Preview: Regular Season 2017 (Week 12) – Seahawks @ 49ers

In Woche 12 geht es für die Seattle Seahawks zum zweiten Mal in dieser Saison gegen den Rivalen aus San Francisco. Nach der Heimniederlage gegen die Atlanta Falcons in Woche 11 muss Seattle, gegen die 49ers haushoher Favorit, gewinnen, um noch halbwegs realistische Chancen auf eine Playoff-Teilnahme zu haben. Schon im Hinspiel hatten die Seahawks gegen die Niners enorme Probleme, am Ende siegten sie ein einer Begegnung für hartgesottene Football-Liebhaber mit 12:6.

Das Spiel findet unter zum Hinspiel stark veränderten Vorzeichen statt. Bei beiden Mannschaften fehlen nun wichtige Spieler verletzungsbedingt. Linebacker NaVorro Bowman und Quarterback Brian Hoyer wurden vom neuen General Manager John Lynch entlassen. Auch Quarterback Jimmy Garoppolo ist seit ein paar Wochen nach einem Trade mit den New England Patriots Teil dieses runderneuerten Teams im Umbruch, jedoch wird laut Niners-Head Coach Kyle Shanahan auch nach der Bye Week zunächst wieder Rookie C.J. Beathard gegen die Seahawks die Offense dirigieren.

Das Spiel:

  • Kickoff ist am Sonntag, dem 26.11.2017 um 22.05 Uhr deutscher Zeit.
  • Austragungsort ist das Levi’s Stadium (68.500 Plätze) in Santa Clara, Kalifornien.
  • Übertragen wird die Partie als Einzelspiel nur über den NFL GamePass (kostenpflichtig). Auszüge der Partie zeigt DAZN in der NFL RedZone-Konferenz.
  • Schnellcheck: San Francisco 49ers

Der Injury Report:

Die Matchups:

Seahawks-O-Line vs. 49ers-D-Line: Mutige Experten hatten vor der Saison prognostiziert, dass die San Francisco 49ers zu diesem Zeitpunkt der Saison mit ihrem hochkarätigen Pass Rush-Personal mehr als 20 Sacks gesammelt haben würden. Dass das nicht so ist, liegt auch daran, dass Defensive End Arik Armstead schon länger an einer gebrochenen Hand laboriert. Einer der Schlüsselspieler in der jungen D-Line fehlt seit vier Wochen und auch gegen Seattle wird er noch nicht fit sein.
Der Spieler, auf den die Seahawks-O-Line sich also hauptsächlich zu konzentrieren gilt, ist ein anderer ehemaliger Oregon Duck: Defensive Tackle DeForest Buckner, der aus der Begegnung in Woche 2 nicht in guter Erinnerung geblieben ist. Für neun der 28 Pressures auf Russell Wilson war Buckner verantwortlich. Laut Pro Football Focus hat er mit 1,5 Sacks und bereits 36 Quarterback-Pressures die dritthöchste Produktivität im Pass Rush unter allen Defensive Tackles der NFL.
Höchstwahrscheinlich trifft Buckner meist auf den Left Guard der Seahawks. Dies wird aller Voraussicht nach Luke Joeckel sein, der nach überstandener Knie-Operation wieder im Kader steht. Dadurch sollte Rookie Ethan Pocic auf die Position des Right Guard rücken, um den verletzten Oday Aboushi zu ersetzen.
Die große Schwäche der 49ers-Defensive Line: Gegen den Lauf ist sie die schlechteste der NFL. 133,5 Yards ließen die 49ers bislang im Schnitt pro Spiel zu. Die Niners könnten der optimale Gegner sein, um das schwache Laufspiel der Seahawks endlich in Gang zu bringen. Bereits im letzten Spiel gegen Atlanta waren positive Ansätze zu erkennen. Vielleicht bringt die O-Line nun Konstanz in diese Entwicklung. Leider aber wohl aller Voraussicht nach ohne Running Back Mike Davis, dessen Einsatz unwahrscheinlich ist.

Konstanter Russell Wilson: Meckern auf hohem Niveau. Quarterback Russell Wilson ist zur Zeit Seattles Offense und für über 80 Prozent der Yards in der Offensive verantwortlich. Man mag sich nicht vorstellen, wie Seattle dastünde, wäre Backup Austin Davis Quarterback des Teams.
Doch wenn Wilson auch nur ansatzweise in der MVP-Diskussion gehandelt werden soll, muss er mit den besten Spielern der NFL auf seiner Position verglichen werden. Hier ist vor allem Tom Brady zu nennen, der einmal mehr eine überragende Saison spielt. Während Brady (38 Passversuche pro Spiel) kaum Fehler macht und bisher nur zwei Interceptions warf, ist Wilson (37,7 Passversuche pro Spiel) immer wieder (natürlich seltener als die meisten Quarterbacks) für einen Fehler gut. Er warf bereits sieben Interceptions. Die Pässe, die mit etwas Pech in Picks hätten enden können, sind da nicht eingerechnet. Vor zwei Wochen gegen die Redskins warf Wilson eine haarsträubende Interception, die ganz klar auf seine Kappe geht – und auch zuletzt gegen die Falcons verfehlte er Lockett auf einer simplen Route über zehn Yards um zwei Armlängen.
So brilliant Wilson meist spielt, diese Fehler muss er abstellen, er muss schlichtweg konstanter spielen. Das könnte er am Sonntag gegen die schwache Passverteidigung der 49ers tun, die im Schnitt 246,3 Yards pro Spiel durch die Luft zulässt (Platz 23 in der NFL).

Seahawks-Laufverteidigung vs. RB Carlos Hyde: Ein oder vielleicht der Schlüssel zum Sieg ist es, den gefährlichsten Spieler der 49ers-Offense zu stoppen. Der heißt Carlos Hyde und sammelte in Week 2 in 15 Läufen 124 Yards. Hyde spielt bisher eine überzeugende Saison und kommt auf 592 Rushing-Yards (4,2 Yards pro Laufversuch) und vier Touchdowns. Nachdem sich die Laufverteidigung der Seahawks im Laufe der Saison gefangen hat und nun nur noch 99,8 Yards pro Spiel zulässt (Platz 9) stehen die Chancen gut, Hyde weitestgehend zu limitieren, den unerfahrenen Rookie-QB C.J. Beathard (oder gar erstmals den als stärker einzuschätzenden Neuzugang Jimmy Garoppolo) zum Passen zu zwingen und so die Offensive der 49ers eindimensional zu machen.
Positiv stimmt, dass laut Head Coach Pete Carroll Defensive Tackle Jarran Reed nach seiner Verletzung zurückkehrt. Er ist einer der wichtigsten Laufverteidiger im Team. In der Passverteidigung wird neben dem Langzeitverletzten Cornerback Richard Sherman und dem weiter nicht gesunden Strong Safety Kam Chancellor dagegen Rookie-Cornerback Shaquill Griffin fehlen, der nach einer Gehirnerschütterung noch keine Freigabe erhalten hat. Für ihn wird wohl wie schon gegen Atlanta Neuzugang Byron Maxwell neben Jeremy Lane und Justin Coleman auflaufen.

X-Faktor Disziplin: Es macht so langsam den Anschein, als bringe es Unglück, jede Woche erneut das Thema Strafen in der Vorschau zu erwähnen, denn die Mannschaft aus Seattle macht in jedem Spiel die gleichen leidigen Fehler und das Thema somit Woche für Woche zurück auf die Agenda findet. Spieler wie Right Tackle Germain Ifedi wissen sich oft nicht anders zu helfen als mit einer Strafe, weil sie schlichtweg überfordert sind mit ihren Aufgaben.
Die mehr als zehn Strafen pro Spiel sind einsame Ligaspitze und könnten bei gleichbleibendem Durchschnitt am Ende der Saison einen Negativrekord in der NFL-Geschichte bedeuten. Der Zuschauer kann nur hoffen, dass die Seahawks sich beim Thema Strafen gegen die 49ers nicht so oft ins eigene Fleisch schneiden. Nicht jeder Rekord ist erstrebenswert.

Das Fazit:

In Spielen gegen einen Rivalen aus der NFC West ist schon viel Verrücktes passiert. Kaum jemand hätte in Woche 2 erwartet, dass Seattle sich gegen ein Team im Neuaufbau derartig schwer tun würde. Trotz Hinspiel: Alles andere als ein Sieg wäre eine herbe Enttäuschung. Die Begegnung ist eine der Kategorie, in der man nicht verlieren darf, zumal es in der Woche darauf gegen die Philadelphia Eagles geht. Die Dominanz, mit der die Seahawks einst Gegner aus der Division vor Schwierigkeiten stellten, ist nicht mehr da. Seattle wird sich an diesem Sonntag wohl wieder schwer tun, aber am Ende mit einem Sieg nach Hause zurückkehren.

Prognose: 21:17 Seahawks