See A Hawk: Stephen Sullivan

Was finden die Seattle Seahawks an Stephen Sullivan, könnte man sich beim Blick auf dessen Stats aus der College-Saison 2019 fragen. Was bewegte sie dazu, ihn in der 7. Runde zu picken, obwohl sie ihn wohl auch als Undrafted Free Agent bekommen hätten. In sechs Spielen hatte der ehemalige Wide Receiver und jetzt Tight End doppelt so viele Fänge für 130 Yards und null Touchdowns – und das in der dynamischen Offensive des nationalen Meisters LSU. Für Head Coach Pete Carroll und General Manager John Schneider dürfte Sullivan eine Art Projekt sein. Deshalb gibt’s hier nun die Projektbeschreibung.

In der Rubrik “See A Hawk” stellen wir in unregelmäßigen Abständen Spieler der Seattle Seahawks – oftmals Draft-Neuzugänge – etwas genauer vor.

TE Stephen Sullivan

Kurzinfos:

  • College: LSU (2017-2019)
  • Alter: 23 Jahre (28. November 1996)
  • Größe: 196 cm
  • Gewicht: 110 kg
  • Armlänge: 84 cm
  • Handgröße: 24 cm
  • Draft: 7. Runde, Pick #251

College-Statistiken (2019):

  • Spiele: 6
  • Receptions: 12
  • Yards: 130
  • Touchdowns: 0

Videoanalyse

Stephen Sullivan ist der Prototyp eines Tight-End-/Wide-Receiver-Hybrids. Mit einer stattlichen Größe von 1,96 Metern ausgestattet, kann er vor allem in der Endzone ein großes Ziel für den Quarterback sein. Ähnlich wie bei Tight End Jacob Hollister liegen die Stärken Sullivans klar in der Rolle des Passempfängers. Das kommt nicht von ungefähr, denn die ersten beiden Jahre am College (LSU) spielte Sullivan noch Wide Receiver. Erst in seinem letzten Jahr schulte Sullivan auf Tight End um und machte dann nur noch sechs Spiele. Spielpraxis: kaum.

Die Vorzüge der Receiver-Ausbildung schlagen sich eindrucksvoll in Sullivans Stärken nieder. Trotz seiner enormen Größe ist er ein guter Route Runner, er läuft seine Passwege in der Regel scharf und präzise. Vor allem bei Seam-Routen deutete er sein Potenzial an. Eine Seam ist der Schnittpunkt zwischen den einzelnen Bereichen einer Zonenverteidigung. Diese Nahtstellen zu erkennen und zu attackieren, ist für Slot-Receiver und Tight Ends enorm wichtig – Sullivan kann das. Seine Hände sind gut und bei umkämpften Bällen (Contested Catch) kann er sich durchsetzen. Er passt seine Position an, wenn er zum Ball geht und hat einen großen Catch-Radius.

Die fehlende Erfahrung auf der Tight-End-Position macht ihm jedoch zu schaffen. Er verfügt über zu wenig Kraft, um als Anschlussspieler der Offensive Line gegen die Defensive Line zu blocken, kann sich in diesen Situationen nicht durchsetzen. Ist er außen aufgestellt, um das Laufspiel zu unter-stützen (beispielsweise per Block gegen einen Safety), setzt er sich häufiger durch.

Sullivan lässt sich beim Laufen seiner Routen und beim Blocken zu leicht aus der Balance bringen, teilweise durch leichte Berührungen. Um bei den Profis zu bestehen muss er dringend an seiner Physis arbeiten, dann sollte sich die fehlenden Balance aus-merzen lassen. Mehr Stabilität würde Sullivan auch beim Blocken helfen, doch ohne eine verbesserte Technik wird er mit dieser Aufgabenstellung das Feld nicht sehen.

Fazit

Stephen Sullivan kommt als Projekt in die NFL. Auch wenn die Seattle Seahawks sich ähnlich wie im Jahr zuvor in die letzte Runde des NFL Draft zurück tauschten (damals für Wide Receiver John Ursua) ist sein Kaderplatz alles andere als sicher. In der dicht besetzten Tight-End-Gruppe geht es für Sullivan gegen Veterans wie Greg Olsen, Will Dissly, Luke Willson und Jacob Hollister oder auch Rookie Colby Parkinson.

Als Matchup-Waffe im Passspiel sehe ich für Sullivan eine Rolle, die er schnell ausfüllen kann. Damit ist sein Einsatz aber sehr limitiert, denn als Blocker in der NFL wird er sich Stand jetzt kaum durchsetzen. Die größte Konkurrenz mit einem ähnlichen Skillset sehe ich bei Jacob Hollister. Für mich wird zwischen diesen beiden Spielern die Entscheidung bei den Roster Cuts fallen. Hier könnte durch eventuell benötigtes Geld (Stichwort Salary Cap) das Pendel in Richtung Sullivan ausschlagen. Durch die Entlassung von Jacob Hollister könnten die Seahawks rund 3,2 Millionen US-Dollar einsparen, die sie in andere Positionsgruppen investieren könnten.