Preview: Regular Season 2020 (Week 7) – Seahawks @ Cardinals

Preview Week 7, 2020 Arizona Cardinals

Nach der Bye Week wartet auf die Seattle Seahawks in Woche 7 zum ersten Mal in dieser Spielzeit ein Divisionsduell – mit den Arizona Cardinals (4-2). Für die ist das Spiel gegen das noch ungeschlagene Team von Head Coach Pete Carroll eine erste richtige Standortbestimmung. Die Seahawks wiederum wollen weiter ihre Ansprüche auf die Nummer eins im Westen der NFC untermauern.

Das sich im Aufschwung befindliche Team von Head Coach Kliff Kingsbury ist jedoch nicht zu unterschätzen. Wenngleich der Spielplan der Cardinals bislang eher leicht war, wurden die bislang eher schwachen Teams relativ deutlich geschlagen. Mit den Seahawks gastiert in Glendale, Arizona nun das bis dato beste Team.

Mit dem Spiel gegen die Cardinals beginnt für die Seahawks der wohl härteste und auch wichtigste Abschnitt im Schedule dieser Saison. Was ebenfalls in dieser Woche kurzfristig bekannt gegeben wurde: Dieses Spiel, das ursprünglich auf 21:05 Uhr deutscher Zeit angesetzt war, ist nun das Sunday Night Football Game des siebten Spieltags. Damit wird das ursprünglich angesetzte Spiel der Buccaneers gegen die Raiders nicht in Prime-Time stattfinden, da es aufgrund von Corona-Fällen möglicherweise nicht stattfinden wird. Die NFL möchte mit dieser Entscheidung sicher gehen, dass der begehrte und rentablere Prime-Time Slot nicht unbesetzt bleibt. Für die Seahawks-Fans in Europa, die sich dieses Spiel trotzdem anschauen bedeutet das also leider wieder ein paar Stunden weniger Schlaf.

Das Spiel:

  • Kickoff: Montag, 1.05 Uhr (Achtung: Zeitumstellung in Deutschland)
  • Austragungsort: State Farm Stadium (Rasen, Freiluft/Dome)
  • Wettervorhersage: 27 Grad Celsius, leichter Regen
  • Schiedsrichter: John Hussey
  • Empfang: NFL GamePass, DAZN
  • Wettprognose: Seahawks -3,5
  • Schnellcheck: Arizona Cardinals
  • Hashtag: #SEAvsAZ

Der Injury Report:

Wie fast schon befürchtet wird Safety Jamal Adams auch in diesem Spiel noch nicht zum Einsatz kommen. Er fehlt der Defensive nun schon seit Woche 3. Ryan Neal wird für ihn wieder auf der Position des Strong Safeties starten. Darüber hinaus ist der Einsatz von Left Guard Mike Iupati fraglich. Sollte er nicht spielen können, wird Jordan Simmons ihn ersetzen. Defensive Tackle Damon Harrison sowie Wide Receiver Phillip Dorsett sind laut Pete Carroll noch nicht bei 100 Prozent und werden am Sonntag definitiv nicht zum Einsatz kommen. Ansonsten sind alle anderen Spieler der Seahawks spielbereit. Mut macht vor allem, dass Rookie-Linebacker Jordyn Brooks sowie Cornerback Quinton Dunbar fit sind.

Bei den Cardinals sind die Einsätze von sechs Spielern fraglich. Die prominentesten Namen sind Cornerback Dre Kirkpatrick (Fuß) und Wide Receiver DeAndre Hopkins (Knöchel). Es ist jedoch davon auszugehen, dass beide spielen werden.

Die Matchups:

Seahawks-Wide-Receiver vs. Cardinals-Secondary: Macht man sich über die unterschiedlichen Duelle Gedanken, wird oftmals zuallererst an Kyler Murray, DeAndre Hopkins und Co. gedacht. Das zeigt aber auch, dass der am meisten unterschätzte Mannschaftsteil der Cardinals in der Defensive liegt. Denn diese ist mit ein Hauptgrund für die positive Bilanz der Cardinals nach sechs Wochen.

Nach DVOA, einer Metrik, welche die offensive Stärke des jeweiligen Gegners mit berücksichtigt, steht die Unit von Defensive Coordinator Vance Joseph auf Platz 9 (-6,2 %). Sowohl beim DVOA bei Passspielzügen (1,8 %) als auch beim DVOA der Laufspielzüge (-18,1 %) steht Arizona jeweils auf Platz 10. Zum Vergleich: Die Seahawks Defense steht nur auf Rang 26. Und die in dieser Metrik stärkste Unit, auf welche die Seahawks trafen, waren bislang die Patriots (Platz 14). Das Spiel gegen die Cardinals wird also die bisher schwierigste Aufgabe für die potente Offensive der Seahawks.

Nach DVOA und auch EPA/Play konnte dieser Defensive jedoch durch Passspielzüge wesentlich mehr Schaden zugefügt werden, als durch Laufspielzüge. Offensivreihen hatten bei Dropbacks gegen diese Defense durchschnittlich ein positives EPA/Play von 0,082. Laufspielzüge waren wesentlich weniger erfolgreich (-0,111 EPA/Play). Seattle ist also (wieder einmal) gut beraten, den Ball möglichst häufig in die Hände ihres Spielmachers Russell Wilson zu legen. Schließlich ist der bei Pro Football Focus (PFF) der am besten bewertete Quarterback im Jahr 2020. Das haben die Seahawks in dieser Saison in neutralen Situationen so häufig gemacht, wie kein anderes Team in der NFL. Die Belohnung: Der höchste offensive DVOA aller Teams nach sechs Wochen.

Ein weiterer großer Unterschied zur vergangenen Saison besteht vor allem darin, dass die Seahawks früher Spiele kontrollieren. So müssen sie nicht mehr so oft einen Rückstand im letzten Viertel aufholen.

In der Secondary ist Safety Budda Baker der Schlüsselspieler bei den Cardinals. Der ehemalige Washington Huskie wurde in dieser Offseason zum bestbezahlten Safety der NFL und rechtfertigt das mit Leistungen auf dem Feld. Mit einer Note von 80 (von 100) bei PFF ist Baker einer der Top Safeties in diesem Jahr. Er ist als Blitzer gefährlich und kann in der Laufverteidigung sowie mit seiner Deckungsarbeit Offensivreihen Probleme bereiten. Dazu ist Baker einer der besten und sichersten Tackler der Liga.

Abgerundet wird die Secondary von den beiden Cornerbacks Patrick Peterson und Dre Kirkpatrick. Mit denen wird sich DK Metcalf auseinandersetzen. Auf rein physischer Ebene sind die Beiden noch ein relativ gutes Matchup gegen den jungen Receiver. Hier können sie seine Größe und Schnelligkeit recht ordentlich matchen. Byron Murphy ist außerdem einer der besseren Nickel-Cornerbacks. Gut möglich ist, dass Tyler Lockett in diesem Spiel wieder mehr in den Fokus tritt. Dabei wird er mit seinem hervorragenden Route Running gerade den größeren Cornerbacks der Cardinals Probleme machen. Insgesamt sollten die Receiver der Seahawks jedoch leichte Vorteile gegenüber den insgesamt eher durchschnittlichen Cornerbacks der Cardinals haben.

Wilson wird gegen die relativ ordentliche Passverteidigung aus Arizona das ein oder andere Mal etwas Zeit benötigen. An dieser Stelle hat Seattle „Glück“, dass mit Outside Linebacker Chandler Jones einer der besten Quarterback-Jäger der Liga seit kurzem verletzungsbedingt für den Rest der Saison ausfällt. Für die Offensive der Seahawks ist dieses Spiel jedenfalls ebenfalls eine Standortbestimmung. Die Stärken beider Teams treffen in diesem Duell aufeinander.

Seahawks-Cornerbacks vs. Cardinals-Wide-Receiver DeAndre Hopkins: Wide Receiver DeAndre Hopkins ist im Moment der wohl talentierteste und beste Passempfänger im Football. Bereits während seiner Zeit bei den Texans bereitete er den Passverteidigern große Probleme. Seine Qualität ließ unter anderem Spieler wie Kam Chancellor oder Richard Sherman alt aussehen. Nach sechs Spielen im Jahr 2020 kommt Hopkins bereits auf 47 Passfänge für 601 Yards und zwei Touchdowns. Der Schnäppchen-Trade mit Houston in der Offseason hat sich für die Cardinals von daher bereits jetzt ausgezahlt.

Gegen eine teilweise suspekte Secondary der Seahawks wird das ein oder andere Big Play von Hopkins kaum zu vermeiden sein. Wichtig wird es sein, diese so gut es geht zu limitieren und dem Cornerback häufig tiefe Safety-Hilfe zur Verfügung zu stellen. Ansonsten könnte der Star-Receiver gemeinsam mit Quarterback Kyler Murray die Secondary der Seahawks böse auseinandernehmen.

Seahawks-Front-Seven vs. Cardinals-Running Backs: Die Laufoffensive der Cardinals ist unglaublich variabel und kreativ. Sie ist die bis dato beste in der gesamten NFL. Nach EPA/Play steht Arizona bei Laufspielzügen mit 0,116 EPA/Play auf Platz 1. Damit ist sie fast so effizient wie die Passing-Offensive (0,134 EPA/Play).

Mit Kenyan Drake und Chase Edmonds haben die Cardinals zwei gute Running Backs, die auch im Passspiel gefährlich werden können. Leider wird Defensive Tackle Damon „Snacks“ Harrison am Sonntag noch nicht zum Einsatz kommen. Gegen die Minnesota Vikings wurde schonungslos aufgezeigt, dass diese Defensive in der Laufverteidigung doch ein paar Defizite hat. Was das Laufspiel jedoch insbesondere so unberechenbar und gefährlich macht? Lest selbst…

Der X-Faktor: Kyler Murrays Läuferqualitäten

Man könnte argumentieren, dass Kyler Murray als Rusher gefährlicher ist, denn als Passer. Der elektrisierende junge Quarterback ist neben Lamar Jackson der beste Running Quarterback der Liga. Neben seinen zehn Passing Touchdowns hat Murray bereits sechs auf dem Boden erlaufen. Seine Gefahr als Dual-Threat trägt dazu bei, dass das Laufspiel der Cardinals so gefährlich, variabel und schwer ausrechenbar ist. Dazu hält er als Scrambler häufig Drives am Leben.

Seattle muss daher öfter einen Quarterback-Spy auf Murray abstellen und versuchen, ihn in der Pocket zu halten. Mit 7,3 Yards pro Lauf sind seine Rushes deutlich effektiver, als die der beiden Running Backs. LB Jordyn Brooks sowie LB Shaquem Griffin könnten die Rolle des Quarterback Spy einnehmen.

Fest steht, dass Murray limitiert ist, wenn er als Läufer im Containment gehalten wird. Bereits sechs Interceptions warf der junge Quarterback im Laufe dieser Saison. Schafft Seattle es Murray dazu zu zwingen, dass er nur als Passer gegen diese Defense gewinnen muss, wird vielleicht noch die ein oder andere Interception hinzukommen. Dazu könnte das Laufspiel der Cardinals so limitierter werden.

  • Spieler des Spiels: Es wird in diesem Segment fast schon langweilig, über Russell Wilson zu sprechen. Er ist hier in seiner aktuellen Form aber mal wieder die wahrscheinlichste Option.
  • Statistik des Spiels: Die Seahawks haben bis auf dieses eine Spiel im Februar 2015, das jetzt an dieser Stelle nicht weiter erwähnt wird, im Stadion der Arizona Cardinals zumindest ergebnistechnisch fast durchweg positive Erfahrungen gemacht. In der Russell Wilson-Ära stehen die Seahawks bei einem Record von 6-1-1. Woher das Remis kommt wird hier ebenfalls nicht weiter vertieft…
  • Anekdote des Spiels: Der bittersüße Sieg der Seahawks beim Thursday-Night-Spiel am 10. November 2017 bei den Arizona Cardinals (22-16): Er gilt als der Anfang vom Ende der Legion of Boom-Ära. Safety Kam Chancellor erlitt in diesem Divisionduell einen Stinger, der sein Karriereende bedeuten sollte. Später riss sich auch noch Richard Sherman in diesem Spiel die Achillessehne. Beide waren damals zum (bisher) letzten Mal in ihrer Karriere als Spieler in einem Seahawks-Trikot zu sehen.

Der Hype-Faktor: Russ vs. Kyler

Das Social-Media-Team der Cardinals stimmt mit selbstkreierten Animes auf das Divisionsduell ein.

Das Fazit:

Zur Mitte der Saison läuft der Motor der Seattle Seahawks traditionell auf allen Zylindern. Nach der Bye Week sollte das Team relativ gesund zurückkommen und ist auch Favorit in diesem Spiel. Es ist deshalb zu hoffen, dass die Defensive sich in den kommenden Wochen steigern wird. Der Anfang dafür kann in diesem Spiel gemacht werden.

Unterschätzt werden darf der Divisions-Rivale, der sicherlich auch noch mit einem Auge auf den Divisionssieg schielt, definitiv nicht. Spiele innerhalb der Division sind in Bezug auf die Playoffs besonders wichtig. Wenn Seattle also gut genug sein möchte, in diesem Jahr den Super Bowl zu erreichen, müssen sie am Sonntag auch gut genug sein, die Arizona Cardinals zu schlagen.

Prognose: Die Seahawks gewinnen mit 34:26.