Recap: Regular Season 2022 (Week 15) – 49ers @ Seahawks

Regular Season 2022 San Francisco 49ers Seattle Seahawks Week 15

Die Seattle Seahawks eröffneten Week 15 im heimischen Lumen Field gegen den Divisions-Rivalen aus der Bay Area, die San Francisco 49ers. Prime Game und damit kurz nach der ernüchternden Pleite gegen die Carolina Panthers die Möglichkeit zur schnellen Wiedergutmachung. Die Formkurven beider Teams verliefen jüngst konträr mit einer Ausgangslage von 7:6 für die Seahawks und 9:4 für die Niners, die selbst mit ihrem dritten Quarterback, Brock Purdy, jüngst Tom Brady und die Buccaneers deutlich in die Schranken wiesen und so zum Favoriten avancierten.

Aufseiten Seattles war Rookie-Running Back Kenneth Walker III wieder mit dabei, der die Offensive vielseitiger machen sollte. Die 49ers hatten die Möglichkeit mit einem Sieg im „Enemy Territory“ die NFC West vorzeitig zu gewinnen. Nach zuletzt zwei Heimniederlagen in Folge gegen die Las Vegas Raiders und eben die Carolina Panthers waren die Favoritenrollen klar verteilt, was dem neu formierten Pete Carroll-Team nicht unbedingt ungelegen kam, denn die Erwartungen in Richtung Playoffs waren unerwartet gestiegen. Also zurück in die Zukunft?

Der Spielverlauf:

  • 1. Quarter: Seattle begann das Spiel in Primetime-Action Green in Style mit, wem sonst, „Run – First“ Kennth Walker III: Alles wie immer also? Der erste Drive hielt jedenfalls nicht lange und endete mit einem Punt in Höhe der Mittellinie. Das erste Auswärtsspiel seiner NFL-Karriere endete für Brock Purdy mit einem klassischen 3&out, immerhin ohne Fehler. Bemerkenswert, dass dabei jeweils Druck der Defense erzeugt wurde. Wie eine Wand erwies sich die Front der Niners Defense: erneut rannte sich Running Back Walker fest, gar mit Rauverlust und Ballverteiler Geno Smith musste den Ball zunächst wegwerfen und fand anschließenden keine freien Receiver. Punt. Christian McCaffrey fand, natürlich, eine veritable Lücke und nutzt diese umgehend. Ohnehin lief im wahrsten Sinne des Wortes offensiv jede Aktion der 49ers über CMC und entlastete den jungen Purdy damit deutlich. „Kittle over the middle“: Und damit der erste Score des Spieles, Tight End George Kittle war sträflich alleine und lief zum 0:7 49ers. Es war nicht das Viertel der Seahawks-Offensive und wieder ging diese zu schell vom Feld. Abraham Lucas, Rookie Tackle, ließ Safety Talanoa Hufanga völlig ungehindert durch – Glück, dass der Fumble durch Smith ohne Folgen blieb. Vierter Versuch bei noch 18 Yards zu gehen? Kein Problem, wenn man McCaffrey im Lineup hat und versucht, die Seahawks ins Offside zu locken. Klappt beides immer, dennoch bei viertem Versuch und zwei Yards puntete San Francisco.
  • 2. Quarter: Gesucht: ein First Down! Frustrierend war der Abend so weit, unter anderem für DK Metcalf. Dieser wurde erst durch Cornerback Javarius Ward gecovert und nach einem erfolglosen Screen über Travis Homer gab es für Taunting, seine Spezialdisziplin, noch die Flagge dazu: Ballwechsel. Die 49ers-Offensive überraschte nicht wirklich, denn „run the ball“ steht und stand bei Head Coach Kyle Shanahan ganz oben auf dem Zettel. Bis dato stand Brock Purdy bei zehn erfolgreichen Pässen in zehn Versuchen und mit dem ersten erfolglosen Pass ging es vom Feld, Punt. Erster First Down des Abend: Smith fand DK Metcalf gleich zweimal über das gleiche Play: 2 Receptions für 26 Yards. Konstanz im Drive und Geno Smith erlief das nächste First Down, welches immerhin zum Field Goal-Versuch reichte: Jason Myers zum 3:7. Der 49ers Drive endete fast mit der ersten Interception für Purdy. Der Ball war wie gedacht für Quandre Diggs, der diesen allerdings durch die Hände gleiten ließ. Auch Richard Sherman, jetzt für Amazon Prime als Experte am Spielfeldrand, war fassungslos über die verpasste Gelegenheit. Der große Aufreger zum Schluss: Hit gegen Travis Homer zum Fumble und der wurde richtig teuer. Bis an die 6-Yard-Linie trug Charvarius Ward den Ball, bis im zweiten Versuch Christian McCaffrey zum zweiten Touchdown des Abends lief: 3:14. Die Zeit lief davon und so endete die erste Halbzeit mit viel Stückwerk in der Offensive.
  • 3. Quarter: Die Gäste empfangen den Ball und eröffnen nach dem Return durch Rayray McLeod an der 40 Yard Linie. Zwei Spielzüge für 56 Yards reichten für den nächsten Touchdown durch George Kittle. Der Tight End wurde erneut sträflich nachlässig verteidigt, entwischt Linebacker Bruce Irvin und die Hawks lagen mit 3:21 zurück. Ein „Roughing the Passer“ rettete Geno Smith im Anschluss: statt eines Pick Six ein unerwarteter Raumgewinn. Holding in der Offensive und ein Sack von Nick Bosa gegen Geno Smith machten jedoch jedwede Hoffnung auf einen Touchdown zunichte: Jason Myers per Field Goal immerhin zum 6:21.
  • 4. Quarter: Ein Lauf von Walker eröffnete das Schlussviertel, in dem es merklich ruhiger wurde im Stadion. Hoffnung auf einen stabilen Drive? Wurde via Sack von Arik Armstead gleich zu Nichte gemacht. Immerhin puntete Michael Dickson bis zur gegnerischen 1-Yard-Linie. Das Spiel wurde fahrig auf beiden Seiten und die ersten Zuschauer verließen rund neun Minuten vor dem Ende das Stadion. Robbie Gould, Kicker der 49ers, verpasste für seine Farben noch ein Field Goal. Sieben Spielzüge und 62 Yards bei noch knapp vier Minuten zu spielen: Geno Smith fand Tight End Noah Fant in der Endzone zum 13:21. Bei zwei Timeouts und der „Two Minute Warning“: Geht da noch was? „Nein“ beantwortete 49ers-Running Back Jordan Mason diese Frage, als er eine Lücke in der Verteidigung für einen Lauf an die Endzone nutzte. Bei weniger als einer Minute Spielzeit wählte Brock Purdy das Knie und damit endete das Spiel mit dem Sieg der Gäste.

Die Hauptdarsteller:

49ers-TE George Kittle: Zwei Touchdowns standen am Ende auf der Habenseite bei 93 erzielten Yards in „nur“ fünf Versuchen. Das nennt man Effektivität. Sobald Clint Hurtt`s Defensive andere Baustellen schloss, riss Kittle andere wieder auf und war da, wenn er gebraucht wurde. In Abwesenheit von Wide Receiver Deebo Samuel war er im Spiel der Receiving Leader seines Teams.

49ers-Head Coach Kyle Shanahan: Als Quarterback freundlich wird seine Offensive bezeichnet. Völlig zurecht, denn es scheint fast gleich, wer die Bälle für die 49ers verteilt, so dass auch ein dritter Quarterback, so er keine folgenschwere Fehler macht, die Offensive glänzen lassen kann. Run First ist mit einem McCaffrey im Backfield per se eine gute Wahl und gegen Seattle diese Saison ohnehin. Die offensiven Varianten sind vielfältig genug und die Defensive ließ den ersten Touchdown der Seahawks erst zu, als das Spiel schon sicher war.

Seahawks-QB  Geno Smith: 238 Yards standen am Ende der Partie zu Buche und eben ein Touchdown kurz vor Ende der Partie. 31 von 44 Passversuchen angebracht und dennoch: die Offensive konnte nie so in Fahrt kommen, um den Gästen aus San Francisco gefährlich zu werden. Druck aushalten von Seiten der Defensive musste der Ballverteiler gerade genug, doch die Niederlage verhindern konnte auch Smith nicht.

Die Nebendarsteller:

Ehrenvolle Erwähnung: Seahawks-Cornerback Tariq Woolen schaltete zumindest für einen Großteil des Spieles die „YAC“-(Yards After catch)-Receiver der 49ers aus und agierte effektiv, bis auf die Misskommunikation mit Bruce Irvin beim zweiten Touchdown von George Kittle. Seahawks-Wide Receiver  DK Metcalf lieferte sich gegen Cornerback Charvarius Ward ein offenes und intensives Matchup. Zunächst abgemeldet fand er besser ins Spiel und erzielte „back-to-back“ 26 Yards gegen ihn. Nicht so häufig angespielt zeigte er, wie gewohnt, vollen Einsatz. Seahawks-Punter Michael Dickson hat per se nichts falsch gemacht, doch war er einfach zu häufig auf dem Feld. Wenn er gebraucht wurde, waren die Punts jedoch perfekt und stets nah an der Endzone des Gegners.

Stets bemüht: Seahawks-Running Back Kenneth Walker III zumindest die Verletzung sah oder merkte man dem Rookie nicht an und so füllte er den ausgedünnten Runningback Room und half nach Kräften, Immerhin ohne Fumble wie sein Mitspieler Travis Homer, aber eben auch ohne signifikanten Raumgewinn. Seahawks-Wide Receiver Tyler Lockett fiel eigentlich gar nicht auf. Korrekterweise muss man erwähnen, dass er auch wenig gesucht wurde, aber eben nicht in Erscheinung trat. Zu wenig für seine Verhältnisse und die Bedeutung für die Seahawks Offensive. Zum Ende des Spieles wurde er verletzt in den Locker Room gebracht.

Meh: Die Seahawks-Defensive ist Dauergast in dieser Rubrik, besonders mit der Laufverteidigung, welche sich in dieser Saison nicht mehr signifikant verbessern dürfte. Wenig überraschen, dass Running Back McCaffrey dies zu Beginn mehrfach zu nutzen wusste. Als sich die Verteidigung darauf besser einstellte, verlor man Tight End George Kittle aus dem Blick. Multi Tasking geht anders.

Die Highlights:

In Seattle lernt das Cornerback-Juwel names Tariq Woolen von den Besten – abseits des Platzes:

Einmarsch ins Lumen Field aus Sicht von Tyler Lockett – Gänsehaut!

Der späte Touchdown von Noah Fant entpuppte sich nicht mehr als potentieller „Game-Changer“:

Die Randnotizen:

  • Vor dem Spiel standen die Seahawks in Primetime-Games unter Carroll bei 33-13-1. Standen.
  • Die 49ers schafften es zuletzt vier Spiele den Gegner in der zweiten Halbzeit punktlos zu halten, bis Kicker Jason Myers mit seinem Field Goal diesen Streak zunichte machte.
  • Kicker Jason Myers` Fieldgoal war damit das zwanzigste verwandelte Fieldgoal am Stück. Respekt.
  • Die 49ers Defensive sammelte zum Ende des dritten Viertels ganze DREI Flaggen gleichzeitig in einem Play. Zwei Mal Holding, einmal Hand ins Gesichtsgitter: Da war selbst Kommentator Al Michaels sprachlos und konnte sich nicht an eine ähnliche Flaggen-Flut erinnern.

Die Verletzten:

Seattles Nr. 90 und Defensive Tackle Bryan Mone musste im ersten Viertel verletzt vom Feld gefahren werden. Nach dem Fehlen von Al Woods der nächste Schlag für die Defensive Front.

Gegen Ende des Spieles musste auch noch Wide Receiver Tyler Lockett verletzt vom Feld. Er brach sich einen Finger und muss operiert werden.

Das Zitat:

„You can`t miss these Opportunities!“ Amazo Prime-Experte Richard Sherman über die verpasste Gelegenheit von Quandre Diggs zur möglichen Interception kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit, einem potentiellen Game-Changer.

Der Tweet:

Auffällig viele Flaggen fliegen bei Seahawks-Spielen und bei Thursday Night-Games noch mehr. Etwas überspitzt dargestellt könnte das so aussehen:

Das Fazit:

Die San Francisco 49ers holten sich verdient sowohl den Sieg als auch den Division-Titel der NFC West. Die Playoff-Hoffnungen der Mannen aus dem Staate Washington kassierten einen herben Dämpfer, wenn dieser auch als Underdog in diesem Duell nicht unerwartet kam. Mit einer nun ausgeglichenen Bilanz von sieben Siegen und sieben Niederlagen lief man tatsächlich der eigenen Form hinterher. Gegen eine starke 49ers-Defensive fand Seattle nicht die Mittel erfolgreiche Drives zu fahren und gleichzeitig den laufstarken Gegner vom Feld zu halten.

Immerhin: Die Seahawks ließen sich nie gänzlich hängen und hielt im Rahmen der Möglichkeiten dagegen. Dennoch: gerade die erste Hälfte frustrierte den Zuseher auf beiden Seiten des Balles. Eine verdiente Niederlage gegen einen starken Gegner, wo es nun gilt, erneut Lehren zu ziehen und Fehler abzustellen.

Ausblick: In Week 16 gastieren die Seahawks am 24.12. um 19.00 Uhr im Arrowhead Stadium bei den Kansas City Chiefs.