Spezial-Recap: Regular Season 2022 (Week 10) – Seahawks @ Buccaneers

Regular Season 2022 Tampa Bay Buccaneers Seattle Seahawks Week 10 Allianz Arena GSHeimspiel

#GSHeimspiel in München und das erste NFL Regular Season Game in München. Deutschland ist nach Kanada, Mexiko und dem Vereinigten Königreich erst das vierte Land, dem diese Ehre zu Teil wird. Am Ende ist es Tom Brady, der nun einen 4-0 Record in „International Games“ in seiner Vita stehen hat und die Tampa Bay Buccanneers behalten mit 21:16 gegen die Seattle Seahawks die Oberhand in einem für deutsche Football-Fans denkwürdigen Spiel.

Dabei war es nicht einmal das beste Spiel vom GOAT und insbesondere die erste Hälfte mit 0:14 war offensiv zum Teil richtig enttäuschend. Das Laufspiel der Bucs konnte nicht ansatzweise gestoppt werden und die 12s fühlten sich zurückversetzt in die ersten Saisonspiele. Dass es zum Ende der Partie noch eng wurde, dafür sorgten zwei Interceptions und eine couragierte Leistung auf beiden Seiten des Balles. Und dennoch bleibt von diesem Wochenende nicht nur das Sportliche hängen, sondern Eindrücke rund um das Spiel, das wir so lieben…

Die Eindrücke:

  • Jonas Meister (Website, Podcast): Fast anderthalb Stunden Verspätung bei der Anreise? Kein Problem. München-Wochenende ist halt nur einmal im Leben. Also Freitag rein ins Hotel, rein ins Wagner-Trikot und ab ins Patriots-Pub, das inzwischen von den German Sea Hawkers übernommen wurde. Im benachbarten Brauhaus, folgte dann das erste Highlight des Wochenendes. Dort schlenderte plötzlich Seahawks-General Manager John Schneider von der Toilette! Ein Foto mit jedem einzelnen GSHler, die sich in Sekunden allesamt zu elfjährigen Fanboys verwandelten? Kein Problem! Tag 2 begann um 12 Uhr auf dem Marienplatz mit einer beeindruckenden, zweistündigen Stadtführung, bevor es zum GSH-Gruppenfoto vor der Staatsoper und dann zur Vorbereitung der großen GSH-Party ins Schneider Bräuhaus ging. Dort rockten knapp 900 12s aus aller Welt bis 2 Uhr nachts. Unterstützung gab es dabei von einer Band, die direkt aus Seattle angereist war und Seahawks-Stadion DJ SupaSam, der die Stimmung endgültig zum Überkochen brachte. Das Hightlight für den Autor dieser Zeilen, war allerdings das Treffen mit Seahawks-Beat Writer Michael-Shawn Duggar. Der war so fasziniert von den unterschiedlichen Seahawks-Trikots, die die 12s auf der Party trugen, dass er von mir wissen wollte, welches Trikot ich den dabei hätte. Meine Antwort: Eins in Action Green von Bobby Wagner. Cool, meinte Duggar und wollte unbedingt ein Foto von mir und dem Jersey machen und es an Bobby schicken. Gesagt, getan. Und nur Sekunden später antwortet die Legende höchstselbst direkt aus LA per Kurznachricht zurück: That’s fire! Sag ihm, dass ich das ultra cool finde! Emotional war mein München-Wochenende damit gelaufen. So wurde die Seahawks-Niederlage am Sonntag gegen die Buccaneers etwas ertragbarer, natürlich auch wegen der tollen Stimmung in der Allianz Arena und der Art und Weise, wie die Spieler aus Seattle die Atmosphäre in Deutschland nach eigener Aussage erlebt haben.
  • Thomas Wagner (Website): Ein Vergnügungspark für Erwachsene oder Disney Land für Football-Jünger?! So oder so ähnlich durften sich zig Tausende Freunde des Sports gefühlt haben, als es endlich soweit war. Ein American Football-Spiel auf deutschem Boden. Noch dazu kommen die Seattle Seahawks. Ok, ein Auswärtsspiel, offiziell zumindest aber wenn man die optisch weiterhin in rot gehaltene Arena außer Acht lässt, so waren die 12s einfach präsenter. „SEAAA-HAWKS“: Hörte man sogar re-live deutlich im Fernsehen. Und wenn die NFL und die Vereinigten Staaten etwas richtig gut können, dann ist es eine gigantische Show zu veranstalten. Mehrfach wurde man darauf hingewiesen, dass man Teil eines historischen Events sein darf. Und dafür gab es reichlich zu sehen, rund um die Heisenberg-Allee in Fröttmanning: 40 Yard Dash, Field Goal Kick, Quarterback-Challenge und eine 45-minütige Schlange vor dem Merchandising-Stand der NFL. Eines muss an dieser Stelle erwähnt werden: Noch nie habe ich so viele Fans unterschiedlicher Teams erlebt, die friedlich und freundlich MITEINANDER ein Sportevent genießen wollen. Ohne Hass und ohne Aggressivität sitzen Sportfreunde aller Farben beieinander; nicht einmal Pfiffe gegen „Cro“ oder die Nationalhymne. Fußball, schaue zu und lerne. Durchorganisiert, so kann man das Event seitens der Veranstalter betrachten: Jedes Rädchen greift ins Andere und vieles, was am Fernsehbildschirm nur schemenhaft zu erahnen ist, geht organisatorisch, fast schon mühelos vonstatten. Sind immerhin viele Einzelheiten, die man sonst nicht mitbekommt. Zack, Pre-Game Show aufgebaut, durchgeführt, abgebaut. Gigantische Fahnen ausrollen, Nationalhymnen trällern, 53 Spieler beidseitig einlaufen, Coin Toss (hat irgendwer Markus Söder gerufen?), Spiel. Bemerkenswert ist der Mitarbeiter, der mit seinem orangenen Handschuh dem Schiedsrichter signalisiert, wann die Werbepause vorüber ist. Was vom Spiel hängen bleibt? Der Redaktionsliebling Tariq, the freak, Woolen fängt eine Interception gegen Tom Brady (Wildcat!). Das ich das noch erleben darf! Das Bild ziert jetzt für eine lange Zeit meinen Desktop und Homebildschirm. Der Spruch des Wochenendes kam von meinem Sitznachbarn. „Tom Brady wird von unserem Pass Rush genauso wenig angefasst, wie zu Hause von Giselle“. Aus Gründen.
  • Max Brending (Podcast): Overall, das war ein Erlebnis, dass ich so schnell nicht vergessen werde. Im Stadion musste ich mehrmals einfach grinsen, weil es mir so surreal vorkam, tatsächlich vor Ort zu sein und ein Spiel der ECHTEN Seahawks aus Seattle zu sehen. München als Stadt? Zweifellos eine schöne Stadt, organisatorisch ist da aber noch Luft nach oben. Die Stadt war für mich recht offensichtlich nicht auf diese Art von Andrang vorbereitet. In der Innenstadt waren zudem mehrere Baustellen, die an den Hotspots ein schnelles Vorankommen unmöglich machten. Auch am Stadion wunderte ich mich über die geringe Anzahl an Essens- und Getränkeversorgung. Dies galt dann auch für das Stadion. Selbst mitten im Viertel musste man mindestens zehn Minuten in der Schlange auf seine Getränke warten. Unsere Party: Meine hohen Erwartungen wurden noch einmal übertroffen. Hervorragend organisiert, die Gäste kamen schnell rein, die Dekoration war hervorragend und die Chance zu bekommen, so viele Sea Hawkers und prominente Gäste kennenzulernen, war einfach fantastisch. Auch an Getränken und dem Essen gibt es nicht auszusetzen. Das Spiel: Sportlich war die erste Halbzeit natürlich sehr „unterwältigend“, in der zweiten Hälfte gab es dann aber genug Gelegenheit auf offensiver, wie defensiver Seite auszurasten. Meine Stimme ist nicht mehr vorhanden, so sehr habe ich sie strapaziert. Die Stimmung: Klar, vergleichbar mit einem „echten“ Heimspiel der Seahawks in Seattle war das nicht. Das dürfte auch daran gelegen haben, dass ein Großteil der neutralen Fans Ihren Mund eher öffnete, als Geno Smith das Feld betreten hat. Der „Brady-Faktor“ scheint also funktioniert zu haben. Sehr befremdlich war mir persönlich die ausgelassene Stimmung vieler Seahawks-Fans, die nur Sekunden nach der Niederlage „Oh, wie ist das schön“ anstimmten. Keine Frage, das Ereignis an sich war ganz hervorragend; aber um nach diesem Spiel in Jubelstürme auszubrechen, dafür bin ich dann einfach ein zu schlechter Verlierer!
  • Tobias Weyel: (Podcast) Leider war ich durch ein anderes Event nur am Sonntag vor Ort in München, legte aber wie unsere Vielflieger aus Seattle eine beachtliche Strecke zurück: Münster – Berlin – München – Münster. Trotz des Reisestresses und einer endlos langen Schlange an den Einlasskontrollen schafften wir es mit einigem Puffer pünktlich zum Stadion. Es war ein absolut absurdes Gefühl, den Block zu betreten und das von der NFL eigens hergerichtete Footballfeld zu sehen. Ab Einnahme der Plätze war es eine Reizüberflutung, die seinesgleichen sucht. Tom Brady betritt das Feld, auf der anderen Seite die Seahawks-Spezialisten und wenig später auch die Wide Receiver, unter tosendem Applaus der Menge. Eine Dauerbeschallung à la Dorfdisco, die vor allem vor dem Kick-Off derart laut war, dass man kaum mehr mit seinem Sitznachbarn kommunizieren konnte, was ich etwas schade fand. So traf ich einige der Redaktionsmitglieder zum ersten Mal überhaupt, ein Gespräch konnte aber nicht so richtig stattfinden. Sportlich war das Spiel eher mäßig, vor allem in der ersten Hälfte. Ich hatte zeitweise sogar die große Sorge, dass man nicht mal einen Hawks-Touchdown bejubeln könnte. Doch ein verloren geglaubtes Spiel wurde durch zwei Touchdowns und zwei Interceptions noch einmal unerwartet spannend und man durfte noch richtige Jubelmomente abseits des „Ballermann-Feelings“ erleben. Alles in allem ein unvergesslicher Tag und ein unglaubliches Erlebnis. Danke an Alle, die das überhaupt möglich gemacht haben. Wenn nahezu 70.000 Zuschauer „Country Roads“ singen, ist das ein wundervoller Moment – schade nur, dass damit das spielentscheidende First Down übersungen wurde. Mit dieser Art Eventcharakter fremdele ich noch etwas, trotz allem konnte ich mich an vielen Dingen erfreuen und kann die Stimmung nur loben.
  • Felix Poser (Website, Podcast): Der Freitagmorgen hat mich an den Tag der Abreise in den Familienurlaub als kleines Kind erinnert. Obwohl ich meinen Wecker für 9:30 Uhr eingestellt habe, bin ich bereits um kurz vor 8 Uhr wach. Als ich am Abend in München angekommen bin, habe ich mich gefühlt, als würde Weihnachten und Geburtstag auf ein Wochenende fallen und noch viel besser. Deutschlands Footballfans und vor allem die 12s haben die Stadt übernommen. Herausgestochen ist die einzigartige Stimmung zwischen allen Fanlagern. Das beste Beispiel dafür ist, dass unsere Gruppe von acht Seahawks-Fans im Hofbräu zwar angemessen ausgebuht wurde, aber alle Spaß hatten und niemand trotz den Massen an Alkohol sich prügeln wollte. Nicht so wie beim Fußball. Doch das Highlight des Wochenendes war unsere German Sea Hawkers-Party im Schneider, wo unser GM, John Schneider, auch vorbeigeschaut hat. 900 Seahawks-Fans aus Deutschland und der ganzen Welt haben gemeinsam gefeiert. Leider ist das Spiel am Sonntag, sportlich gesehen eher mau gewesen und von der Stimmung etwas anderes als in Seattle – doch das komplette Wochenende hat dafür absolut entschädigt. Es war das wahrscheinlich beste Wochenende meines Lebens!
  • Daniel Humburg (Social Media): Wir, meine Freundin und ich, sind Freitag morgens um fünf Uhr in den Zug gestiegen, um 10 Uhr in München angekommen. Am Bahnhof hat man noch nicht gemerkt, dass die NFL in der Stadt ist. Alles war ruhig, kein NFL-Plakat, das mir ins Auge gesprungen ist. Also Koffer wegbringen und auf in die Stadt. Am Karlsplatz, oder „Stachus“ wie die Münchener sagen angekommen und mir explodiert der Kopf. Alles voller Fans, noch kein Vergleich zu den nächsten zwei Tagen, aber für mich reichte es, um komplett in Extase zu verfallen. Man läuft als erstes auf das Augustiner Brauhaus zu und es ist rammelvoll mit Seahawks-Fans. Um 11 Uhr an einem Freitag! Wir, erstes Bier intus, ein paar Leute getroffen und dann ab durch die Stadt. Die Bustour des „Captains“ fuhr an uns vorbei und von überall schallte es: „SEA – HAWKS“! Es ist Freitagabend, ich will Tobias Starke von „Mics in Motion“ ganz kurz am Hofbräuhaus treffen, fünf Worte wechseln und wieder zurück. Auf dem Wege sehe ich, wie K.J. Wright sich beim Bäcker ein Stück Bienenstich kauft. Ich denke mir nur: „Du hast gerade anscheinend einen entspannten Abend, ich lasse dich mal in Ruhe, eine spontane Autogrammstunde brauchst du bestimmt nicht“. Gehe also weiter zum Hofbräuhaus und sehe auf meinem Weg dahin noch Teile des Offensive Staffs. Darunter OC Shane Waldron und O-Line Coach Andy Dickerson. Sie erkennen, dass ich weiß, wer sie sind. Schauen mir in die Augen und geben mir damit zu verstehen: Hey! Danke, dass du uns erkannt hast, aber wir gerade keinen Bock auf Fans, die uns den ganzen Abend belagern. Sie grinsen, ich grinse, wir gehen unserer Wege.

Die Highlights:

Vierter Versuch und ein Yard noch zu gehen. „Run the ball“ oder eben in ein ganz enges Fenster zum Touchdown werfen. Geno „Schmidt“ Smith findet Marquise Goodwin.

Die fünfte Interception seiner noch jungen Karriere – und was für Eine! Ok, gegen Tom Brady in der Wildcat?!

Ja, Eigenlob stinkt. Aber: Football is Family! Und alle, die dabei waren, werden diesen Tag oder dieses Wochenende nicht vergessen. Und was die Amerikaner sprachlos macht, soll hier auch nicht unerwähnt bleiben.

Das Zitat:

„I`ve never seen a crowd like this.“ – Head Coach Pete Carroll über die Atmosphäre im Stadion. Viele und laute Stadien habe er in seiner Karriere erlebt, doch die Stimmung und besonders das synchrone Singen hat ihn offenbar geflasht. Oktoberfestzelte helfen eben doch und der Amerikaner weiß Gastfreundschaft und eine gute Show zu schätzen.

Der Tweet:

Und am Ende ist es genau das: Ja, die Niederlage schmerzte aber noch nie war ein Seahawks Spiel so nahe für uns. Und es sind Erinnerungen die bleiben.

Ausblick: In Week 11 haben die Seahawks spielfrei, bevor sie nach der Bye Week in Week 12 am 27.11.2022 um 22.05 Uhr die Las Vegas Raiders empfangen.