Recap: Regular Season 2022 (Week 17) – Jets @ Seahawks

Regular Season 2022 New York Jets Seattle Seahawks Week 17

Happy New Year! Die New York Jets düsten mit Mike White als Quarterback Nr. 1 in die Emerald City und die Seahawks spielten um ihre Playoff-Chance. Nachdem die Nachbarn der heutigen Gäste, die New York Giants, ihr Spiel gegen die Indianapolis Colts gewannen, ist in der NFC nur noch der 7. Platz zu vergeben, der zur Teilnahme an den Playoffs berechtigt. Voraussetzung dafür: zumindest zwei Heimsiege. Nummer eins sollte somit gegen die defensiv starken Jets folgen, die mit dem Quarterback Wechsel von Zach Wilson zu Mike White bei den Buchmachern in Las Vegas plötzlich zum Favoriten mutierten.

Nach dem offensiv ernüchternden Spiel am frostigen Heiligabend bei den Kansas City Chiefs und dem latent auftretenden Gefühl „da wäre mehr drin gewesen“ … traten die Seahawks im ersten Spiel des neuen Jahres erneut ohne Safety Ryan Neal an; außerdem fehlten O-Liner Abraham Lucas und Tight End Will Dissly. Nach blitzschneller Heilung und Hand-OP war dafür Receiver Tyler Lockett wieder mit dabei, zumindest zeitweise. Konnten die Mannen um Head Coach Pete Carroll nach der jüngsten Niederlagenserie also den berühmten Bock umstoßen?

Der Spielverlauf:

  • 1. Quarter: Die Seahawks empfingen den Ball und wie so oft hieß es für Kenneth Walker: Mut zur Lücke! 60 Yards und gleich eine Ansage mit massig Raumgewinn. Tight Ends suchen stand zuletzt nicht auf der Tagesordnung von Geno Smith, doch Colby Parkinson setzte sich in der Endzone durch: Touchdown und 7:0 Seahawks! Mike White und die Offensive der Jets übernahmen zunächst, klar, mit einem Laufspiel über Runningback Ty Johnson – das Ausrufezeichen setze allerdings Quandre Diggs mit einer Interception an der eigenen 12-Yard-Linie – Turnover! Tight End-Day am Neujahrs Tag: Noah Fant fand sich weit offen in der Red Zone und es schien, als hätte sich die Offensive wieder gefunden. Doch allzu oft sollten die Seahawks das „Work-Horse“ Walker auch nicht reiten. Zunächst Raumverlust und festgelaufen, bedeutete, dass sich Kicker Jason Myers zum Field Goal mühen musste, 10:0 Seahawks. Es läuft. Auf der anderen Seite fand Quarterback Mike White ins Spiel und Wide Receiver Elijah Moore im Feld, der Cornerback Tariq Woolen alt aussehen ließ. Immerhin zwang man die Jets zum Werfen, denn das Laufspiel stockte. Greg Zuerlein, Kicker der Jets, verkürzte aus 44 Yards zum 3:10. Zum Ende des Viertels tauchte dann DeeJay Dallas auf: Pitch von Geno Smith für 42 Yards und einer exzellenten Position. Das Laufspiel der Hawks hatte sich nicht an die Ostküste der USA herumgesprochen.
  • 2. Quarter: 193 Yards im ersten Viertel waren schon ein guter Start und so sollte es weitergehen. „Feed `em“ twitterte der abwesende Tight End Will Dissly und sein Vertreter, der Blocking Tight End Tyler Mabry aus dem Practice Squad erfreute sich seines ersten Touchdowns der Saison, 17:3 Seahawks. Das Laufspiel der Jets kam im Anschluss ins Rollen. Vereint über Johnson, Donovan Knight und Brexton Berrios lief sich New York in die Endzone mit freundlicher Unterstützung der Laufverteidigung. Platz 28 in der Redzone belegen die Jets in der NFL und so schnappte sich Darrell Taylor Mike White zum Sack und den Jets blieb das Fieldgoal 6:17. Erster Auftritt von Michael Dickson, denn bei 3rd&9 ließ sich Quarterback Geno Smith weit zurückdrängen und anschließend sacken. Leider ohne aktive Mithilfe von Offensive Tackle Stone Forsythe. Immerhin saß der Punt vom NFL-Rekordhalter in Punt Average. Die Jets hingegen gingen bei  Jordyn Brooks` verletzungsbedingtem Fehlen, volles Risiko. Bei viertem Versuch und vier Yards gab es kein Durchkommen und die Defensive hielt Stand. Und wenn sich schon die Running Backs festrannten, nahm Geno den Ball eben selbst in die Hand – um sich dann kurz vor der Red Zone sacken zu lassen, wo wiederum Offensive Tackle Charles Cross alt aussah. 4th&19 bedeuteten wenige Augenblicke vor Ende der ersten Hälfte den Punt an die 1-Yard-Linie des Gegners. Darrell Taylor erzwang mit Ablauf der Uhr noch einen Fumble als White die Hail Mary versuchte. Pause!
  • 3. Quarter: An der 28-Yard-Linie eröffneten die Jets den zweiten Durchgang und mussten dringend den Lauf etablieren, was Head Coach Robert Saleh in der Halbzeit adressierte. Das nahm sich Tyler Conklin zu Herzen und zeigte, warum er eine sichere Adresse beim Anspiel war. Im Gegensatz zum folgenden (misslungenen) Field Goal-Versuch aus 57 Yards, den Greg Zuerlein vergab. Aus annehmbarer Feldposition ging es weiter und mittels ausgespieltem viertem Versuch sogar in Richtung Red Zone. Pro Bowler „Sauce“ Gardner störte Metcalf in der Endzone erfolgreich und so versuchte sich Kicker Jason Myers aus 31 Yards erfolgreich zum 20:6 Seahawks und machte das Spiel damit zu einem „Two-Score-Game“. Im folgenden Drive standen erneut Special Teamer im Fokus, denn Cornerback Xavier Crawford setzte den Jets-Punter erfolgreich unter Druck. So ging es nahe der Mittellinie weiter. Daraus ließ sich allerdings zu wenig Kapital schlagen, weil Seattle im Play-Calling sehr konservativ blieb und in der Hälfte des Gegners zum Punt antrat. Genauso zäh waren die folgenden Aktionen auf dem Feld des Lumen Fields vor dem Ende des dritten Viertels. Immerhin wurden der Ballbesitz der Seahawks und der des Gegners von der Anzeigentafel ferngehalten.
  • 4. Quarter: Zu Beginn des Schlussviertels kehrte immerhin Tyler Lockett zurück aufs Feld. Helfen tat es nicht. Im Gegenteil, denn so vergab Kicker Jason Myers aus 41 Yards nach 23 traumhaft sicheren Field Goals in Folge mal wieder sicher geglaubte Punkte. Safety Jonathan Abram verpasste darauf ein Big-Play und eine mögliche Interception, weil Mike White ihn schlicht übersehen hatte. Und auch nach einem weiteren Punt der Jets blieben Highlights Mangelware, bis Michael Jackson auf den Plan trat und für den nächsten Turnover sorge. Interception vor Jets-Receiver Garrett Wilson, der nur noch zuschauen konnte. Ein missglückter Snap sorgte für ordentlich Raumverlust von minus 13 Yards, aber immerhin ein Field Goal von Myers, dieses Mal aus 31 Yards zum 23:6 traf. Gegen Ende des Spiels ließ dann die Motivation zu konstruktivem Football auf beiden Seiten deutlich nach und es blieb beim Ergebnis. Endstand: 23:6 Seahawks.

Die Hauptdarsteller:

Seahawks-QB Geno Smith: Verdiente sich im Laufe des Spiels einen netten finanziellen Anreiz: 1 Millionen Dollar für 4.000 Yards. Und damit ist er erst der zweite Seahaws-Quarterback dem dieses Kunstück gelang. Sein Vorgänger Russell Wilson schaffte dies zuvor insgesamt viermal. Auch abseits des wohlverdienten Bonus` führte Smith die zuletzt planlose Offense sicher über das Feld und verteilte wieder gleichmäßig auf Tight Ends, Receiver und band das Laufspiel zielführender sowie effektiver ein. Sechs verschiedene und erfolgreiche Passempfänger allein in Hälfte eins. So hat er eben immer noch nicht zurückgeschrieben und wurde auch nicht abgeschrieben. Trotz zuletzt diskutabler Leistungen war dies eine passende Antwort auf die Kritiker.

Seahawks-TEs: stellvertretend sei Tyler Mabry erwähnt, mit seinem ersten Touchdown der Karriere. Generell aber waren Parkinson, Fant & Co. von Beginn an anspielbarer und aktiver als zuletzt, was der Offensive ungemein half und sie variabler machte. Und sich danke zweier von Tight Ends gefangenen Touchdowns in Hälfte eins auch in barer Münze auszahlte. So trug die Unit auch ohne blockende Mithilfe von Will Dissly zum Erfolg bei.

Seahawks-Secondary: zwei Interceptions standen zu Buche aufseiten der Hawks. Die Erste durch Quandre Diggs früh im ersten Viertel und Nummer zwei durch Michael Jackson gegen Garrett Wilson im Schlussviertel. Zählt man die Fast-Interception durch Abram hinzu und so sah die Turnover-Ratio sehr ordentlich aus. Aber mehr noch: White fand die Receiver Elijah Moore und Garret Wilson fast gar nicht und somit lief in der Offensive der Jets wenig zusammen. Und auch wenn „Riq the Freak“ Woolen in Halbzeit eins etwas abfiel, waren die Passempfänger aus dem Big Apple weitestgehend abgemeldet. Sogar relativ geräuschlos, was immer eine Auszeichnung für Passverteidiger darstellt.

Die Nebendarsteller:

Ehrenvolle Erwähnung: Seahawks-P Michael Dickson. Punter mag man in der Regel ja nicht so auffällig, außer sie sind Rekordhalter und kicken regelmäßig tief in die Endzone des Gegners. Mehr Liebe also für Special Teamer. Die verbliebenen Seahawks-LBs und Seattles Laufverteidigung hingegen zeigte auch ohne den am Knie verletzten und ausgeschiedenen Jordyn Brooks eine ansprechende Leistung. Ohne Nr. 1-Running Back Breece Hall verteilte sich das Laufspiel der Jets auf mehrere Schultern – ein Albtraum für Fantasy Football-Manager und die Hawks hielten sich schadlos. Dennoch und gerade wegen fehlender Tiefe im Kader und zu vieler durchwachsener Leistungen während der Saison: definitiv im Draft zu adressieren. Seahawks-RB Kenneth Walker schien reibungslos zu laufen, im wahrsten Sinne des Wortes. Nachdem der Rookie (auch nach seiner Verletzung) zuletzt ins Stocken geriet, begann er das Jahr sowohl mit Stil als auch mit Klasse und fand unprätentiös sowie instinktiv Lücken. Damit gab er der Offensive die zuletzt dringend benötigte Entlastung. Über 1.000 Scrimmage-Yards stehen bereits auf der Habenseite im ersten Jahr des Michigan State-Rookies und damit trug Walker die Playoff-Hoffnungen der Seahawks gewissermaßen auf seinen Händen.

Stets bemüht: Bei Seahawks-OT Charles Cross zeigten sich schnell hintereinander Licht und Schatten. So ließ der First Round-Pick aus dem aktuellen Jahrgang einem klasse Block gegen D.J. Reed im nächsten Snap eine Unachtsamkeit beim Sack gegen Smith und eben zu viel Druck auf den Ballverteiler der Seahawks zu.  Seahawks-WR Tyler Lockett hatte nur begrenzt Zeit, nach seiner Verletzung in Erscheinung zu treten. Zu Beginn wurde er gleich zweimal erfolgreich gesucht, verbrachte er den Großteil des Spiels aber in der Kabine.

Meh: Seahawks-WR DK Metcalf verdiente sich hauptsächlich die Prämie für seine Anwesenheit. In der ersten Halbzeit blieb er gänzlich ohne Catch und fing erst Mitte des dritten Viertels seinen ersten und einzigen Ball für drei Yards. Metcalf wurde insgesamt gut von Ahmad Gardner bewacht und damit kaum angespielt. Und wenn doch, so wie im vierten Viertel, dann hielt er tiefe Bälle in Coverage Gardner eben nicht fest und blieb unsichtbar.

Die Highlights:

Einen guten Rutsch (Run) ins neue Jahr: Kenneth Walker eröffnet das Spiel auf seine Weise:

Den Ball darf er bestimmt behalten: erster Catch und erster Touchdown für Seahawks-TE Tyler Mabry.

Neu in der Kategorie Highlights: Die Defensive! Heute mit Michael Jackson.

Die Randnotizen:

  • Seahawks-P Michael Dickson hat mit 47,7 Yards den höchsten Punt-Average in der NFL-Geschichte. Chapeau!
  • Seahawks-WR DK Metcalf befindet sich mit seinen 4.000 Receiving Yards und 35 Touchdowns in seinen ersten vier NFL-Jahren in elitärer Gesellschaft. Dann das schafften sonst nur Größen wie Randy Moss oder A.J. Green.
  • Die Seahawks Offensive steht mit 81 erzielten Punkten im ersten Viertel in der Saison 2022 bislang an der Spitze der NFL.
  • Rainn Wilson, Schauspieler aus Seattle, durfte vor dem Spiel die „12“-Fahne hissen und somit vom Fan Deck vor dem Kickoff einen exponierten Blick auf das Lumen Field werfen.
  • Zuletzt drei Pleiten in Serie, doch vier Niederlagen am Stück als Head Coach gab es für Pete Carroll wo? Genau, bei den Jets, 1994.

Die Verletzten:

Auf Seiten der Seahawks fiel der zweitbeste Tackler der NFL, Jordyn Brooks gegen Ende des zweiten Viertels aus und humpelte mit einer Knieverletzung vom Feld. Anschließend wurde er auf dem Medical-Cart in die Kabine gefahren. Für den Kopf der Defensive und die Verteidigung, die ohnehin nicht sattelfest ist, ein herber Schlag.

Auch Tyler Lockett verbrachte die Zeit vor dem Pausentee in der Kabine. Es war allerdings nicht die Handverletzung, die wieder aufgebrochen war, sondern eine Blessur am rechten Bein. Zu Beginn des letzten Viertels kehrte er allerdings schon wieder auf das Feld zurück.

Das Zitat:

„You can`t fall forward if you hit Al Woods.“ – Fox-Reporter Chris Myers über den Seahawks-DT, als sich die Jets Run-Offense wiederholt festlief.

Der Tweet:

Abwesend und dennoch mit tadellosen Anweisungen an die Kollegen, Will Dissly mit der latenten Aufforderung, die Tight End-Kollegen aktiver ins Spiel einzubinden. Hat bestens funktioniert …

Das Fazit:

Die Playoff-Hoffnungen leben zunächst weiter. Auch wenn dazu in Week 18 die Green Bay Packers gegen die Detroit Lions patzen und die Seahawks gleichzeitig den Division-Rivalen, die Los Angeles Rams, besiegen müssen, dürfen die 12s weiter träumen. Seattles Defensive hielt die Jets in Schach und kreierte selbst Turnover, während die Offensive wieder in die Spur fand. Auch dadurch, dass die Variabilität stieg und weniger einfach auszurechnen war.

So sahen die Fans über weite Teile solide Leistungen und einen nie ernsthaft gefährdeten Sieg. Wenig hochklassig, aber nach zuletzt drei Niederlagen ein ungemein wichtiger Erfolg. Nicht nur für (mögliche) Hoffnungen auf die Postseason, sondern eben auch für ein junges, in der Entwicklung befindliches Team. Gegen die Rams muss in sieben Tagen unbedingt ein weiterer Heimsieg her und das ist genau, was die Mannen von Head Coach Pete Carroll selbst beeinflussen können, die eigene Leistung. Wenige hätten den Seahawks zum späten Zeitpunkt der Saison 2022 acht Siege prophezeit und schon allein das ist eine gute Entwicklung.

Ausblick: In Week 18 empfangen die Seahawks die Los Angeles Rams. Die Kickoff-Zeit stand zum Redaktionsschluss allerdings noch fest.