See A Hawk: Freddie Swain

Freddie Swain (Foto: imago)

In der mutmaßlich historisch tief besetzten Passempfänger-Klasse des NFL Draft 2020 ließen sich die Seattle Seahawks bis zur 6. Runde Zeit, um einen Wide Receiver zu wählen. Das Vertrauen ins vorhandene Personal, allen voran Tyler Lockett, DK Metcalf und Veteran-Neuzugang Phillip Dorsett, scheint groß zu sei. Zusätzlich sind Spieler wie etwa die beiden Tight Ends Will Dissly und Greg Olsen valide Optionen im Passspiel. Running Back Chris Carson konnte die Anzahl empfangener Pässe zuletzt fast verdoppeln (20 Receptions in 2018 zu 37 Receptions in 2019). So ist die Vorgehensweise der Verantwortlichen im Front Office nicht all zu verwunderlich. Kann der ehemalige Florida Gator Freddie Swain den Seahawks dennoch helfen?

In der Rubrik „See A Hawk“ stellen wir in unregelmäßigen Abständen Spieler der Seattle Seahawks – oftmals Draft-Neuzugänge – etwas genauer vor

WR Freddie Swain:

Kurzinfos:

  • Alter: 21 Jahre (04. August 1998)
  • College: Florida (2016-2019)
  • Größe: 183 cm
  • Gewicht: 90 kg
  • Armlänge: 78 cm
  • Handgröße: 23 cm
  • Draft: 6. Runde, Pick #214

College-Statistiken (2019):

  • Spiele: 12
  • Receptions: 38
  • Receiving-Yards: 517
  • Yards/Reception: 13,6
  • Receiving-Touchdowns: 7

Werdegang

Freddie Swain war ein 4-Sterne-Rekrut. Er hatte auch Angebote für Stipendien von Alabama und Clemson, entschied sich final aber für die Florida Gators.

Matthew Clark von 12th Man Rising, ein Journalist, der die Florida Gators begleitet, beschreibt Swain als ruhigen und ausgeglichenen Spieler, der sich nie über die Anzahl seiner Targets in einer voll geladenen Gators-Offense beschwerte. Oft spielte Swain nur die zweite Geige, musste hinter Spielern wie Wide Receiver Van Jefferson, Tight End Kyle Pitts oder Running Back Lamical Perine auf seine Möglichkeiten warten. Auch das könnte seine wenig beeindruckenden Statistiken erklären, die in der Schlussfolgerung auch seinem Draft-Kurs negativ beeinflussten. Und dennoch glänzte er durch vorbildliches Verhalten – etwa als Backup-Quarterback Kyle Trask nach der schweren Verletzung von Feleipe Franks in die Rolle des Starters rutschte und Swain alles ihm Mögliche tat, um Trask zu unterstützen.

Auch Swains Fähigkeiten als Returner lobte Clark wiederholt. Er sagte etwa, dass Kicker später lieber den einfachen Weg wählten und den Ball so weit es geht von Swain weg kickten. Er verwies dabei auf die Saison 2018 und einen Fehler, der Colorado State unterlief: Die Rams kickten den Ball direkt in die Hände Swains, der den Ball über 85 Yards zum Touchdown in die gegnerische Endzone beförderte.

Schon in jungen Jahren startete Swain eine Stiftung und konnte so im vergangenen Jahr 15 Thanksgiving-Mahlzeiten für Familien in Ocala stiften. Seine steigende Reichweite in der NFL dürfte ihm helfen, diese ehrenamtlichen Tätigkeiten weiter auszubauen und noch mehr Menschen zu helfen.

Videoanalyse

Freddie Swain ist sowohl körperlich als auch spielerisch der Prototyp eines Slot-Receivers. Er findet in der Passverteidigung regelmäßig die Schnittstellen zwischen den einzelnen Zonen der Defensive Backs, die er attackieren kann. Somit ist er eine häufig offene Anspielstation für seinen Quarterback. Dabei arbeitet er, sobald der Quarterback gezwungenermaßen die Pocket verlässt, immer wieder zuverlässig zu ihm hin, um als Ziel zu dienen. Swain fängt zuverlässig mit seinen Händen. Er neigt nicht zu den technisch unsauberen und oft verpönten Körper-Fängen, die nur im Notfall zur Sicherung des Balles eingesetzt werden sollten.

Auch als Punt-Returner machte sich Swain in seiner College-Zeit einen Namen. Er retournierte 39 Punts für 308 Yards Raumgewinn und erzielte dabei einen Touchdown. Seine durchschnittlichen Yards pro Return waren dabei in den Spielzeiten 2017 und 2018 (13,5 und 10,2 Yards) deutlich besser als in der vergangene Saison, in der es nur auf 4 Yards pro Return brachte.

Trotz der erfolgreichen Seperation, die Swain kreieren kann, ist sein Route Running als ausbaufähig zu bezeichnen. Er läuft Passwege oft nicht besonders scharf, setzt keine klaren Cuts. Mit diesem Stil setzt er sich vor allem gegen Verteidiger durch, die ihm nicht direkt am Körper kleben. Das heißt: Swain startet an der Line of Scrimmage, nimmt Geschwindigkeit auf und verlädt dann den Verteidiger. Gegen enge Manndeckung, bei der der Cornerback direkt nach dem Snap auf ihn wartet und innerhalb der fünf Yards nach der Line of Scrimmage Körperkontakt mit ihm aufnimmt, wird Swain Probleme haben, sich zu lösen und sich durchzusetzen. Weiterhin hat Swain Schwierigkeiten, wenn der Ball am Fangpunkt stark umkämpft ist (Contested Catch). Er kann sich hier nicht in großer Regelmäßigkeit behaupten.

Seahawks-Vergleich: Doug Baldwin

Fazit

Die bestmögliche Karriere, die Swain in der NFL hinlegen kann, ist aus meiner Sicht die eines dritten Wide Receivers in einem NFL-Kader. Sein Einsatz ist aber dann auf die Position des Slot-Receivers begrenzt. Den Weg ins Aufgebot der Seattle Seahawks sehe ich bei Swain nur über die Special Teams. Hier hat er im College als Punt- und Kick-Returner Erfahrung sammeln können. Auf den Returner-Positionen suchten die Seahawks zuletzt vergeblich nach einer Stärkung. So musste zu meinem Ärger oft Nummer-eins-Receiver Tyler Lockett die Rolle des Returners einnehmen. In diesen potenziell gefährlichen Spielsituationen sollte meiner Meinung nach keine wichtige Säule des Teams auf dem Feld stehen.

Um Snaps in der Offense sehen zu können, müsste Swain vor allem an seinen Contested-Catch-Fähigkeiten und seinem Route Running arbeiten. Doch auch hier scheint der Weg in den Kader ein langer zu sein. Vor ihm stehen Stand jetzt Tyler Lockett, DK Metcalf, Philip Dorsett und David Moore. Im Slot muss sich Swain außerdem noch mit dem letztjährigen Pick, John Ursua, um den Platz streiten. Weiterhin tauchen immer wieder Gerüchte um die Verpflichtung Antonio Browns oder die Rückkehr Josh Gordons auf (Das Für und Wider für beide Spieler diskutierten wir bereits im letzten Oklahoma Drill). Sollte einer der Spieler verpflichtet werden, wird Swains Rolle kaum über die Special Teams hinaus gehen. Sofern er dann die Roster Cuts überhaupt noch überstehen sollte.