Recap: Regular Season 2023 (Week 1) – Rams @ Seahawks

Regular Season 2023 Los Angeles Rams Seattle Seahawks Week 1 Recap

Hier kommen die Rams! In Week 1 der Regular Season 2023 trafen die Seattle Seahawks am Sonntagabend (22.25 Uhr MESZ) auf den Erzrivalen aus Los Angeles. Der Heimauftakt in der NFL stand ganz im Zeichen einer exzellenten Offseason mit tollen Free Agency-Signings und einem einmal mehr euphorisierenden Draft. Angesichts der gestiegenen Erwartungshaltung nach der letzten Saison ergab sich daraus eine Combo, die das Team von Head Coach Pete Carroll sowohl unter den 12s als auch von vielen Experten als Playoff-Kandidat sieht.

Ganz anders dagegen die Situation vor Saisonbeginn bei den LA Rams. Die Truppe aus der Stadt der Engel musste sich vor der Saison aufgrund von Verletzungen und Salary Cap-Problemen von Stars wie Jalen Ramsey, Bobby Wagner und Leonard Floyd trennen. Zudem musste Head Coach Sean McVay in Seattle auf Star-WR Copper Kupp verzichten. So durften QB Matt Stafford und DT Aaron Donald das Spiel gegen die Seahawks offensiv bzw. defensiv leiten. Ob dies gelang, oder ob die Männer aus der Emerald City den ersten Sieg der neuen Saison einfahren konnten, verraten wir euch in der folgenden Zusammenfassung.

Der Spielverlauf:

  • 1. Quarter: Der Kickoff der Rams ging an Seahawks-RB Deejay Dallas, der den Ball aus der Endzone segeln ließ. Im ersten Drive kam QB Geno Smith vorwiegend durch kurze Pässe auf WR Tyler Lockett und kurze Läufe von RB Ken Walker gut in den Rhythmus. Nach einem missglückten Screen Pass musste Seattle in der Red Zone ein Fieldgoal kicken, das K Jason Myers sicher verwandelte – 3:0 Seahawks. Mit McVay-typischen Bewegungen vor dem Snap und kurzen Läufen manövrierten sich die Rams in ihrem ersten Drive zunächst bis zur Mittellinie. Dort schienen die Spielzüge zunächst zu stottern, doch nach einer 3rd&10-Conversion von Stafford ging es für LA bis kurz vor die Goalline von Seattle. Nach einem missglückten Tackle von CB Tre Brown im Spielzug davor war es schließlich RB Kyren Williams, der nach 16 Plays zum Touchdown in die Endzone stolperte – 3:7 Rams.
  • 2. Quarter: Mit einer Mischung aus mittellangen Pässen auf TE Will Dissly und WR DK Metcalf sowie dynamischen Läufen von Walker überbrückte Seattle das Feld. Zwischendurch wurde sogar ein erfolgloser Flea Flicker-Trickspielzug eingestreut, bei dem Smith einen offenen WR Jake Bobo zum Touchdown verfehlte. Beim Snap an der 10-Yard-Linie vernaschte Metcalf wenig später seinen Gegenspieler und stand dann völlig blank für einen einfachen TD-Fang in der Endzone – 10:7 Seahawks. Durch eine Facemask-Flagge und eine lärmbedingten Spielverzögerung gruben sich die Rams in ihrem ersten Drive im zweiten Quarter tief vor der eigenen Endzone ein und gingen nach einem ersten Versuch und 30 Yards schließlich 3&out und mussten direkt punten. Durch tolle Läufe von Ken Walker kamen die Seahawks schnell von der 49-Yard-Linie in Richtung Redzone. Doch Donald sorgte mit zwei Plays in Folge für so viel Druck, dass Jason Myers bei einem 4th Down erneut zum Kick antreten musste – 13:7 Seahawks. Vor dem Two-Minute-Warning hatten es die Rams nach einem Fair Catch eilig. Statt zu laufen, schnappte sich Matt Stafford den Ball, warf seine Kollegen an und klopfte schließlich in die Hälfte der Seahawks an. Dort gab es aber keine Punkte, weil DT Jarran Reed ein 57-Yard-Fieldgoal von K Brad Maher blockte und CB Michael Jackson den Ball sicherte! Seattle konnte die gute Feldposition aber nicht wirklich nutzen, denn durch den Druck der Rams-Defense mussten sie sich mit einem Fieldgoal-Versuch begnügen, bei dem Myers das Ei an den Innenpfosten kickte und das so nicht zwischen die Torstangen fiel. Mit 31 Sekunden auf der Uhr kam LA zwar noch einmal in Fieldgoal-Reichweite, doch Maher verschoss den Kick aus 56 Yards – Halbzeitstand: 13:7 Seahawks.
  • 3. Quarter: Zu Beginn der zweiten Halbzeit hieß die Anspielstation der Rams WR Puka Nacua. Der Rookie wurde immer wieder über die Mitte angespielt, ehe sich S Julian Love und Tre Brown bei 3rd&8 im Backfield über den Haufen liefen und WR Tutu Atwell einen Pass über 54 Yards in der Redzone fing. Eine perfekte Vorlage für Williams, der nach nur drei weiteren Spielzügen seinen zweiten Touchdown erzielte – 13:14 Rams. Der nächste Drive der Seahawks ließ sich wie folgt zusammenfassen: 3&out und Punt. In der Laufverteidigung hielt Seattle dann zwar gut dagegen, doch mangels Pass Rush ging Stafford weiter durch die Luft und spielte sich über Nacua und TE Tyler Higbee bis in die Redzone. Punkte gab es am Ende aber nur durch ein Fieldgoal von Maher – 13:17 Rams. Nach einigen vernünftigen Run Plays versuchte Smith bei 3rd&4 einen langen Pass auf Metcalf, überwarf ihn allerdings und Seattle musste erneut aus der eigenen Hälfte punten. Matt Stafford hielt den Drive der Rams mit dann zunächst einem eigenen Laufspielzug am Leben.
  • 4. Quarter: Zu Beginn des letzten Spielabschnitts machte sich Seattle das Leben selbst schwer. Stafford spielte Atwell mehrmals über jeweils deutlich mehr als 10 Yards an, bevor Tre Brown bei 3rd&11 in der Redzone eine Illegal Hands-Flagge kassierte. So schenkte er den Rams ein 1st-Down und einen Touchdown beim vierten Versuch an der 1-Yard-Linie durch RB Cam Akers – 13:24 Rams. Statt sich zu wehren, blieb Seattles Offense völlig indisponiert und ging 3&out. Die Rams schalteten derweil komplett in den Verwaltungsmodus und setzten die Defense der Gastgeber mit Pass- und Laufspiel weiter effektiv unter Druck. Ein tiefer Pass auf Nacua verfehlte dann im dritten Versuch sein Ziel, sodass Maher erneut zu einem erfolgreichen Fieldgoal antrat – 13:27 Rams. Von den Seahawks war offensiv keine Gegenwehr mehr zu erwarten. Stattdessen schossen sie sich selbst ins Knie. Metcalf geriet mit der Rams-Defense aneinander, kassierte eine Flagge wegen Unsportlichkeit und Geno Smith dann zwei Sacks. Die Folge: der nächste Punt. Dank weiterer Undiszipliniertheiten der Seahawks, diesmal in der Defense, robbten die Gäste im letzten Drive zeitverschwendend über das Feld und ließen fast die restliche Spielzeit verstreichen. Denn Maher durfte noch einmal antreten und zum 13:30 Endstand für die Rams erhöhen.

Die Hauptdarsteller:

Seahawks-LB Bobby Wagner: Ja, das wird der letzte Teil der Fanboy-Comeback-Spiele, versprochen. Aber nach einem Jahr bei den Rams war schon in Week 1 wieder klar, wer der absolute und unangefochtene Leader in der Seahawks-Defense ist. Wagner hat seine besten Tage in Coverage hinter sich, aber sein Instinkt für den Football ist nach wie vor kaum zu übertreffen. Insgesamt standen am Ende 19 Tackles, darunter ein Tackle für Raumverlust, auf dem Statistikbogen. Wobei diese nackten Zahlen selten viel aussagen, denn sie geben nicht an, wo das Tackling stattfand. Also ob direkt an der Line of Scrimmage oder 15 Yards im eigenen defensiven Backfield. Dennoch: Ohne Bobby Wagner auf dem Feld wäre die Defense von Pete Carroll heute von den Gegnern aus Los Angeles noch härter herangenommen worden.

Rams-HC Sean McVay: Wir wissen zwar nicht wie (ob mit legalen Methoden oder nicht), aber der Head Coach der Rams scheint den Gameplan der Seahawks in fast jedem Spiel einfach vorhersagen zu können und weiß sein Team darauf einzustellen. Dabei spielt es keine Rolle, ob er einen mit Superstars gespickten Super Bowl-Anwärter aufs Feld schickt oder wie an diesem Sonntag alleine 16 Rookies. Die Art und Weise, wie McVay die Spielzüge der Seahawks-Offense antizipiert und sie dann verteidigen lässt. Oder wie flexibel er seine Offense einstellt, um fast jede Schwäche der Seattle-Defense mit scheinbar einfachsten Mitteln alt aussehen zu lassen, nötigt einfach höchsten Respekt ab.

Rams-WR Puka Nacua und Tutu Atwell: Kein Kupp? Kein Problem. Denn auch ohne ihren Superstar-Receiver scheint LA gerade gegen die Seahawks immer wieder Wege zu finden, Passempfänger aus dem Hut zu zaubern, gegen die Seattles Defense einfach kein Mittel findet. Atwell war an diesem Sonntag die Big Play-Waffe von Matt Stafford, die sechs Bälle für 119 Yards fing. Nacua, ein 2023er Fünftrundenpick aus Notre Dame, ließ die Gastgeber in Coverage mehr als alt aussehen. Mit fast spielerischer Leichtigkeit fing der Rookie zehn Bälle für ebenfalls 119 Yards und wurde gleich bei seinem NFL-Debüt zur wichtigsten Anspielstation für seinen QB.

Die Nebendarsteller:

Ehrenvolle Erwähnung: Seahawks-P Michael Dickson, der insgesamt viermal punten musste und dabei einen hervorragenden Schnitt von 59 Yards erzielte. Seahawks-OLB Uchenna Nwosu sorgte an einem gebrauchten Tag für Seattles Pass Rush mit zwei Tackles für Raumverlust zumindest für etwas Druck im Backfield.

Stets bemüht: Seahawks-K Jason Myers verwandelte Seattles einzigen PAT und alle seine Fieldgoals, bis auf eines, das er leider an die Torstange setzte. Seahawks-WR DK Metcalf sorgte mit seinem Touchdown für das einzige Offensiv-Highlight Seattles, aber sein fast schon traditionelles Ausrasten und extrem unsportliches Verhalten seinen Gegenspielern gegenüber muss endlich aufhören.

Meh: Seahawks-DT Dre’Mont Jones war als teuerster Free Agent der Carroll/Schneider-Ära mit nur zwei Tackles und null Druck auf den gegnerischen Quarterback zunächst ein Totalausfall. Seahawks-WR Jaxon Smith-Njigba musste nach seiner Verletzung und als Rookie noch viel Lehrgeld zahlen und fing in einer schwachen Offense nur drei Pässe für 13 Yards. Seahawks-CBs Tre Brown und Miachael Jackson teilten sich den Job auf der linken Defense-Seite, doch nach mehreren Fehlern in Coverage und bei Tacklings dürfte sich keiner der beiden langfristig als Starter auf dieser Position empfohlen haben.

Die Highlights:

Wie bereits im Ballhawks-Podcast besprochen, stand in Week 1 gegen die Rams auch ganz im Zeichen der Rückkehr von Bobby Wagner nach Seattle:

In Sachen „Freilaufen“ hat DK Metcalf offenbar im Training Camp bei Jake Bobo Unterricht genommen, weshalb er so offen in der Endzone stand:

Jarran Reed ist zurück in Seattle und blockt hier direkt mal ein Field Goal:

Die Randnotizen:

  • Am 1. Januar 2023 zog sich LB Jordyn Brooks gegen die New York Jets einen Kreuzbandriss zu. Am 10. September 2023 stand er in Week 1 gegen die LA Rams wieder auf dem Feld. Eine außergewöhnliche Genesung!
  • Die Seahawks hatten wieder einmal Probleme beim 3rd Down. Und was macht man dagegen? Im zweiten Drive vor dem Metcalf-Touchdown einfach nur erste und zweite Versuche ausspielen und gar nicht erst in den dritten gehen.
  • Jalen Ramsey mag mittlerweile in Miami spielen, aber das hält DK Metcalf nicht davon ab, sich lautstark mit den Passverteidigern der Rams anzulegen. So wie kurz vor der Halbzeit.
  • Er hatte es in der Offseason angekündigt und in Week 1 gegen die Rams direkt umgesetzt. Im Gegensatz zu seinem Offense-Kollegen Shane Waldron coacht Seahawks-Defensive Coordinator Clint Hurtt die Spiele nun von der Tribüne aus.

Die Verletzten:

RT Abe Lucas schied im dritten Viertel mit einer bislang nicht näher definierten Knieverletzung aus und wurde durch OT Jake Curhan ersetzt.

Wenige Minuten später musste auch LT Charles Cross mit einer Zehenverletzung vom Kunstrasen. Er wurde auf einem Cart in die Kabine gefahren, da er nicht mehr aus eigener Kraft laufen konnte oder die Verletzung durch eine Belastung nicht verschlimmern wollte.

Kaum war der Cross-Schock verdaut, erwischte es WR Tyler Lockett, der nach einem Helmet-to-Helmet-Hit auf eine mögliche Gehirnerschütterung untersucht wurde. Er kehrte aber im vierten Viertel ins Spiel zurück.

Auch OLB Uchenna Nwosu musste im letzten Viertel vom Feld humpeln und kam aufgrund der fortgeschrittenen Spielzeit nicht mehr von der Bank zurück, wo er behandelt wurde.

Das Zitat:

„It sucks. It sucks and I hate losing.“ – Seahawks-QB Geno Smith machte in der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen die Rams kurz und knapp klar, wie sehr er sich über seine Leistung und die seines Teams an diesem Tag auf die Nerven ging.

Der Tweet:

Die German Sea Hawkers lassen Fanträume wahr werden. Aus den Reihen unserer 12 durfte etwa Janek in Week 1 gegen die Rams dank des mitgliederexklusiven Field Passes beim Aufwärmen im Lumen Field an den Spielfeldrand!

Das Fazit:

Sei ein Goldfisch, denn sie haben ein 10-Sekunden-Gedächtnis. Schließlich haben die Seahawks in Week 1 gegen die Rams ausgerechnet mit ihrer hochgelobten Offense alles vermissen lassen, was ein Playoff-Contender für die Postseason-Qualifikation benötigt. Nur drei Yards in der gesamten zweiten Halbzeit sind einfach indiskutabel. Dass sich die Defense im Laufe des Spiels gegen den Lauf stabilisierte, dann ab dem dritten Quarter von Stafford, Nacua, Atwell und Co. komplett durch die Luft zerlegt wurde, war hier nur logisch.

Natürlich muss man an dieser Stelle bedenken, dass dies nur der erste Spieltag war und die Saison für Seattle noch lange nicht gelaufen ist, im Gegenteil. Dennoch muss sich der Coaching Staff zusammensetzen und gemeinsam mit den Spielern herausarbeiten, warum der Gameplan insgesamt und erneut gegen Sean McVay nicht einmal ansatzweise funktioniert hat. Es wartet also noch viel Arbeit auf die Franchise vom Puget Sound!

Ausblick: In Week 2 gastieren die Seahawks am 17.09.2023 um 19.00 Uhr MESZ in Detroit bei den Lions.