See A Hawk 2024: Christian Haynes

See a Hawk 2024 Christian Haynes

© Justin Casterline/Getty Images

Nachdem Seattle sich in der ersten Runde mit Byron Murphy in der Mitte der Defensive Line verstärkte, konnte man am zweiten Drafttag lange nur auf der Zuschauerbank Platz nehmen. Erst an Position 81 waren die Seahawks wieder „on the clock“ und wählten wiederum Verstärkung für die Mitte – diesmal allerdings auf der anderen Seite des Balles. Der Pick wurde übrigens von Tyler Lockett verkündet – und er konnte einen Kollegen für seine Offense begrüßen.

Guard Christian Haynes von den University of Connecticut (UConn) Huskies soll den verwaisten Platz auf Right Guard einnehmen, den Damien Lewis hinterlässt – das ist zumindest die bisherige Vermutung. Head Coach Mike Macdonald bestätigte auf der Pressekonferenz nur, dass Haynes für die Guard-Position eingeplant sei, nicht aber für welche Seite. Im College hat Haynes insgesamt 49 Spiele am Stück auf Right Guard gestartet, ist also sehr erfahren und bestens auf die NFL vorbereitet. Viele Analysten bewerten den Pick als sehr gut/Elite, weil Haynes auf vielen Draft Boards bereits früher vorgesehen war. Ein guter Spieler also zu einem vergleichsweise günstigen Preis. Doch wer ist denn Christian Haynes genau?

In der Rubrik „See A Hawk“ stellen wir in unregelmäßigen Abständen Spieler der Seattle Seahawks – oftmals Draft-Neuzugänge – etwas genauer vor.

Christian Haynes, Guard

Kurzinfos:

  • Alter: 24 Jahre (13. April 2000)
  • College: University of Connecticut Huskies (2018 bis 2023)
  • Größe: 188 cm
  • Gewicht: 142 kg
  • Draft: 3. Runde, Pick #81

College-Statistiken (2023):

  • Spiele: 12
  • Snaps: 802
  • Sacks zugelassen: 1
  • Hits zugelassen: 1
  • Hurries zugelassen: 10

Werdegang von Christian Haynes

Haynes wurde in Bowie, Maryland geboren, wuchs dort auf und besuchte die High School. Schon in dieser Zeit war er meist Team Captain und machte durch weit überdurchschnittliche Leistungen auf sich aufmerksam. Insgesamt reichte es für ihn nur zu einer Zwei-Sterne-Recruiting-Auszeichnung, wodurch ihm die großen Colleges verwehrt blieben. 2018 kam er dann stattdessen an die University of Connecticut, wo er im Bachelor menschliche Entwicklung/Familienmanagement und danach im Master Sportmanagement studierte.

Neben seinem Studienfach war er aber besonders sportlich involviert. In seinem Redshirt Freshman-Jahr spielte er nur zwei Spiele, ab 2019 lief er dann aber in jedem Spiel seiner Huskies als rechter Guard auf. Sowohl 2022 als auch 2023 wurde er zum All-American (drittes Team) gewählt, in den beiden Jahren ließ er insgesamt nur einen einzigen Sack zu. In dieser Zeit entwickelte er sich als Leader seiner Unit und später auch des gesamten Teams. Sein älterer Bruder Marcus spielt übrigens als Defensive End bei den Houston Texans.

Mit Beginn des Drafts wurde Haynes viel mit Kevin Dotson von den LA Rams verglichen. Seine Stärken liegen in der Spielintelligenz, seiner Kraft und seiner Mentalität. Er sieht jeden Spielzug als Chance, einen Gegenspieler aus dem Weg zu räumen und spielt auch tatsächlich bis zum Ende, also bis der Gegner am Boden liegt. Von den Scouts erhält er eine Bewertung von 6.27 und ist damit laut NFL NextGen Stats in der Lage, ein durchschnittlicher Starter zu werden.

Videoanalyse zu Christian Haynes

Je nach Draftboard fand sich Haynes als Nummer drei oder vier im Ranking der Guards wieder, oft beschrieben als sehr spielintelligenter, erfahrener O-Liner mit einer enormen Stärke im Spielzug. Er ist zwar ein etwas zu kleiner Guard, hat aber trotzdem einen tiefen Körperschwerpunkt und ist so schwer zu Boden zu bringen. Er kann sich clever an Spielzüge anpassen und hört nicht auf, bis sein Auftrag erledigt ist – das endet häufiger mal mit einem am Boden liegenden D-Liner.

 

Er hat einen hohen initialen Speed, kommt also sehr gut aus seiner Position. Sein tolles Timing, sein gutes Gefühl für die Situation und die Umsetzung auf den Spielzug kann man nahezu immer beobachten. Daneben schafft er es zudem fast immer, mit dem richtigen Winkel gegen den Gegenspieler zu kommen – so kommt kaum jemand an ihm vorbei. Gerade in der Pass Protection ist er hier sehr stark. Im Prinzip kann er auch die Center-Position spielen und wird so als flexibler Spieler für die Seahawks noch interessanter.

Größte Stärke von Christian Haynes

Haynes‘ größte Stärke ist das Finishing. Er spielt wirklich jeden Spielzug zu Ende. Christian Haynes dabei beobachten, wie er schon während eines noch laufenden Spielzugs vom Block absetzt, weil der Ball weit entfernt ist? Das gibt es einfach nicht. Ganz im Gegenteil: Noch bis das Echo des Schlusspfiffs zu hören ist, versucht er seinen Gegner zu Boden zu bringen. Diese mentale Stärke ist zeitgleich auch seine größte Stärke insgesamt – er bringt die Dinge zu Ende.

In diesem Spielzug sieht man schön, wie er durch seine Schnelligkeit vor den Gegner kommt, den richtigen Winkel beim Tackling ansetzt und den Gegner zu Boden wirft:

Dieser Clip zeigt unter anderem, wie Haynes den Spielzug bis zum Ende durchzieht und selbst auf dem dritten/vierten Level noch in den Block geht:

Größte Schwäche von Christian Haynes

Die durchschnittliche Geschwindigkeit und Agilität sorgen dafür, dass er im Spielzug gemachte Fehler kaum noch ausgleichen kann. Wo andere durch quickness noch etwas retten können, wirkt Haynes dann überfordert. Zum Glück passiert das nicht zu häufig, in den letzten College-Jahren ließ er immerhin nur einen Sack zu. Zudem lässt er sich manchmal von verwirrenden gegnerischen Rush-Packages auf die falsche Fährte locken und macht so Lücken auf. Hier kann er sich hoffentlich etwas von Mike Macdonald abschauen.

Fazit zu Christian Haynes

Mit dem Drittrundenpick haben die Seahawks zwei Dinge vereint: Einen offensichtlichen Need bedient und zeitgleich auch noch einen „Best Player Available“ gewählt. Mir gefällt besonders sein Charakter, seine Attitude. Er träumt davon, ein Frühstücks-/Brunch-Restaurant zu eröffnen und kocht sehr gern. Zudem geht er angeln und setzt sich für seine Community ein. Er ist einfach ein guter Kerl – und das ist eben auch sehr wichtig für Teams.

Sportlich ist Christian Haynes ein rundum solider Pick, der ziemlich sicher direkt in seiner ersten Saison starten wird. Nicht nur, weil es einen offenen Spot auf Right Guard gibt, sondern weil er sehr erfahren und sehr reif ist. Seine Zeit, die er benötigen wird, um in der NFL anzukommen, wird kurz sein. Er hat einen hohen Floor und wird sich schnell durchsetzen. Ob er ein echter Star wird, darf bezweifelt werden, dazu fehlt es auch an körperlichen Voraussetzungen. Aber ein solider NFL-Starter wird er sicherlich – und das ist eben auch sehr wichtig für Teams.