Recap: Regular Season 2023 (Week 4) – Seahawks @ Giants

Regular Season 2023 New York Giants Seattle Seahawks Week 4 Recap

Zur besten Sendezeit die Giants vor der Brust. So lautete die Aufgabe für die Seattle Seahawks in der Nacht zum Tag der Deutschen Einheit am Dienstag. Nach zwei Siegen in Folge ging es für die Truppe von Head Coach Pete Carroll darum, den Kunstrasen des MetLife Stadiums mit einem Erfolgserlebnis und relativ verletzungsfrei zu verlassen. Schließlich steht am kommenden Wochenende die Bye Week an und damit die Chance, sich nicht nur früh in der Saison noch einmal spielerisch und strategisch neu zu sortieren. Dazu wäre das Team in der Lage, die Gesundheit des Rosters mit einer zusätzlichen Woche Pause wieder auf Vordermann zu bringen.

Auf der anderen Seite warteten wiederum die New York Giants, die ihrerseits nur mäßig in die NFL-Saison 2023 gestartet sind. Vor allem defensiv präsentierte sich „Big Blue“ gegen die Spitzenteams aus Dallas und San Francisco mehr als dürftig und auch offensiv merkte man QB Daniel Jones den Mangel an hochwertigen Anspielstationen an. Hinzu kamen gegen die Seahawks die Ausfälle von OT Andrew Thomas und Star-RB Saquon Barkley. Ob Seattle diese Lücken bei den G-Men ausnutzen und mit einer buchstäblich weißen Weste im Angesicht der schneeweißen Jersey-Kombination zurück in den Pacific Nothwest reisen konnte, verraten wir euch in der folgenden Recap:

Der Spielverlauf:

  • 1. Quarter: Die Seahawks gewannen den Coin Toss und entschieden sich, den Ball zu den Giants zu kicken. Im ersten Drive kamen die Gastgeber gut in Schwung, während die Seahawks nach nur wenigen Spielzügen Jamal Adams offenbar mit einer Kopfverletzung verloren. Als New York dann in Seattles Hälfte eine 4th Down Conversion versuchte, gelang der Defense der Gäste ein Stopp und damit der erste Turnover des Spiels. Beim ersten Snap der Offense um QB Geno Smith wurde es verrückt, als RB Ken Walker eigentlich für Raumverlust gestoppt wurde, aber wegen des ausbleibenden Pfiffs der Schiedsrichter weiterlief und einen langen Touchdown erzielte. Die Frage: War K9 schon am Boden, als er seinen Gegenspieler tackelte? Und das war er tatsächlich. So wurde Smith bei einem 3rd Down gesackt und die Seahawks gingen 3&out. Den anschließenden Punt konnte der Returner der Giants zunächst nicht fangen, doch seine Mitspieler sicherten schließlich den freien Ball. Jones kam in der Folge nicht weit, auch weil CB Devon Witherspoon seinen ersten Sack feierte. Es folgte der nächste Punt von der Mittellinie und ein Touchback. Nach einem Flaggen-Festival stand Smith plötzlich über 20 Yards hinter der Line to gain und weil WR DK Metcalf bei einem Catch im Seitenaus stand, musste wieder P Michael Dickson ran. Und als wäre das erste Viertel nicht schon wild genug gewesen, gelang DT Mario Edwards nach wenigen Spielzügen ein Strip Sack gegen Daniel Jones und LB Jordyn Brooks sicherte den Ball in der Redzone! Und das nutzte Seattle nach nur zwei Snaps zum Touchdown durch Metcalf: 7:0 Seahawks
  • 2. Quarter: Auch im ersten Drive des zweiten Viertels bot die Offense der Giants das gleiche Bild. Einem langen Pass folgte ein Tackle von Seahawks-DT Dre’Mont Jonas weit hinter der Line of Scrimmage und kurz darauf wieder ein Punt der New Yorker. Der nächste Drive der Seahawks war auch nicht einmal im Ansatz ruhig. Denn nach einer weiteren Holding-Flagge klappte zwar einmal ein Screen Pass der Seahawks, doch Smith warf den nächsten Ball zu sich selbst und wurde hart in die Seite getackelt. Entsprechend verärgert, weil verletzt, ging der nächste Pass beinahe für einen Pick 6, was Dickson zum Punt veranlasste. An der 2-Yard-Linie gestartet, manövrierten sich die Giants geschickt über das Feld, trafen dort aber immer wieder auf Witherspoon, der teilweise tief im Backfield krachende Tacklings setzte. Das führte schließlich zum ersten Fieldgoal durch K Graham Gano: 7:3 Seahawks Mit Smith im blauen Medical-Zelt musste nun QB Drew Lock ran, der die Offense bis zum Two-Minute-Warning mit je einem Wurf und einem Lauf gut nach vorne brachte. Zwei Incompletions schienen die Seahawks allerdings zunächst in Bedrängnis zu bringen, doch plötzlich war es TE Noah Fant, der bei einem 3rd Down drei Tackler stehen ließ und für 52 Yards bis an die 1-Yard-Linie sprintete. Damit lieferte er die perfekte Vorlage für den einfachen Touchdown durch RB Ken Walker: 14:3 Seahawks Emotional und spielerisch waren die Giants kurz vor der Halbzeit komplett erledigt und gingen daher auch direkt 3&out. Aber auch die Seahawks machten es nicht viel besser und punteten ebenfalls nach drei Plays und bekamen durch eine Flagge gegen New York trotzdem das First Down. Mehr passierte hier zum Glück nicht nach einer völlig verrückten Halbzeit.
  • 3. Quarter: RB Deejay Dallas brachte den Kickoff über die 25-Yard-Linie und übergab an Geno Smith. Mit dem immer noch emotional ziemlich aufgewühlten Regisseur am Steuer lief Seattle mit langen Läufen in die Hälfte der Giants. In der Redzone ging Seattle bei einem 4th Down ausnahmsweise für das Play der Offense, doch ein fallengelassener Pass von RB Zach Charbonnet führte zum Turnover on Downs. Das Heimteam wurde für das Risiko der Gäste aber nicht belohnt, im Gegenteil. Bei einem 3rd Down wurde Jones von LB Bobby Wagner gesackt und beim Punt-Return kassierte das Special Team der Giants die nächste Flagge. Die gute Feldposition konnten die Seahawks aber nicht nutzen, denn New Yorks Defense stoppte die Offense vom Puget Sound und K Jason Myers verschoss das 53-Yard-Fieldgoal. Dies nutzten die Giants, um zum ersten Mal an diesem Abend in die Redzone der Seahawks zu gelangen. Bei einem vierten Versuch blieb die Offense auf dem Feld und Daniel Jones erlief das First Down an der 5-Yard-Linie. Doch statt auf Sicherheit zu spielen, entschied sich der Quarterback der G-Men für den Pass und fand statt seines eigenen Receivers an der Goalline einen gewissen Devon Witherspoon, der den Ball als Pick 6 über 97 Yards in die Endzone trug: 21:3 Seahawks Was der Offense der New Yorker danach blieb, war sich erst einmal bis zum Ende des Viertels zu schleppen.
  • 4. Quarter: In der Schlussphase konnten die Gastgeber nur noch volles Risiko gehen und kamen direkt zu einem erfolgreichen vierten Versuch. Doch nun schaltete Seattles Pass Rush einen Gang höher. So zerlegten Nwosu, Wagner und Co. die O-Line der Giants mit den Sacks sieben und acht in diesem Spiel und erzwangen den nächsten Punt sowie eine weitere Flagge gegen die Special Teams vom East River. Die Konzentration der Offense aus Seattle schien inzwischen aber auch nachzulassen, denn es folgte ein weiteres 3&out. In der Seahawks-Defense durfte dann jeder einmal ran, denn nach Sack Nr. 9 holte S Quandre Diggs seine erste Interception der Saison 2023! Und obwohl sich Geno Smith und Co. noch einmal in die Redzone spielten, brachte ein weiterer Sack von DE Kayvon Thibodeaux dann Myers zurück aufs Feld: 24:3 Seahawks Ein Aufbäumen von Big Blue“ war im anschließenden Drive nicht zu erkennen, denn während die Giants-Fans in Scharen das Stadion verließen, kassierte Daniel Jones die Sacks zehn und elf. Die Folge: Turnover on Downs. Die Seahawks hielten den Ballbesitz schließlich bis zum Two-Minute-Warning. Inzwischen hatte Drew Lock wieder für Smith übernommen, der bei 4th Down warf und den Pass nicht anbringen konnte, was wiederum die Giants-Offense auf den Plan rief. Hier hatte Brian Daboll schließlich ein Einsehen mit Jones und schickte Backup-QB Tyrod Taylor zum Abschluss ins Spiel. Endstand: 24:3 Seahawks

Die Hauptdarsteller:

CB Devon Witherspoon: Was sollen wir zu dieser Leistung noch sagen? Ja, den Seahawks wurde die Offense der Giants förmlich zum Frass vorgeworfen, so unfassbar indisponiert war der Auftritt der Gastgeber. Aber Spieler, gerade Rookies wie Witherspoon , müssen sich in der NFL erst einmal auf dem Feld beweisen. Und das tat Seattles Top-5-Pick, der nicht nur als erster Rookie im Jahr 2023 insgesamt zwei Sacks erzielte, sondern auch drei QB-Hits und den Pick 6!

QB Drew Lock: Er wurde nach der Verletzung von Smith ins kalte Wasser geworfen und musste vor der Halbzeit die Offense anführen. Seine Sache machte Lock als Backup-QB der Seahawks insofern gut, als dass er keine riskanten Bälle warf, sondern gut durch Play Action in freie Räumen kam. Hier bediente er seine Receiver zwar immer wieder etwas ungenau, was zu einigen Incompletions führte. Allerdings gelang ihm mit einem 52-Yard-Pass auf Noah Fant der längste Offensivspielzug des Abends gegen die Giants-Defense.

LB Bobby Wagner: Stellvertretend für den Pass Rush der Seahawks, der an diesem Abend gegen die zusammengewürfelte O-Line der Giants machen konnte, was er wollte, hat sich der Autor hier seinen Lieblingsspieler herausgesucht. Sicher: Wagner ist vor allem in Coverage längst nicht mehr der Alte, aber seine Instinkte lassen ihn auch mit fast Mitte 30 noch entscheidende Plays auf dem Footballfeld machen. So steuerte er in diesem Spiel zwei von insgesamt elf (!) Sacks bei. Übrigens: Der bisherige Sack-Rekord der Carroll-Ära bei den Seahawks lag bei sieben in einem Spiel.

Die Nebendarsteller:

Ehrenvolle Erwähnung: TE Noah Fant war mit zwei Catches für 65 Yards der beste Receiver der Seahawks in einem für die Passempfänger eher unterwältigendem Spiel. P Michael Dickson ist für Seattle in den Special Teams eine echte Waffe, da er dort häufig zu Punts antreten darf. Gegen die Giants gleich viermal, wobei die durchschnittliche Distanz seiner Kicks von 53,5 Yards absolute Weltklasse ist. DT Mario Edwards war als Veteran eigentlich ein Notfall-Neuzugang für die D-Line, doch gegen die Giants war er mit einem Sack, einem forcierten Fumble, einem abgewehrten Pass und zwei QB-Hits am Start.

Stets bemüht: S Quandre Diggs kam wie seine Positionskollegen gegen die zahnlosen Receiver der Giants in der Deckung das eine oder andere Mal zu spät, erwies sich aber mit seiner Interception einmal mehr als Ballhawk. RB Ken Walker kam auf 79 Yards und einen Touchdown bei 17 Carries, von denen einige schnell in der D-Line der Giants oder in den Hinterteilen seiner Offensive Linemen endeten. CB Riq Woolen muss offensichtlich noch den Rost seiner Verletzung abschütteln und war deshalb in der Passverteidigung in Primtime manchmal etwas weit von seinen Gegenspielern entfernt, aber sieben Tackles und ein abgewerteter Pass sind auch kein Armutszeugnis.

Meh: WR Jaxon Smith-Njigba hatte wie seine Receiver-Kollegen gegen die Giants aufgrund fehlender Anspiele einen schweren Stand, doch drei Catches für fünf Yards lassen weiter zu wünschen übrig. K Jason Myers ist auf seiner Position einer der bestbezahlten Spieler der NFL und muss dafür einfach seine Kicks machen. Seine Fahrkarte über 53 Yards war zwar nicht spielentscheidend, aber auch unnötig.

Die Highlights:

Promi-Fan Will Ferrell hatte so viel Zuversicht in „seine“ Seahawks, dass er Seattles ersten Touchdown durch DK Metcalf schon vor dem Snap ansagte!

Noah Fant wollte einfach nicht zu Boden gehen, machte das dann aber doch an der 1-Yard-Linie und „legte“ damit den Touchdown von Ken Walker auf.

Wie talentiert kann ein Top 5-Pick sein? Devon Witherspoon zeigt es den 12s und Football-Fans auf der ganzen Welt!

Gefühlt hatte jeder Spieler der Seahawks-Defense an diesem Abend ein Highlight-Play. Beweisstück A: Quandre Diggs.

Die Randnotizen:

  • Gegen die Giants absolvierte Seahawks-Cheftrainer Pete Carroll sein 300. Spiel als Head Coach in der NFL. Vor ihm erreichten nur 14 andere Männer diese erstaunliche Marke.
  • Lange war es her, doch gegen die Giants gelang es den Seahawks tatsächlich in der ersten Halbzeit bis zum Two-Minute-Warning keine Challenge und auch kein Timeout zu verbrennen.

Die Verletzten:

S Jamal Adams stand bei seinem Comeback nur wenigen Snaps auf dem Feld, als er von Daniel Jones mit dem Knie am Kopf getroffen wurde. Deutlich angeschlagen und wackelig auf den Beinen musste er vom Feld und anschließend völlig aufgelöst in die Kabine, da er offenbar wegen einer Gehirnerschütterung nicht weiterspielen konnte.

G Phil Haynes hatte letzte Woche das Spiel gegen die Panthers wegen einer Wadenverletzung verpasst, die auch gegen die Giants früh wieder aufbrach. Der Guard musste vom Feld und wurde erneut durch Rookie Anthony Bradford ersetzt.

QB Geno Smith musste nach einem sehr grenzwertigen Tackle hinter der Seitenlinie mit einer Knöchel- und einer Knieverletzung ins Medical-Zelt. Er wurde in der Halbzeitpause geröntgt, laut Head Coach Pete Carroll war aber alles in Ordnung, so dass Smith von den Physiotherapeuten bandagiert wurde und weiterspielen konnte.

G Damien Lewis musste ebenfalls wegen einer Verletzung behandelt werden. Er knickte um und wurde wegen seines angeschlagenen Knöchels sicherheitshalber in die Kabine gebracht. Für ihn rückte C Evan Brown auf die Guard-Position, während der auf der Center-Position durch Rookie Olu Oluwatimi ersetzt wurde.

DT Jarran Reed bekam einen schmerzhaften Tritt gegen das Schienbein und humpelte in der Schlussphase vom Feld. Laut Carroll ist nichts gebrochen, aber Reed wird in den nächsten Tagen Schmerzen haben.

Das Zitat:

„We knew if we stop the run today, we would have fun today.“ – Seahawks-Outside Linebacker Uchenna Nwosu über den Plan, wie Seattle gegen die Offense der Giants zu einem Sack-Festival kommen wollte.

Der Tweet:

US-Sportreporterin Mina Kimes ist vor wenigen Tagen zum ersten Mal Mutter geworden, ist durch ihren Vater selbst als Seahawks-Fan aufgewachsen und gibt das 12s-Feeling direkt mit dem passenden Outfit an ihren kleinen Sohn weiter.

Das Fazit:

Nach der Auftaktniederlage gegen die LA Rams haben die Seattle Seahawks jetzt drei Spiele in Folge gewonnen. Das ist eine gute Basis für eine erfolgreiche Saison. Dass der Kader auf wichtigen Positionen hochkarätig besetzt ist und mit Rookie Devon Witherspoon ein echter Stern in der Defense aufzugehen scheint, lässt viel Gutes erwarten. Tatsache ist aber auch, dass den Seahawks oft noch der gewisse „Killerinstinkt“ der Topteams fehlt, um sowohl in der Offense als auch in der Defense die Siege früher und deutlicher zu gestalten.

Gegen die Giants, die von Beginn an völlig von der Rolle zu sein schienen, kam Seattles „Abteilung Attacke“ auch aufgrund des höllischen Kunstrasens im MetLife Stadium verletzungsbedingt nur schwer bis gar nicht in Schwung. Stattdessen waren es Big Plays oder Fehler der New Yorker Offense, die Punkte auf die Anzeigetafel brachten. Und obwohl die Defense mit elf Sacks und zwei Interceptions in den nackten Statistiken wie ein absolutes Monster aussah, fanden Daniel Jones und Co. immer wieder zum Teil große Lücken in den Abwehrreihen. Diese können die Seahawks nun in der frühen Bye Week schließen und sich zudem durch die Pause auf wichtigen Positionen erholen. Allein das sind positive Schritte, um den guten Trend der ersten vier Spieltage fortzusetzen.

Ausblick: In Week 5 haben die Seattle Seahawks wegen ihrer Bye Week spielfrei.