Preview: NFL Draft 2017

(Bild: imago)

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In der Nacht von Donnerstag auf Freitag beginnt in Philadelphia der NFL Draft und die besten College-Spieler werden von den NFL-Teams gepickt. Stand jetzt darf Seattle in der ersten Runde einmal an Spot 26 picken und hat dann für den zweiten Tag sogar vier Picks, davon einer in der 2. Runde und drei Picks in der 3. Runde. Gerade die Picks am zweiten Tag sind sehr wertvoll, denn über die diesjährige Draft-Klasse sagt man, dass sie sehr tief ist und man noch bis spät in die 2. Runde Starter finden kann.

In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit den Needs, die die Seattle Seahawks haben und dazu mit Spielern, die eine große Chance haben, in Seattle zu landen.

Draft Needs: 

  • O-Line: Die größte Baustelle in Seattle ist definitiv die Offensive Line und das obwohl man in der Free Agency sehr bemüht war diese Baustelle zu schließen. Bis auf die Center Position stehen überall noch Fragezeichen wer als Starter in die Saison gehen wird und man wird hier auch über den Draft für noch mehr Wettbewerb sorgen. Ob man dies, in einer eher schwachen Klasse, schon in Runde 1 erledigt oder auf die späteren Runden verschiebt ist noch fraglich.
  • Defensive Backs: Bis zum Ausfall von Earl Thomas stellte Seattle auch in der vergangenen Saison eine sehr gute Pass Verteidigung. Doch mit dem Ausfall des Schlüsselspielers in der Defense begannen die Probleme, dazu spielte auch Sherman nicht seine beste Saison, auch wenn er teilweise angeschlagen in die Spiele gehen musste. Zuletzt gab es immer wieder  Gerüchte über einen Trade von Richard Sherman, aber selbst wenn Sherman bleibt braucht man mindestens einen zweiten Cornerback. Durch die Spekulationen auf ein Karriereende von Earl Thomas und das Kam Chancellor in sein letztes Vertragsjahr geht, braucht man auch auf der Safety-Position weitere Verstärkungen. Hier profitiert man von der besten Draftklasse der letzten Jahre und kann auch mit Picks außerhalb der ersten Runde noch auf Spieler hoffen, die das Team voran bringen
  • D-Line: Bei den potentiellen Picks in der Defensive Line wird es vor allem um Backups für Avril und Bennett gehen sowie mögliche Nachfolger für die beiden Defensiv Ends. Da man dazu auch immer eine tiefe Rotation in der Interior Defensive Line spielt ist auch ein Defensive Tackle immer eine Möglichkeit. Zwar hat man hier erst in der letzten Saison mit Jarran Reed nachgerüstet aber sollte hier der ein oder andere Spieler bis zu Seattle durchrutschen, dann wird man auch über diese Spieler nachdenken.
  • Tight End: Jimmy Graham geht in sein letztes Vertragsjahr und auch wenn die Chemie zwischen Wilson und Graham immer besser wurde und Graham laut PFF.com auch ein passabler Blocker war, wird sich Seattle hier nach einem Ersatz oder Verstärkung der Tight End Depth Chart umschauen. Dieser Draft Need wird am Ende keiner sein, der in der ersten Runde abgearbeitet wird außer OJ Howard fällt bis zu Seattle. Dazu profitiert man auch hier von einer mehr als starken Draftklasse.

Draft Prospects: 

Offensive Line: 

  • Ryan Ramczyk: Ramczyk ist ein 6‘6 Offensive Tackle aus Wisconsin und gilt als der beste Offensive Line Spieler in diesem Draft. Er kann sowohl die Position des Left Tackles als auch des Right Tackles spielen, was der O-Line Gruppe nochmal mehr Flexibilität bieten würde. Durch den O-Line Need von vielen Teams ist es zwar sehr unwahrscheinlich, dass Seattle ihn bekommt. Jedoch müsste man hier direkt zugreifen wenn er doch bis an 26 fällt oder man die Möglichkeit auf einen preiswerten Uptrade hätte.
  • Garett Bolles: Bolles ist ein 6‘5 Offensive Tackle aus Utah. Im Laufe der letzten Monate ist Bolles immer weiter auf den Draft Boards gestiegen, am Anfang des Jahres galt er noch als Pick für die zweite Runde und mittlerweile gilt er als sicherer Erstrundenpick. Bolles sehe ich in der NFL eher als reinen Right Tackle, doch das sollte kein Grund sein ihn deshalb nicht zu picken. Aus dem Umfeld von Seattle hört man immer wieder, dass man von Bolles begeistert ist. Ähnlich wie Ramczyk wäre er ein Kandidat sofort zu starten und trotzdem noch das Potential hat sich enorm weiter zu entwickeln.
  • Cam Robinson: Der dritte Offensive Tackle der in Runde 1 eine Option wäre, ist Cam Robinson. Robinson ist ein 6‘6 Tackle aus Alabama und an ihm scheiden sich die Geister. Einige halten ihn für den Tackle mit der meisten Upside und das er das Niveau hat ein Franchise Left Tackle zu werden. Andere sehen diese Upside nicht und halten Robinson für einen athletischen Spieler aber ohne die nötige Technik um in der NFL gegen die besten Pass Rusher der Liga zu bestehen. Er ist ein Risiko in Runde 1 und sollte auch eher nicht so gut in das System von Seattle passen.
  • Dion Dawkins: Dawkins spielte am College für Temple und ist eine Option für die zweite Runde. Dawkins ist ein sehr kräftiger Spieler, der durch seine Masse auch fürs Run Game sehr gut geeignet ist. Dawkins ist zwar nur 6‘4 groß, aber hat ein ähnliches Gewicht wie die größeren Tackles. Auch ihm wäre zuzutrauen von Anfang an ein Starter zu sein dazu könnte man Dawkins auch gut als Guard einsetzen.
  • Forrest Lamp: Lamp ist für ich der einzige Guard in dieser Draft Klasse, den man ohne Bedenken in Runde 1 ziehen könnte. Am College hat er für Western Kentucky gespielt, das zwar noch als Left Tackle. Jedoch denke ich seine Position in der NFL wird klar die des Guards sein. Lamp wurde zuletzt immer mehr mit Seattle in Verbindung gebracht und auch die letzten Mock Drafts haben ihn immer wieder zu Seattle gemockt. Dies bedeutet zwar besonders unter Schneider/Carroll nichts, jedoch fänd ich Lamp wäre ein guter Fit und würde die O-Line auf ein neues Niveau stemmen.
  • Dan Feeney: Als Prospect für die zweite Runde kommt auch Dan Feeney, ein 6‘4 Guard aus Indiana in Frage. Er hat zwar nicht das Talent eines Lamp’s jedoch wäre auch er eine Bereicherung für das Team von Seattle. Sorgen macht jedoch die Verletzungshistorie nachdem er in 2016 paar Spiele verpasste, aber in 2013 sogar eine ganze Saison. Wenn die medizinischen Tests im Rahmen der Combine für positive Ergebnisse gesorgt haben, dann wäre Feeney in der zweiten Runde eine sehr gute Wahl.

Defensive Backs: 

  • Marlon Humphrey: Der Cornerback aus Alabama ist für mich der zweitbeste CB nach Lattimore und hier hat man gute Chancen, dass er bis zu Seattle rutschen könnte. Humphrey ist 6‘0 groß und passt vom Scheme sehr gut nach Seattle da er ein sehr guter Zone CB ist und auch sehr gut tacklen kann. Dies ist besonders im Run Support eine wichtige Eigenschaft die ein Cornerback mitbringen muss um ihn Seattle zu bestehen. Da man nicht weiß wie schnell Shead wieder fit ist, könnte Humphrey auch direkt starten und wenn Shead wieder fit ist auch den Weakside CB Spot behalten und Shead rutscht dann in die Nickel/Dime Position.
  • Kevin King: Nicht nur aufgrund der Tatsache, dass Kevin King für die Washington Huskies gespielt hat, wird er immer wieder mit Seattle in Verbindung gebracht. Von den Top CB in diesem Draft ist er der größte mit 6‘3 und dies würde gut zu den Seahawks passen. King gilt zwar nur als zweit bester Cornerback der Huskies, durch die schwere Verletzung von Sidney Jones wird dieser aber vermutlich bis in die zweite Runde droppen. Wäre King an 26 noch verfügbar wäre es eine Überlegung ihn zu picken und auch er hat das Potential in der Defense sofort zu starten.
  • Chidobe Awuzie: Der Traum eines jeden Kommentator bei Ran wäre Awuzie wohl nicht, das ist jedoch egal. Awuzie gilt als möglicher Lockdown Cornerback und wäre auch eine passende Wahl. Ebenso wie Humphrey ist er 6‘0 groß und hat seine Stärken auch im Run Support. Awuzie erhält im Vorfeld des Drafts nicht sonderlich viel Hype, wäre jedoch ein sicherer Pick der für mehr Konkurrenz bei den Cornerbacks sorgen würde.
  • Obi Melifonwu: Im Rahmen der Combine hat der 6‘4 große Melifonwu sehr gute Workouts gezeigt und sich so ins Rampenlicht geführt. Besonders sein Vertical Jump hat ihm hier sehr viel Draft Hype beschert. Vor der Combine galt er aufgrund seines Tapes noch als Day 2 Pick, doch seine athletischen Fähigkeiten haben ihn immer weiter nach vorne gespült und mittlerweile kann man mit ihm auch in Runde 1 schon rechnen. Inklusive der Combine hat sich das Scouting Team von Seattle insgesamt vier mal mit Obi getroffen und auch wenn das natürlich vorsichtig zu bewerten ist, deutet dies auf starkes Interesse hin. Im ersten Jahr würde es hier noch eher heißen von Chancellor und Thomas zu lernen. Aber spätestens ab Jahr zwei seines Rookie Vertrages könnte er die Rolle von Chancellor einnehmen.
  • Jabrill Peppers: An Peppers scheiden sich die Geister, da er in der Defense von Michigan keine feste Position hatte sondern als Allzweckwaffe in der Offense und Defense eingesetzt wurde, hat er in der NFL ein Problem. Denn bisher weiß noch niemand wo und wie man Peppers am besten einsetzen könnte. Dazu gab es zuletzt noch den Vorfall mit einem ungültigen Dopingtest bei der Combine, weil sein abgegebenes Urin zu „verwässert“ war. Sportlich sehe ich Peppers als ein Combo-Player zwischen OLB und Strong Safety. Hier würde er in Seattle vermutlich zuerst als Linebacker eingesetzt werden, auch wenn er am College noch enorme Probleme mit der Coverage hatte, sehe ich ihn hier am besten aufgehoben. Was ein Plus an Peppers ist, dass er einer der besten Returner dieses Drafts ist und sich Lockett so komplett auf seine Rolle als WR konzentrieren kann. Dazu könnte man ihn in speziellen Situationen auch als Running Back einsetzen und so für Überraschungen beim Gegner sorgen.
  • Budda Baker: Ein weiterer Defensive Back Spieler aus Washington, mit 5’10 ist er eher ein kleiner Spieler und würde am Anfang als Slot CB eingesetzt werden. Seine tatsächliche Rolle sehe ich hier aber eher als Safety in der Rolle eines Earl Thomas. Dies wäre in Runde zwei zwar ein Luxus Pick, aber auch eine Absicherung für mögliche Verletzungen von Earl Thomas. Dazu hat er sehr gute Instinkte und könnte auch dauerhaft zum Slot CB umfunktioniert werden, da Seattle auch sehr gerne in Nickel oder Dime Packages spielt.
  • Sidney Jones:  Ohne die schwere Verletzung von Jones wäre er mein Nummer 2 Cornerback auf dem Big Board. So wird er, trotz seiner Ankündigung ab September wieder spielen zu können, vermutlich in Runde 2 rutschen. Ab hier wäre er ein Steal des Drafts, wenn er wieder auf sein Niveau von vor der Verletzung kommt. Man hätte zwar nicht direkt eine Hilfe für die Defense, jedoch dann spätestens ab Jahr 2 einen ebenwürdigen Part zu Sherman auf der anderen Seite des Feldes.
  • Ahkello Witherspoon:  Ein weiterer Kandidat für die zweite Runde wäre Witherspoon, auch ein großer Cornerback (6‘3) der trotzdem nicht langsam ist, wie er bei der Combine gezeigt hat. Somit würde man zurück zu den Zeiten gehen als man mit zwei großen CB das Cover 3 Scheme perfektioniert hatte.

Defensive Line: 

  • Malik McDowell: Sollte McDowell in Runde 1 noch verfügbar sein, so wäre es eine gute Idee hier zuzugreifen. Nach Allen ist McDowell der beste Defensive Tackle in einer eher schlechteren Interior Line Klasse. Somit wäre es kein wirklicher Need, aber da Seattle sehr gerne Best Player Available pickt, würde mich dieser Pick nicht wundern. So hätte Seattle seine Depth Chart verbessert und könnte viel besser rotieren.  Dazu ist er auch erst 20 Jahre alt, was ein weiterer Vorteil wäre.
  • Taco Charlton: Der Defensive End aus Michigan wäre auch eine Investition in die Zukunft, denn Avril und Bennett, trotz neuem Vertrag, sind nicht mehr die jüngsten und bisher hat man als Nachfolger nur Frank Clark. Clark hatte im letzten Jahr eine sehr erfolgreiche Sophomore Saison, aber die muss er auch erst noch bestätigen müssen. Mit Charlton würde man die Rotation vertiefen und könnte auch Bennett bei 3rd Down Plays wieder in die Mitte packen und mit mehr Pass Rushern agieren. Charlton ist mit seinem 6‘6 zwar ziemlich groß, jedoch kann er die PS gut auf die Straße bekommen.
  • Carl Lawson: Lawson, der DE der Clemson Tigers ist auch schwierig einzuschätzen. Ist er gesund, dann ist er mit einer der besten 4-3 Defensiv Ends dieser Klasse. Aber genau die Gesundheit ist ein großes Fragezeichen. Durch diese möglichen gesundheitlichen Probleme kann man eventuell Lawson noch bis Mitte der zweiten Runde picken können, bräuchte hier aber vermutlich einen Uptrade.
  • Tarell Basham: Basham wäre für Ende der zweiten Runde ein guter Pick um sich einen Pass Rusher zu angeln den man langsam entwickeln kann. Im Gegensatz zu Charlton und Lawson müsste man hier aber vermutlich nicht zu viel investieren, um einen Pick für die Zukunft zu landen. Im Run Game hat er noch etwas seine Schwächen, aber als Pass Rusher in klaren Pass Situationen würde er die D-Line langfristig verstärken können.

Tight Ends: 

  • Evan Engram: Da ich in der ersten Runde nicht mit einem Tight End Pick rechne, selbst wenn Howard durch rutschen könnte kommt für mich als erstes Engram in Frage. Engram ist mit 6‘3 zwar kein besonders großer Tight End. Jedoch hat er gezeigt, dass er mit 4,42 Sekunden auf dem 40 Yard Dash für seine Größe ein sehr schneller Tight End ist und auch sehr vielseitig einzusetzen ist. Man könnte ihn auch sehr gut als Wideout einsetzen. Und auch seine Blocking Skills sind nicht zu verachten.
  • Gerald Everett: Der Tight End aus South Alabama ist wie Engram auch 6‘3 groß und auf den ersten Metern etwas langsamer. Wenn er dann aber einmal Speed aufgenommen hat ist er von den wenigsten Linebackers zu stoppen und eignet sich dadurch auch gut als Vertical Threat. In Pass Protection ist er dazu auch gut zu gebrauchen, braucht aber im Run Game noch etwas Feinschliff.

Je weiter die Runden gehen umso schwieriger sind die Prognosen, da es ja auch schon drauf ankommt wen man bisher gepickt hat als auch wie die anderen Teams picken und sich die Abende entwickeln. Zum Abschluss noch eine gewagte Theorie von mir:

Seit 2010 wurde bisher genau ein Quarterback gedrafted und das war Russel Wilson. Doch in diesem Jahr hören sich die Aussagen vom Front Office eher so an, dass man in diesem Jahr mal einen Quarterback draften würde. Zum einen zeigen das die Visits und das Scouting von einigen Quarterbacks als auch das vergangene Jahr und die Verletzungen von Wilson. Meine Vermutung ist also, dass Seattle bis Runde 5 in diesem Draft sich einen Quarterback ziehen wird. Wer das sein kann, dazu stelle ich keine Vermutung auf, aber vielleicht habt ihr ja eine Idee. Und diese sollte besser nicht Davis Webb sein.

Zum Abschluss noch paar Tipps zum Draft von einem Mitarbeiter bei PFF:

A couple draft „rules“ I like: 

  1. Draft players, not positions (don’t go into a draft only looking to draft a certain position group)
  2. You’re not drafting for just this season Don’t look to fill the most immediate need for next season. Have to look beyond one year
  3. Player X (currently on the roster) is not going to keep me from drafting a good player at the same position (especially old players)
  4. You’re never “set” at any position (Quarterback a possible exception) „We have enough pass-rushers and CBs, thanks“ No, you don’t
  5. Team “needs” change on a daily basis in the NFL Keep drafting the best players, the roster will be better over time
  6. QBs live by their own rules. Find one.