Wechsel-Alarm! Die Seattle Seahawks traden Russell Wilson

Seahawks QB Russell Wilson Trade Denver Broncos

October 29, 2017 – Seattle, Washington, U.S – Seattle quarterback RUSSELL WILSON (3) during pregame warm ups as the Houston Texans visit the Seattle Seahawks for an NFL American Football Herren USA game at Century Link Field in Seattle, WA. NFL 2017 – Houston Texans vs Seattle Seahawks PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY – ZUMAh145 20171029_zap_h145_003 Copyright: xJeffxHalsteadx

Russell Wilson ist weg. Ja. Es ist nicht der 1. April. Es ist tatsächlich passiert! Den 8. März 2022 werden die 12s und auch die Germen Sea Hawkers noch lange in Erinnerung behalten. Denn dieser Tag wird als derjenige in die Franchise-Geschichte eingehen, an dem die Seattle Seahawks ihren Quarterback zu den Denver Broncos getradet haben. Er wird auch als Tag in die Geschichte der gesamten NFL eingehen. Der Grund: Der Spielerwert, der vom US-Bundesstaat Washington nach Colorado und von da aus zurückgeschickt wird, dürfte einer der größten und teuersten aller Zeiten sein. Aber der Reihe nach…

Gegen 20 Uhr deutscher Zeit setzte NFL Network-Reporter Tom Pelissero einen Tweet ab, der alle Fans der Seahawks in ihren Grundfesten erschüttert haben dürfte:

Ob Russell Wilson selbst den Trade intern gefordert hatte oder die Broncos den Verantwortlichen in Seattle ein Angebot machten, das sie schlicht nicht ablehnen konnten, ist wie so vieles zu diesem Fall bislang noch unklar. Sicher ist dagegen, dass der Wechsel erst in der nächsten Woche hochoffiziell gemacht werden dürfte. Denn erst mit Beginn des neuen Ligajahres am 16. März dürfen Trades über die Bühne gehen. Weitere Hürden, die bis dahin noch überwunden werden müssen: Russell Wilson muss zunächst eine medizinische Grunduntersuchung in Denver absolvieren und dann muss einer der besten Seahawks aller Zeiten auch noch auf seine No Trade-Klausel verzichten. Die bindet ihn nämlich aktuell noch fest an das Team aus der Emerald City.

Und für alle 12s, die sich jetzt fragen, was die Seattle Seahawks überhaupt im Tausch für Russell Wilson bekommen? Auch das wurde im Laufe des Abends immer klarer. Bislang sieht es so aus: Neben Wilson schicken die Seahawks auch einen Viertrunden-Pick nach Denver. Dafür bekommen sie insgesamt fünf Draft-Picks und drei Broncos-Spieler. Im Detail: Zwei First-Rounder, zwei Second-Rounder und einen Fifth-Rounder. Dazu noch Defensive Lineman Shelby Harris, Tight End Noah Fant und Quarterback Drew Lock. Um welche Picks es sich genau handelt, ist bislang noch unklar. Im NFL-Draft 2022 hält das Team aus den Rocky Mountains aktuell noch den 9. Pick der ersten Runde. Dieser dürfte auf jeden Fall Teil des Deals sein. Weitere Auswahlmöglichkeiten haben die Broncos am ersten Tag des Drafts dagegen nicht. Damit dürfte der zweite First Rounder einer aus dem Jahr 2023 sein. Für den Cap Space ergeben sich aus Seahawks-Sicht wohl voraussichtlich kaum Änderungen. Die übernommenen Verträge aus Denver und der Dead Cap von Wilson gleichen sich mit den Einsparungen etwa aus. Nicht inkludiert sind hierbei die Gehaltskosten der noch zu draftenden Spieler.

Die Folgen des Trades für die Seahawks sind nur wenige Stunden nach der ursprünglichen Trade-Nachricht noch nicht abzusehen. Dazu haben sich aktuell weder Russell Wilson selbst, noch Head Coach Pete Carroll oder Seattles General Manager John Schneider zur Sachlage geäußert. Trotzdem versuchen wir den historischen Move unserer Lieblings-Franchise an dieser Stelle schon einmal ein wenig für Euch einzuordnen…

Russell Wilson ist weg. Und was jetzt, Seattle Seahawks?

Wie an dieser Stelle bereits zum Ende der Saison geschrieben, hätten wir in der Redaktion uns alle ein anderes Szenario für 2022 gewünscht: Wilson im Trikot der Seahawks, Carroll im Ruhestand. Die Einzige, die diese Entscheidung hätte treffen können, ist Jody Allen. Sie hat sie nicht getroffen. Und wahrscheinlich hat sie auch dem Trade ihren Segen gegeben. Verbunden damit ist ein verdammt hohes Risiko, was die Zukunft der Franchise angeht.

Es gibt in der NFL einen Grundsatz: „Trade niemals einen Hall of Fame-Quarterback. Du weißt nicht, wann du den nächsten bekommen wirst.“ Schaut man auf Teams wie die Browns, Jets oder Jaguars, sieht man, was im schlechtesten Fall passieren kann. Jahrelanger Misserfolg, zwar hohe Picks aber die unglaubliche Fähigkeit, immer wieder die Spieler zu ziehen, die einen nicht weiter bringen. Vor diesem Hintergrund ist der Gegenwert, den wir für Wilson erhalten auch völlig unerheblich. Man hätte diesen Trade einfach nicht machen dürfen. Um sich zumindest die theoretische Chance auf einen Super Bowl-Run in den nächsten Jahren zu erhalten. So steht nun ganz eindeutig ein Umbruch ins Haus. Und das mit einem immer älter werdenden Head Coach, der für veraltete Ansätze steht und sich nicht gern reinreden lässt. Ob das gut geht? Da darf man getrost seine Zweifel haben.

Andererseits: Schaut man mit klarem Blick auf unseren Roster, dann ist da nicht besonders viel Value für die nächsten drei Jahre. Es wäre zwar möglich gewesen, mit Russell Wilson noch einmal voll anzugreifen und einen Super Bowl-Run zu versuchen, doch dafür hätte man einen sehr aggressiven Ansatz bei der Verpflichtung von Free Agents wählen müssen und wie beispielsweise die Saints in den letzten Jahren einen hohen Cap Hit vor sich her schieben müssen. Carroll und Schneider hatten offensichtlich nicht den Eindruck, mit diesem Team kurzfristig noch einen Titel erringen zu können. Und unter diesen Voraussetzungen macht es dann schon Sinn, für Wilson noch möglichst viel Gegenwert mitzunehmen. Nie war sein Wert höher, als in dieser Offseason, in der viele Teams auf Quarterback-Suche sind. Mit den Picks (und auch mit den Spielern) lässt sich in jedem Fall langfristig etwas aufbauen.

Interessant wird es in den nächsten Tagen zu beobachten sein, welchen Weg das Front Office auf der Suche nach einem neuen Quarterback nehmen wird. Durch die Gerüchteküche wurden heute schon so ungefähr alle Namen von mehr oder weniger erfolgreichen Quarterbacks der letzten Jahre gerührt. Dazwischen mischten sich allerdings auch immer wieder Namen von QB-Prospects aus dem aktuellen Draft-Jahrgang. Durch die vergleichsweise schwache QB-Klasse ist es durchaus im Bereich des Möglichen, dass einer der besten Quarterbacks bis an Position neun rutscht – der Platz, an dem die Seahawks ihren ersten Draft-Pick haben werden. Egal wie es läuft – klar ist schon jetzt: Die nächste Saison wird voll dem Rebuild gewidmet sein. Prost Mahlzeit, Hawks…