmerksam machen. Auch das Blitzen sowie die Coverage sahen hervorragend aus. Kleine Abzüge in der B-Note gab es bei ein paar Outside Runs der Niners. In der zweiten Halbzeit wurde der Pass Rush zwar etwas schwächer, doch insgesamt konnte die Defense das hohe Niveau aufrecht erhalten. Im ersten Drive war die Defense noch nicht ganz wach, im letzten Drive führten individuelle Böcke zum Touchdown. Sonst gibt es wenig zu kritisieren und viel zu loben.
- CB Riq Woolen: …muss hier leider genannt werden, weil er im entscheidenden vorletzten Drive mit zwei dummen Rookie-Fehlern auffiel und so den Touchdown der Niners überhaupt erst ermöglichte. In beiden Fällen gelang ihm dabei die Hand-Auge-Koordination nicht und potentielle Picks oder wenigstens Ballabwehr gingen verloren. Schade, dass bei ihm auch im vierten Jahr Genie und Wahnsinn immer noch so nah beieinander liegen und die schlechten Plays zu solch spielentscheidenden Szenen führen.
- Safety Nick Emmanwori verletzte sich im ersten Drive am Fußgelenk und musste lange auch im Stadioninnenraum behandelt werden. Etwas später kam er wieder an die Sideline gejoggt. Head Coach Mike Macdonald sagte nach dem Spiel, dass bei Emmanwori keine ernsthafte Knöchelverletzung vorliegt, man aber abwarten müsse, wie es ihm in den nächsten Tagen geht.
- „We’ll see who else steps up so it’s not just the Jax show every snap.“ Seahawks-Head Coach Mike Macdonald über die Leistung der Offense, die weit entfernt von Perfektion war. Bessere individuelle Leistungen müssen nun folgen, um die Einheit als Ganzes nach vorne zu bringen.
- Mein Tweet des Tages:
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Das Fazit:
Tja, was soll man jetzt von diesem Auftakt halten? Die Frustration ist natürlich hoch auf Seiten der Seahawks, ein Sieg wäre heute in jedem Fall drin gewesen, dafür machten die 49ers einfach zu viele Fehler… Eine insgesamt nicht überzeugende Vorstellung auf der offensiven Seite des Balles mit ineffizientem Laufspiel, fehlendem Play Action, schwachen Screens und letztlich einfach keinem guten Playcalling zwang die Defense dazu, die 49ers in Schach zu halten (38 zu 22 Minuten Time of Posession). Das gelang auch über weite Teile des Spiels.
Auf der offensiven Seite überzeugte Jaxon Smith-Njigba mit rund 130 gefangenen Yards, die Offensive Line schaffte es zudem, Sam Darnold genügend Zeit zu geben für sein Spiel. Doch insgesamt war das einfach zu wenig, mit einem solchen Auftritt lassen sich keine Spiele gewinnen. Die Offense legte somit das Spiel in die Hände der Defense, die immer wieder auf den Platz musste und dabei sehr stabil blieb. Cooper Kupp war noch kein Faktor, die Tight Ends tauchten genauso wenig wie die „lang&weit“-Receiver quasi nicht auf. Auch das Laufspiel muss dringend besser werden, das Run Blocking trug hier zu wenig bei.
In der Defense überzeugte der Pass Rush vor allem in der ersten Hälfte, die Coverage funktionierte über weite Teile des Spiels sehr gut. Die Verbindung aus beidem führte zu einem Sack und zwei Interceptions sowie vielen Punts der Seahawks. Alles in allem war das ein Spiel, was man sehr gut hätte gewinnen können und was am Ende den Unterschied zwischen Playoffs oder nicht ausmachen kann – ein wirklich bitterer Start in die Saison.
Ausblick: In Week 2 gastieren die Seahawks am 14.09. um 19:00 Uhr bei den Pittsburgh Steelers, die ihr Auftaktspiel mit QB Aaron Rodgers knapp gegen die New York Jets gewannen.