Recap: Regular Season 2021 (Week 2) – Titans @ Seahawks

Seattle gegen Tennessee. Ein ausverkauftes Lumen Field. „Angry“ Doug Baldwin mit der 12-Flagge. Alles war angerichtet am 2. Spieltag der NFL-Saison 2021, damit die Seahawks mit einem Heimsieg und einer Bilanz von 2-0 in die neue Spielzeit starten konnten. Doch nicht an diesem Sonntagnachmittag (Ortszeit) gegen die Titans und RB Derrick Henry.

Denn am Ende verloren die Seahawks verdient und unnötig nach einem vielversprechenden Start gegen Tennessee. Durch viele individuelle Fehler und eine Offense, die das Spiel am Ende nicht über die Zeit bringen kann, steht das Team von Head Coach Pete Carroll nun bei 1-1. Abgesehen von einzelnen Big Plays waren sowohl Defense als auch Offense eher enttäuschend.

Der Spielverlauf:

  • 1. Quarter: Beide Teams starten mit einem 3&Out ins Spiel. Im zweiten Drive der Seahawks trifft QB Russell Wilson seinen WR Tyler Lockett via Deep Ball für über 50 Yards. In der Redzone ist dann jedoch Schluss. Field Goal. Die Titans antworten ebenfalls mit einem langen Drive, der mit einem kurzen Field Goal endet. 3:3.
  • 2. Quarter: Zunächst war weiterhin Sand im Getriebe der Seahawks-Offense. Daraufhin machen die Titans ihr erstes Big Play über WR Julio Jones in Richtung Redzone des Gastgebers. Bei 3rd&Goal bringt LB Bobby Wagner jedoch Titans-QB Ryan Tannehill zu Boden. Das nächste Field Goal. Dann antworten die Seahawks abermals über Tyler Lockett mit einem 63 Yard Touchdown, der sich nicht nur gut von CB Elijah Molden lösen, sondern dabei auch noch Ex-Seahawks SS Bradley McDougald zum Score aus tanzen kann. Im nächsten Titans-Drive gelingt DE Alton Robinson innerhalb der 10-Yard-Line der Gäste ein Strip-Sack. RB Chris Carson verwertet kurz darauf zur 17:6-Führung. Tennessee antwortet anschließend wieder mit einem langen Drive, aber weil Julio Jones die Füße knapp nicht in der Endzone hält, reicht es wieder nur für ein Field Goal. In einem fulminanten Two-Minute-Drive von Wilson erzielen die Seahawks dann in unter einer Minute einen weiteren Touchdown gegen eine vogelwilde Titans-Secondary. Carson erläuft aus kurzer Distanz den 24:9 Halbzeitstand.
  • 3. Quarter: Tennessee hat mit einem Touchdown-Drive die perfekte Antwort in der ersten offensiven Serie der zweiten Halbzeit parat. Währenddessen können die Seahawks ihren einzigen Drive des dritten Viertels nicht in Punkte ummünzen. Tennessee macht, bezeichnend für dieses Spiel, wieder viele Yards im folgenden Drive und geht dann leer aus, weil ein Field Goal aus 44 Yards rechts vorbeigeht. Spielstand nach Viertel Nr. 3: 24:16 Seahawks.
  • 4. Quarter: Die Fehler der Titans nutzen die Seahawks eiskalt und Wilson trifft nach katastrophaler Coverage WR Freddie Swain für 68 Yards zum 30:16. Daraufhin vergibt K Jason Myers einen Extrapunkt. Es geht nun hin und her und nach vielen ineffizienten Henry-Läufen bricht er für einen Touchdown über 60 Yards zum 30:23 doch einmal durch. Nach einem Punt der Seahawks gehen die Titans Mitte des letzten Viertels für ein 4th&2 und scheitern. Anstatt den Sack zuzumachen, gehen die Seahawks abermals nach drei erfolglosen Versuchen leer aus. Das nutzen die Titans und gleichen eine halbe Minute vor Schluss aus. 30:30.
  • Overtime: Die Seahawks müssen die Titans zweimal stoppen, weil sie beim ersten 3rd Down eine Flagge kassieren. Die Seahawks-Offense nutzt auch diese Chance nicht und geht nach nur drei Versuchen wieder vom Feld. Nach einem Dickson-Punt aus der eigenen Endzone starten die Titans bereits an der Seahawks 40-Yard-Line und verwandeln schließlich ein kurzes Field Goal zum 30:33-Sieg.

Die Hauptdarsteller:

QB Russell Wilson: Erst etwas Sand im Getriebe, dann startete Wilson schließlich gut ins Spiel. Wenngleich er im ersten Drive einen Touchdown-Pass auf Lockett liegen ließ, konnte er mit zwei wunderschönen tiefen Pässen Richtung Lockett aufwarten. Besonders beeindruckend war sein Two-Minute-Drive gegen Ende der ersten Halbzeit, in dem er die Titans-Defense chirurgisch sezierte. Nichtsdestotrotz verpasste der Spielmacher es in diversen Momenten den Sack im Spiel zuzumachen. Die Offensive war in ihrer Drive-to-Drive-Performance enorm wackelig, weil sie zu sehr von Big Plays abhängig war. Wenn die nicht kamen, war nicht viel von einem Passing Game über mittlere Distanzen zu sehen.

Disziplinlosigkeit: Die Seahawks schossen sich immer wieder selbst durch Disziplinlosigkeiten ins eigene Bein. Mit über 100 Yards an Strafen legten DK Metcalf, Jamal Adams und Co. den Grundstein dafür, das Spiel noch aus der Hand zu geben.

Seahawks-Defense: Die gesamte Unit erwischte keinen guten Tag. Über 500 erlaubte Yards, über 5 Yards pro Lauf und über 9 Yards pro Pass. Das ist einfach zu viel.

Die Nebendarsteller:

Ehrenvolle Erwähnung: WR Tyler Lockett erwischte einen weiteren Sahnetag. Bereits zur Halbzeit konnte er drei Passfänge für einen Touchdown und 122 Yards verbuchen. Dazu provozierte er eine Pass Interference-Call in der Endzone. Ein fitter Tyler Lockett ist essenziell, wenn die Seahawks-Offense ihr volles Potenzial abrufen soll. DE Kerry Hyder und DT Al Woods brachten die Pocket der Titans immer wieder zum Kollabieren und waren für mehrere Pressures und Sacks verantwortlich.

Stets bemüht: K Jason Myers verschoss beim Stand von 30:16 leider einen Extrapunkt. An ihm lag es definitiv nicht, dass die Seahawks dieses Spiel verloren. Wäre er jedoch fehlerlos geblieben, wären die Seahawks möglicherweise mit einem Sieg und blauen Auge davon gekommen.

Meh: Seahawks CB Tre Flowers war mit Titans-WR Julio Jones sichtlich überfordert. Zum Teil war er viel zu passiv und ließ immer wieder Big Plays zu. Es ist jedoch auch nicht die einfachste Aufgabe, einen Spieler wie Jones erfolgreich zu covern. Darüber hinaus sah er beim langen Henry-TD mit einem verpassten Tackle, dass den langen Lauf erst ermöglichte, sehr unglücklich aus. LB Jordyn Brooks fiel eher mit unnötigen Fouls und schwacher Coverage auf. Das muss besser werden. Allgemein kassierten die Seahawks bei den Scoring Drives der Titans schlichtweg zu viele Flaggen durch Disziplinlosigkeiten.

Die Highlights:

Tyler Lockett (wer sonst) mit dem schönsten Play der Seahawks an diesem Abend.

Mit „Angry“ Doug Baldwin durfte endlich wieder eine Seahawks-Legende vor ausverkauftem Haus vor dem Spiel die Flagge der 12s hissen.

Die Verletzten:

FB Nick Bellore zog sich eine noch nicht bekannte Verletzung zu und OT Brandon Shell verstauchte sich den Knöchel.

Das Zitat:

„I hate to see it. 24:9 at halftime? C’mon. To give the game away…“ – Ein sichtlich enttäuschter Pete Carroll über das Comeback der Titans.

Der Tweet:

Meh.

Das Fazit:

Die Offensive muss wieder so variabel werden wie in Woche 1 und einen Weg finden, weniger stark von Big Plays abhängig zu sein. Abgesehen vom Touchdown bei unterirdischer Coverage und dem 6-Yard-Touchdown-Drive nach einem Turnover, stellten Russell Wilson und Co. nur kurz vor der Halbzeit eine wirklich gute offensive Serie auf die Beine. Alles andere? Vor allem viele kurze Down-Sequenzen, beziehungsweise kurze Drives. Auch die Defensive wurde stärker dominiert, als es 33 Punkte am Ende vermuten lassen. Speziell zwischen den Redzones dominierte Tennessee oft nach Belieben. Ein bitterer Tag für die Seahawks, die dieses Spiel eigentlich hätten gewinnen müssen.

Ausblick: In Week 3 gastieren die Seattle Seahawks am 26. September 2021 um 22.25 Uhr im US Bank Stadium bei den Minnesota Vikings.