Fan-Mosaik: Aus Deutschland live ins CLink

Fan-Mosaik Jennifer-Christin Buschmann

Ein Geisterspiel live im Stadion verfolgen – das geht nicht. Oder doch? Für ein Mitglied der German Sea Hawkers wurde es nun zur Realität. Jennifer-Christin Buschmann nahm als deutsche Vertreterin in Week 2 am Fan-Mosaik teil und jubelte den Seattle Seahawks via Webcam live im TV und im CenturyLink Field zu. Dank einer von der NFL zusammen mit Sponsor Microsoft initiierten Aktion dürfen zu Sunday Night Football in dieser Saison elf auserwählte 12 ihre Fangruppierung auf großer Bühne repräsentieren. Im Interview erzählt Jenny, wie es dazu kam und warum es garnicht so einfach ist, mitten in der Nacht drei Stunden lang ohne Pause vor dem Laptop zu sitzen.

Jenny, wie hast Du von der Aktion mit dem Fan-Mosaik erfahren? Was hat Dich dazu bewogen, Dich bei der Aktion zu bewerben?
Erfahren hab ich davon über unseren WhatsApp-Newsletter – und auch, dass es wohl die Möglichkeit für einen oder eine Glückliche aus unserem Fanklub gibt, am Fan-Mosaik teilzunehmen. Als ich die Nachricht gelesen hab, habe ich mich noch in der selben Minute beworben, denn wie oft hat man denn schon die Chance, während eines NFL-Spiels im Fernsehen zu sein? In der aktuellen Situation die Seahawks anzufeuern und den Fanklub zu repräsentieren, war eine einmalige Gelegenheit, die ich mir nicht entgehen lassen wollte. Wie die Sache ungefähr aussehen würde, konnten wir uns vom NFL Draft 2020 ungefähr vorstellen, aber die NFL und die Seahawks sind diesmal sogar noch weiter gegangen. 

Die German Sea Hawkers haben Dich dann als Repräsentantin ausgewählt. Wie lief die Kommunikation vorab? Haben die Seahawks oder hat der übertragende Sender NBC die Aktion organisiert?
Zuerst wurde innerhalb des Fanklubs kommuniziert, dann über das Sea Hawkers Central Council. Als dann alle Teilnehmer feststanden, hat unsere liebe VP-Liaison vom Central Council, Candy Johns, uns übergeben. Ab da waren dann die Kollegen der Fanbetreuung von den Seattle Seahawks, die Producer von NBC und die NFL zuständig. WIr hatten mehrere Ansprechpartner. Der wichtigste war Jason Stewart, unser Producer von NBC, und seine Kollegin Katie Conklin. Sie haben uns während des Spiels betreut, standen im Vorfeld für Fragen zur Verfügung und haben uns bei der technischen Umsetzung geholfen. Außerdem wichtig: Ali Vanderka von der NFL, Lee Herteg von den Seahawks und Chris Santaniello, unser Showrunner. Immer wenn wir seine Stimme gehört haben, hat die NBC uns aufgezeichnet oder live auf uns geschaltet.

In den USA geht bekanntlich fast nichts ohne Haftungsausschluss. Musstest Du da Dein Einverständnis geben?
Wir haben den Papierkram mit Hilfe des Central Councils vorm Spiel gemacht. Jeder von uns musste der NFL für die Aufzeichnung und Verwendung unserer Videofeeds (Bilder, Stimme etc.) die Rechte abtreten – ohne Garantie, dass wir im Fernsehen zu sehen sein würden – und erlauben, dass die Liga die Aufnahmen auch in der Nachberichterstattung zeigen darf. Der Vertrag enthielt Klauseln, was wir nicht und auf gar keinen Fall tun dürfen. Wir durften beispielsweise ausschließlich von der NFL lizenzierte Fanartikel ins Bild halten und keine markenrechtlich geschützten Logos.
Ebenfalls verboten: politischen Statements, Gesten oder Zeichen und der Konsum von Alkohol oder anderer Suchtmittel. Wir wurden darauf hingewiesen, dass unser Verhalten auf den Verein und die Seahawks zurückfällt. Das sollte uns wohl daran erinnern, dass wir auch während des Spiels nicht fluchen dürfen. Manchmal gar nicht so einfach!

Bevor es losging – gab es da einen Probelauf?
Die Aktion wurde über Microsoft Teams koordiniert. Das heißt, zunächst haben wir von den Seahawks einige Informationen zu der Software (wie man sie installiert, die richtigen Einstellungen etc.) bekommen. Wir sollten für bessere Stabilität und Funktionalität nicht die Web-Version zu nutzen. Alle teilnehmenden Fans haben von der NFL nur für diesen Zweck bestimmte Zugangsdaten bekommen, mit denen wir uns dann im „Game Day Mosaic“-NFL-Account einloggen konnten.
Am Samstag vor dem Spiel haben wir einen Probedurchlauf gemacht, auch um uns alle kurz kennenzulernen und technische Fragen zu klären. Die Probe haben wir auch genutzt um zu überprüfen, ob alle gut sichtbar Bild positioniert sind, es hell genug ist und die Deko im Bildhintergrund für die NFL und das landesweit empfangbare Fernsehen in den USA in Ordnung ist.

Klingt nach akribischer Vorbereitung, die einige Zeit gekostet hat.
Durch die Zeitverschiebung war das für mich auch noch von 23 bis 0.45 Uhr nachts. Jason hat uns beim Probedurchlauf genau erklärt, worauf wir beim Spiel zu achten haben. Wir würden die „echten“ Live-Bilder der NFL sehen, also ohne den sonst eingesetzten zeitlichen Versatz von etwa 30 Sekunden. Sollten also andere Familienmitglieder oder Freunde im Haus das Spiel ebenfalls im TV oder am Computer verfolgen, bestünde für sie Spoiler-Gefahr.
Außerdem erklärte Jason, dass wir zu jeder Zeit im Bild bleiben müssen. Sollten wir uns doch mal kurzzeitig vom PC entfernen müssen, mussten wir uns über die Chatfunktion vorher bei den Showrunnern und Producern melden, damit sie uns aus dem Mosaik herausnehmen konnten und nicht plötzlich im TV und im Stadion drei von neun Kacheln leer sind.

Im Stadion – wie meinst Du das?
Die NFL und die Seahawks haben in der Endzone einen sogenannten „Celebration Mirror“ angebracht, auf dem die Spieler mit uns jubeln konnten. Wir waren quasi die ganze Zeit – das war im TV oder Stream nicht permanent erkennbar – live im Stadion. Wir konnten das Team anfeuern – und das Team konnte mit uns interagieren.

Kommen wir zum Spiel selbst. Wie lief das ab? Saßt Du den ganzen Abend vor Deiner Laptop-Kamera? Und warst Du permanent live im Fan-Mosaik oder immer nur auf Signal?
Der Spieltag ging für mich bereits früh los. Um Mitternacht deutscher Zeit mussten wir uns vor unseren Computern einfinden, damit NBC noch vor dem Spiel Probeaufnahmen von unserem Jubel (inklusive Getöse) machen und die Übertragung im Stadion richtig einstellen konnte. Also ja, ich habe durchgehend von Mitternacht bis kurz nach 6 Uhr morgens vor meinem Laptop gesessen und in die Kamera gejubelt – eine komische Situation. In der Halbzeit konnten wir uns immerhin alle kurz verdrücken. 

Wie muss man sich so eine Produktion vorstellen?
Das ist wie eine virtuelle Besprechung. Elf Fans im Feed, Jason, Katie, Ali, Chris und dazu noch NFL-Konten, die jeweils eine Kamera im Stadion beziehungsweise einen Videofeed von NBC zeigten. Somit konnten wir in unserer Videokonferenz das Spiel live verfolgen. Es war möglich, die einzelnen Fenster anzuwählen und im Splitscreen die gewählten Videos gleichzeitig zu verfolgen. „NFL Moderator 1“ war das Spiel selbst, „NFL Moderator 4“ war das Fan-Mosaik, „NFL Moderator 7“ und „NFL Moderator 8“ waren die zwei Bildschirme in den Endzonen im Stadion. Ich hatte meinen Bildschirm das ganze Spiel über in diese vier Streams geteilt.

Nicht so einfach, da den Überblick zu behalten, oder?
Ich wollte das Mosaik immer im Auge behalten, denn die Kacheln mit unseren Gesichtern waren unterschiedlich geformt und wir wurden von Zeit zu Zeit in andere Kacheln durchgetauscht. Das heißt, wir mussten gegebenenfalls die Kamera oder unsere Position verändern, wenn wir in eine andere Kachel kamen. Wir waren nicht alle elf gleichzeitig immer im Live-Bildschirm, aber dafür durchgehend in der Endzone sichtbar. Hängen lassen oder Pause machen ging also nicht. Die Jungs auf dem Spielfeld konnten uns die ganze Zeit hören und sehen!

Du sprichst es an. Ihr war zu elft in dieser Nacht. Wer war außer Dir dabei?
Die Fans kamen aus allen Ecken der USA und allen Chaptern des Fanklubs. Als internationale Gäste waren für das UK Chapter deren Präsident Sean Wilson und ich für die German Sea Hawkers dabei.

Wurdest Du gewarnt, bevor Du live im Fernsehen zu sehen warst?
Unser Showrunner Chris hat uns immer fünf bis zehn Sekunden vor der Live-Schalte alarmiert. Oder wenn NBC noch eine separate Jubelaufnahme brauchte. Dann hieß es Rabatz und Getöse machen und jubeln, als ob wir gerade den Super Bowl gewonnen haben. Die meisten Takes die wir vorab und in den Pausen machten, waren etwa 30 Sekunden lang. Wisst ihr wie lange sich 30 Sekunden anfühlen, wenn mal alleine im Zimmer einen Laptop anjubelt, ohne dass etwas passiert ist? Noch dazu in einem stillen Wohnhaus, mitten in der Nacht um 1 Uhr. Das war eine sehr witzige Erfahrung.

Hast Du Dich mit den anderen 12s aus dem Fan-Mosaik ausgetauscht?
Ja, mit den anderen Fans hatte ich Samstag beim Probedurchlauf bereits gesprochen. Wir haben uns etwas kennengelernt, haben erzählt wo wir herkommen und wie wir Sea Hawkers geworden sind. Das Spiel haben wir alle zusammen geguckt. Wie bei einer normalen Videokonferenz konnten wir die ganze Zeit reden (wenn wir nicht gerade live waren) und natürlich chatten. Wir haben eigentlich die ganze Zeit miteinander gequatscht und rumgealbert – sehr cool! 

Kam es zu Interaktionen mit den Spielern?
Mein persönliches Highlight: Vor dem Spiel beim Warmmachen kam Quarterback Russell Wilson höchstpersönlich vorbei uns hat uns zugewunken! Wide Receiver DK Metcalf hat uns bei seinem Touchdown ebenfalls kurz zugejubelt, bevor er sich zu seinen Teamkollegen umdrehte. Im Stream hat man diesen „Celebration Mirror“ übrigens auch kurz gesehen.
Allerdings haben auch die Patriots sich das Jubeln bei Ihrem frühen Pick-Six-Touchdown nicht nehmen lassen…

Haben Deine Freunde Dich im Fan-Mosaik im Fernsehen entdeckt?
Ja, in der Halbzeit hat mein Handy nur so vibriert. Ich habe viele Nachrichten bekommen. Aufnahmen vom Fan-Mosaik beispielsweise, in dem ich zu sehen bin.
Von den Seahawks haben wir alle noch ein kleines Fanpaket erhalten – mit einem Poster (Spielplan der aktuellen Saison), einem Rally Towel, einer „I’m In“-Karte und einer handgeschriebenen Dankeskarte!

Vielen Dank, Jenny, dass Du uns von Deiner Erfahrung erzählt und uns als Fanklub so toll im amerikanischen Fernsehen vertreten hast.

 

Auch an diesem Wochenende darf wieder ein Mitglied der German Sea Hawkers Sunday Night Football live per Videokonferenz mitverfolgen und den Spielern vor Ort auf dem Bildschirm zujubeln.