German Football Doc #4: Herr Dr. Grünwald, was ist eine Jones-Fraktur?

Das Verletzungspech, es klebt weiter an den Running Backs der Seattle Seahawks. In der vergangenen Saison Chris Carson, Eddie Lacy, C.J. Prosise, in dieser Vorbereitung Rookie Rashaad Penny – und seit Dienstag nun auch: J.D. McKissic. Der 25-Jährige zog sich im Training einen Bruch im Mittelfuß zu, der ihn voraussichtlich für mehrere Monate außer Gefecht setzt. Während sich dadurch geklärt haben dürfte, ob C.J. Prosise den Cut übersteht, bleiben andere Fragen allgegenwärtig: Können die Ballträger der Seahawks gesund bleiben? Und was ist eigentlich eine Jones-Fraktur, Herr Dr. Grünwald?

„Das ist ein sehr unangenehmer Bruch, den J.D. McKissic sich da zugezogen hat, gerade für einen Running Back. Konkret handelt es sich dabei um eine Fraktur an der Basis des fünften Mittelfußknochens, meist ohne Gelenkbeteiligung. Problematisch wird die Verletzung dadurch, dass an dieser Stelle der Knochen am schlechtesten durchblutet ist.

Ärzte fürchten bei dieser Art Bruch deswegen stets, dass die Heilung nicht optimal verläuft. Schlechte Durchblutung kann dazu führen, dass es zu Knochenheilungsstörungen kommt, die den Heilungsverlauf verzögern. Im schlimmsten Fall verheilt der Bruch an dieser Stelle überhaupt nicht. Die vier bis sechs Wochen, von denen viele Reporter zuletzt berichteten, halte ich daher für absolut illusorisch. Sechs Wochen sind meiner Erfahrung nach das absolute Minimum für eine Verletzung dieser Art, bei Komplikationen ist die Saison in Gefahr.

Ein prominentes Beispiel für Komplikationen nach einem Fußbruch ist DFB-Nationaltorhüter Manuel Neuer. Auch wenn wir nicht genau wissen, was wirklich im Fuß kaputt war – die Heilung zog sich über Monate hinweg in die Länge.

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Um diesem Zeitverlust bei McKissic vorzubeugen, könnte eine OP sinnvoll sein. Direkt operiert wird meist dann, wenn die Bruchstücke weit entfernt voneinander sind. Ich gehe davon aus, dass der Spieler einen Eingriff vornehmen lässt, um die Zitterpartie Heilungsverlauf positiv zu beeinflussen. Grundsätzlich ist eine Operation nicht zwingend nötig und wird oft auch erst dann angewandt, wenn nach sechs Monaten eine Pseudarthrose, also die ausbleibender Heilung einer Bruchstelle, festgestellt wird. Dann kann mit einer Platte oder Schraube nachgeholfen werden. Immer sinnvoll ist außerdem eine Behandlung mit Stoßwellen, die das Knochenwachstum stimulieren.

Ihren Namen bekam die Jones-Fraktur vom orthopädischen Chirurgen Sir Robert Jones (1858–1933), der sich diese 1902 selbst während einer Tanzveranstaltung zuzogen und sie anschließend beschrieb. Eine Grünwald-Fraktur gibt es bislang noch nicht (lacht), aber dafür die sogenannte Grünholzfraktur, die bei Kindern auftritt und bei der der Knochen nicht ganz durchbricht.“