Recap: Regular Season 2018 (Week 13) – 49ers @ Seahawks

Richard Sherman hat Russell Wilson schon mal „fünf Picks werfen sehen“, erzählte er unter der Woche. Am Sonntagabend im CenturyLink Field musste der ehemalige Cornerback der Seattle Seahawks aber mit ansehen, wie sein einstiger Quarterback vier Touchdowns warf und seinem neuen Team, den San Francisco 49ers, beim 43:16 nicht den Hauch einer Chance ließ.

Auch dank eines bärenstark aufgelegten Bobby Wagner war das Spiel zwar eine klare Angelegenheit, das Endergebnis fiel in der Höhe aber etwas zu deutlich aus. Aufgrund der Niederlagen vieler direkter Konkurrenten im Kampf um die Playoff-Plätze in der NFC liegen die Chancen der Seahawks auf die Postseason nun schon bei über 80 Prozent. Auch wenn vieles in diesem Spiel positiv stimmen lässt, gibt es natürlich trotzdem einige Kritikpunkte, an denen Seattle in den nächsten Wochen arbeiten muss.

Besonders schön war auch, dass Einige der Mitglieder unseres Fanklubs direkt vor Ort waren und im CenturyLink Field ein tolles Spiel erleben konnten.

Positiv:

QB Russell Wilson: Wenn Effizienz bildlich zu veranschaulichen ist, dann war das an diesem Abend die Leistung des Quarterbacks. Unbeeindruckt vom Trubel in der Öffentlichkeit, die das Spiel zum privaten Matchup Sherman gegen Wilson stilisierten, zeigte er ein fehlerfreies Spiel. Vier Touchdowns sind nicht nur Saisonbestwert, sie entstanden auch aus gerade einmal 17 Passversuchen – unheimlich effektiv. Wilsons Quarterback-Rating ist mit 140,9 sehr bemerkenswert. In einer Woche mit eher mittelmäßigen Quarterback-Leistungen in der NFL stach er wieder einmal heraus. Zwar attackierte Wilson in der ersten Halbzeit die linke Seite der 49ers von Sherman überhaupt nicht, doch in der zweiten Hälfte ließ er seinen ehemaligen Teamkollegen beim Touchdown-Pass auf Wide Receiver Jaron Brown alt aussehen. Wilson, der sich im Gegensatz zu Sherman nicht zu provokanten Aussagen hinreißen ließ und ihn gar lobte, geht aus diesem „Duell“ sportlich wie auch menschlich als Sieger hervor.

LB Bobby Wagner: Nach dieser Leistung ist Bobby Wagner auf dem besten Wege zum Defensive Player of the Week. (Dass er in seiner Karriere bislang nur eine einzige Stimme als Defensive Player of the Year erhielt, ist an dieser Stelle traurige Randnotiz.) Einmal mehr stellte er unter Beweis, dass er der beste Inside-Linebacker der NFL ist. Elf Tackles, davon zwei für Raumverlust, einen Sack, zwei verteidigte Pässe, einen verursachten und eroberten Fumble (wenn man das in diesem Fall so nennen will) sowie einen Pick Six – jede einzelne Spalte in der Statistik war gefüllt. Das sind überragende Werte. Wagner ist das Herz der Defensive und hält diese entscheidend zusammen. Fun Fact: Der Pick Six über 98 Yards war der längste in der Franchise-Historie der Seahawks.

WR Tyler Lockett: Auch wenn er nur einen Pass fing, stellte Lockett einmal mehr unter Beweis, wie wichtig er für die Offensive der Seahawks ist. Sein einziger Fang ging nämlich über 52 Yards für einen sehenswerten Touchdown. Als Deep Threat, also gefährlicher Spieler bei tiefen Routen, ist der Receiver extrem gefährlich und scheint seinen in der Offseason unterschriebenen und teilweise kritisierten Vertrag mehr als zu rechtfertigen. Darüber hinaus verhalf Lockett seiner Offense bei einer Pass Interference der 49ers gegen ihn zu über 40 Yards und sein Kickoff-Return zu Beginn der zweiten Hälfte bis an die gegnerische 20-Yard-Linie war die Grundlage für den Touchdown-Spaziergang von Running Back Rashaad Penny, der immer besser in der Offensive von Brian Schottenheimer zurechtkommt.

RB Chris Carson: Der Mama zuliebe sprang er diesmal nicht über einen Gegenspieler, doch seine Leistung schmälerte das nicht. Gemeinsam mit seinem Kollegen Rashaad Penny erlief Chris Carson bei 20 Carries 134 Yards – und als Passempfänger legte er bei drei Targets noch 39 Yards obendrauf. Die Maschinerie läuft – und sie ist schwer aufzuhalten. Wer Carson tacklen möchte, wird sich von ihm fünf Yards mitschleifen lassen, ehe der Spielzug beendet ist. Das ist verdammt cool anzusehen. Der ausgekugelte Finger, den Ärzte gegen Ende des Spiels wieder einrenken mussten, sollte kommende Woche kein Problem sein.

Laufverteidigung: San Francisco erlief bei 23 Versuchen nur 66 Yards, auch wenn sowohl Matt Breida als auch Jeff Wilson Jr. sichtlich angeschlagen waren. Defensive Tackle Poona Ford war vor Ort und stand schön im Weg, Jarran Reed genauso.

Neutral:

Pass Rush: Wenngleich Defensive Tackle Jarran Reed ein starkes Spiel ablieferte und einen Sack verbuchte, kam insgesamt zu wenig vom Pass Rush. Die anderen beiden Sacks entstanden nach Blitzen der Defensive. Bei einem Vier-Mann-Rush konnte Seattle kaum Druck auf Niners-Quarterback Nick Mullens ausüben, was sich auch negativ auf die gesamte Defensive auswirkte. Gerade von Spielern wie Defensive End Frank Clark hätte man sich etwas mehr gewünscht, der in diesem Spiel wie schon letzte Woche kaum zu sehen war.

Scorigami: Das Endergebnis 43:16 war eines, das es in der NFL noch nie zu vor gab. Größter Dank geht hierbei an Kicker Sebastian Janikowski, der zwei PATs verschoss, damit wir hier jetzt dieses kleine Statistik-Schmankerl bejubeln können.

Negativ:

Passverteidigung und schlechtes Tackling: 414 Yards ließ die junge Secondary der Seahawks gegen den noch unerfahrenen Nick Mullens zu, das erinnert an den Shootout mit den Houston Texans vor einem Jahr bei der ersten Gruppenreise der German Sea Hawkers e.V. Natürlich entstand auch ein gewisser Teil dieser Yards in der sogenannten „Garbage Time“, als Seattle eher konservativ verteidigte und das Spiel längst entschieden war. Dass diese Leistung gegen noch stärkere Teams aber eiskalt bestraft wird, dürfte wohl klar sein und muss gegen die Minnesota Vikings in der nächsten Woche abgestellt werden. Beide Touchdowns von Wide Receiver und Huskies-Alumnus Dante Pettis wurden außerdem durch misslungene Tackles der Cornerbacks Shaquill Griffin und Tre Flowers ermöglicht.
Besonders die Screens der Niners verteidigte Seattle schlecht, was wohl auch damit zusammenhängt, dass K.J. Wright, der vielleicht beste Screen-Verteidiger des Teams aktuell verletzt fehlt.

Flaggen: Unnötige False Starts und Holding-Strafen zogen sich wie ein roter Faden durch das Spiel der Seahawks. Hierbei ist besonders die Offensive Line zu kritisieren, die in dieser Hinsicht keinen guten Job machte. Egal ob Germain Ifedi, George Fant oder D.J. Fluker (der sich auch noch eine schwere Oberschenkel-Verletzung zuzog), fast jeder Spieler in der O-Line holte sich eine Strafe ab, was in engeren Spielen wesentlich mehr weh tun kann als an diesem Sonntagabend.

Fazit:

Die Seattle Seahawks haben einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Playoffs gemacht, obwohl die Los Angeles Rams sich bereits an diesem Wochenende durch ihren Sieg heimlich, still und leise die Krone in der NFC West aufsetzten. Das wichtigste Spiel des verbleibenden Spielplans findet nächste Woche wieder im CenturyLink Field statt. Dann sind die Minnesota Vikings, ein Konkurrent um die Wild Cards, gehen. Gewinnt Seattle auch noch dieses Spiel, ist die Playoff-Teilnahme fast schon eine sichere Sache. Die Ausgangslage jedenfalls ist jetzt mit drei Heimspielen bei vier verbleibenden Partien hervorragend.