Preview: Regular Season 2020 (Week 11) – Cardinals @ Seahawks

Preview Week 11, 2020 Arizona Cardinals

Die Seattle Seahawks begannen in Woche 7 mit dem Spiel bei den Arizona Cardinals den schwierigsten Abschnitt in ihrem Spielplan. Dieser harte Stretch endet nun wiederum mit dem Rückspiel zu Hause gegen das Team von Head Coach Kliff Kingsbury. Die Ausbeute der Seahawks in besagtem Saisonabschnitt ist mehr als mager. Lediglich 1-3 ist die Bilanz in den vergangenen vier Spielen. Viel zu wenig für ein Team, das den Anspruch hat, einen tiefen Playoff-Run hinzulegen.

Im Hinblick auf die bis dato schwache Bilanz in der eigenen Division (1-2) ist diese Partie vor allem im Angesicht möglicher Tiebreaker im Playoff-Seeding und dem Kampf um die Divisionskrone ein Must Win. Deshalb ist dieses Spiel das wahrscheinlich wichtigste in dieser Regular Season und wird womöglich den Wendepunkt darstellen, in welche Richtung sich die Saison der Seahawks entwickelt.

Die Cardinals führen nach dem Herzschlag-Finale inklusive erfolgreichem Hail Mary am Ende des Spiels gegen die Buffalo Bills nun sogar die NFC West an. Genauso wie Seattle und die Los Angeles Rams steht das Team bei einem Record von 6-3. Nach der bitteren Pleite bei den Rams ist für die Seahawks jedoch noch nichts verloren. Wenn Russell Wilson mit seiner Offensive endlich wieder zur Form aus den Wochen vor der Bye Week zurückfindet, sollte Seattle dieses Spiel gewinnen. Es ist alles angerichtet für ein packendes Thursday Night Football zur in den Vereinigten Staaten besten Sendezeit.

Das Spiel:

  • Kickoff: Freitag, 2.20 Uhr
  • Austragungsort: CenturyLink Field (Freiluft/Stadion)
  • Wettervorhersage: 7 Grad Celsius, leichter Regen
  • Schiedsrichter: Tony Corrente
  • Empfang: NFL GamePass, DAZN, Amazon Prime Video
  • Wettprognose: Seahawks -3,5
  • Schnellcheck: Arizona Cardinals
  • Hashtag: #AZvsSEA

Der Injury Report:

Die drei Cornerbacks Quinton Dunbar, Shaquill Griffin und Niko Thorpe werden leider nicht einsatzbereit sein. Center Ethan Pocic sowie Guard Jordan Simmons sind ebenfalls am frühen Freitagmorgen nicht dabei. Dafür wird Backup-Center Kyle Fuller laut Head Coach Pete Carroll aller Voraussicht nach spielen können. Sollte er doch kurzfristig ausfallen, ist O-Liner Jamarco Jones der dritte Mann in der Depth Chart. Auch der von Injured Reserve aktivierte Phil Haynes kann Center (oder Guard) spielen.

Eher unwahrscheinlich sind die Einsätze der beiden Running Backs Chris Carson und Travis Homer. Wide Receiver Tyler Lockett soll laut seinem Cheftrainer spielen können. Ebenfalls wieder fit sind Defensive End Benson Mayowa sowie Running Back Carlos Hyde.

Die Matchups:

Seahawks-Defensive vs. Cardinals-QB Kyler Murray: Kyler Murray spielt in diesem Jahr eine starke Saison. Man könnte argumentieren, dass er zumindest in dieser Saison der gefährlichste Dual-Threat Quarterback in der NFL ist. In den letzten fünf Spielen konnte der Cardinals-Spielmacher mindestens jeweils einen Rushing- und einen Passing-Touchdown erzielen.

Spieler wie Murray, die mit ihrem pfeilschnellen Scrambling-Plays oder Drives am Leben halten sind für jede Defensive schwer zu verteidigen. Gerade gegen diese Eigenschaft muss sich Seattle etwas einfallen lassen. LB Jordyn Brooks hätte etwa den nötigen Speed, um ihn im Contain zu halten. Höchstwahrscheinlich wird der Rookie nach seiner guten Leistung bei den Rams noch mehr Spielzeit erhalten.

Im Hinspiel klappte das Containment nur bedingt, als Murray 14 Läufe für 67 Yards und einen Touchdown erzielte. Aufgrund seiner Leistungen ist im MVP-Rennen seit ein paar Wochen immer häufiger der Name des Cardinals-Quarterbacks zu hören. Ob dies berechtigt ist? Nach diversen Metriken kann Murray jedenfalls definitiv als Top-Ten-Quarterback in dieser Saison bezeichnet werden. Und das bereits in seinem zweiten Jahr. Gegen die sich zwar im Aufwärtstrend befindliche jedoch noch immer suspekte Defensive der Seahawks könnte Murray sich wahrlich auf MVP-Niveau zeigen.

Das hat vor allem auch mit seinem guten Supporting-Cast zu tun. Wide Receiver DeAndre Hopkins ist im Moment der beste Passempfänger im Football. Dies mussten die Buffalo Bills am Sonntag schmerzlich erfahren. Im Roster der Seahawks gibt es im Moment keinen Passverteidiger, der ihn aus dem Spiel nehmen kann. Hopkins wird der Secondary wie schon im Hinspiel Schaden zufügen und höchstwahrscheinlich mindestens einmal die Endzone finden. Wichtig wird es sein, ihn so gut es geht zu limitieren und dem jeweiligen Cornerback häufig tiefe Safety-Hilfe zur Verfügung zu stellen.

Im Moment ist eher nicht davon auszugehen, dass die Defensive trotz Aufwärtstrend diese Cardinals-Offensive mit Murray in bestechender Form unter 30 Punkten wird halten können. Die Seahawks-Fans würden sich natürlich jedoch gerne am Donnerstag vom Gegenteil überzeugen lassen.

Seahawks-Wide-Receiver vs. Cardinals-Secondary: Im Hinspiel wurde DK Metcalf von CB Patrick Peterson weitestgehend abgemeldet. Das darf in diesem Spiel nicht passieren. Metcalf muss rechtfertigen, dass er von vielen Experten bereits jetzt als Top-fünf-Receiver gesehen wird. Nur zwei Passfänge für 23 Yards waren im Hinspiel für Metcalf drin. Seine beste offensive Waffe muss Seattle besser einsetzen. Schaut man sich seinen Auftritt in Woche 7 noch einmal genauer an, fällt auf, dass Metcalf trotz der mager anmutenden Statline nur ein Holding-Penalty von David Moore davon entfernt war, in der Overtime für den spielentscheidenden Touchdown zu sorgen. In diesem Play spielten die Seahawks über Metcalf einen Wide Receiver Screen. Es wäre daher zu begrüßen, Metcalf zumindest auf diese Weise einzusetzen, wenn er auf anderen Routen weitgehend abgemeldet werden sollte. Auch bei diesen Plays ist Metcalf eine absolute Waffe. Seattle muss sie nur stärker nutzen.

Durch den Fokus auf Metcalf könnten die Receiver Lockett und Moore von Russell Wilson wieder stärker ins Visier genommen werden. Lockett hatte dadurch im Hinspiel das beste Spiel seiner Karriere mit über 200 Receiving-Yards und drei Touchdowns. Die beiden müssen sich vor allem mit den Cornerbacks Dre Kirkpatrick (Outside) und Byron Murphy (Slot) auseinandersetzen. Ach ja: Und dann gibt es da noch Top-Safety Budda Baker, den gerade Quarterback Russell Wilson nach seinem Goalline-Pick abgesehen von den ordentlichen bis guten Cornerbacks der Cardinals im Hinterkopf haben sollte.

„Let Russ Cook“ vs. „Pound the football“: Wenn man den Worten, die Pete Carroll auf den Pressekonferenzen so von sich gibt, immer vollumfänglich glauben schenken würde, wäre man schon ein paar Mal in dieser Saison auf die Nase gefallen. Der berühmte „Coaches Speak“ von Carroll ist stets mit Vorsicht zu genießen. Dennoch: Nach der nun vierten schwachen Performance von seinem Quarterback ließ Carroll seinen Unmut mit der Ballsicherheit seines Quarterbacks etwas durchblicken. Neun Touchdowns stehen zehn Turnovern von Wilson in den vergangenen vier Spielen gegenüber. Da Carroll ebenfalls anmerkte, dass die Seahawks zu stärkerer Balance in der Offense (und damit wohl mehr Läufen als Reaktion darauf) zurückkommen müssten, ist Schlimmstes zu befürchten.

Ist das nun das Ende von „Let Russ Cook“? Wäre es überhaupt die richtige Konsequenz aus den vergangenen Wochen? Eine Abkehr von der neuen Philosophie würde diese Offensive wahrscheinlich noch stärker limitieren und in eine Negativspirale führen. Nichtsdestotrotz ist Kritik angebracht. Nun jedoch zu mehr Laufspiel bei den frühen Downs in neutralen Spielsituationen zurückzukehren, wäre der grundfalsche Gedankengang. Den Ball „besser“ zu laufen bedeutet in jedem Fall nicht, den Ball mehr zu laufen, während weniger Passen des Balles gleichzeitig nicht bedeutet, den Ball „besser“ zu passen.

Die Frage, ob die Seahawks tatsächlich zu „Pound the Football“ zurückkehren, wird definitiv eine der spannendsten Storylines dieses Spiels. Falls es jedoch nicht passiert, wir haben euch gewarnt, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen.

Der X-Faktor: Russell Wilsons Ballsicherheit

Die Spiele, in denen der Seahawks-Quarterback mehr als einen Turnover produzierte haben die Seahawks allesamt verloren. Für einen Sieg muss Wilson in diesem Spiel endlich sein Turnover-Problem der letzten vier Wochen in den Griff bekommen.

Wilson will bei vielen seiner Fehlentscheidungen zu viel und schadet damit dem Rhythmus und dem Output der Offensive mehr, als das er ihr hilft. Das manifestiert sich dann in grauenvollem Pocket Verhalten wo er immer wieder unnötig in Druck bzw. Sacks hineinläuft – Besser wäre es, des öfteren den kurzen Pass zu nehmen, als das Big Play zu forcieren. Wieder mehr Kurzpassspiel würde der Offensive gut tun und auch eine bessere Alternative zu vielen Läufen bei den frühen Downs darstellen.

In den ersten Wochen als die Offense überragend spielte hatte man nie das Gefühl, dass Wilson zu stark Würfe forciert. Zum offensiven Rhythmus der ersten Wochen muss diese Offensive wieder zurückkommen und mehr Antworten für blitzfreudige Teams wie die Cardinals haben. Mehr Screens und Hot Routes wären darauf eine gute Antwort. Das Turnover-Prolem ist in erster Linie nicht auf äußere Faktoren wie die Offensiv Line zu schieben, sondern viel mehr auf individuelles Versagen von Wilson selbst. Dieses Problem muss er also schlicht selbst in den Griff bekommen. Wer Wilson als Spieler über die letzten Jahre verfolgt hat weiß, dass er sich so viele Fehler wie in den letzten vier Spielen in dieser Saison nicht mehr erlauben wird.

  • Spieler des Spiels: Bounce-Back-Game von Quarterback Russell Wilson – nuff‘ said.
  • Statistik des Spiels: Wilson hatte vor dem Spiel bei den Rams nach einer Niederlage in der Regular Season eine Bilanz von 32-8. Diese Bilanz hat sich jetzt auf 32-9 verschlechtert, ist jedoch immer noch der beste Record eines Quarterbacks nach einer Niederlage in der NFL seit 1970. Dieses Mal muss es also nun wirklich wieder mit einem Sieg klappen.
  • Anekdote des Spiels: Am 9. September 2012 gab Russell Wilson sein Debüt für die Seahawks – und zwar auch gegen die Arizona Cardinals und auf heimischem Boden im CenturyLink Field.

Der Hype-Faktor: Nicht zu früh trauern

Der großartige Josh Cashman verbreitete nur einen Tag nach der Seahawks-Pleite Optimismus der etwas anderen Art…

Das Fazit:

Eine ganz wichtige Partie wartet da nach einer kurzen Woche auf die Seattle Seahawks und auch auf die Arizona Cardinals. Beide Teams sind sich der Bedeutung dieses Spiels mehr als bewusst. Ab jetzt ist kaum mehr Spielraum für Fehler der Seahawks vorhanden.

Unterstützung bekommt Seattle dabei von potentiellen Rückkehrern. Spieler wie Running Back Chris Carson könnten nach überstandener Verletzungspause wieder auf dem Feld stehen. Nach der unnötigen und auch etwas unglücklichen Niederlage im Hinspiel sind die Seahawks umso motivierter, dieses Cardinals-Team auf heimischem Boden in die Schranken zu weisen.

Prognose: Die Seahawks gewinnen mit 35:30.