Recap: Regular Season 2017 (Week 9) – Redskins @ Seahawks

Sieben Tage nach dem Offensiv-Spektakel und einem der besten Spiele des Jahres kassierten die Seattle Seahawks am Sonntag ihre erste Heimniederlage in dieser Saison – und das absolut verdient. Mehr dazu in der folgenden Betrachtung:

Positiv:

LB Bobby Wagner: Vor dem Spiel war Wagner als „Questionable“ gelistet, doch er konnte spielen und wie. Überall auf dem Feld war Wagner, zwölf Tackles, davon zehn Solo-Tackles. Mit einem Sack gegen Redskins-Quarterback Kirk Cousins in der Endzone brachte der Leader der Front Seven die Seahawks mit 2:0 in Führung. Auch im weiteren Spielverlauf war Wagner immer wieder zur Stelle. Er steht stellvertretend für eine gute Defense, die Seattle sehr lange im Spiel gehalten hat.

DE Dwight Freeney: Ein besonderes Lob geht an den ewig jungen D-Liner Dwight Freeney, der auch in seinem zweiten Spiel für Seattle wieder zeigte, wie gut er immer noch ist. Viele Teams mit Problemen im Pass Rush sollten sich fragen, wie sie ihn als Free Agent übersehen konnten. Alter ist zwar ein Kriterium für Leistungsstärke im Spitzensport, doch es sollte nicht von vornherein ein Ausschlussfaktor sein. Freeney spielte zwar nur 25 Snaps in der Defense, doch in denen zeigte er seine Klasse mehrfach. Gerade für Michael Bennett und Frank Clark ist wichtig, dass Freeney ihnen Verschnaufpausen ermöglicht.

Neutral:

LT Duane Brown: Noch keine komplette Woche in Seattle und trotzdem stand Brown genau wie seine vier Kollegen in der Offensive Line bei jedem Snap der Offense auf dem Feld. Bereits bei seinem ersten Einsatz war zu erkennen, was für eine Bereicherung Brown sein kann. Die False Start-Strafe sei ihm verziehen. Für die Löcher in und die katastrophale Leistung auf der rechten Seite der Line kann er nicht viel. Über links war es meist ruhig und die Running Backs suchten oft den Weg hinter Brown. Es ist davon auszugehen, das hier weiter Fortschritte sichtbar werden, denn die Abstimmung mit LG Ethan Pocic, sollte er auf dieser Position bleiben, und C Justin Britt wird noch besser werden. Die ganze O-Line profitiert von der Anwesenheit des Neuzugangs aus Houston.

Negativ:

Strafen: Es war ein Trauerspiel. Seattle sammelte am Sonntag 16 Flaggen für insgesamt 138 Yards. So ist kein Footballspiel zu gewinnen. Von den zehn Strafen gegen Seattles Offense kamen vier vor dem Snap, drei waren Holdings, zwei Offensive Pass Interference und einmal unnötige Härte. Alle zehn kamen in den ersten drei Quarters. Dadurch hatten die Redskins mehr Raumgewinn als durch ihre eigene Offensive. Das darf nicht, vor allem nicht in dieser Häufigkeit, passieren. Punkt. Und durch das gestrige Spiel baute Seattle den Vorsprung als meist bestraftes Team der Liga aus. Übrigens: Im vierten Quarter kamen die Seahawks ohne Strafen aus. Vielleicht eine der wenigen Erkenntnisse, auf die sich aufbauen lässt.

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Offense: Das sind zwei verschiedene Welten. Nach einem dominanten Spiel der Offense in der Vorwoche folgte eines der schlechtesten in der Ära von Russell Wilson. Hier muss vor allem Wilson genannt werden, denn er warf zwei sehr unkluge Pässe, die zu Interceptions führten. Der (dritte) Pick bei der Two-Point Conversion wird zwar nicht als solcher gewertet, resultierte aber ebenfalls aus einer sehr schlechten Entscheidung und erinnerte an das traurige Ende in Super Bowl 49. Zu den zwei Interceptions kamen weitere Würfe, bei denen Wilson froh sein konnte, dass der Ball nicht fest in den Händen der Gegenspieler landete.
Die Wide Receiver wirkten gegen Washington nicht so, als könnten sie sich genug Platz verschaffen. Das Laufspiel war zwar etwas verbessert, aber für Seahawks-Verhältnisse immer noch schlecht. Eddie Lacy, der mehr Carries hätte bekommen sollen, verletzte sich schon nach wenigen Minuten an der Leiste, Thomas Rawls und J.D. McKissic liefen an, doch nur selten tat sich eine größere Lücke für sie auf. Positiv: Meistens liefert Wilson nach einem schwachen Spiel ein gutes ab. Die Chance dazu erhält er direkt in der Nacht von Donnerstag auf Freitag in Arizona.

OC Darrell Bevell: Die Kritik an der Offense muss bis hoch zum Offensive Coordinator gehen. Nicht für die genialen 437 Yards, die die Seahawks in der Offense sammelten, nein. Bevells Calls waren einfallslos. Ein Großteil der Yards kam durch Big Plays gegen eine stark dezimierte Redskins-Verteidigung zustande. Konstantes Bewegen des Balles: Fehlanzeige. Der Spielzug bei der Two-Point Conversion erinnerte stark an das Play gegen die New England Patriots in Super Bowl 49 – und die Läufe der Seahawks sind immer noch zu durchschaubar. In der Redzone ging wie immer kaum etwas. Vielleicht würde es nicht schaden, einen Blick nach Houston (mit Deshaun Watson) oder Philadelphia (mit Carson Wentz), wo die Spielsysteme unter Einfluss des College Football dynamischer geworden. Etwas mehr College würde wohl Wilson und der Offensive Line helfen. Nur so ein kleiner Denkanstoß.

K Blair Walsh: Es war klar, dass Walsh hier genannt werden muss. Nur ein verwandeltes Field Goal bei insgesamt drei Versuchen und die Seahawks wären zumindest in die Overtime gegangen. Ja, für einen Kicker war am Sonntag in Seattle kein einfaches Wetter, Regen und Wind sind unangenehm bei einem Job, der extremes Feingefühl verlangt. Und ja, Walsh steht erst am Ende dieser Auflistung, weil er das Spiel nicht alleine verloren hat. Doch er hat zumindest einen nicht unwesentlichen Anteil an der Niederlage, denn bei drei Versuchen innerhalb der 50 Yards müssen zwei von drei Versuchen im Schlaf sitzen. Jetzt aber auf den Kicker drauf zu hauen, ist dann doch zu einfach. Positiv auch hier: Walsh bekommt schnell die Möglichkeit, sich zu rehabilitieren. Das ist ihm zuzutrauen. Mit Stephen Hauschka nach Arizona ins University of Phoenix Stadium zu gehen, wäre auch keine bessere Option gewesen. Komischerweise versagten dem Ex-Seahawk genau dort oft die Nerven. Walsh kann es jetzt besser machen.

Schon am Donnerstag spielen die Seahawks wieder, dann müssen sie bei den Arizona Cardinals ihren bislang makellosen Record in der NFC West (2-0) verteidigen. Kurze Wochen haben auch positive Aspekte, zumindest, wenn man mit einer Niederlage in die kaum vorhandene Regenerationsphase startet. Denn dann muss der Fokus schnell auf den nächsten Gegner gelenkt werden – und die Niederlage abgehakt sein.