In Woche zwei der Preseason steht das erste Auswärtsspiel auf dem Programm. In der Stadt der Engel treffen die Seattle Seahawks am frühen Sonntagmorgen im StubHub Center auf die Los Angeles Chargers. Zum Einsatz kommen werden im zweiten Test der Vorbereitung hauptsächlich Rookies und Spieler, die um ihren Platz im Kader kämpfen. Die Etablierteren – ausgenommen die verletzten Wide Receiver Doug Baldwin, Tyler Lockett und Amara Darboh – spielen in der Regel maximal ein bis zwei Drives oder ein Quarter.
Auf welche Spieler sollte ich achten:
SS Delano Hill: Earl Thomas hat kürzlich die Marke von einer Million US-Dollar an Strafen geknackt. Während er weiter mit Abwesenheit glänzt, suchen die Seahawks im Training nach einem Safety-Duo, das beim Saisonstart auf dem Spielfeld steht. Einen der zwei Plätze hat Bradley McDougald sicher, er kann als Free oder Strong Safety auflaufen. Spielt er Strong Safety, dürfte inzwischen Tedric Thompson als Free Safety neben ihm gesetzt sein. Wechselt McDougald aber auf Free Safety, dann wäre das die Chance für Delano Hill. Der Strong Safety geht wie Thompson in sein zweites Jahr. Vergangene Woche bekam er gegen die Indianapolis Colts zahlreiche Snaps. Auch gegen die Chargers wird er wieder viel Spielzeit erhalten. Gerade bei der neu durchgemischten, noch wenig eingespielten Positionsgruppe ist es wichtig, Spieler für die Tiefe bereit zu halten und alternative Aufstellungen zu testen.
RB C.J. Prosise: Wichtigste Meldung vorweg: Prosise ist fit, die Hüftverletzung scheint auskuriert. Das muss leider so prominent erwähnt werden, weil der talentierte Running Back in seiner noch jungen Karriere vor allem durch Verletzungsanfälligkeit auf sich aufmerksam gemacht hat. Gegen die Colts fiel er in letzter Minute aus, diesmal ist er einsatzbereit. Prosise absolvierte bislang nur elf von möglichen 32 Regular Season-Spielen für Seattle. Verletzungen an Hand, Schulterblatt, Sprunggelenk und Leiste verhinderten mehr Einsätze. Ist der Third-Down Back gesund, kann er sowohl durch die Luft als auch am Boden eine Bereicherung für die Seahawks sein. In Erinnerung sind da vor allem seine Auftritte gegen die New Orleans Saints in Week 3 der Saison 2016 (4 Carries, 23 Yards, 4 Receptions, 80 Yards) und gegen die Philadelphia Eagles in Week 9 der gleichen Saison (4 Carries, 76 Yards, 1 Touchdown). Am Sonntagmorgen kehrt Prosise ins Aufgebot zurück – und muss dann vor allem eins zeigen: dass er auf dem Spielfeld bleiben kann. Der Ausfall von Rookie Rashaad Penny (gebrochener Zeigefinger) dürfte Prosise dabei zu mehr Snaps verhelfen. Die braucht er, um sich im Duell mit dem zweiten Third-Down Back im Kader, J.D. McKissic durchsetzen zu können.
LB Shaquem Griffin: Der Rookie sammelte in seinem furiosen Debüt gegen die Colts die meisten Tackles (9) überhaupt an diesem Tag. Trotzdem sieht er viel Verbesserungspotenzial, denn er möchte nicht nur die Anweisungen der Trainer umsetzen, sondern auch darüber hinaus einen guten Eindruck hinterlassen und bei jedem Snap ein Aktivposten sein. Griffin wird auch im Falle weiterer guter Leistungen in dieser Saison kein Starter bei den Seahawks – zumindest nicht auf Linebacker. Dort sind in der am meisten gespielten Nickel-Formation Bobby Wagner und K.J. Wright gesetzt. Der Rookie muss wie so viele andere Neulinge vor ihm über die Special Teams kommen. Eine mögliche Alternative wäre, ihn für ein paar Snaps als Safety auszuprobieren. Griffin kann mit einem erneuten starken Auftritt seine Chancen auf einen Kaderplatz weiter verbessern. Zeit dafür wird er genug bekommen, denn die Starter sind auch in der zweiten Woche in der Regel nur für wenige Minuten auf dem Feld. Gleiches gilt an dieser Stelle übrigens für die anderen zwei Rookies der Front Seven, LB/DE Jacob Martin und DL Rasheem Green.
O-Line: Keine Überraschung. Auf die Offensive Line wirft der Fan in der Preseason seit einigen Jahren einen hoffnungsvollen Blick. Sind Verbesserungen zu erkennen? Werden die Spieler endlich zur Einheit? Helfen sie dabei, das Laufspiel wieder als Seattles Stärke zu etablieren? Fragen, auf die das Spiel teilweise neue Antworten geben wird. Fehlen werden diesmal die zwei Tackles Isaiah Battle und Jamarco Jones, die sich gegen Indianapolis verletzten. Gegen die Colts zeigten sich vor allem im Blocking fürs Laufspiel noch bekannte Schwächen, während in der Pass Protection, also beim Schutz des Quarterbacks, ab und zu sogar eine saubere Pocket zu erkennen war. Es wird sich nicht von heute auf morgen alles ändern, doch es gibt dann doch ein paar kleinere Hoffnungsschimmer, an die sich Fans klammern dürfen.
Rashaad Penny hatte beim #Preseason-Auftakt der #Seahawks wirklich keinen leichten Stand. Das Blocking war teilweise eine Katastrophe. Hier sind 4 seiner insgesamt 8 Runs, und 2 der 3 negativen Runs sind da noch nicht einmal dabei. @SeaHawkersGER pic.twitter.com/erkm7OLQKi
— Adrian Franke (@adrianbb89) August 14, 2018
TE Nick Vannett: Zwei Jahre lang habe der Tight End mit einer lästigen Rückenverletzung gekämpft, sagte Head Coach Pete Carroll vor ein paar Tagen. Nun sei er schmerzfrei. Auf dem Spielfeld war vergangene Woche ein aktiver Nick Vannett zu sehen, der den einzigen Touchdown der Seahawks-Offense erzielte, als er im ersten Drive einen Pass von Quarterback Russell Wilson fing. Vannett wurde – wie jetzt sein Teamkollege Will Dissly – stets als starker Blocker gelobt, der aber auch als Passsempfänger Stärken hat. Was bislang relativ wenig zu sehen war, muss diese Saison endlich erkennbar werden, denn Vannetts Verantwortung ist mit dem Abgang von Jimmy Graham und Luke Willson gewachsen. Gerade deshalb, und weil Starter Ed Dickson weiterhin verletzt fehlt, ist er auch im zweiten Vorbereitungsspiel besonders unter Beobachtung.
Wo kann man das Spiel verfolgen?
Alle Preseason-Spiele der Seattle Seahawks sind empfangbar per NFL GamePass, entweder live, auf Abruf oder in der Kurzzusammenfassung in knapp unter 40 Minuten. Der Streamingdienst DAZN bietet über NFL Network auch die Möglichkeit an, einige Preseason-Spiele anzusehen – und diesmal gibt’s die Seahawks dort sogar live um 4 Uhr deutscher Zeit in der Nacht von Samstag auf Sonntag.
Hat die Begegnung Aussagekraft?
Auch diesmal ist das Ergebnis zweitrangig. Die Plays an sich sind es aber nicht. Preseason-Spiele geben eher Auskunft zu einzelnen Spielern im Duell mit ihren Gegenspielern als zum großen Ganzen. Die Stars werden nur kurz oder gar nicht zu sehen sein, die Spieler aus der zweiten und dritten Reihe sowie die Rookies definitiv. Daher ist es ratsam, sich bei der Bewertung eines Spielers anhand eines Vorbereitungsspiels immer auch anzuschauen, welche Qualität der Gegenspieler hat. Dass Chris Carson einen Linebacker austanzt, der nur geringe Chancen auf einen Kaderplatz hat, ist wenig überraschend. Dass Duane Brown seinem Quarterback einen Defensive End vom Leib hält, der in der Depth Chart nur an fünfter Stelle steht, ist auch noch nicht weltbewegend. Wenn aber Tedric Thompson und Delano Hill Philipp Rivers und seine Receiver gleich mehrfach narren, könnte das schon etwas Positives aussagen über das Leistungsniveau der zwei jungen Safetys.