See A Hawk: Tre Brown

Tre Brown

Tre Brown (Foto: Getty Images)

Tre Brown war ein sehr untypischer Pick im NFL Draft 2021 für die Seattle Seahawks, denn er verfügt nicht über die für die typischen Maße eines Outside Cornerbacks des Teams aus der Emerald City. Pete Carroll und John Schneider verkündeten der Öffentlichkeit jedoch, dass Sie mit Brown als Outside Cornerback planen. Die vergangene und gute Saison von D.J. Reed scheint den Verantwortlichen im Gedächtnis geblieben zu sein und weicht damit die sonst so strikten Anforderungen für einen Cornerback etwas auf.

Tre Brown gilt als selbstbewusst, liebt den Wettbewerb und ist nicht auf den Mund gefallen. Das wiederum klingt wieder sehr nach dem Anforderungsprofil an ehemalige Cornerbacks der Seattle Seahawks.

Cornerback Tre Brown

Kurzinfos:

  • College: Oklahoma
  • Alter: 23 (24.September 1997)
  • Größe: 178 cm
  • Gewicht: 83 kg
  • Armlänge:
  • Handgröße
  • Draft: 4. Runde, Pick #137

College-Statistiken (2020):

  • Spiele: 10
  • Tackles (Solo/Gemeinsam): 31 (25/6)
  • Tackles für Raumverlust: 1
  • Sacks: 0
  • Verteidigte Pässe: 6
  • Interceptions: 3

Werdegang

Tre Brown verbrachte vier Jahre an der University of Oklahoma, einem echten Powerhouse im College-Football. In seiner Zeit an der Universität verpasste Brown nur zwei von 52 möglichen Spielen. In den letzten beiden Spielzeiten konnte der Cornerback sich als Starter etablieren.

Am 14. Oktober 2018 starb Browns Mutter an Herzversagen. Wenige Tage später nach dem schmerzlichen Verlust kehrte Brown ins Team zurück und spielte am 20. Oktober 2018 im Spiel gegen die TCU. Er äußerte sich so, dass seine Mutter durch viele Dinge im Leben durchkommen musste, sie niemals lamentiert hat und den Kopf immer oben getragen hatte. Er sagte, dass seine Mutter es nicht anders gewollt hätte und er der Welt zeigen wollte, dass er die Stärke hat zu spielen. Durch diese Tragödie fand Brown neue Motivation sich selbst immer wieder an das Maximum zu bringen.

Videoanalyse

Tre Brown ist ein Cornerback der den Seattle Seahawks mit Erfahrung sowohl in Press- als auch in Off-Coverage weiterhelfen kann. In Press-Coverage ist Brown sehr gut, kann früh Kontakt aufnehmen und lässt sich auch von körperlich kräftigeren Wide Receivern nicht leicht schlagen. Er spielt „größer“, ist sehr aggressiv. Generell ist seine Deckungsarbeit zuverlässig, er ist oft sehr nah beim Gegenspieler und das auch über lange Distanz oder Dauer des Spielzugs. Brown verfügt über eine saubere Fußarbeit, bewegliche Hüften, die sich vor allem bei der Bewegung aus dem Backpedal in den Sprint (den sogenannten Break) bemerkbar macht, wenn er Spielzüge frühzeitig Underneath erkennt und dann seine Zone verlässt. Eine saubere Tackle-Technik rundet sein Profil ab.

Die geringe Körpergröße macht sich vor allem in Contested-Catch-Situationen bemerkbar. Hier hat Tre Brown Probleme am Fangpunkt des Balles. Diese Schwäche könnte man mit einer besseren Positionierung und verbessertem Timing kaschieren. Auch nimmt Brown, vermutlich um seine körperlichen Maße zu kompensieren, oft viel Kontakt zum Gegenspieler auf. Das ist grundsätzlich erstmal nicht schlimm, könnte aber in der NFL zu mehr Flaggen als im College führen. Hier muss er auf dem nächsten Level adjustieren. In der Unterstützung der Laufverteidigung ist Brown häufig überaggressiv, rennt damit sozusagen am Spielzug oder am Ballträger vorbei.

Größte Stärke

In der folgenden Szene sehen wir Tre Brown in Deckungsarbeit. Der Wide Receiver des gegnerischen Teams versucht eine Crossing-Route zu laufen. Brown ist in Press-Coverage und stört den Gegenspieler direkt an der Anspiellinie. Anschließend folgt er – mit zugegeben viel Kontakt, der in der NFL auch eine Strafe nach sich ziehen könnte – dem Gegenspieler eng. Beim Anspiel auf den Wide Receiver kann Brown seinen Arm vor den Gegenspieler bringen und den Pass abwehren.

Größte Schwäche

Um eine der Schwächen von Tre Brown aufzugreifen bediene ich mich diesmal mangels geeignetem Videomaterial an gefilmten Aufnahmen von der Senior-Bowl-Woche und den dort stattfindenden Trainingseinheiten. Hierbei ist zu beachten, dass die Drills die Wide Receiver massiv bevorzugen (Quarterback ohne Druck, Cornerback im Eins-gegen-Eins, keine Hilfe durch den Safety).

Tre Brown bringt es in der folgenden Wiederholung nicht fertig seinen Gegenspieler Nico Collins an der Anspiellinie zu stören. Dadurch kann Collins etwas Seperation kreieren. Im Laufe des Spielzuges kann Brown aufschließen. Im direkten Duell am Fangpunkt hat Brown aber gegen einen der besseren und physischen Receiver der diesjährigen Draft-Klasse schlicht keine Chance. Collins nutzt hier seine ganze Physis und seinen Größenvorteil aus und sichert den Ball in der Endzone. Spieler mit diesen Maßen werden in der NFL zuhauf auf Brown warten. Mit einer engeren Deckung oder besserem Timing in der Luft könnte er diese Schwäche kaschieren.

Fazit

Tre Brown wird in einer Cornerback-Gruppe der Seattle Seahawks, dessen Leistungsfähigkeit man wenig bis gar nicht einschätzen kann, um einen Stammplatz konkurrieren. Die besten Chancen auf einen der beiden Outside-Cornerback-Spots dürfte D.J. Reed haben, der diese Position in der zweiten Saisonhälfte der Saison 2020 gut bekleidete. Akhello Witherspoon, ehemals San Francisco 49ers, wurde in der Free Agency für ein Jahr und ein Gehalt von vier Millionen von den Seattle Seahawks verpflichtet. Sollte Witherspoon fit bleiben, so dürfte er die besten Chancen zu starten haben. Tre Flowers, der im letzten Jahr seines Rookie-Vertrages ist, rechne ich wenig Chancen auf viel Spielzeit aus. Doch für die Tiefe ist Flowers ein ordentlicher Backup, der das System kennt.

Und dann ist da noch immer die große Unbekannte, die in Seattle aber gar nicht so unbekannt ist: Richard Sherman. Die Gerüchte und Berichte rund um eine mögliche Verpflichtung des Veteran klingen nicht ab. Und so wäre es durchaus denkbar, dass Richard Sherman zu dieser Gruppe dazu geholt wird und damit mutmaßlich für ein bis zwei Jahre, bei körperlicher Fitness, klarer Stammspieler sein könnte. Das würde zumindest die Rookie-Saison von Tre Brown vermutlich zu einer sehr ereignisarmen Saison machen.

Doch auf kaum einer Position wie der des Cornerbacks ist die Tiefe der Positonsgruppe so wichtig. D.J. Reed wurde verletzt von den Seattle Seahawks über das Waiver Wire aufgenommen. Akhello Witherspoon spielte letzte Saison laut eigenen Aussagen mit mehreren Verletzung, spielte 11 von 16 möglichen Partien. Und sollte ein Spieler wie Richard Sherman verpflichtet werden, so muss bei ihm auch eine gewisse Verletzungsanfälligkeit und Ausfallzeit einkalkuliert werden. Für jeden dieser Fälle wäre Tre Brown der „Next Man up“.