Bye-Week-Brainstorm: Seahawks-Offense – Version 2025

Seattle Seahawks-Offense 2025 Anlayse

© IMAGO Images/Steven Bisig

Die Seahawks-Offense 2025 macht Spaß! Und kann manchmal auch ziemlich frustrierend sein. Für die 12s ist das nichts Neues und dennoch hat sich vor der laufenden NFL-Saison einiges in Seattles Roster getan. Ein Kader-Umbruch, der hauptsächlich die „Abteilung Attacke“ betraf, sowohl auf dem Feld, als auch an der Seitenlinie. Doch was haben Abgänge, Neuzugänge und Draft-Picks mit dem Angriffsspiel des Teams vom Puget Sound genau gemacht? In der Bye-Week 2025 ist hier für uns bei den Germen Sea Hawkers nun die perfekte Möglichkeit, diese Frage – halbwegs – zu beantworten und in Ruhe einen Blick auf die Seahawks-Offense zu werfen.

Dabei gehen wir der Reihe nach durch die einzelnen Mannschaftsteile, das Coaching und sprechen das an, was Spieler und Trainer gemeinsam noch verbessern könnten. Den Anfang macht hier natürlich der Spielmacher…

Seahawks-Offense 2025: der Quarterback

Das Narrativ nach dem Trade von QB Geno Smith zu den Las Vegas Raiders und der Unterschrift von QB Sam Darnold im März 2025 war, dass die Verpflichtung von letzterem ein klares Downgrade zu Smith war. Beim Blick auf die Leistungen nach Week 7 der NFL-Saison 2025 lässt sich dazu sagen, dass genau das eher nicht der Fall ist. Denn während der ehemalige Seahawks-Quarterback in der Wüste Nevadas ordentlich zu kämpfen hat, scheint Darnold in Seattle an seine 2024er Spielzeit bei den Vikings anknüpfen zu können.

Zur Bye-Week steht die neue Nr. 14 der Seahawks in Sachen rohen Statistiken bei: 192 Passversuchen, von denen er gute 68,2 Prozent an den Mann brachte. 1.754 Passing Yards, 12 Touchdowns und nur 4 Interceptions.

Ein Blick in die detaillierten Zahlen zeigt dabei noch deutlicher, wie Darnold vom Coaching durch den Staff von Offensive Coordinator Klint Kubiak und dessen Scheme profitiert. So bewertet Pro Football Focus (PFF) Seattles QB mit einer Note von 92 (aus 100 möglichen Punkten) aktuell als den besten Spielmacher in der NFL. Gepaart mit 0,21 EPA pro Play, steht der Seahawks-Offense 2025 ein elitärer Quarterback vor.

Und obwohl Darnold auch weiterhin nicht immer die besten Entscheidungen, wie den Sack-Fumble in der Endzone gegen die Texans, trifft, was ihn nur menschlich macht, ist er trotzdem auf den Punkt da. Seine „Big-Time-Throw-Rate“ (wie oft Darnold wichtige Würfe nimmt) liegt bei 7,7 Prozent, während seine „Turnover-Worthy-Play-Rate“ (wie viele von Darnolds Würfen zu Ballverlusten führen können) bei 1,1 Prozent steht. Beide Werte sind nach dem 7. Spieltag 2025 ebenfalls Nr. 1 in der NFL!

Seahawks-Offense 2025: die Playmaker

Ähnlich wie bei Sam Darnold, waren sich die Experten vor der NFL-Saison 2025 sicher, dass die Seahawks-Offense mit dem Verlust der WR’s DK Metcalf und Tyler Lockett nicht mehr so explosiv sein würde. Der Grund: das Signing eines alternden WR Cooper Kupp und das mangelnde Potenzial von WR Jaxon Smith-Njigba, ein echter Nr. 1-Receiver zu sein. Nach Week 7 ist der 32-jährige Kupp zwar nicht in „Triple-Crown-Form“, so wie bei den Rams im Jahr 2022, aber er zeigt immer noch, dass er im Route-Running und Blocking ein Top-WR ist. Und JSN?

Was sollen wir dazu noch sagen… Mit aktuell 819 Receiving Yards ist er auf dem Kurs, mit 1.989 Yards den Alltime-Single-Season-Receiving-Yards-Rekord von Hall of Fame-WR Calvin Johnson (1.964 Receiving Yards in 2012) zu brechen! Ob Smith-Nijgab dieses Tempo bis zum Saisonende halten kann, sei einmal dahingestellt. Fakt ist: JSN ist im Jahr 2025 einer der besten Receiver der Liga und damit auch die klare Nr. 1 für Seattle, die selbst Shutdown-CB’s wie Houstons Derek Stingley Jr. ganz alt aussehen lassen kann.

Abseits von Kupp und JSN, wartet die Seahawks-Offense aber durchaus noch mit anderen Playmakern auf. Hier ist zum einen TE AJ Barner, der sich nicht nur als guter Blocker, sondern auch als ausgezeichneter Receiver (212 Receiving Yards und 4 Touchdowns) und somit als vielversprechende Anspielstation für Darnold entpuppt. Die Rookies, WR Tory Horton und TE Elijah Arroyo, müssen sich im Kubiak-Scheme zwar noch etwas etablieren, haben bis zur Bye-Week aber auch gezeigt, dass sie Playmaker-Optionen für die Seahawks sein können.

Und ja: das Run-Game mit den RB’s Ken Walker und Zach Charbonnet hat bislang noch keine Bäume ausgerissen. Zusammen stehen sie im Moment bei 635 Rushing Yards und 8 Touchdowns. Damit reißen sie in der NFL keine Bäume aus, doch die Tatsache, dass die Coaches die Seahawks so viele Running Plays laufen lassen, wie kein anderes Team in der Liga, zeigt, dass sie es weiterhin versuchen wollen. Und nach der Bye-Week kehrt auch Rookie-FB Robbie Ouzts von seiner Verletzung zurück.

Seahawks-Offense 2025: die Bodyguards

Lange Jahre war die Offensive Line der Seattle Seahawks der Bodensatz der Liga, und das zu Recht. In seiner Rekord-Saison 2020, in der QB Russell Wilson für die Seahawks-Offense 40 Touchdowns und nur 13 Interceptions warf, wurde er 48 Mal gesackt. So oft wie kein Quarterback in der Spielzeit vor fünf Jahren. Und auch Geno Smith musste in den vergangenen drei Spielzeiten hinter Seattles O-Line gefühlt öfter um sein Leben laufen, als jeder andere Spielmacher in der NFL.

Damit sich Sam Darnold, der angeblich kaum mit Druck umgehen kann, also als QB am Puget Sound wohlfühlen konnte, mussten General Manager John Schneider und sein Front Office in die O-Line investieren. Und siehe da: im NFL-Draft 2025 tat Schneider etwas, das ihm wohl die wenigsten 12s zugetraut hätten. Er wählte in der ersten Runde einen Guard aus! Mit Rookie Grey Zabel holte er ein Talent nach Seattle, das am College bei den North Dakota State Bisons sowohl Tackle, Guard als auch Center spielte und beim Senior Bowl-Training im Januar bzw. beim NFL-Combine im Februar komplett überzeugte.

Leistungen, die er direkt auf die NFL übertragen konnte und so erst in Week 6 seinen ersten Sack zuließ. Mit den beiden OT’s Charles Cross und Abe Lucas ist Zabel jetzt für die nächsten Jahre als Teil von Seattles O-Line gesetzt. Und so leistet die Bodyguard-Unit von Sam Darnold schon jetzt sowohl im Pass- als auch im Run-Game eine halbwegs gute Arbeit. Ein Upgrade zu den letzten Jahren, aber mit RG Anthony Bradford und in Abzügen auch mit C Jalen Sundell, finden sich hier noch zwei Spieler, die von gegnerischen Defenses ein ums andere Mal doch übel geschlagen werden.

Dass der Trend der O-Line und damit auch der der Seahawks-Offense im Jahr 2025 nach oben geht, liegt mit Sicherheit auch daran, dass die Franchise vor der Saison in den Coaching Staff investierte. Mit O-Line-Coach John Benton kam ein Trainer mit 30 Jahren NFL-Erfahrung nach Seattle, der das System Kubiak schon seit Jahren kennt und seine Line physisch spielen sehen will. Dazu wurden mit dem Super Bowl-Sieger und Kubiak-Vertrauten Rick Dennison (fast 30 Jahre NFL-Erfahrung) sowie Justin Outten zwei Männer geholt, die jetzt Run Game Coordinator und Run Game Specialist auch die O-Line pushen.

Seahawks-Offense 2025: die Fehler

Jetzt haben wir die Seahawks-Offense viel gelobt, dürfen dabei aber auch nicht die Fehler vergessen, die sich Darnold, Kubiak und Co. bis zur Bye-Week 2025 geleistet haben. Denn in der „Abteilung Attacke“ ist längst nicht alles Gold, was glänzt. Zum einen ist da das Run Game, mit dem OC Klint Kubiak Seattles Gegnern das eigene Spiel aufzwingen will. Doch das funktioniert für die Seahawks-Offense im Moment noch zu selten.

Zum einen ist noch wenig vom viel gelobten Outside Zone-Scheme zu sehen und zum anderen wird die O-Line im Run-Blocking zu oft geschlagen, während sich Kubiak scheinbar nicht für Walker oder Charbonnet als Nr. 1-RB entscheiden kann. Oder beide oft zum falschen Zeitpunkt einsetzt. Und apropos falscher Zeitpunkt! In dieser Saison packte die Seahawks-Offense viermal ein Trickplay aus. Dreimal kam der laufstarke Rookie-QB Jalen Milroe aufs Feld, der dabei aber gerade einmal 4 Yards erlief und gegen Tampa Bay den Ball zum Gegner fumblte.

Und gegen die Texans in Week 7 griff Klint Kubiak wieder in die Trickkiste, nahm einem zu diesem Zeitpunkt ausgezeichnet spielenden Sam Darnold den Ball aus der Hand und gab ihm Cooper Kupp für einen Flea-Flicker, der in einer Interception endete. So brach Seattle Spielfluss komplett und machte eine eigentlich dominante Seahawks-Partie gegen Houston noch einmal eng. Genau wie die Tatsache, dass Kubiak sich in der zweiten Halbzeit gegen die Texans dafür entschied, die Seahawks-Offense immer wieder passen zu lassen, anstatt bei einer Führung mit dem Laufspiel die Zeit runterlaufen zu lassen.

Dass jetzt gerade Bye-Week ist, kommt da sehr gelegen. Denn hier kann der Coaching-Staff um Cheftrainer Mike Macdonald tief ins Self-Scouting gehen und sich dort noch einmal alle Entscheidungen aus den ersten sieben Saisonspielen anschauen. Hier können sie dann sehen, was für die Seahawks-Offense und den Rest des Teams funktioniert hat oder welche Calls am besten tief im Playbook bleiben sollten.