Rams im Lumen Field oder „where the rubber meets the road“! Wie es auf Neudeutsch so schön heißt, mussten die Seahawks in Week 16 der NFL-Saison 2025 gegen den Dauerrivalen aus Los Angeles unbedingt „das Gummi auf die Straße“ bringen. Ansonsten dürfte der Zug um die Spitze in der NFC West und den Nr. 1-Seed in der gesamten Conference wohl abgefahren sein. Dementsprechend war es höchste Zeit, dass Seattles QB Sam Darnold seine Angst vor der Teufelsmagie von Rams-Cheftrainer Sean McVay ablegte und sein Team wieder ins gelobte Endzonen-Land führte.
Schließlich herrschte hier am Puget Sound in Sachen Offensiv-Touchdowns am vergangenen Sonntag gegen 10-fach Vater und QB-Granddad Philip Rivers eine gravierende Dürre. So war es einzig Seattles Chef-Fußakkrobaten und NFC Special Teams Player of the Week, K Jason Myers zu verdanken, dass die Truppe von Head Coach Mike Macdonald im Playoff-Rennen immer noch pari mit den Rams liegt. Gerade auch durch den am Steuer des Struggle-Bus sitzenden Offensive Coordinators Klint Kubiak.
Die Ausgangslage:
Glasklar war das Startkapital, das die beiden NFC West-Rivalen im Duell um die Divisionskrone unter den TNF-Flutlichtern an den Start brachten. Schließlich standen beide Teams vor dem Kickoff im Lumen Field jeweils mit einer Bilanz von elf Siegen und drei Niederlagen da. Und damit wie keine andere Mannschaft in der gesamten NFC. Sprich: Der Sieger des Primetime-Duells zwischen den Rams und den Seahawks durfte sich am Ende von Week 16 (außer bei einem Unentschieden) als vorübergehender Conference-Primus feiern lassen.
Dass das ganze Spiel in der Vorbereitung aber für beide Mannschaften alles andere als „Sahne“ lief, war im letzten Drittel der laufenden NFL-Saison auch nicht zu erwarten. Denn während Seattle auf OT und Blindside-Bodyguard Charles Cross wegen einer Oberschenkelverletzung verzichten musste, schlug sich mit WR Davante Adams eine der Top-Waffen der kalifornischen Offensive mit dem gleichen Problem herum und musste daher in Week 16 ebenso passen. Wer am Ende in wettertechnisch widrigen Umständen, also mit all dem, am besten umgehen konnte, verraten wir Euch in der folgenden Recap.
Das Spiel:
- Erstes Viertel: Den Spielstart gestaltete Rams-HC Sean McVay extrem aggressiv und ging im ersten Drive mehrfach für das 4th Down. Scheiterte dann aber an der 40-Yard-Linie der Seahawks, von wo aus die Gastgeber dank RB Ken Walker das Feld herunter marschierten und RB Zach Charbonnet zur Führung in die Endzone lief. Das gelang den Rams in der Folge nicht, denn ein Penalty stoppte sie bei 4th Down an der Goalline. So kam Seattles Offense wieder aufs Feld, ging aber 3&out – Zwischenstand: 7:3 Seahawks
- Zweites Viertel: Spektakulär begann der zweite Quarter nicht. Die Rams kamen zwar in Field Goal-Reichweite und konvertierten mit K Harrison Mevis. Danach kam die Seahawks-Offense aber ins Stottern und LA war wieder mit QB und MVP-Frontrunner Matt Stafford am Zug. Der sezierte mithilfe eines unfassbar gut geschemten Lauf- und Kurzspassspiels bis ran an die Endzone, wo TE Terance Ferguson den Touchdown fing. Und obwohl gerade Walker gut in Gang kam, sorgte ein Fumble von WR Cooper Kupp kurz vor der Halbzeit für einen Turnover und Ballbesitz Rams – Halbzeitstand: 7:13 Rams
- Drittes Viertel: Mit Adjustments und ordentlich Dampf kamen die Seahawks offensiv aus der Halbzeit und münzten einen langen Lauf von Ken Walker in einen TD und die Führung um! Einem Rams-Field Goal folgte dann das, was nicht passieren durfte: ein fast-Pick Six von QB Sam Darnold, den RB Blake Corum an der Goalline zum Touchdown verwandelte. Offensive Probleme endeten für Seattle in einem Punt. Den verwandelten Stafford und WR Puka Nacua in einen langen Catch bis an die Goalline – Zwischenstand: 14:23 Rams
- Viertes Viertel: Drei Downs und einen No Look-Pass von Stafford später, stand Nacua dann für die Rams mit dem Ball in der Endzone. Dank JSN, der in der ersten Halbzeit nicht einmal angespielt wurde, fanden sich die Seahawks schnell bei 3rd&Goal wieder. Das Problem: die nächste Interception von Darnold! Nutzen konnten die Rams den Elfmeter allerdings nicht, da WR Rashid Shaheed den Punt nach einem 3&out zum TD in die Endzone zurücktrug. Und der Wahnsinn war noch nicht vorbei! Angetrieben von einer heißen Defense, holten sich die Seahawks den Ball zurück, bevor TE AJ Barner den Ball in der Endzone fing und Zach Charbonnet mit der wahrscheinlich verrücktesten 2PT-Conversion in dieser Saison die Partie ausglich. Danach passierte dann nichts mehr – Zwischenstand: 30:30 Unentschieden
- Verlängerung: Die Rams bekamen den Ball, überlebten eine Fast-Interception von LB Ernest Jones und Stafford bediente Nacua für seinen zweiten TD an diesem Abend. Ein Schlag, den Sam Darnold allerdings wie ein Champ absorbierte, sich den Ball für einen Game Winning-Drive schnappte, mit schwierigen Würfen JSN oder Kupp fand und dann vor der Endzone stand. Dort lieferte „Sammy D“ erst einen kurzen TD-Pass auf Smith-Njigba ab, bevor die Seahawks zum dritten Mal für die 2PT-Conversion gingen und TE Eric Saubert mit seinem Catch den Deckel auf diesen Wahnsinn machte – Endstand: 37:38 Seahawks
Die Highlights:
Sachen sieht man in Seattle, die 12 eigentlich gar nicht sehen sollten. Oder wie war dieser Rushing-TD von Zach Charbonnet zur ersten Führung der Seahawks an diesem Abend zu deuten?
Charbonnet finishes off the drive for the @Seahawks score!
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Ken Walker, 55 Yards to the House und zur Führung. Dass wir als 12s das noch erleben dürfen!!!
KENNETH WALKER III 55-YARD TD RUN 🚨
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Wenn es die Offense mit TDs nicht richtet, dann machen es halt die Special Teams mit Rasheed Shaheed!
Took it and TOOK OFF. @RashidShaheed
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JSN kann tiefe Touchdowns fangen und AJ Barner auch!
BARN SHOW 🚨 @_ajbarner_ 26 yard TD.
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Eine der verrücktesten 2PT-Conversions aller Zeiten? Ja, dieser Ausgleich von Charbonnet dürfte definitiv dazu gehören!
"Is this the craziest 2-point conversion EVER?"
The @Seahawks tie it up in a WILD way 😳
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Die Darnold-JSN-Connection funktioniert auch in Overtime!!!
DARNOLD TO JSN!
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Wahnsinn, Wahnsinn, WAHNSINN!!! Eric Saubert mit dem Gamewinner!!!
3 for 3 on two-point conversions. That's a Seahawks WIN ‼️
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Das Wichtigste:
- Seahawks-Offensive Coordinator Klint Kubiak: Es war klar, dass Seattles Offense gegen die Defense der Rams bestehen musste. Doch Kubiak schien in Sachen Scheme abermals in dieser Saison überfordert oder fand einfach keine Antworten. Statt eine heiße Hand wie die von Ken Walker zu füttern, durfte immer wieder Zach Charbonnet ins Laufspiel rotieren. Im Passspiel verließ der OC sich auf „interessante“ Akteure wie FB Robbie Outzs (bei der Darnold-INT) als TE oder instruierte seine O-Line „max-protection“ mit TEs zu spielen, und Sam Darnold so seiner Anspielstationen auf den kurzen Routen zu berauben.
- Seahawks-RB Ken Walker: In Week 2 in Pittsburgh erlief K9 erstmals in einem Spiel über 100 Yards. Und gegen die Rams machte er es zum zweiten Mal in dieser Spielzeit, mit genau 100 Yards (9,1 Yards pro Lauf). Darunter der längste TD-Run eines Seahawks-RB seit dem Auswärtsspiel in Arizona 2024. Warum Kubiak Walker in diesem Thriller nicht permanent zum RB1 machte, wird wahrscheinlich das Geheimnis des OC bleiben.
- Seahawks-QB Sam Darnold: Ja, er warf auch zwei Interceptions, aber am Ende führte Darnold die Seahawks in Overtime nach diesen beiden Nackenschlägen doch noch zum Sieg. Der Gamewinning-Drive inklusive 2PT-Conversion schnürte eine nette Schleife auf einen Arbeitstag mit 22 angebrachten Pässen für 270 Yards und zwei TDs.
- 16 Punkte Rückstand im vierten Viertel haben die Seahawks in ihrer 50-jährigen Franchise-Geschichte in noch keinem Spiel geschafft, bis zum 18. Dezember 2025.
- Die Seahawks haben nach wie vor Probleme mit der Ballsicherheit. Der Fumble von Kupp vor dem Ende der ersten Halbzeit war bereits der 12. in dieser Saison, so viele wie kein anderes Team in der Liga.
- Mit 104 Catches ist Jaxon Smith-Njigba jetzt der Alltime Single Season Receiving-Leader der Seahawks! Und er hat noch zwei Spiele in der Regular Season zu spielen.
- In Sachen Receiving macht Rasheed Shaheed seit seinem Trade von New Orleans nach Seattle noch keinen krassen Unterschied. Bislang stehen für den WR null TD-Catches für die Seahawks, dafür aber seit dem Spiel gegen die Rams nicht nur ein Kickoff-, sondern auch ein Punt-Return-TD!
- S Coby Bryant musste in der zweiten Halbzeit das Feld mit einer Knieverletzung verlassen und ging mit einem Handtuch auf dem Kopf zurück in die Kabine, was eigentlich nichts Gutes verheißt.
- Rookie-S Nick Emmanwori schlug wenig später hart mit dem Kopf auf den Kunstrasen des Lumen Field auf und musste ebenfalls auf die Bank, kam aber in Overtime wieder ins Spiel zurück.
- Ebenfalls mit einer Knieverletzung war auch CB Riq Woolen im Laufe der Partie nicht mehr einsetzbar. Wie schwer die Blessur ist, blieb allerdings unklar.
- Und apropos Verletzungen: OT Josh Jones vertrat den angeschlagenen Charles Cross auf LT bravourös und ließ sich im Blocking kaum etwas zuschulden kommen.
- „Our story is to stay the same with Sam, since day one. The rest is anybody else’s stories!“ Seahawks-Cheftrainer nach dem Spiel, wie groß das Vertrauen innerhalb der Mannschaft gegenüber QB Sam Darnold ist.
Das Fazit:
Was soll man als Recap-Autor zu diesem Spiel sagen? Aktuell fällt es schwer, die eigenen Gedanken zu sammeln. Daher nur so viel: Die Seahawks stehen mit 12 Siegen und nur 3 Niederlagen nicht nur an der Spitze der NFC West, sondern sind auch aktuell 1st-Seed in der NFC (was eine Bye-Week in den Playoffs und Heimrecht bis zum Super Bowl bedeuten würde). Und ach ja: Seattle ist mit dem Sieg gegen die Rams jetzt auch fest für die Postseason qualifiziert! Und damit: Ende, Aus, Wahnsinn … für heute.
Ausblick: In Week 17 gastieren die Seahawks am 28. Dezember 2025 um 19.00 Uhr bei den Carolina Panthers.












