Recap: Regular Season 2018 (Week 3) – Cowboys @ Seahawks

CenturyLink Field wurde am Sonntag zum ersten Mal in der Regular Season 2018 zur Festung. Die Seattle Seahawks besiegten zu Hause die Dallas Cowboys mit 24:13 und machten dabei einen Schritt in die richtige Richtung. Vor allem die Defensive überzeugte gegen die über weite Strecken harmlosen Texaner. Und dann wurde da noch ein lange fort gewesener Besucher im Stadion gesichtet: das Laufspiel der Seahawks, gemeinsam mit einem Touchdown am Boden. Das Spiel im Rückblick.

Positiv:

WR Tyler Lockett: Drei Spiele, drei Touchdowns. Tyler Lockett macht aktuell das, was man von Doug Baldwin erwartet – und das tut gut. Denn die Vertragsverlängerung zu Konditionen, die nicht jeder zweitstärkste Receiver in der NFL bekommt, war nie ganz unumstritten. Solange Lockett aber abliefert wie zur Zeit (diesmal vier Fänge für 77 Yards und einen Touchdown), hält sich das Murren in Grenzen. Drei Receptions waren übrigens enorm wichtig, weil bei Third Down. Das schaffte ein anderer Receiver, der weiter unten aufgelistet ist, nicht. Was jetzt noch zum ganz großen Glück fehlt: ein Return-Touchdown.

RB Chris Carson: Der Running Back durfte in der ersten Halbzeit so viel laufen, wie in den vorherigen zwei Spielen insgesamt nicht. Die Trainer nahmen die Kritik an und setzten verstärkt auf ihren stärksten Läufer. 32 Carries für 102 Yards und damit 3,2 Yards pro Lauf sind jetzt noch keine Wunderleistung, aber ein Lichtblick für das ach so kritisierte Laufspiel der Seahawks. Chris Carson ist er erste Seattle-Läufer seit Dezember 2016, der 100 Yards zu Fuß erzielt. Damals war Thomas Rawls am Werk. Carson ist auch der erste Running Back seit J.D. McKissic im vergangenen Oktober, der die Endzone am Boden findet.

SS Bradley McDougald: Was kann ein Spieler noch mehr tun als Bradley McDougald, um zu den besten Safetys der Liga gezählt zu werden? Konstanz zeigen – und so bezahlt werden, gell Earl? McDougald, der vor der Saison einen Dreijahresvertrag über 13,5 Millionen US-Dollar unterschrieb (bester Deal aller Zeiten für Seattle!) ist auf dem Weg an die Spitze der NFL. Der Free Safety tackelte, verursachte einen Fumble, antizipierte, war überall zugleich. Und das in der dritten Woche in Serie. Kam Chancellor, der am Sonntag die 12th Man Flag hisste, muss verdammt stolz auf seinen Nachfolger gewesen sein.
Sollte Earl Thomas‘ Abschied nahen, McDougald wäre die unangefochtene Nummer eins in der Secondary der Seahawks und ein Grund, positiv gestimmt zu sein. Sollte Earl Thomas in Seattle bleiben, könnte er mit seinem Kollegen ein sensationelles Duo bilden, so wie am Sonntag geschehen. Aber ob das Thomas interessiert?

D-Line: Namentlich sind zwei Spieler hervorzuheben, die drei der insgesamt fünf Sacks sammelten. Defensive Tackle Jarran Reed ist nicht gerade bekannt dafür, ein Pass Rusher zu sein. Gegen die Cowboys war er aber genau das mit seinen zwei Sacks, einem Karriere-Saisonbestwert (2016 und 2017 insgesamt jeweils 1,5 Sacks). Wohlgemerkt gegen die O-Line der Cowboys, der inzwischen – und ohne den starken Center Travis Frederick – mehr Ruf vorauseilt, als dass sie diesen noch bestätigt.
Neben Reed machte Frank Clark das mit seinem Gegenüber Tyron Smith, was sonst Seattles Germain Ifedi über sich ergehen lassen muss. Der Defensive End jagte Dallas-Quarterback Dak Prescott übers Spielfeld und arbeitet weiter an der Steigerung des eigenen Werts. Clark befindet sich im letzten Vertragsjahr und dank einem weiteren Sack in Week 3 auf dem Weg in den zweistelligen Bereich. Das könnte auch für sein zukünftiges Gehalt gelten.

Neutral:

WR Brandon Marshall: Nach ordentlichen zwei Wochen in der Fremde ließ sich Brandon Marshall wohl von der Kulisse im CenturyLink Field beeindrucken. Überraschend für einen Veteran seines Kalibers, zumal er ja jetzt im Dress der Seahawks spielt. Drei fallen gelassene Bälle bei Third Down sind kein gutes Signal an die Trainer und auch keine Bewerbung für mehr Snaps. Als ihm Russell Wilson dann im dritten Quarter ein Zuckerpässchen in die Hände legte, konnte selbst Marshall nicht mehr nein sagen. Aber auch so einen Ball muss man erstmal festhalten, während der Gegenspieler am Oberarm hängt.

RB Rashaad Penny: Geduld ist auf jeden Fall noch da mit dem Rookie, denn er hatte keine leichte Vorbereitung. Er musste sich am Sonntag klar mit der Rolle als Backup abfinden, bekam drei Carries und schaffte damit fünf Yards. Auch der Fumble bei einer Ballübergabe ist noch zu verschmerzen, da der Ballbesitz nicht wechselte. Doch in den kommenden Wochen muss von Penny langsam etwas mehr kommen, wenn die Verwendung eines First-Round Picks für ihn nicht als nächster Fehler des Front Offices in die Geschichte der Seahawks eingehen soll.

QB Russell Wilson: Kleines Lob dafür, dass er es nicht zu sehr wollte. Genau das hatte Head Coach Pete Carroll seinem Quarterback unter der Woche vorgeworfen. Wilson versuche es manchmal ein bisschen zu doll. Nicht diese Woche. Da legte er mit 16/26 und 192 Yards sowie zwei Touchdowns einen soliden Auftritt hin. Noch wichtiger aber: Er warf keine Interception. Kleiner Minuspunkt fürs schlechte Zeitmanagement ab und an. Man bibbert bei Wilson doch sehr, wenn die Play-Uhr rot eingefärbt ist.

OC Brian Schottenheimer: Der gute Mann steht hier einfach mal so. Er hat sich die Kritik an seinen Spielzug-Ansagen zu Herzen genommen und diesmal eine satte Dosis Läufe eingestreut. Kritkfähigkeit war nicht gerade die Stärke von Schottenheimers Vorgänger Darrell Bevell. Der neue Offensive Coordinator macht genau das besser. Danke dafür – und für das tolle zweite Quarter mit drei Drives, die zu Punkten führten.

O-Line: Vorweg sei gesagt, dass weder Center Justin Britt noch Left Guard Ethan Pocic in diesem Spiel auflaufen konnten. Trotzdem hielt die Angriffslinie dem Druck der Cowboys um DeMarcus Lawrence stand und kassierte nur zwei Sacks. Joey Hunt, der für Britt auf Center spielte (und irgendwie beeindruckt, weil er so viel kleiner als seine Mitspieler aussieht und trotzdem gute Leistungen zeigt). Seine beste Aktion des Tages fand aber bei angehaltener Uhr statt, als er seinen gefühlt zehn Köpfe größeren Gegenspieler Randy Gregory zu einem Schlag an den Helm und daraus resultierend einer 15-Yard-Strafe verleitete und damit ein neues Set Downs herausholte.
D.J. Fluker planierte in seinem Seahawks-Debüt ein paar Mal den Weg frei fürs Laufspiel, so auch bei Carsons Touchdown. 2,9 Yards pro Lauf sind sicher nicht auf eine Meisterleistung der O-Line zurückzuführen, doch sie reichten, um die 100 Yards endlich mal wieder zu knacken. Ach ja, und hat irgendjemand sich in diesem Spiel über Germain Ifedi aufgeregt? Hallo? Haaallooo? Ok.

Negativ:

FS Earl Thomas: Der Free Safety steht hier definitiv nicht wegen seiner Leistung. Die war wie immer hervorragend. Aber es ist mit ihm gerade irgendwo so wie mit deinem Partner, der auf einer Party ewig lang mit der attraktiven Person auf der anderen Seite des Raums flirtet. Man kann das gelassen sehen, schließlich seid ihr ja schon ewig ein Paar und habt Vertrauen ineinander. Irgendwie nervt es aber doch trotzdem ein wenig. Tja, so ist das eben manchmal in Beziehungen. Aber deswegen die Trennung wollen? Hm. Ihr gebt euch gegenseitig doch noch sooo viel. Sprecht miteinander.
Das Drama wird weitergehen. Und es ist lächerlich. Trotzdem müssen wir es ertragen. Man kann sich gerne darüber streiten, ob das Verhalten von Thomas negative Auswirkungen auf die Mitspieler hat oder nicht (mindestens die halbe Kabine schreit ja offenbar „Bezahlt ihn!“, wenn er ein Interview gibt), aber solange er auf dem Spielfeld diese Leistung abruft, kann oder sogar muss man das Drama in Kauf nehmen. Sein Wert für einen möglichen Trade ist jedenfalls am Sonntag gestiegen.

Regelwerk: Auch wenn die Seahawks von einem Call der Schiedsrichter hier profitierten, was ist denn bitte jetzt genau kein Roughing the Passer mehr? Nachdem Russell Wilson einmal regelwidrig (?!) zu Boden geworfen wurde, stupste später Seahawks-Defensive Tackle Quinton Jefferson Dak Prescott an und der fiel wie vom Blitz getroffen um. Auch das war eine Flagge wert. Es scheint, als dürfte ein Quarterback nur noch umgepustet werden. Mal sehen, wer hier den längeren Atem hat – die NFL oder ihre Zuschauer.

Fazit:

Achtung, kurze Euphoriebremse. Die Dallas Cowboys waren am Sonntag schwach, wirklich schwach, zeigten kaum vernünftiges Passspiel. Ezekiel Elliots 127 Yards mit nur 16 Läufen halfen da auch auch nicht. Aber wenn es jetzt heißt, „das waren ja nur die Cowboys“, dann stellt sich schon die Frage, wer denn bitte die Seahawks aktuell sind? Die Antwort lautet: Nicht mehr das Team, von dem man automatisch einen Sieg gegen die Denver Broncos, Chicago Bears oder auch Dallas Cowboys erwarten darf. Von daher ist der Erfolg vom Sonntagabend einer, den man auch feiern darf, denn die Leistungssteigerung war zu sehen.

Seattle steht jetzt bei 1-2 und kann bis zur Bye Week gut auf 3-3 kommen. Nach dem Pflichtsieg, der nun gegen die Arizona Cardinals folgen muss, kommen die Los Angeles Rams zum zweiten Seahawks-Heimspiel in den Pacific Northwest. Und dann geht’s nach London, wo die Oakland Raiders warten.