Recap: Regular Season 2022 (Week 16) – Seahawks @ Chiefs

Regular Season 2022 Kansas City Chiefs Seattle Seahawks Week 16

Chiefs an Heiligabend: So lautete das Programm für die Seattle Seahawks zum Auftakt in die Weihnachtsfeiertage. Zur diesmal tatsächlich unerwünschten Kickoff-Zeit um 19 Uhr, mussten Geno Smith und Co. sich zum zweiten Mal innerghalb von zwei Wochen mit einem absoluten Topteam der NFL messen. Damit waren die Erwartungen, dass in Kansas City vielleicht doch der achte Sieg der Saison 2022 herausspringen konnte, zwar relativ gering. Im Angesicht der weiterhin noch nicht abgeschriebenen Playoffteilnahme dagegen war ein Erfolg aber schon mehr oder weniger erwünscht.

Schließlich hatten die Houston Texans vor nicht einmal einer Woche gezeigt, wie die Truppe von Pete Carroll den Mannen um Star-QB Patrick Mahomes eine Überraschung aus der Tasche hätte leiern können. Ob das am Ende Wirklichkeit wurde, oder wie hart die Landung auf dem Boden der Tatsachen im Eisschrank namens Arrowhead Stadium tatsächlich ausfallen sollte, haben wir für Euch in der folgenden Recap aufgeschrieben.

Der Spielverlauf:

  • 1. Quarter: Die Chiefs bekamen zuerst den Ball und gingen nach zwei Incompletions von QB Patrick Mahomes direkt 3&out. RB Ken Walker bescherte den Seahawks mit einem 18-Yard-Lauf dann eigentlich einen guten Start, wenn der nicht durch eine Holding-Flagge gegen WR DK Metcalf zurückgepfiffen worden wäre. So musste Seattle ebenfalls punten. Danach benötigte Kansas City gerade einmal 9 Plays, um 63 Yards zu überwinden, bevor Mahomes seinen WR Kadarius Toney mit einem kurzen Pass in der Endzone fand. 0:7 Chiefs. Den folgenden Kickoff krönte RB Godwin Igwebuike mit einem guten Return, der den Seahawks aber nichts brachte. Bei 4th&3 ließ HC Pete Carroll die Offense auf dem Feld, aber leider wurde der Pass auf WR Laquon Treadwell abgewehrt. Auf der anderen Seite des Balles zeigte Seattles Defense dann aber, wozu sie fähig ist und forcierte nach einer Passabwehr von CB Tariq Woolen erneut einen Punt.
  • 2. Quarter: Der nächste Ballbesitz der Seahawks sorgte für einen großen Schreckmoment, als QB Geno Smith sich nach einem Sack auf dem Feld behandeln lassen musste. Nach dem Spiel gab er allerdings Entwarnung, da er nur mit der Brust auf dem Ball gelandet sei und kurzfristig nach Luft schnappen musste. Trotzdem waren die Chiefs danach wieder dran und nach einem schönen 27-Yard-Pass von Mahomes auf TE Travis Kelce stand Kansas City an Seattles 9-Yard-Linie. Den folgenden Catch-and-Run lief RB Jerick McKinnon leicht in die Endzone, nachdem er ein Tackling von CB Michael Jackson gebrochen hatte. 0:14 Chiefs. Im nächsten Drive sicherte Walker den Gästen zunächst ein seltenes First Down, bevor P Michael Dickson wenig später auf das Spielfeld gerufen werden musste. Und weil die Chiefs ein Team sind, das Screen-Pässe erfolgreich laufen kann, marschierte RB Isiah Pacheco einfach mehr als 30 Yards und damit direkt in Field Goal-Reichweite. Mit einem 48-Yard-Kick von K Harrison Butker ließ HC Andy Reid die Führung seines Teams ausbauen. 0:17 Chiefs. Dank einer Holding-Strafe wurde ein Sack gegen Geno Smith im nächsten Drive vom Board genommen und der Seahawks-QB nutzte die Einladung, um DK Metcalf spektakulär für 35 Yards anzuspielen. Statt eines Touchdowns reichte es vor der Halbzeit jedoch nur für ein Field Goal und die ersten Punkte der Seahawks. 3:17 Chiefs.
  • 3. Quarter: Seattle bekam den Ball und ging direkt 3&out. Bitter: Bei einem erfolglosen Pass brach die Handgelenkverletzung von WR Marquise Goodwin bei einem dritten Versuch offenbar wieder auf. Dank der astreinen Passverteidgung von S Jonathan Abrams gegen Kelce gingen aber auch die Chiefs in der Folge 3&out. Im zweiten Drive der zweiten Hälfte bekamen die Gäste endlich ihr Laufspiel über Walker in Gang. In Kansas Citys Hälfte sahen sich die Seahawks dann erneut einem kurzen vierten Versuch ausgesetzt und Carroll ließ tatsächlich dafür gehen. Doch der Pass auf TE Colby Parkinson reichte nicht für ein First Down, zumal WR Penny Hart bei dem Play ohnehin eine Flagge für Offensive Pass Interference zog. Was dann folgte, war eine Sequenz, die sich wie ein roter Faden durch das Spiel zog. Seattles Defense forcierte ein 3&out von Kansas City, bevor …
  • 4. Quarter: … die Seahawks-Offense wieder durch einen schlechten und vor allem zu kurzen Pass bei 4th Down scheiterte. Und was machte die viel gescholtene Defense von DC Clint Hurtt im Anschluss? Genau: Erzwang das nächste 3&out der Gastgeber! Kapital konnte Smith, der zunächst einen langen dritten Versuch mit einem guten Anspiel auf Metcalf konvertierte, daraus aber wieder nicht schlagen. In der Redzone angekommen, ging der Seahawks-QB aufs Ganze und versuchte Goodwin zu bedienen. Der lief allerdings in die entgegengesetzte Richtung des Balles, den Chiefs-CB Juan Thornhill für eine leichte Interception abfing. Diese Misskommunikation war zugleich der Auftakt zur Mahomes-Show. Auf dem Weg Richtung Seahawks-Endzone ließen der Star-QB und Kelce bei zwei erfolgreichen Anspielen LB Jordyn Brooks im Anschluss zweimal ganz alt aussehen, bevor „Mahomeboy“ Seattles Defensiv-Quarterback mit seinem Sprung zum Touchdown (siehe Beitragsbild und Hauptdarsteller) vernaschte. 3:24 Chiefs. Damit war ein Seahawks-Sieg außer Reichweite und die Chiefs-Defense entspannte sich. Das nutzte Smith wiederum aus, führte sein Team in 10 Plays 75 Yards das Feld herunter und fand schließlich TE Noah Fant zum Garbagetime-Touchdown. Endstand: 10:24 Chiefs.

Die Hauptdarsteller:

Seahawks-RB Kenneth Walker: Wenn es beim Rookie der Seahawks einmal läuft, dann richtig. Mit seiner Beweglichkeit und seinen Sprintfähigkeiten ist Walker prädestiniert für Big Plays. Zumindest in Halbzeit 2 bewies er das auch gegen die Chiefs. Sollte die Lücke für den jungen Running Back einmal da sein, dann nutzt er sie auch und ist auf dem Weg Richtung Endzone nur schwer zu stoppen, geschweige denn einzuholen. Im Arrowhead bedeuteten das am Ende 107 Rushing Yards und die Erkenntnis, dass die Seahawks neben dem spritzigen Walker dringend eine Dampframme im Laufspiel benötigen. Denn nur wenn Seattle auch effektiv die „schmutzigen“ Yards am Boden sammelt, kann K9 seine Stärken in der Folge am besten ausspielen.

Seahawks-WR DK Metcalf: 7 Catches für 81 Yards. Diese Zahlen zeigen, dass DK ein Nr. 1-Receiver in der NFL sein kann. Ohne ihn hätte es für die Lockett-losen Seahawks gegen die Chiefs im Passspiel am Samstag ganz finster ausgesehen. Entsprechend froh können die 12s sein, dass Seattle Metcalf in der Offseason langfristig gebunden hat. Doch um eine noch stärkere Waffe in der Offense von Shane Waldron zu werden, muss Nr. 14 konzentrierter und vor allem disziplinierter werden. Im Spiel gegen Kansas City ließ er sich zwar nicht in Wortgefechte mit den gegnerischen Verteidigern verwickeln, eine Flagge gegen ihn nahm allerdings früh ein vielleicht wichtiges First Down vom Board.

Chiefs-QB Patrick Mahomes: Kommt es darauf an, ist Mahomes da. Die Statline von 16 angekommenen Pässe bei 28 Versuchen für 226 Yards und 2 Touchdowns schreit jetzt zwar nicht nach einer MVP-Leistung. Doch die Kunst in den wichtigen Momenten immer wieder den Passempfänger-Nr. 1 (Travis Kelce für insgesamt 113 Yards) zu finden oder einfach selbst die Beine zum Touchdown in die Hand zu nehmen, das schaffen nur die Großen dieses Sports. Apropos: Die Geistesgegenwart zu besitzen, an der Goalline beim Sprung auf dem Weg ins Aus, sich noch mit einer Hand im Spielfeld abzustützen und mit der anderen den Ball so weit nach vorn zu schieben, dass der gerade so den Pylon berührt und der Rushing-Touchdown damit zählt, ist schon leicht außerirdisch.

Die Nebendarsteller:

Ehrenvolle Erwähnung: Seahawks-K Jason Myers ist einer von vier Pro Bowl-Startern aus Seattle und auch heute blieb er fehlerlos. Seitdem er in Week 5 einen Extrapunkt (PAT) in Detroit verschoss, hat der Kicker alle Field Goals und PATs für die Seahawks verwandelt – bedeutet insgesamt: 60 von 62 Kicks waren in dieser Saison erfolgreich! Die Seahawks-Rushing Defense war in den vergangenen Wochen löchrig wie ein Schweizer Käse und ließ pro Spiel mindestens 150 Rushing Yards zu. Dagegen erliefen die Chiefs an Heiligabend gerade einmal 77. Seahawks-CB Tariq Woolen ist ein Rookie und er macht Fehler. So wie bei einem tiefen Pass auf Justin Watson im ersten Viertel, als er sich auf die Safety-Hilfe verließ und als die nicht kam, sprintet er dem Receiver einfach hinterher, um den Touchdown-Ball abzuwehren. Sonst testete Mahomes ihn kaum.

Stets bemüht: Seahawks-TE Noah Fant fing im Arrowhead seinen zweiten Touchdown in den letzten zwei Spielen. Schade, dass beide jeweils in Garbagetime zustande kamen. Seahawks-RB Godwin Igwebuike könnte sich als Glücksgriff für Seattle erweisen. Nach dem Spiel gegen die Panthers vor drei Wochen zeigte er gegen die Chiefs erneut einen starken Return und dürfte sich damit ganz eindeutig für diese Aufgabe in der Zukunft empfohlen haben.

Meh: Seahawks-WR Marquise Goodwin, der den Ausfall von Tyler Lockett halbwegs kompensieren sollte, wurde viermal von Smith angespielt. Einen Ball fing Seattles nomineller Nr. 3-Receiver aber nicht. Im Seahawks-Running Game kommt nach Ken Walker (siehe oben) lange gar nichts. Im Spiel gegen die Chiefs war Geno Smith mit 16 Yards der „Running Back“-Nr. 2 für die Truppe vom Puget Sound.

Die Highlights:

Sie nennen ihn „Young Mamba“: Seahawks-Rookie Coby Bryant spielte mit speziellen Kobe Bryant-Schuhen.

Erneut war der Druck auf Geno Smith so groß, dass der Seahawks-QB nach einem schmerzhaften Sack auf dem Feld behandelt werden musste. Am Ende spielte er zum Glück weiter.

Smith auf Fant, Touchdown. Doch, wie schon gegen San Francisco zu spät, um das Spiel noch einmal zu drehen.

Die Randnotizen:

  • Der historische Wintersturm „Elliot“ machte sich auch im Arrowhead Stadium deutlich bemerkbar und sorgte beim Kickoff für eine gefühlte Außentemperatur von -18,9 Grad!
  • Tyler Lockett ist wichtig. Zum zweiten Mal musste eine Waldron-Offense auf Nr. 16 verzichten, zum zweiten Mal reichte es gerade einmal für 10 Punkte.
  • Nichts ging für Seattles Offense zu Beginn des Spiels. Bei den ersten 15 Snaps machten die Seahawks gerade einmal 18 Yards und mussten fünf Drives in Folge punten.
  • Geno Smith weist in dieser Saison in zwei Kategorien interessante Statistiken auf: Mit seinen erfolgreichen Wow-Würfen in enge Fenster oder in die Tiefe liegt er unter allen Quarterback ligaweit auf Platz 3. Der prozentuale Anteil von Smith‘ Würfen, die zu möglichen Turnovern hätten, führen könnten, reicht dagegen für den 33. Rang.

Die Verletzten:

S Joey Blount musste das Feld im ersten Viertel mit einer Knieverletzung verlassen und kehrte auch nicht auf den Rasen zurück.

RB Travis Homer verletzte sich im zweiten Quarter am Knöchel und war von da an als „questionable“ gelistet.

OT Abe Lucas verpasste die komplette zweite Halbzeit mit einer Blessur am Oberschenkel. Ersetzt wurde der Rookie im Anschluss durch Stone Forsythe.

WR Marquise Goodwin schlug sich ab dem dritten Viertel erneut mit einer Verletzung am Handgelenk herum, tauchte aber später wieder in der Offense-Aufstellung auf.

Das Zitat:

„We played with more passion, with more fight.“ – Geno Smith‘ Antwort auf die Frage, warum die Offensive der Seahawks in der zweiten Halbzeit besser funktionierte.

Der Tweet:

No Shirt, no problem? Zumindest vor dem Kickoff schienen die eisigen Temperaturen für die Seahawks in Kansas City kein Thema zu sein.

Das Fazit:

Sicher, selbst für die Topteams der NFL wären die beiden Duelle gegen die San Francisco 49ers letzte und gegen die Kansas City Chiefs diese Woche schwere Aufgaben gewesen. Entsprechend gering waren die Erwartung an die Seattle Seahawks und ihre schwindenden Playoff-Hoffnungen. Doch was das Team von Pete Carroll am Heiligabend im Arrowhead Stadium anbot, legitimierte erneut keinen Postseason-Auftritt. Zu offensichtlich ist der Mangel an Qualität an entscheidenden Stelle in Seattles Roster. Zu offensichtlich ist die fehlende Erfahrung der jungen Mannschaft. Zu offensichtlich sind die Defizite in den schematischen Entscheidungen der Coaches.

In Kombination mit einem Topteam als Gegner, einem wachsenden Krankenstand und vielleicht auch den eiskalten Wetterbedingungen, endete das Spiel für die Seahawks mit einem Bild, das die 12s schon aus den letzten Jahren kennen. Seattle schafft es einfach nicht, „complementary football“ zu spielen. Heißt: Statt einer konstanten Leistung aller Mannschaftsteile, fiel eine Unit im Vergleich zu ihren Kollegen auf der anderen Seite des Balles erneut zu stark ab. In diesem Fall war es die Offense, die nicht in der Lage war, stetig den Weg in Richtung der Chiefs-Endzone zu finden. Dagegen zeigte sich die Defense zwar verbessert und die Special Teams wie immer hellwach. Doch das ist eben gegen Patrick Mahomes und Co. nicht genug, selbst wenn die Mannschaft von Andy Reid nicht ihren besten Tag erwischte.

Ausblick: In Week 17 empfangen die Seahawks am 01.01.2023 um 22.05 Uhr die New York Jets.