Preview: Regular Season 2022 (Week 7) – Seahawks @ Chargers

Wird es das erwartete Punktefestival im sonnigen Kalifornien? Können die Seahawks ihre gute Defensiv-Leistung aus dem Sieg gegen die Cardinals bestätigen? Darauf wird es am Sonntagabend ankommen – und darauf Justin Herbert in Schach zu halten; jenen Quarterback, der aus schier ausweglosen Situationen Lösungen finden kann. Pete Carroll preist den jungen Ballverteiler aus L.A. – zu Recht – in den höchsten Tönen. Nach Passing-Yards steht er mittlerweile auf Rang vier – vor Tom Brady.

Bei den Los Angeles Chargers  hat man durchaus Respekt vor der Leistung von Geno Smith und insbesondere seiner Connection mit den beiden Receivern, D.K. Metcalf und Tyler Lockett, von denen das gesamte Team profitiert. Das dynamische Duo erzielt zusammen 829 Yards und dürfte die durchaus wacklige Passverteidigung aus Los Angeles vor eine Herausforderung stellen und insbesondere J.C. Jackson, der frühere New-England-Patriots-Cornerback, wird eine Leistungssteigerung erzielen müssen. Zuletzt wurde er aus mentalen Gründen gebenched und von Ersatzmann Michael Davis ordentlich vertreten; doch unter dem Strich lassen beide Teams mehr Punkte zu, als sie erzielen.

Die Defensive der Seahawks bezeichnen lokale Medien als „shakey“ und suspekt. Und in der Tat: Vor Week 6 ließen die Hawks die meisten Yards (430) und die zweitmeisten Punkte des Gegners zu (30.8). In diesen Zahlen inkludiert sind allerdings das „Scorigami“ in Detroit sowie die One-man-show Tyreek Hill. Rechnet man diese beiden Faktoren heraus und sieht sich lediglich das Duell gegen die Wüstenvögel aus Arizona an, könnte man durchaus von einer Wende sprechen. Schon Uli H. Aus M. wusste: „The Trend is your Friend“. Dummerweise gilt das für Beide, denn die Chargers waren in den letzten Wochen sehr erfolgreich. Am Sonntag könnten sie ihre Siegesserie auf vier Siege in Folge ausbauen.

Das Spiel:

  • Kickoff: Sonntag, 23. Oktober 2022, 22.25 MEZ
  • Austragungsort: SoFi Stadium, Inglewood, CA (Freiluft/Dome)
  • Wettervorhersage: 20 Grad Celsius, Sonne
  • Schiedsrichter: Land Clark
  • Empfang: NFL GamePass
  • Wettprognose: Chargers -320, Draftkings
  • Hashtag: #SEAvsLAC

Der Injury Report:

Auf Seiten der Seahawks fehlen neben den Langzeit-Verletzten wohl Gabe Jackson. Der Guard droht nach erneuten Problemen an Knie und Hüfte auszufallen. Am Mittwoch noch abwesend im Training dürften Nwosu und Lockett für das Spiel am Sonntag fit werden, insbesondere Lockett schlägt sich mit Schmerzen am Hüftbeuger herum. Ein weiteres Fragezeichen steht noch hinter den beiden Cornerbacks Isiah Dunn und Artie Burns, letzterer dürfte von den beiden „Young Guns“ Tariq Woolen und Coby Bryant bestens vertreten werden. Tre Brown könnte noch fit werden.

Der Gastgeber bangt allen voran um Wide Receiver  Keenan Allen, der die ganze Woche über nur limitierte Trainingszeiten hatte und mit Problemen am Hüftbeugemuskel ausfallen könnte. Kicker Dustin Hopkins schleppte sich bereits beim Sieg gegen die Broncos mit der gleichen Verletzung herum, hielt aber tapfer durch. Tight End Gerald Everett fehlte krankheitsbedingt im Training. Hoffnung besteht für den jungen Guard und Rookie Zion Johnson, der seine Schulter-Verletzung überwunden hat und wieder voll mittrainierte.

Die Matchups:

Seahawks Secondary vs Justin Herbert: 15 Touchdowns stehen auf der Habenseite für das Team aus der Stadt der Engel. Davon allerdings gehen nur fünf als Rushing-Touchdowns und zehn als Passing-Touchdowns in die Statistik. 1716 total Passing-Yards gegenüber 569 erlaufenen Yards. Es kommt gegen ein aggressives und risikoreiches Play-Calling von Brandon Staley also (erneut) auf das Können der jungen Wilden an. Tariq Woolen`s Parallelen gegenüber Richard Sherman sind ohnehin beängstigend. Beide früher Wide Receiver, Beide ähnlich spät gepickt (153. bzw. 154. Pick) und Beide mit je vier Interceptions in Ihrer Rookie Saison. Das Beste daran: Die Saison von Woolen ist noch nicht zu Ende. Mal sehen ob zu den zwei Turnovern der Chargers noch ein weiterer dazu kommt.

Chargers Pass Rush vs. Seahawks O-Line: Obwohl die Defense der Chargers nicht immer zu 100 Prozent sattelfest ist, genügend Druck von Seiten des Pass-Rush`s ist auch am Sonntag zu erwarten. Veteran Khalil Mack alleine bringt es bereits auf sechs (!) Sacks. Derwin James und Drew Tranquil steuern auch je zwei dazu und letztgenannter führt sein Team in Tackles an (35). Insgesamt hat L.A. bereits 15 Sacks auf der Haben-Seite und ließ selbst nur sieben zu. Da wird sich die junge O-Line der Hawks in der Tat strecken müssen. Abe Lucas und Charles Cross dürften aufgrund der hohen Anzahl an Flaggen (und somit Strafen) ohnehin hellwach sein in einem offensiv ausgerichteten Spiel.

Heimfans vs. 12`s: Auf Platz zehn und mit rund 70.000 Zuschauern im Schnitt liegen die Chargers im Zuschauerranking der NFL und damit nur knapp hinter dem Ortsrivalen und gleichzeitigen Divisions-Rivalen der Seahawks, den Los Angeles Rams. Und dennoch: In gefühlt jedem „Heimspiel“ der Bolts sieht man massig Auswärtsfans, so wie vergangenen Montag als gegen die Denver Broncos ganze Blöcke in Orange erstrahlten und jede Aktion des eigentlichen Heimteams deutlich lauter gefeiert wurden. Dass die „12`s“ laut sein können ist hinlänglich bekannt und könnte an der Westküste somit für einen echten Standort- und somit Heimvorteil sorgen.

Der X-Faktor: Let`s Ride on the West Coast

Geno Smith und seine Offensive harmonieren, 68 Targets kombinieren D.K. Metcalf und Tyler Lockett; dazu das ständige Einbinden der (zumindest) zwei nominellen Tight-Ends. Die Offensive aus der Emerald City ist somit deutlich schwerer auszurechnen als das Scheme der Chargers. Sicher und souverän, auch bei tiefen Bällen gegen eine passlastige und passfreudige Offense um Justin Herbert. In Sachen Laufspiel ist das Michigan-Monster, Kenneth Walker III, in Fahrt gekommen. Das SoFi Stadium und L.A. sind für die Hawks gewohntes Territorium, doch auf welche Faktoren könnte es noch ankommen?

  • Spieler des Spiels: Nach mauem Start kommt auch Quarterback Justin Herbert immer besser in Fahrt. Insgesamt 1716 Yards stehen bislang für den Ex-Oregon Duck zu Buche bei zehn Touchdowns und drei Interceptions (Vergleich zu Geno Smith: 1502 Yards und 9-2 Touchdowns vs. Interceptions). Macht in Summe Platz vier in gesamt erzielten Yards bis in Woche sieben und das, obwohl die Chargers-Offensive derzeit etwas eindimensional unterwegs ist. Das bedeutet für ihn „time to shine“. Auch seine offensichtliche Verletzung aus dem Spiel bei den Kansas City Chiefs härtete den jungen Ballverteiler nur ab. Der Franchise-Quarterback findet immer Lösungen auch für die auswegloseste Situation. Sein schlechtester Wert in Yards gegen Cleveland in Woche fünf waren „nur“ 228. Einzig Rushing Yards stehen nicht in seinem Focus: 26 Yards bei 18 Versuchen.
  • Statistik des Spiels: Ausgeglichen ist die gesamte Bilanz beider Teams im direkten Vergleich. 26:25 Siege und damit genau ein Sieg mehr als der Kontrahent. Noch spannender hingegen die Anzahl der gesamten Punkte. Fieldgulls.com zählte ganz genau: 1067 Punkte FÜR die Chargers gegen 1066 Punkte FÜR die Seahawks. Ein.Ganzer.Punkt.
  • Anekdote des Spiels: Klarer Fall: Die Chargers haben einen Lieblingsgegner und der heißt? Russell Wilson. Gegen den Ex-Quarterback haben die Chargers (inklusive dem Sieg gegen die Broncos) nun eine gesamte Statistik von 3-0. Zwei Niederlagen fuhr er also mit den Seahawks ein. Geno Smith ist hingegen noch ohne Niederlage als Seahawk gegen die Chargers.

Der Hype-Faktor: The „Friq“ Tariq continues!

Auch auf die Wiederholungs-Gefahr hin: Der Hype Train um den Rookie kennt keine Grenzen (zumindest nicht im Nordwesten der USA) – ob es bereits Zeit ist für „Woolens` Island“?

Das Fazit:

Es treten de facto zwei Teams gegeneinander an, deren Defensive nicht gerade als Ligaspitze bezeichnet werden kann, wobei mittels Personal genügend Erfahrung (Khalil Mack) und Super-Bowl Ringe (J.C. Jackson & Kyle van Noy) auf Seiten der Chargers steht. Dennoch: Der zu erwartende „Shootout“ könnte eintreten und um die Chargers zu besiegen, braucht die gegnerische Offensive einen guten Tag und damit vor allem eines: Punkte.

In der Redzone wird sehr häufig der Pass statt dem Lauf gewählt und auch in Gänze wird das Team eher durch das Passspiel getragen: Auftritt Woolen & Co. Durch Verletzungen wird das Scheme der Chargers sehr auf Runningback Austin Ekeler und Receiver Mike Williams ausgerichtet sein. Gut, es gibt schlimmeres, aber das macht den Angriff ausrechenbarer. Ebenso der Fakt, dass Kicker Dustin Hopkins nicht im Vollbesitz seiner Kräfte ist, dürfte den ohnehin risikofreudigen Head-Coach Brandon Staley eher aufs Ganze gehen lassen. Somit kommt eine menge Arbeit auf die Defensive zu. Kann diese Unit ihre ansteigende Form aus dem Cardinals-Spiel bestätigen?

Prognose: Die Seattle Seahawks nehmen das Momentum mit und gewinnen 34:27.