Lange war unklar, wie es nach dem Tod von Teambesitzer Paul G. Allen mit den Seattle Seahawks weitergehen würde. Nun zeichnet sich eine Lösung ab, von der Fans in den und außerhalb der USA profitieren. Die NFL-Franchise aus dem Pacific Northwest wird wohl bald die zweite öffentlich und gemeinnützig geführte Gesellschaft der Profiliga.
Wie Jo Lynn „Jody“ Allen, Schwester Paul Allens, am Sonntagabend (Ortszeit) überraschend per Pressemitteilung bekannt gab, wird sie das Team nun doch zum Verkauf anbieten, wobei gezielt die Allgemeinbevölkerung zum Kauf von Anteilen angeregt werden soll. Zuletzt hatte Allen der Treuhandgesellschaft vorgesessen, in deren Besitz die Seahawks nach dem Ableben ihres Bruders Paul übergegangen waren. Dabei war aus Kreisen der Familie zu hören gewesen, Allen wolle sowohl in Seattle als auch in Portland bei den Trail Blazers als führende Kraft aktiv bleiben.
Nun aber kommt es anders. Jody Allen, so heißt es in der Pressemitteilung, wolle sich in Zukunft wieder mehr der Philanthropie zuwenden. Bedrohungen wie Klimawandel und soziale Ungleichheit seien ihr ein wichtiges Anliegen, dem sie sich aber nur mit voller Aufmerksamkeit widmen könne, wenn nicht mehr die Seahawks ihren Tagesablauf bestimmen. Und: Wenn sie zwischen Basketball und American Football wählen müsse, falle ihre Wahl die Portland Trail Blazers, ebenfalls ein Team Paul Allens und Jodys große Liebe.
There has been a plan in place for the Blazers and Seahawks for a couple of years in the event of Paul Allen's death. Paul's sister Jody does not want to own either team according to my sources. So look for both teams to be sold by Allen's estate.
— SportsBusinessRadio (@SBRadio) October 15, 2018
Zur Verkaufsentscheidung beigetragen hat laut der Mitteilung, dass sich die Fan-Unterstützung für das NFL-Team aus Seattle „seit Jahren ununterbrochen auf höchstem Niveau abspielt“. „Ich bin mir sicher, dass sich überall auf der Welt Menschen mit großen, blau-grünen Herzen finden werden, die mit ihrer finanziellen Unterstützung die Erfolgsgeschichte des Teams weiterschreiben wollen“, wird Jody Allen zitiert. Gerade auch die Begeisterung in Großbritannien und Deutschland habe Allen zu dem Entschluss bewegt, die Seahawks nach Vorbild der Green Bay Packers zu einem Team des Volkes zu machen.
Die Green Bay Packers, Inc. sind eine am 11. August 1923 gegründete, öffentlich und gemeinnützig geführte Gesellschaft, die die NFL-Footballmannschaft der Packers besitzt. Die Gesellschaft ist im Besitz der Allgemeinheit und wird laut Wikipedia Stand 2016 von 360.760 Aktionären gehalten. Niemand darf dabei mehr als 200.000 Aktien besitzen, was ungefähr vier Prozent der zurzeit 5.011.562 ausgegebenen Aktien entspricht.
Als Aktionär hat man ähnlich dem deutschen Vereinsrecht ein Wahlrecht, bekommt eine Einladung zur jährlich stattfindenden Mitgliederversammlung und hat Anspruch auf exklusive Fanartikel. Green Bay war bis zu Allens Bekanntmachung das einzige Team mit dieser öffentlichen Besitzstruktur in der NFL.
Welche Personen Teil des dann notwendigen Aufsichtsrat und Exekutivkomitees der Gesellschaft werden, ist bislang nicht bekannt. Der oder die Vorsitzende des Aufsichtsrat ist in der Regel die Person, die die Franchise bei den Treffen der NFL-Teambesitzer vertritt.
Ab wann Anteile an den Seattle Seahawks zum Verkauf stehen, wird in der Pressemitteilung nicht erläutert. Interessierte Fans können sich jedoch ab sofort über diesen Link registrieren, um immer auf dem Laufenden gehalten zu werden.
Paul G. Allen war im Oktober 2018 an den Folgen einer erneuten Non-Hodgkin-Lymphom-Erkrankung verstorben.
We are saddened to share that @Seahawks owner Paul Allen has passed away at age 65: https://t.co/Qcc4onRSZA pic.twitter.com/WXwpwSSTxh
— NFL (@NFL) October 15, 2018