Recap: Postseason 2014 (Super Bowl XLIX) – Patriots @ Seahawks

Den Seattle Seahawks hat nur ein Yard gefehlt, um zum zweiten Mal in Serie die Vince Lombardi Trophy in die Luft zu stemmen. Doch am Ende standen die Spieler, Verantwortlichen und der 12th Man mit leeren Händen da. Viel sprach 30 Sekunden vor Spielende für die Titelverteidigung. Doch dann beendeten die New England Patriots den Traum vom Re-Pete.

Die NFL-Saison 2014 ist vorbei – sie endete mit einem packenden Super Bowl, der American Football-Fans rund um den Globus noch lange in Erinnerung bleiben wird. Mit Schmerzen verbunden sein wird dieser Gedanke bei allen Seahawks-Fans. Dennoch, die Glückwünsche der German Sea Hawkers gehen nach New England. Es war ein spannendes Spiel mit vielen Wendungen – großartige Werbung für diesen Sport. Wir blicken zurück auf eine Nacht voller Spektakel: Jeremy Lanes Pick, Chris Matthews‘ Sternstunde, (Katy Perrys kunterbunte Show,) Tom Bradys starkes Comeback, Jermaine Kearses unglaublicher Catch und…

…Malcolm Butlers Interception.

Dieses eine Play, diese spielentscheidende Situation wird in Seattle noch Jahre kontrovers diskutiert werden. Seahawks-Fans werden den Moment, als Malcolm Butler die Interception an der Goal Line fängt, nicht mehr vergessen. Dieser Augenblick geht als einer der schlimmsten, wenn nicht gar der schlimmste, in die Geschichte der Franichse ein. Ob es der schlechtestes Call in der Geschichte des Sports ist, darüber gehen die Meinungen auseinander:

Das Play Calling von Offensive Coordinator Darrell Bevell und Head Coach Pete Carroll wird in den nächsten Wochen noch für reichlich Gesprächsstoff sorgen. Im Nachhinein sind wir alle schlauer. Dennoch müssen sich die Genannten die Fragen gefallen lassen, warum in dieser Situation ein Pass gecalled wurde und im Backfield gleichzeitig einer der wohl besten Running Backs der Liga steht. Nach dem Spiel probierte Carroll, den Call zu erklären:

Unter Anbetracht dessen, dass das Laufspiel das Herz der Seahawks-Offense ist und Marshawn Lynch im Aufgebot steht, muss in dieser Situation ein Run-Play angesagt werden. Lynch hatte im Spiel 24 Carries, lief für 102 Yards, 1 Touchdown und wurde nur bei zwei Carries sofort an der Line of Scrimmage gestoppt. Auch die verbleibende Spielzeit (weniger als 30 Sekunden) darf nicht als Ausrede gelten werden. Das ist nicht nachvollziehbar. Die Patriots hätten kaum Zeit für eine Antwort gehabt, so dass wohl maximal noch ein Field Goal möglich gewesen und das Spiel dann in die Overtime gegangen wäre. Die Tatsache, dass New England die stärkste Defensive der Liga gegenüber gestanden wäre, hätte die Wahrscheinlichkeit nochmals sinken lassen. Doch dafür hätte der Ball erst in die Patriots-Endzone getragen werden müssen. Im Endeffekt haben die Seahawks die passive Variante gewählt. Sie spielten, um nicht zu verlieren. Besser wäre es gewesen, direkt auf Sieg zu gehen.

In den kommenden Tagen und Wochen wird sich zeigen, ob der Call noch weitreichendere Konsequenzen haben wird. Direkt nach der Partie gab es unterschiedliche Aussagen darüber, wer den Spielzug angeordnet hatte. Fest steht, Russell Wilson hat das Play auf dem Spielfeld nicht geändert.

Nicht förderlich für den Teamgeist war nach Spielende folgende Aussage von Bevell über Wide Receiver Ricardo Lockette:

Dass man auch anders mit der Niederlage umgehen kann, bewies Marshawn Lynch, der einmal mehr zeigte, dass er ein absoluter Teamplayer ist:

Trotz verlorenem Super Bowl – Lynch war in der vergangenen Woche ein Gewinner.

Neben dem finalen Play gibt es noch weitere Szenen, die als Gründe für die Niederlage genannt werden können. Nach dem Seahawks- Touchdown zum 24:14 lief in der Offense am Ende des 3. und Anfang des 4. Quarters nicht mehr viel zusammen:

  • Bei 3:15 Minuten im 3. Quarter gab es ein 3 & Out. Es wurden nur 2:20 Minuten von der Uhr genommen.
  • Bei 14:17 Minuten im 4. Quarter stand die Offense erneut auf dem Feld. Wieder gab es ein 3 & Out. Diesmal liefen sogar nur 2:07 Minuten von der Uhr.
  • Nachdem die Patriots den Touchdown zum 24:21 erzielt hatten, kam die Offense mit verbleibenden 7:55 Minuten in Ballbesitz. Und wieder schaffte sie kein First Down. Der Drive endet nach nur 1:03 Minuten.

Schafft es die Offense in diesen Situationen, mehr Zeit von der Uhr zu nehmen und selbst nochmals zu punkten, kann das Spiel einen anderen Verlauf nehmen und die brenzlige Situation am Ende vermieden werden.

Doch auch die positiven Seiten des Super Bowl XLIX aus Sicht der Seahawks wollen wir nicht unerwähnt lassen:

  • Wide Receiver Chris Matthews feierte seinen Einstand als Wide Receiver mit einer fantastischen Performance: 4 Receptions, 109 Yards, 1 Touchdown
  • Nickelback Jeremy Lane fing seine erste Interception überhaupt, bevor er sich beim Return übel am Arm verletzte und nicht mehr weiterspielen konnte.
  • Das Passspiel war im Vergleich zum Spiel gegen die Green Bay Packers nach Anlaufschwierigkeiten besser. Alle Wide Receiver bekamen die Möglichkeit, ihren Teil zum Spiel beizutragen und konnten sich von ihren Gegenspielern separieren.
  • Running Back Marshawn Lynch, weil er diesem Team so unglaublich gut tut.

Wie wir es nun auch drehen und wenden, am Ende steht die wohl bitterste Niederlage in der Franchise-Geschichte. Niemand kann garantieren, dass die Seahawks in absehbarer Zeit wieder in einem Super Bowl stehen werden. Nicht umsonst steht die NFL auch für „Not For Long“. Zu viele Faktoren müssen zusammenspielen, um am Ende erneut den großen Triumph feiern zu können. Die Mannschaft wird sich in der kommenden Offseason verändern, einige Spieler werden das Team verlassen und Russell Wilson wird höchstwahrscheinlich seinen großen Vertrag unterschreiben.

Auch wenn die Niederlage noch wehtut und es noch einige Zeit dauern wird, bis dieses Gefühl verschwunden ist, können wir stolz auf unser Team sein! Die NFC West wurde wieder gewonnen, gegen die Cardinals und 49ers verließ Seattle jedes mal als Sieger das Spielfeld, zu Hause im lautesten Stadion der NFL siegten die Seahawks neun Mal vor den besten Fans der Welt und zum dritten Mal stand der Super Bowl-Champion von 2013 an der Spitze der NFC. In ein paar Jahren werden wir auf die Jahre 2013 und 2014 zurückblicken und froh sein, dass wir diese Sternstunden erleben durften.

Die Mentalität und der Charakter dieser Franchise sind es, die zuversichtlich stimmen, dass noch einige weitere Jahre im Super Bowl-Favoritenkreis hinzukommen. Next man up! Next season up!


Injury Report:

  • CB Jeremy Lane – Wie schon die Bilder nach seiner Interception bestätigten, der Nickel hat sich den Arm gebrochen. Er wird operiert, sobald die Schwellung zurückgegangen ist.
  • CB Richard Sherman – Es deutet sich an, dass Sherman an seinem Ellbogen operiert werden muss. Die Rede ist vom klassischen Tommy John-Eingriff, der oft bei Baseballern durchgeführt wird.
  • FS Earl Thomas – Der Free Safety wird sich eine zweite Meinung einholen, ob an seinem Schultergelenk eine Operation nötig ist oder nicht.
  • SS Kam Chancellor – Nach seiner Verletzung am Knie im Training am Freitag muss sich der Strong Safety wohl einer Knie-OP unterziehen.

Folgende Links beschäftigen sich ebenfalls noch ausführlicher mit der spielentscheidenden Szene:


Wir von der German Sea Hawkers-Redaktion hoffen, dass Ihr während der Saison viel Spaß mit unseren Beiträgen hattet. Wir hoffen, dass Ihr uns auch in der langen Offseason begleitet und die Zeit bis zum nächsten Spiel unserer Mannschaft mit uns gemeinsam verkürzt. Denn eins ist sicher – auch in der Offseason wird es einiges zu berichten und zu lesen geben.

Und:

Go Hawks!