Preview: Regular Season 2022 (Week 4) – Seahawks @ Lions

Regular Season 2022 Detroit Lions Seattle Seahawks Week 4

Spät(-Summer) in „Mo-Town“: Für die Seahawks geht es in Week 4 nach Detroit, zu den wiedererstarkten Lions. Die haben nach der unglücklichen Niederlage gegen Minnesota Blut geleckt und sehen sich zum ersten Mal seit Jahren in der Favoritenrolle gegen Seattle. Glaubt man den lokalen Medien, dann ist das Spiel am Sonntag das erste „Must-win-Game“ der Saison für das Team aus Michigan. Und auch wenn alle (deutschen) Augen schon vor seiner Verletzung auf Lions-WR Amon-Ra St. Brown gerichtet waren, bietet das Team der Gastgeber noch mehr, auf das es sich zu schauen lohnt!

Einer Umfrage des Fanblogs prideofdetroit.com zufolge, sind 99 Prozent der Detroiter Fans zufrieden mit dem Saisonstart – und das zu Recht. Das Team von Head Coach Dan Campbell kontrollierte fast das gesamte Spiel gegen die Vikings, was auch am aggressiven Play-Calling lag. Am Ende verloren die Lions aber das fast sicher geglaubte Spiel dann doch noch. Immerhin: noch vor ein bis zwei Jahren wären sie hoffnungslos unterlegen gewesen. Und so nimmt das Team aus Michigan Fahrt auf, während die Seahawks nach einem hoffnungsfrohen Start durch die Niederlage gegen die Falcons ein wenig auf dem bilanztechnischen Rollercoaster unterwegs sind.

Grund dafür, dass der Glaube an das eigene Team am Lake Erie zurückgekehrt ist: Die NFL-Draft-Klasse von 2022 mit Michigans „own“ Player, Aidan Hutchinson, der als Pass Rusher für viele überraschend nicht der First-Overall-Pick war und Alabama-WR Jameson Williams, seines Zeichens der Nr. 12-Pick. Beide machen schon jetzt Spaß. Zumindest, falls man es mit den Hellblauen aus dem Norden der USA hält.

Das Spiel:

  • Kickoff: Sonntag, 19 Uhr
  • Austragungsort: Ford Field (Überdacht, Kunstrasen)
  • Wettervorhersage: 18 Grad Celsius, heiter
  • Schiedsrichter: Clay Martin
  • Empfang: NFL GamePass, ran
  • Wettprognose: Seahawks +5
  • Hashtag: #SEAvsDET

Der Injury Report:

Der Ausfall von RB Travis Homer (Rippen), reißt gerade bei Third Down im Laufspiel der Seahawks in Week 4 natürlich eine Lücke. Besonders, weil RB Kenneth Walker III (Schulter) noch nicht zeigen konnte, was in ihm steckt. Unter der Woche waren, mit Gabe Jackson (Knie, Veteran Rest) und Phil Haynes (Knöchel), zwei Guards beim Training durch Verletzungen abwesend. Ebenso wie CB Justin Coleman (Wade) und DT Al Woods (Veteran Rest). DT Shelby Harris (Gesäß), WR Marquise Goodwin (Knie) und DE Quinton Jefferson (Fuß) stehen trotz limitierter Trainingseinsätze für das Auswärtsspiel zur Verfügung,. Ebenso wie Walker, der voll mittrainieren konnte. Am Ende ist so neben dem unwahrscheinlichen Einsatz von Coleman für die Seahawks nur S Joey Blount (Oberschenkel) fraglich.

Durcheinandergewürfelt wurde dagegen die Offense der Lions: WR Amon-Ra St. Brown (Knöchel), nach wenig Trainingseinheiten unter der Woche zuletzt noch fraglich, fällt sicher aus, ebenso RB D’Andre Swift (Knöchel, Schulter). Dazu hat es G Jonah Jackson (Finger) ebenso erwischt wie auch K Austin Seibert (Leiste). Beide werden ebenfalls nicht spielen können. Zwei weitere Lions-Receiver: DJ Chark und Josh Reynolds (beide Knöchel) gelten laut dem offiziellen Injury Report aus Detroit zumindest als fraglich. Hoffnungsschimmer für die gebeutelte Offensive: TE T.J. Hockenson (Fuß) hat zuletzt voll mittrainiert.

 

Die Matchups:

Seahawks-Secondary vs. Lions-Passing Offense: Es ist kein Geheimnis, dass die Offensive der Löwen unter QB Jared Goff nicht die explosivste Mischung der NFL ausmacht, solange der Ballverteiler aus der Motor-City nicht wieder zu seiner Form aus der Saison 2018 zurückfindet. Denn wenn Goff unter Druck gesetzt und zu überhasteten Würfen gezwungen wird, könnte das die Gelegenheit sein, für die Seahawks-Secondary in Week 4 einen Schritt nach vorne zu machen. Rein statistisch spielt dabei die drittbeste Offense (Detroit) gegen eine harmlose Seahawks-Defense (Platz 28) – doch was sind schon Zahlen wert, wenn am Ende immer der Faktor Mensch ins Spiel kommt …

Aufseiten der Lions lief ohnehin enorm viel über den zuletzt bärenstarken St. Brown. Der Deutsch-Amerikaner verpasste zwar den Rekord für aufeinanderfolgenden Spiele mit einem Touchdown, doch seine Statistiken können sich mehr als sehen lassen: 253 Yards und drei Scores sprechen eine deutliche Sprache. Doch jetzt fehlt er und Detroit muss diesen massiven Verlust ert einmal ausgleichen.

Seahawks-Wide Receiver Tyler Lockett vs. Lions-Cornerback Jeff Okudah: Spannend, auch auf lange Sicht betrachtet, wird sein, inwiefern sich Spieler wie Jeff Okudah entwickeln. Der Nr. 3-Pick aus dem NFL-Draft 2020 hatte so seine Schwierigkeiten in den letzten Jahren und plagte sich mit Verletzungen herum. Und auch unter Ex-Trainer Matt Patricia lief es nicht wirklich gut.

Dennoch: Das Potenzial des Passverteidigers ist da. Sollte er damit in Week 4 erfolgreich Tyler Lockett aus dem Spiel nehmen, ist die Seahawks-Offense um eine beträchtliche Waffe ärmer. Denn bislang stehen in 2022 starke 211 Yards auf Locketts Receiving-Konto.

Seahawks-Runblocking gegen Lions-Rushing Offense: Obwohl es nicht schon Schwächung genug wäre, dass das Receiving-Corps aus Michigan am Sonntag in Week 4 anders aussieht und ihnen dazu der Running Back Nr. 1 fehlt, muss Jared Goff auch noch auf G Jonah Jackson verzichten. Eine Fingerverletzung stoppt ihn und stellt für die Lions einen herben Verlust in puncto Blocking dar. Deshalb stellt sich die Frage: Können die Seahawks daraus Kapital schlagen?

Denn noch vor wenigen Stunden hätte der Autor dieses Textes aufgrund des zuletzt wenig beachteten Laufspieles der Löwen dieses als Schlüssel zu einem möglichen Detroiter Sieg gesehen. Warum? Weil sich zunächst sehr viel auf St. Brown und das Passspiel konzentriert. Doch D’Andre Swift und Jamaal Williams kombinieren am Boden in 2022 bislang für fünf Touchdowns sowie fast 400 erlaufene Yards. Gerade der Ausfall von Swift reißt nun ein großes Loch in eine mögliche Entlastung des nicht immer sattelfesten offensiven Gameplans rund um Jared Goff. Wer jetzt die Lücke füllen darf? Unklar, und damit auf jeden Fall die Chance für die Laufverteidigung der Seahawks, ihre Statistik zumindest etwas aufzupolieren.

Der X-Faktor: Michigan Surprise

Die Detroit Lions sind so etwas wie die Wundertüte der Liga: in Punkten ihren Gegnern durchaus ebenbürtig, kommen sie mit viel Talent und der rauen Gangart ihres Trainers noch etwas unwirsch daher. Also immer langsam mit den „jungen Löwen“. Die letzten Auftritte machen den Fans in der Motor-City zwar Mut und erhöhen damit aber auch die Erwartungshaltung im Staate Michigan. Doch ob die junge Truppe damit umgehen kann? Die Statistik spricht jedenfalls klar FÜR die Seahawks und wer weiß, ob die Strategie „Let Geno cook“ in Week 4 nicht genau das richtige Rezept gegen hungrige Lions darstellt.

  • Spieler des Spiels: Von einem Breakout von D.K. Metcalf zu sprechen, wäre etwas zu viel verlangt. Doch so richtig ins Rollen kam der WR-Hüne der Seahawks bislang noch nicht. Aber mit einem immer sicherer werdenden Geno Smith im Team sollte die Offensive nun nach und nach produktiver werden. Heißt: Wann, wenn nicht jetzt in Week 4, dürfte die Stunde von DK in der Endzone schlagen? Schließlich, wurde Detroits Offensive vom einen auf den anderen Tag durcheinander gewürfelt, was dazu führen könnte, dass das Team etwas aus den Fugen zu geraten droht.
  • Statistik des Spiels: Die Lions stehen vor Week 4, ebenso wie die Seahawks, bei einer Saisonbilanz von 1-2 und dennoch haben sie ihre Gegner „outscored“. Mit 95:93. ESPN sieht die Siegchancen der Mannen in hellblau alleine deshalb bei stattlichen 67.8 Prozent. 
  • Anekdote des Spiels: Die Lions und die Seahawks spielten seit dem Jahre 1976 insgesamt 22 Mal gegeneinander. Dabei allerdings nur jeweils zweimal in den Siebzigern und den 1980er-Jahren. Der Vorteil liegt dabei mit 16:6 Siegen beim Team aus Washington. Den letzten Sieg für die Löwen in diesem Duell gab es 2012.

Der Hype-Faktor: Riq, the Freak!

In der Redaktion ist man heiß wie Frittenfett, wenn es um die Cornerback-Hoffnung aus dem diesjährigen Draft geht. Aber Tariq Woolens Statistik aus dem Falcons-Spiel in puncto Geschwindigkeit ist noch einmal ein ganz anderes Kaliber!

Das Fazit:

Wenn es den Seahawks gelingt, die Lions in Week 4 in der Offense unter 30 Punkten zu halten, ist eine Siegchance da. Dafür müssen die Offensive und hier insbesondere die Receiver aber mehr Präsenz zeigen, während Geno Smith die Aufgabe hat, weiterhin die Bälle in möglichst viele Ecken der gegnerischen Secondary zu verteilen. Auf der anderen Seite darf Seattles Defense trotz des Ausfalls von D’Andre Swift nicht den Fehler machen, das durchaus beachtliche Laufspiel der Lions zu vernachlässigen. Denn Dan Campbells Team ist auf dem richtigen Weg und Detroits Mentalität, ist genau das, was man in Michigan sehen will. Allerdings: zu aggressives Play-Calling geht auch gerne mal nach hinten los …

Zu Saisonbeginn dürften die Mannen um Pete Carroll beim Blick auf den Spielplan schon einmal heimlich die Siegchancen gegen die einzelnen Gegner durchgespielt haben. Das nüchterne Ergebnis: potenzielle Siegchancen gegen Atlanta und eben Detroit. Doch nach der Bruchlandung von vor einer Woche auf heimischen Rasen ist die (leichte) Euphorie aus Woche 1 der Ernüchterung gewichen. Genau das könnte aber ein Rezept für ein „Bounce back“-Spiel sein. Aus deutscher Sicht sicherlich enttäuschend, dass Senkrechtstarter Amon-Ra St. Brown nun eben doch ausfallen wird. Ein Verlust, der ein beachtliches Loch in die Siegchancen der Lions reißt. Zu Wochenbeginn war man am Lake Erie noch positiv gestimmt, dass der neue Lieblings-Receiver würde spielen können. Folgt jetzt der berühmte Momentum-Switch?

Prognose: Die Seattle Seahawks gewinnen mit 24:20