Recap: NFL Draft 2017

(Bild: imago)

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Drei Tage lang wählten die 32 NFL-Teams in Philadelphia beim NFL Draft 2017 die besten College-Spieler aus, um ihre Kader für die anstehende Saison zu verstärken. Die Seattle Seahawks stiegen erst am zweiten Tag richtig ein, waren von da an aber eins der aktivsten Teams. Wir stellen die elf Neuzugänge vor und blicken danach noch auf die Undrafted Free Agents, die in Seattle auf ihre Chance hoffen.

Von den meisten Experten wurde der Draft der Seahawks als „gelungen“ eingestuft. Ob sich das bewahrheitet, wird sich erst im Laufe der Monate zeigen. Wir alle wissen ja noch, was aus dem „katastrophalen“ Draft von 2012 wurde.

2. Runde, Pick #35: Malik McDowell, DT, Michigan State

Die große Frage, die sich Fans nach diesem ersten Pick der Seattle Seahawks im NFL Draft 2017 stellten, war: Warum haben John Schneider und Pete Carroll nicht zuerst den wohl größten Need – die O-Line – bedient? Mit G Forrest Lamp (Western Kentucky) zum Beispiel. Schneider sagte, die Seahawks wollten nicht zu viel Draft-Wert für einen Need verschwenden, sondern das beste aus jedem einzelnen Pick holen.

Und das hat Seattle nach Ansicht von Schneider und Carroll geschafft. Die Seahawks müssen ihre Defense verjüngen, besonders in der Front Seven. Michal Bennett und Cliff Avril sind Hochkaräter, aber beide inzwischen 31 Jahre alt. Malik McDowell könnte der richtige Kandidat sein, um die Verjüngung einzuleiten. Er hat riesiges Potenzial, doch in seiner letzten College-Saison machte er eher durch Motivationsprobleme auf sich aufmerksam. 2016 sammelte er nur 1,5 Sacks, die sein Talent nicht widerspiegelten. „Remember our conversation“, sagte John Schneider, als er McDowell über den Pick in Kenntnis setzte. Damit wird er wohl ein Gespräch beim Probetraining gemeint haben, in dem er dem Neuling zu viel Einsatz und Motivation riet.

2016 spielte McDowell für die Michigan State Spartans 90 Prozent der Snaps als Nose Tackle. Damit sollte er Chancen auf einen Startplatz in Seattle haben. Mindestens eine Rolle in der Rotation ist 2017 wahrscheinlich.

2. Runde, Pick #58: Ethan Pocic, OL, LSU

Bis Ende der 2. Runde mussten die Fans warten, um endlich ihre Rufe nach einem O-Liner beantwortet zu sehen. In einer schwachen O-Line-Klasse war es für die Seahawks schwierig, die richtigen Kandidaten zu finden. Mit Ethan Pocic haben sie nun einen variabel einsatzbaren Spieler gefunden, der im College auf drei verschiedenen Positionen begonnen hat. 27 Mal als Center, neunmal als Right Guard, einmal als Right Tackle.

Dass er als Center auflaufen wird, ist unwahrscheinlich. Justin Britt hat diese Position 2016 erobert und seine beste Runde als Seahawk gespielt. Das sollte man nicht kaputt machen. Pocics beste Chancen auf einen Startplatz liegen auf Right Guard. Germain Ifedi soll wohl auf Right Tackle rutschen, was bedeuten würde, dass der Rookie sich mit Neuzugang Oday Aboushi duellieren muss.

3. Runde, Pick #90: Shaquill Griffin, CB, Central Florida

Vielleicht der beste Pick der Seahawks in diesem Jahr. Shaquill Griffin hat das physische Profil, das Seattle bei Cornerbacks sucht. Wie passend, dass auch seine Frisur an Richard Sherman erinnert. GM John Schneider sagte, am meisten habe ihn beeindruckt, wie Griffin sich zurück kämpfe, wenn er mal von einem Gegenspieler geschlagen werde.

Auch hier könnte die Verjüngungskur erfolgreich sein, denn Griffin wird direkt die Chance auf einen Startplatz bekommen. DeShawn Shead ist noch am Knie verletzt und wird bis zum Saisonstart wohl nicht fit. Jeremy Lane spielte viel Nickel 2016, hatte aber ein schwächeres Jahr. Im Duell mit den restlichen Defensive Backs hat der 3rd-Round Pick aufgrund seiner Athletik wohl die beste Ausgangsposition.

3. Runde, Pick #95: Delano Hill, S, Michigan

Delano Hill könnte der Mann für die Tiefe hinter Kam Chancellor und Earl Thomas sein. Dass er die beiden Veteranen adäquat ersetzen kann, ist zu bezweifeln. Pete Carroll lobte den Neuling für seine Toughness und den körperlichen Einsatz an der Line of Scrimmage.

An der University of Michigan spielte Hill unter Jim Harbaugh ein variables System mit austauschbaren Safetys. Außerdem war er als Special Teamer wichtig. Das könnte heißen, dass er nicht nur als Strong Safety, sondern auch im Slot zum Einsatz kommen könnte.

In der Offseason gaben die Seahawks S Bradley McDougald einen Einjahresvertrag und sprachen davon, öfter Taktiken mit drei Safetys umsetzen zu wollen. Das könnte Hills Chance auf eine Rolle als Nebendarsteller sein. In den Special Teams könnte er sogar sofort viel Spielzeit sehen.

3. Runde, Pick #102: Nazair Jones, DT, North Carolina

Ein weiterer D-Liner. Das zeigt, dass es Seattle auch hier um mehr Tiefe ging. Nazair Jones ist der neunte Mann in einer hart umkämpften Positionsgruppe. Er darf mit Michael Bennett, Frank Clark, Cliff Avril, Ahtyba Rubin, Cassius Marsh, Jarran Reed, Quinton Jefferson und Malik McDowell um die Plätze kämpfen.

Jones unterscheidet sich stark von McDowell, denn er ist eher ein Spieler, der gegen den Lauf eingesetzt wird. Das wird 2017 vor allem in der NFC West wichtig sein, denn David Johnson von den Arizona Cardinals und eine wohl deutlich verbesserte Niners-Offensive werden den Seahawks alles abverlangen. Eine Rolle in der Rotation ist für Jones definitiv drin.

3. Runde, Pick #106: Amara Darboh, WR, Michigan

Oft wurde in den sozialen Medien geschrieben, das Amara Darboh wohl das Ende von Jermaine Kearses Karriere bei den Seahawks einleiten wird. Das lässt sich so direkt nicht vorhersehen, doch fest steht: Darboh hat die Attribute, die Seattle in seinen Passfängern sucht. Toughness, Vielseitigkeit und Talent als Blocker. 2016 fing er 57 Pässe für 862 Yards und sieben Touchdowns.

Hinter Doug Baldwin ist auf WR aktuell vieles noch offen. Jermaine Kearse muss sich nach einer schwachen Saison Zurückkämpfen, Tyler Lockett kuriert aktuell noch eine schwere Beinverletzung aus und Paul Richardson geht nach einer soliden Saison 2016 in sein letztes Vertragsjahr. Für Darboh ist das die Chance, sich im Sommer mit guten Aktionen Spielzeit zu erarbeiten.

Neben Darbohs Fähigkeiten als Footballer ist auch seine Geschichte interessant. Er kam in Sierra Leone zur Welt, als sich dort der Bürgerkrieg verschärfte. Bevor er fünf wurde, starben beide Elternteile, zwei von 35.000 Opfern des Kriegs. Mit seinen Verwandten flüchtete er anschließend zu Fuß über Gambia in den Senegal. Erst 2001 zog er in die USA, wo er und seine Familie von Christen aufgenommen wurden. Sein athletisches Talent brachte ihn zum Football an der High School, wo er dann Max Schaefer, einen Mitspieler, kennenlernte. Schaefer und seine Familie adoptierten Darboh schließlich.

4. Runde, Pick #111: Tedric Thompson, S, Colorado

Mit fünf der ersten sieben Picks wählten die Seahawks im NFL Draft 2017 Spieler für die Defense aus. Das zeigt, wo der Fokus von John Schneider und Pete Carroll in diesem Jahr lag. Tedric Thompson ist der dritte Defensive Back in dieser Liste.

Vergangene Saison führte er alle Spieler im College Football mit 23 verteidigten Pässen an. Er verhinderte 16 Pässe (4.) und hatte sieben Interceptions (3.). Diese Zahlen sprechen für ihn. Doch die seiner physischen Tests eher nicht. Dazu kommt, dass er 2014 Einsatzzeit wegen einer Gehirnerschütterung verpasste.

Es ist nicht falsch, auf Safety weiter aufzustocken, denn die Position war vergangene Saison schwach besetzt. Nach Earl Thomas‘ Verletzung fiel die Defense aufgrund dieser Schwachstelle auseinander. Mit Delano Hill, Thompson und Free Agency-Neuzugang Bradley McDougald sollten nun ausreichend Optionen vorhanden sein, um Ausfälle von Thomas und Chancellor zumindest teilweise zu kompensieren.

6. Runde, Pick #187: Mike Tyson, S, Cincinnati

DB Nummer vier im Draft der Seahawks. Er absolvierte für Cincinnati 23 Spiele von Beginn an und spielte meist als Safety, aber ab und an auch Cornerback und Nickel. Wie Thompson ist er ein Ballhawk, er sammelte 2016 fünf Interceptions.

Laut Tyson will Seattle, dass der Neuling sich als Cornerback probiert. Auf der Position sind die Seahawks noch dünner besetzt, weshalb dieser Schritt kein überraschender ist. Tysons Vielseitigkeit ist ein Plus, doch zunächst muss er sich wohl über die Special Teams in die den 53er-Kader kämpfen.

6. Runde, Pick #210: Justin Senior, OL, Mississippi State

Jubel bei den Fans – ein zweiter O-Liner. Spät greifen die Seahawks auf der Need-Position erneut zu. Justin Senior, ein Kanadier aus Montreal startete 39 Spiele für die Mississippi State Bulldogs, 38 auf Right Tackle und eins auf Left Tackle. Für diese Position hat er auch die Maße.

Wahrscheinlich wird sich Senior in der Vorbereitung auf beiden Seiten der Line versuchen dürfen, doch einen Platz im Team hat er bei weitem nicht sicher. Laut Schneider hat der Neuling in der vergangenen Saison zu viel Gewicht zugelegt, er muss also leichter werden. Trotz seiner großen Erfahrung aus dem College wäre es eine Überraschung, wenn er als Rookie direkt zur Stabilität der O-Line beitragen könnte.

7. Runde, Pick #226: David Moore, WR, East Central (Oklahoma)

So spät im Draft suchen die Teams oft nach Spielern, die noch Rohdiamanten sind und länger geschliffen werden müssen. David Moore könnte so einer sein, zumindest wenn man das betrachtet, was über ihn bekannt ist: Seine Schnelligkeit. Nicht viel, denn er kommt aus der Division II.

Moore ist der zweite Receiver, den die Seahawks 2017 ausgewählt haben. Hinter Doug Baldwin, Jermaine Kearse, Tyler Lockett, Paul Richardson, Tanner McEvoy und Amara Darboh ist er der siebte Passfänger im Kader. Am wahrscheinlichsten ist, dass er sich im September in der Practice Squad wiederfindet.

7. Runde, Pick #249: Christopher Carson, RB, Oklahoma State

Mit einem der letzten Picks im NFL Draft 2017 wählten die Seahawks einen Running Back aus. Bei Christopher Carson wollten sie wohl sichergehen, dass er ihnen nicht entgeht. Deshalb holten sie ihn noch vor der Free Agency. 2016 sammelte Carson im Schnitt 6,82 Yards pro Lauf und insgesamt neun Touchdowns. Sein Laufstil erinnert an den von Thomas Rawls.

Auf RB ist Seattle gut aufgestellt. Carson muss sich hinter Eddie Lacy, Thomas Rawls, C.J. Prosise, Alex Collins und Troymaine Pope anstellen. Er braucht eine sensationelle Vorbereitung, um einen Platz im Team zu finden. Realistischer ist wie bei Moore die Practice Squad.

Undrafted Free Agents

  • Algernon Brown, FB/RB, BYU
  • Tony Bridges, S, Ole Miss
  • Hayden Plinke, TE, UTEP
  • Darreus Rogers, WR, USC
  • Jordan Roos, G, Purdue
  • Calvin Steyn, OL, Weber State
  • Nick Usher, OLB, UTEP