12 Fragen an… Claudio Pizarro

12 Fragen an Claudio Pizarro

Claudio Pizarro (37)  ist als Fußballer und als Mensch eine Bereicherung für jede Mannschaft. Der peruanische Stürmer mit dem Dauergrinsen auf dem Gesicht hat in Deutschland während seiner 20-jährigen Profikarriere (unter anderem FC Bayern München, aktuell SV Werder Bremen) Legendenstatus erreicht. Er ist mit 190 Toren der erfolgreichste ausländische Torschütze der Bundesliga und der einzige, der 400 Spiele in der höchsten deutschen Spielklasse absolviert hat. Im Interview mit den German Sea Hawkers spricht Claudio Pizarro über seine Leidenschaft für die Seattle Seahawks, die Namen seiner Rennpferde und Drucksituationen im Leben eines Profisportlers.

Claudio, wenn Du die Wahl hättest zwischen einem Field Goal aus rund 30 Yards und einem Elfmeter gegen Manuel Neuer – wie würde diese ausfallen?
Ein Elfmeter gegen Manuel Neuer. Den kenn ich schon so lange. Da habe ich gute Chancen.

Blair Walsh, der Kicker der Minnesota Vikings, verfehlte am 10. Januar 2016 im Playoff-Duell gegen den Seattle Seahawks die Torstangen beim spielentscheidenden Field-Goal-Versuch aus 27 Yards. Hast Du mit ihm gelitten oder war bei Dir einfach nur die Freude über das Weiterkommen Deines Lieblingsteams groß?
Ich habe mich natürlich für die Seahawks sehr gefreut, da sie dadurch weitergekommen sind. Doch ich habe mich auch gewundert, dass er diesen Schuss aus so kurzer Entfernung daneben geschossen hat. Aber das zeigt, dass im Sport alles möglich ist.

Du hast in Deiner Karriere schon zahlreiche Elfer verwandelt. Aber kannst Du Dich an eine Situation erinnern, in der es mal ähnlich in die Hose ging wie im Januar bei Blair Walsh?
Oh ja, das waren schon einige. Gegen Argentinien habe ich mal einen sehr wichtigen Elfmeter für Peru verschossen und zuletzt gegen den Hamburger SV ist er leider auch nicht reingegangen.

Als Profisportler ist man permanent großem Druck ausgesetzt. Wie gehst Du als eiskalter Torjäger mit diesem Druck um? Und wie sollte man darüber hinaus auf so eine Situation reagieren, wie sie Walsh erlebt hat?
Natürlich ist es nicht einfach, mit solchen Situationen umzugehen. Aber sie gehören dazu. Wichtig ist, dass man weiter an seine Stärke glaubt, konzentriert weiter hart arbeitet und versucht es das nächste Mal besser zu machen.

Du bist Angreifer und damit für die Tore zuständig. Übertragen auf American Football lässt sich diese Position mit einem Wide Receiver oder Running Back vergleichen. Bälle fangen wie Doug Baldwin oder stattdessen durch einen Gegenspieler hindurch rennen wie Marshawn Lynch – wo siehst Du Dich?
Marshawn Lynch (lacht). Da werfe ich auch den Beast Mode an!

Steve Largent und Shaun Alexander sind auf den zwei erwähnten Positionen die absoluten Seahawks-Legenden. Diesen Status hast Du als mit Abstand erfolgreichster ausländischer Torschütze in der Bundesliga auch schon erreicht. Wäre es nicht an der Zeit, in der Bundesliga auch langsam mal eine Hall of Fame einzurichten und Claudio Pizarro einen Platz darin zu geben?
Das würde mich natürlich sehr stolz machen. In Bremen gibt es bereits einen Walk of Fame in der Innenstadt mit Hand- und Fußabdrücken von bekannten Bremern. Vielleicht gibt es dort auch mal einen von mir.

In den sozialen Medien kann man Dich in einem Russell-Wilson-Shirt sehen. Ist der Quarterback der Seattle Seahawks Dein Lieblingsspieler?
Die ganze Mannschaft ist sehr gut. Lynch und Baldwin sind auch sehr stark. Russell Wilson hat in den letzten Jahren gezeigt, dass er ein sehr guter Leader ist und er ist sicher einer meiner Lieblingsspieler.

Unweit von Bremen gibt es die Bremerhaven Seahawks (Oberliga), der zweitälteste noch aktive Footballverein der Bundesrepublik. Sind sie der Grund dafür, dass es bei Dir die Seattle Seahawks wurden oder kamst Du auf anderem Wege zu Deinem Lieblingsteam?
Nein, das Team kannte ich noch nicht. Ich war vor einigen Jahren mal mit dem FC Chelsea in Seattle zu Gast und wir haben damals auf dem Trainingsgelände der Seahawks trainiert. Zum Abschluss unseres Besuches haben wir jeder ein Trikot mit unserem Namen und unserer Nummer bekommen. Seitdem bin ich Seahawks-Fan!

Was fasziniert Dich an der Sportart American Football?
Es ist dieser Mannschaftssport. Wie beim Fußball sind auch im Football viele Spieler in einer Mannschaft. Jeder hat seine eigenen Stärken und Vorstellungen. Aber nur zusammen können sie Erfolg haben. Alle müssen sich auf ein Ziel ausrichten und zu einer Einheit werden. Das ist bei so viel Kraft in einer Mannschaft nicht so einfach. Und das fasziniert mich.

Du hast in den größten und lautesten Arenen der Welt gespielt. Gibt es ein Fußballstadion, das es mit dem CenturyLink Field in Seattle aufnehmen kann?
Leider war ich noch nie in dem Stadion. Daher ist es schwer für mich Vergleiche zu ziehen. Vielleicht habe ich aber bald mal die Gelegenheit, dort ein Spiel live zu erleben.

Du bist ein absoluter Pferdenarr und besitzt ein paar Rennpferde, denen Du lustige Namen wie “Oktoberfest” gibst. Dein Freund und Geschäftspartner Willi Saba hat ein Pferd, das “Peyton Manning” heißt. Er ist demzufolge Fan der Denver Broncos. Spätestens Anfang Februar 2016 dürfte er aber das Trauma von Super Bowl XLVIII verarbeitet haben. Tauscht Ihr ab und zu Sticheleien aus?
Ja, klar, das machen wir (lacht). Mein nächstes Pferd wird übrigens „Wilson“ heißen.

Stürmerkollege Nelson Valdez, der ebenfalls schon für Werder Bremen auflief, spielt aktuell in der Major League Soccer für die Seattle Sounders. Von der Trikotfarbe her würde sich bei einem Wechsel von Bremen nach Seattle folglich nicht so viel ändern. Du bist jetzt 37, könntest Du Dir den Schritt in die USA, womöglich sogar in den Pacific Northwest, auch vorstellen?
Ja, warum nicht. In den USA kann man sicher gut leben. Alles ist möglich. Aber erst einmal konzentriere ich mich voll und ganz auf Werder.

Claudio, wir danken Dir für das Gespräch!

 

Über die Rubrik

„12 Fragen an…“ ist eine Rubrik, in der regelmäßig Interviews unserer Redaktion mit Persönlichkeiten veröffentlicht werden, die in einer Beziehung zur deutschsprachigen Fangemeinde und den Seattle Seahawks stehen. In den Gesprächen geht es um Zusammenhänge zwischen den Interviewpartnern und unserem Lieblingsteam, Erlebnisse und Erfahrungen im American Football und persönliche Geschichten. Alle bisher erschienenen Interviews aus der Serie gibt’s hier zum Nachlesen.